Unna

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Unna: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Münster > Kreis Unna > Unna

Name

„Unna" 1019; „Vnna" 1179; „Unha" 1237; „Unna" 1243; „Unnasger mate" 1245; „Unha" 1258; „villa Unna" 1265; „villa Unnay" 1278; „Unna" 1295

Frühe Güterbewegung

1019 überwies der Kölner Erzbischof Heribert der Abteikirche zu Deutz die Kirche in Unna; 1179 bekundete Philipp von Heinsberg, Erzbischof zu Köln, daß der Dechant Gerhard v. Mariengraden in Köln die Einkünfte seiner Dignität durch eine Rente in Unna vermehrt habe

Landschaftliche Lage

Unna lag 1955 mit dem Stadtkern 16 km ostwärts Dortmunds, in der durch Lößbedeckung sehr fruchtbaren Landschaft der überwiegend waldfreien Hellwegbörden, zwischen der Ruhr im Süden (7 km) und der Lippe im Norden (14 km), am Ostrande des Ruhrkohlenindustriereviers. Die Stadt ruht mit ihrem Kern in etwa 100-108 m Höhe an der mit Sol- und Süßwasserquellen reich besetzten, west-ostgestreckten Fußlinie der nach Süden zu aus dem Flachland mäßig ansteigenden Haarstrangschwelle, erstreckt sich aber mit ihrer geräumigen Stadtgemarkung von 60 m Höhe im Norden bis über 200 m im Süden darüber hinaus, nach Süden fast bis auf die Haarstranghöhe hinauf. Von wirtschaftlicher Bedeutung für die Entwicklung der Stadt war neben der Fruchtbarkeit ihres Umlandes sehr früh schon die hier entspringenden bzw. angebohrten Solequellen und im 19. Jh. die Erschließung der in geringer Tiefe lagernden Vorräte an Steinkohlen des Ruhrreviers.

Siedlungsursprung

Frühgeschichtliche Funde (1934 und 1951) weisen auf eine älteste Siedlung im Höingtal am alten Hellweg, die bis in die merowingische Zeit gereicht hat. Die heutige Stadt hat sich auf dem südlich hiervon gelegenen Höhengelände entwickelt, auf dem in karolingischer Zeit eine „curtis regia“ angenommen wird. 1010 erfolgte die erste Erwähnung einer Kirche, 1243 und 1278 „villa“, vor 1200 „oppidum“.

Stadtgründung

Unna ist im Kampf der Grafen von der Mark um den Anspruch ihrer Landeshoheit gegen die Erzbischöfe von Köln, im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts zur befestigten Stadt aufgestiegen. 1243 erhielt Graf Adolf von der Mark die Kirchenvogtei und das Wigboldsgericht im Dorfe Unna. 1263 hatte der Kölner Erzbischof dann das Dorf Unna niedergebrannt und die Kirche geplündert. Im Jahre 1265 erklärte dagegen Graf Engelbert von der Mark, daß er zu Lebzeiten des Kölner Erzbischofs Engelbert II. ohne dessen Erlaubnis die Villen Unna, Kamen und Iserlohn nicht stärker befestigen werde als sie seien. Graf Eberhard II. (1277-1308), welcher bei seinem Friedensschluß mit dem Erzbischof Siegfried 1278 noch von der „villa Unna" spricht, verleiht den Unnaern, die „extra oppidum trans mumm wohnen (als Pfahlbürger außerhalb der Mauern aber vermutlich innerhalb der „Friedenspfähle“ wohnend), 1290 dieselben Rechte und Freiheiten, wie sie die in der Stadt wohnenden besitzen. Ein Vierteljahr zuvor datiert die erste erhaltene Urkunde der „consule ac universitos opidi" mit dem Abdruck des ältesten Stadtsiegels. Schließlich wird 1295 der Bürgermeister Verenboldus genannt, während der plebanus Herimannus 1210 bereits erwähnt wurde.

