Gerberei
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Handwerk
Die Gerberei ist auch noch in der „Frühen Neuzeit“ („Early Modern History“) von ca. 1500 bis ca. 1800 ein unverzichtbares Handwerk.
Anwendung
Leder wurde da benötigt für Kleidung, Schuhe, Handschuhe, Beutel und Taschen. Auch Pergament zur Anfertigung von Urkunden und Büchern bestand aus Tierhäuten.
Standorte
Leider war die Gerberei ein stinkendes Gewerbe und wurde daher meistens außerhalb der Stadtmauern betrieben.
Rohstoffe
Von den Fildern (Abdecker, oder Schindern, Knochenhauern oder Schlachtern wurden die Tierhäute mit Kopf und Fußknochen geliefert.
Rohstofftrennung
Nach kurzem Fäulnissprozeß konnten Haut und Knochen, beziehungsweise Horn voneinander getrennt werden.
- Horn wurde an den Horn- und Knochenschnitzer weiter verkauft
- Knochen gingen an eine Knochenmühle, in der die Tierknochen gemahlen oder in Stampfmühlen zu Knochenmehl verarbeitet wurden. Dieses wurde im beginnenden 19. Jahrhundert als organischer Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt.
- Kalzinierte (weiß gebrannte) Knochen, konnten in Töpfereien mit reingeschlämmten Ton bei hohen Temperaturen zu Schmelztiegeln gebrannt werden, ähnlich wurde auch Porzellan erzeugt.
Weiterverarbeitung der Häute
Die zur Gerbung vorgesehenen Lederhäute wurden zunächst in Weichkästen der "Wasserwerkstatt" 1 bis 2 Wochen in Frischwasser (aus dem Mühlenbach) eingeweicht. Danach wurden sie mit Kalkmilch und Pottasche behandelt um die Haare von den Fellen zu lösen. So ließen sich die Häute leichter glatt schaben. Zwischendurch mußten die Häute immer wieder in fließendem Wasser gespült werden. Zu letzt wurden die geschabten Häute in Bottichen mit Harn und Eichenlohe eingelegt.
So wurde das Leder haltbar und geschmeidig. Der gesamte Gerbungsprozess konnte bis zu 2 Jahren dauern. Zur Sicherung eines regelmäßigen Einkommens mußten daher die Gerber möglichst viele Gerbgruben betreiben.