Stadt als Siedlung

Bauliche Entwicklung

Grundriß Ellipse. Seit der 2. Hälfte 13. Jahrhunderts (Jhdt.) Ringmauer mit 5 Toren mit Turmaufbau, Graben, Wall und Außenbollwerken. Tore: Wassertor (Südost), Smöring-, später Morgentor (0sten), Viehtor (Norden), Maßener Tor (Westen), Hertinger Tor (Süden) und 3 weitere starke Türme in der Osthälfte der Ringmauer, ein vierter in der Verlängerung der früheren Königstraße. Reste von Mauern und Türmen waren 1955 noch erhalten. Inmitten einiger Häuserblocks noch 1723 „gepflanzte Höfe". Scheunen allmählich aus dem Stadtinneren entfernt. Außenbürger 1200 erwähnt (vermutlich innerhalb der Friedenspfähle wohnend); im Norden Salzwerk Brockhausen, um das allmählich der Stadtteil Königsborn entstand. Im Nordosten alte und neue Heide besiedelt; nach dem 1. und 2. Weltkrieg Siedlungen im Norden, Süden und Westen.

Kupferstich Matthaeus Merian der Ältere 1647:
Unna mit Stadtbefestigung, am Fuße des Haarstrangs


Gebäude

Am Altmarkt (seit 1290 erwähnt) das Rathaus (zuerst 1346 erwähnt), wohl damals schon an der Südseite, 1489 daselbst Neubau, diente 1833-82 als Gericht, dann abgerissen (dort 1955 ein Privathaus). An der Nordseite das Gildenhaus, errichtet 1590, verbrannt 1672, Neubau 1678, zum Rathaus umgebaut 1833, 1955 Kreispolizei. Daneben das Weinhaus des Rates, erwähnt 1439, verkauft 1626. Neues Rathaus vor dem ehemaligen Viehtor aus Privathaus umgebaut, eingeweiht 1914. Krameramtshaus am Krummpfad (fälschlich heute Krummfuß genannt). Hier auch Kloster der Minderbrüder, 1339-1476 erwähnt. Landesherrliche Burg neben der alten Gerichtsstätte des „vriethof", erbaut 1380, Privatbesitz seit 1405, von der Stadt erworben, Haus der Heimat mit Museum und Archiv seit 1947.

Ev. Stadtkirche, zuerst erwähnt 1019, Neubau 1322 als Hallenkirche, mit Chorumgang 1467 vollendet; durch Brand beschädigt 1660, 1723, 1860; restauriert 1936, durch Artillerietreffer 1945 beschädigt, wiederhergestellt 1948. Kath. Katharinenkirche unweit des neuen Rathauses auf der Stelle einer älteren (1848 bis 1034) erbaut 1933-34 als doppeltürmige Basilika mit hohen Seitenschiffen, Kriegseinwirkungen 1947 beseitigt.

Kirchen in Königsborn: kath. 1803, ev. 1905. An der Klosterstraße das St.-Barbara-, später Katharinenkloster, Bau begonnen 1450, später „Systernhus" der regulierten Augustiner-Kanonissen, Kloster 1809 aufgehoben, die Kirche blieb kath. bis 1848, als Synagoge 1849-1938, abgebrannt. Hospital zum Hlg. Geist an der Maßener Straße mit Kirche und Armenhäusern, errichtet 1315, abgebrannt 1320, neu aufgebaut 1322, die Kirche 1620 der kleinen ref. Gem. überlassen; 1673 fielen Kirche, Wiedumsgebäude, Hospital und Armenhaus der französischen Beschießung zum Opfer; Ende 17. Jhdts. Neubau, 1753 zerstört Blitzschlag den Kirchturm, Kirche 1827 wegen Baufälligkeit verkauft und abgerissen, 1847 ebenfalls das Armenhaus; dort Schulneubau 1848, der seit 1920 der Berufsschule dient. - Altes Amtshaus der Saline im Kurpark Königsborn, Verwaltungsgebäude des Amtes Unna-Kamen (1905), des Landratsamtes (1930), der Klöckner-Werke (1907), der Wunnerschen Bitumen-Werke (1925).

Brände, Erdbeben

Großbrände: 1203, 1303, 1308, 1420, 1448, 1455,1458 (110 Häuser verbrannt), 1537 (82 Häuser), 1538 (70 Häuser), 1673 (Beschießung durch den Marschall Turenne mit 65 Granaten, 220 Häuser), 1681 oder 1687, 1723 (131 Häuser). Erdbeben 1640.

Zerstörungen 2. Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg wurden 140 Häuser völlig zerstört, 19 schwer beschädigt; d. h. 220 Wohnungen völlig zerstört-, 735 bis zu 60%, 670 bis zu 40%. 1400 Wohnungen wurden leicht beschädigt.

Bevölkerung

Einwohner, Zuzug

1500: etwa 2.700 Einwohner vor 1597 (Pestjahr) angeblich 4.000-5.000 Einwohner (wahrscheinlich Stadt und Kirchspiel zusammen), 1722: 1.409 Einwohner, 1765: 1.749 Einwohner, 1771: 499 Häuser und 1.870 Einwohner, 1782: 2.214 E., 1784: 2.257 E. (davon 1052 männlich und 1.205 weiblich; Kinder unter 9 Jahren 321 männlich, 281 weiblich), 1796: 503 Häuser und 2.305 Einwohner. Im Brautweinbuch der Stadt (1623-1808) werden für die Zeit 1668-1759: 325 Neubürger aufgeführt, meist zugezogene (aus den Dörfern der Umgegend, aus Westfalen, einzelne auch aus dem übrigen Deutschland, wenige aus dem Ausland), z. T. auch bisherige „Einwohner". Von 1689 ab werden bei den Ehepaaren Bürger und „Einwohner" (Gädemer, in „Gademen“ wohnend), diese geringer an Zahl, unterschieden, 1770 wanderten 7 Pfälzer Familien ein und gründeten im äußersten Norden des Stadtgebietes eine „Colonie".

Seuchen

Pest 1597-98 (etwa 1.400 Opfer); 1615-16; 1635-36. Unbekannte Seuche 1673.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Kornzettel ab 1600 (große Lücken)
  • Kataster (nach Stadtquartieren), seit 1700 unvollständig.
  • Adressbücher
  • Kirchenbücher: ref. seit 1613 (mit Unterbrechungen), luth. seit 1711 (mit Unterbrechungen), kath. seit 1682.

Abschriften der Mormonen

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

  • Zivilstandsregister, Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote 1810-1812
  • (luth., ab 1822 ev.) Geburten, Heiraten, Tote 1815-1821
  • (ref., ab 1822 ev.) Geburten, Heiraten, Tote 1815-1822
  • (ev.) Geburten, Heiraten, Tote 1822-1874
  • (ev.) Sterbelisten 1871
  • (rk.) Geburten, Heiraten, Tote 1815-1874
  • (rk.) Sterbelisten 1871
  • Juden, Geburten, Heiraten, Tote 1821-1843
  • Juden, Geburten, Heiraten, Tote 1847-1874
  • Mischbestand 1815-1854
  • Dissidenten 1850-1874

Berühmte Personen

Rotger Grumelkut, Steinmetz vor 1448 in Unna (+1451);
dessen Sohn Johannes, der sich selbst später „von Soest" nannte, Arzt, Schriftsteller und Dichter, zuletzt in Frankfurt a. M., (*1448 Unna, +1506);
Philipp Nicolai, Pfarrer, Theologe und Liederdichter, (*10.08.1556 Mengeringhausen in Waldeck, +26.10.1608 Hamburg), in Unna 1596-1601 Pfarrer.
Thomas Haver (* in Soest, +20.09.1625 Unna), seit 1607 Pfarrer in Unna, seit 1612 zugleich erster Generalinspektor der luth. Kirche der Grafschaft Mark.
Thomas Davidis (* 25.01.1609 Unna, +25.08.1689), seit 1631 Pfarrer in Unna, seit 1649 zugleich luth. Generalinspektor der Grafschaft Mark.
Balthasar Konrad von Broich (* 1674), brandenburgischer Gesandter beim Reichstag zu Regensburg (Fürsprecher der Salzburger Emigranten).
Wilhelm Sternfeld, Literaturhistoriker, (*1. Februar 1888 in Unna, +26 December 1973 in London)

Einwohnerzahl ab 1800

1800: 2.451 Einwohner, 1812: 3.204 E. 1818: 3.490 E., 1829: 4.299 E.. 1843: 5.247 E., 1858: 6.402 E., 1861: 6.394 E., 1871: 6.915 E., 1885: 8.904 E., 1895: 12.356 E., 1905: 16.324 E., 1910: 17.381 E., 1919: 17.298 E., 1925: 18.594 E., 1933: 18.566 E., 1939: 19.985 E., 1946: 23.007 E. 1950: 26.332 E., 1951; 27.765 Einwohner.

Sprache, Mundart

Die Mundart von Unna liegt im Raume Dortmund-Lüdenscheid des Westfälischen, der durch die alten Dualformen ink 'euch', it 'ihr' sich vom übrigen Westfalen abhebt. In Unna spricht man ferner: ik sin *ich bin', riäuhe 'roten', baun 'bauen', meiget (sie) mähen'.

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

1364 Privileg für Märkte von Adolf II. (Unnaer Maß schon 1270 erwähnt). 1379: Priv. von Engelbert III., daß Unna nicht mehr Zoll und Geleit geben soll als unter seinem Vater Adolf II. (1346); 2 Wochenmärkte (so noch 1955) und 5 Jahrmärkte (kermisse) bewilligt. 1955 noch als Mai-, Zwiebel- (Oktober) und Katharinenkirmes (November) veranstaltet. Krameramt: 1481 Gilde St. Maria-Magdalena, St. Agatha und St. Dorothea als Vereinigung der Kaufleute; Satzung der „koplude gildey" 1537. Im Mittelalter bereits wegen der ausgedehnten und überaus einträglichen Feldmark (Mitte 18. Jh. 603 lokale Morgen, davon 514 Morgen Ackerland und 80 Morgen Weide) neben der Landwirtschaft blühendes Mühlen-, Bäckerei-, Brauerei- und Brennereigeworbe (1722: 45 Braustellen und 33 „Brandweinblasen", Unnaisches Bier später weitbekannt, ebenso der „Müser-Korn"), daneben Tuch- und Leinenweberei sowie Salzgewinnung. Handelsbeziehungen nach Flandern, Holland und England im Westen und Riga, Reval und Nowgorod im Osten mit Vertrieb der einheimischen Erzeugnisse (Bier, Tuche, Salz) und der Kleineisenwaren des märkischen Sauerlandes (Unna 2. Vorort im märkischen Hansequartier, zu dem 14 Städte gehörten) sowie Einfuhr von Heringen, Wein und rheinischer Wolle (von Köln) und Tuchen.

1470 erfolgte die Vereinigung der Schneider, 1782 die Errichtung der Weberzunft, 1785 Schreinerzunft. Von Bedeutung wurden die Gilden der Bäcker, Schuhmacher und Schlächter sowie die Ämter der Kramer, Schmiede und Wollenweber. Um 1723 in Unna 16 Schneider, 15 Schuhmacher, 12 Schmiede, 11 Metzger, 11 Faßbinder, 8 Tischler, 41 Bäcker, 31 Brauer, 19 Weber, 2 Zimmer- und 5 Maurermeister.

Die älteste Urkunde über das Brockhausensche Salzwerk stammt von 1389 (Priv. des Grafen Engelbert III. an die Sälzer in Brockhausen). Vertrieb des mit Gradierwerken und Siedereien aus Sole gewonnenen Salzes besonders in der Hansezeit bis weit ins Ausland. Im 30jährigen Kriege Zerstörung der zahlreichen, im Familienbesitz von Sälzern befindlichen Bohrlochanlagen (1633 nur noch 3 Salzhütten). 1732 bis 1735 Wiederbelebung durch Abteufung der staatlichen „Saline Königsborn" (25 Fuß tief, 6-lotige Sole) und die 1799 zwecks besserer Soleförderung erfolgte Aufstellung der ersten Dampfmaschine Westdeutschlands (bis 1932 in Betrieb). 1872 Verkauf der Saline an Fr. Grillo aus Essen und 1873 Gründung des „Steinkohlen- und Salzbergwerks Königsborn" durch diesen (Verwendung von Steinkohle für das Salzwerk Brockhausen schon im 16. Jhdt., zunächst aus Hörde bei Dortmund, später aus 1801 und 1857 unternommenen Abbauversuchen in der näheren Umgebung), 1882 Zuleitung weiterer Sole von Werries bei Hamm durch Röhren nach Königsborn zwecks Siedesalzgewinnung und zum Betrieb des 1816-20 begründeten Sol- und Thermalbades Königsborn (letzteres mit der Übernahme der Solequellen bei Werries durch die Stadt Hamm 1941 eingegangen).

1882 schließlich das erste Kohlenflöz angefahren (Schacht I), 1887 Schacht II, 1895 Schacht III und IV (in Bönen). 1922 Übergang der Königsborn AG. für Bergbau-, Salinen- und Solbadbetrieb in den Besitz der Klöcknerwerke mit Zechen in Heeren und Bönen (5 bzw. 8 km nördl. Unna-Stadt) und weitere Ausdehnung des Kohlebergbaues, 1919/20 Begründung des Steinkohlenbergwerks „Alter Hellweg" (mit 1955 noch 1.580 Arbeitern und modernem Großkraftwerk). Daneben in Unna auf der Grundlage der Kohleerschließung im 19. Jhdt. Entwicklung zahlreicher kleiner und mittlerer Betriebe der Maschinen-, Draht-, Messing- und sonstigen Metallindustrie, sowie des Ziegelei-, Keramik-, Bau- und Mühlenwesens. Das wirtschaftliche Hauptgewicht lag noch 1955 auf dem Steinkohlenbergbau.

Industrie und Handel im 20. Jhdt.

Wichtige und bekannte industrielle Unternehmungen: Zeche Königsborn der Klöcknerwerke AG. Duisburg sowie deren Schächte I/II/V, Zeche Alter Hellweg der Gewerkschaft Heinrich (Sitz in Essen-Kupferdreh), Stadtmühle Weißenberg (seit 1380), Mühlenwerke Bremme (seit 1862), Linden- und Adlerbrauerei.

Verkehr

Seit ältester Zeit ist Unna ein wichtiger Ort an der alten Hellwegstraße vom Niederrhein über Dortmund-Soest nach Paderborn, mit der sich im Mittelalter zwei aus dem Süderbergland (Sauerland) kommende Handelswege und eine vom Norden her über die Lippe führende Straße hier schnitten. Dadurch frühzeitig günstige Verbindungen über den Hellweg, über Lünen nach Münster, Wesel und den Niederlanden, sowie in südlicher Richtung zum märkischen Sauerland. 1955 kreuzten sich in Unna die Bundesstraßen Essen-Paderborn (alter Hellweg), Wuppertal- Hamm, Iserlohn- Münster sowie Straßen nach Menden, Schwerte, Dortmund und Hamm. Seit 1938 einer Entfernung von 7,5 km nördlich bei Kamen auch Anschluß an die Autobahn Köln- Hannover. Bahnanschluß zuerst 1855 an die Strecke Soest-Unna-Dortmund (Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft), 1866 als Abzweigung von dieser Strecke die Bahn nach Hamm in Betrieb genommen, wodurch ein Anschluß an die Köln-Mindener Eisenbahn hergestellt wurde. 1867 Strecke über Holzwickede-Schwerte nach Hagen. 1876 ein zweiter Bhf. Unna -Königsborn für die „Westfälische Bahn" Dortmund-Welver-Soest. 1899 Unna-Fröndenberg. 1900 Unna- Kamen (Personenverkehr seit 1918 eingestellt). Unna

Umgebungsbedeutung 1955

Unna hatte sich 1955 dank seiner landwirtschaftlich reichen Umgebung, seiner Kohlenschätze und Industrie sowie seiner günstigen Verkehrslage als östliches Eingangstor zum Ruhrindustriegebiet entwickelt und trotz der Nähe von Dortmund (16 km westl.) seine alte Bedeutung für einen Teil der Hellweglandschaft erhalten können.

Verwaltung

Rat

Der Rat zu Unna (consules, rat, später auch senatus, magistratus) zuerst 1290 erwähnt, 1302 werden 10 Mitglieder aufgezählt, Gesamtzahl wohl 12, anfangs vom Stadtherrn eingesetzt, später (seit 1385) von der Gemeinheit alljährlich auf Cathedra Petri (22. Februar) gewählt. Seitdem im Rat 2 Bürgermeister (magister burgensium, civium, consulum; proconsul; burgimagister; senior civitatis), der ältere als der regierende (worthaltende), und 2 camerarii (seit 1454 erwähnt, später auch Loen- und Sterbherren genannt).

Wahlordnung 1593 festgelegt: 7 Kurherren (je 3 aus den Gilden und Ämtern, 1 aus den Erbgenossen) wählen 12 Ratsherren, von denen 6 nach 1 Jahr ausscheiden und 6 mit 6 neuzuwählenden den „sitzenden Rat" bilden. Trotz Verbotes mehrfach Wiederwahl der Bürgermeister; Parteiung in Rat und Bürgerschaft (Gilden gegen Ämter, meist aber persönlicher Art), 1 Stadtschreiber (secretarius, Stades scriver, geheimer Schreiber) 1339 erstmalig erwähnt. Seit 1718 dazu 1 Adjunkt. Ratssitzung jeden Dienstag, ab 1685 Donnerstag; femer wöchentlich 1 Gerichtssitzung. Im 17. Jh. Beschlußfassung „in utroque senatus et communitatis collegio", d. h. sitzender und alter Rat unter Hinzuziehung der 3 Gilderichter (triumviri) und der 3 „Vorgänger" (triumviri plebis).

1718 Neuordnung durch den Preußen Friedrich Wilhelm I.; nunmehr im Rat 7 vom König ernannte Mitglieder: 2 Bürgermeister (Justiz- und Polizeibürgermeister), 1 Kamerarius, 1 Ratsverwandter und Kämmerling, 3 weitere Ratsverwandte (Senatoren); zeitweilig 1 Oberbürgermeister, dazu 5 Vertreter der Stadtquartiere (nach den Toren) als lebenslängliche „Vorgänger".

1808 Mairieverfassung; die Munizipalität Unna umfaßt Unna und 10 Dörfer; 1 Maire und 2 Beigeordnete, je 1 für Stadt und Land, 20 Munizipalräte. 1813 Mairie zur Bürgermeisterei Unna umgewandelt.

1837 Einführung der Städteordnung: Bürgermeister und 3 Ratsherren bilden den Magistrat. 12 Stadtverordnete, einschließlich des Vorstehers, durch die Bürgerschaft gewählt. Seitdem Änderungen der Selbstverwaltung im Rahmen der allgemeinen Gesetzgebung.

Gericht

Neben dem Freigericht (Freistuhl am Höing bei Unna 1291-1447 erwähnt) und dem landesherrlichen Richter, der für Unna seit der Stadtwerdung an die Stelle des Gogerichtes trat, erhielt der Rat frühzeitig richterliche Befugnisse (festgelegt im Stadtrecht 1346) für gewisse Zivil- und niedere Strafsachen und innere städtische Angelegenheiten, später auch über Maß und Gewichte. Berufungen von den Urteilen des Rates gingen an den Rat zu Hamm und von da an das Hofgericht in Kleve, seit 1719 unmittelbar an dieses. Der Rat hielt alle Woche Gerichtstag. Seit 1718 entschied der Justizbürgermeister allein. Der landesherrliche Richter für Unna erwähnt seit 1280. Seit 1753 in Unna königlich preussisches Landgericht (Land-und Stadtgericht), seit 1849 Deputation des Kreisgerichtes (von Hamm), 1879 Amtsgericht.

Vertretung der Bürgerschaft

Beschlußrecht der ganzen Bürgergemeinschaft, der „Gemeinheit", „universitaa oppidanorum“, „gemeyne stad“, „totus populus“ u. a. Seit 1419 im Ausschuß von 8 Leuten, von denen je 4 bei Erhebung des Schosses und bei der Einziehung und Verwaltung der sonstigen städtischen Einkünfte mitwirken sollten.

Gliederung der Bürgerschaft in 3 Homeien (1419), später (seit dem 17. Jhdt.) 5 solcher, nach den Stadttoren. Die 3 „Vorgänger" nahmen an den Ratssitzungen teil

Die 3 Gilden (Bäcker, Fleischhauer, Schuhmachermeister; Aufgaben schon in der Akziseordnung 1427) und die anscheinend jüngeren 3 Ämter (Wüllner, Kramer, Schmiede) wirken mit bei der Ratswahl (1593). Die 3 Gilderichter nahmen auch an den Ratssitzungen teil. Streitigkeiten der Gilden und Ämter über Zuständigkeit bei Herstellung und Verkauf der Waren 1633 vom Rat beigelegt. Andere Zünfte (Schneider, seit 1470 erwähnt; Schreiner, Weber, Glaser und Anstreicher 18. Jh.) waren nicht bei der Stadtverwaltung beteiligt.

Hanse

Unna war Mitglied der Hanse, wohl seit dem 14. Jh., gehörte zum kölnischen Quartier und war nächst Hamm Vorort der märkischen Hansestädte; noch vertreten auf den Tagungen zu Köln 1549 und 1557; Schriftwechsel noch 1564-80 und 1629.

Landesherrschaft

Landesherren

  • <1609 Grafschaft Mark: Seit dem 13. Jh. setzten die Grafen von der Mark ihre Landeshoheit gegen die Erzbischofe von Köln erfolgreich durch und verhinderten somit ein durchgängis Herzogtum Westfalen. In den dabei entstehenden Kämpfen wurde Unna wiederholt von den Kölnischen niedergebrannt (1250, 1263, 1303, 1308). Im märkischen Bruderkrieg zwischen Adolf II. und Gerhard hatte Unna viel zu leiden, wurde 1420 von Graf Gerhard z. T. niedergebrannt, 1426 durch die Kölnischen mit Feuergeschütz beschossen, sicherte sich aber Privilegien und andere Vorteile (1427).
  • 1609 preussische Grafschaft Mark: 1609 kam Unna mit der Grafschaft Mark an Brandenburg.
  • 1807-13 gehörte die Mairie Unna zum Großherzogtum Berg, Ruhrdepartement, Arrondissement Dortmund, Kanton Unna.
  • 1813-1815 Preußisches Gouvernement zwischen Weser und Rhein.
  • 1815 -1946 preußische Provinz Westfalen: bis 1930 zum preußischen Kreis Hamm, seither Kreis Unna.
  • 1946 Land Nordrhein-Westfalen:

Zeitzeichen 1895

  • Unna Stadt oder Stadtgemeinde in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Hamm, Amtsgericht Unna, Standesamt Unna, fast am Osten Anfang vom Ruhrkohlengebirge, 96 m ü.d.M,.
    • ev. Kirchspiel Unna, kath. Kirchspiel Unna,
    • 1.996,3 ha, (1895) 6 Wohnplätze, 1.227 Gebäude
    • 12.355 Einwohner (8.329 Ev., 3.812 Kath., 1 andr. Christ, 213 Juden (1816: 3.439 Ew.)
    • Postbezirk, Telegrafenstation, Eisenbahnstation Linie Schwelm <> Soest, Hamm <> Unna u. Dortmund <> Welver der Preuss. Staatsbahn (2 Bahnhöfe).
    • Gefängnis, Krankenhaus, ev. u. kath. Pfarrkirchen, 2 Schulen, Fabriken (Chemikalien), Mahlmühle u. Sägemühle (beide Dampfbetrieb), 2 Hütten, Schmiede, Brauerei (Bier); nahebei Bergbau (Kohle; mehrere Gruben), Saline, Giessereien (Eisen) u. Fabr. (Maschinen). Zu Unna gehört die Saline Königsborn mit Solbad, 1 km fast im Norden von Unna, mit Postbezirk, Telegrafenstation, Eisenbahnstation Linie Dortmund <> Welver der Preuss. Staatsbahn, Bahnhof Unna-Königsborn.

Kriegerische Ereignisse

In der Zeit der Soester Fehde (1444—48) Unna durch die Kölnischen wiederholt geschädigt (Viehrauh, Beschießung). - Drangsale im spanisch-niederländischen Krieg: 1598 und 1604 Unna von Spaniern besetzt. Infolge des Jülich-Klevischen Erbfolgestreites holländische Truppen 1614 in Unna. Im 30jährigen Krieg Unna häufig von Truppen belegt: seit 1622 wechselnd spanische, italienische, brandenburgische, pfalz-neuburgische. kaiserliche, 1633 schwedische, danach wechselnd hessische und kaiserliche Truppen. 1634 Unna (von 50 Landschützen und wohl auch von der Bürgerschaft verteidigt) von hessischen Truppen (von Köderitz) durch Beschießung und Abschneidung des Wassers bezwungen. Durch Kontributionen, Lieferungen und Sachschäden der Wohlstand der Stadt vernichtet.

Neue Lasten durch die Kriege Ludwigs XIV., 1673 Beschießung durch Turenne. Im 7jährigen Krieg lag Unna im westlichen Kampfgebiet, seit 1751 wiederholt von Franzosen besetzt. Im Juni 1761 nahm Soubise Stellung bei Unna (Kämpfe um Unna; Frömern und Kossebüren verbrannt; 15./16. Juli Schlacht bei Veilinghauscn). Auch 1762 Unna zeitweilig von Franzosen besetzt.

Adelige Güter


  • Westhemmerde zu Westhemmerde, Unna
  • Bekanntmachung: Das im Kreise Hamm an der Chaussee zwischen Unna und Werl in der Bürgermeisterei Unna gelegene adeliche Gut Westhemmerde soll theilweise oder auch im Ganzen freiwillig an den Meistbiethenden verkauft werden.
  • Zu diesem Gut gehören:
  • 1.) Alle adeliche, einem Rittersitze zustehende Gerechtsame, als: Jagd, Fischerei, Taubenflug und früherhin das Recht zur Landstandschaft,
  • 2.) eine bedeutende Anzahl Wiesen, Weiden und Ackerlandes, so wie
  • 3.) eine Parthie Schlag- und hohen Gehölzes. Den Kauflustigen dient überdem noch zur Nachricht, daß
  • 4.) das Wohnhaus sowohl, als die Nebengebäude sich im guten Zustande befinden, so wie, daß der große geräumige Garten nebst zwei Baumgärten mit den besten Obstbäumen versehen ist.
  • Zur öffentlichen Aussetzung ist der Termin auf den 26. und 27. November d. J. des Morgens um 9 Uhr bei dem Gastwirth Middendorf, ohnweit des Guts Westhemmerde, bestimmt, und können Anschlag und Vorwarden zu jeder Zeit bei dem Unterzeichneten eingesehen werden.
  • Oberfelde bei Lünen den 6. Oktober 1822. Der Johanniter-Ritter Freiherr von der Recke.
  • Beilage zu Nr. 86 des Rheinisch-Westfälischen Anzeigers (Hamm) vom 25. Oktober 1822.



  • Massen zu Ober-Massen, Unna
  • Westhemmerde zu Westhemmerde, Unna

Kriegswesen

Wehrhoheit, Schützen

Die Wehrhoheit lag beim Landesherrn, Verteidigung durch Bürgeraufgebot. Die „jungen Gesellen" (Schützen), Söhne der Stadt, begleiten den Landesherrn auf Kriegszügen, so noch 1542: 80 Soldaten und 3 Heerwagen. Schützengesellschaft seit 1605 erwähnt, wahrscheinlich älter. Wachtpflicht, Gefangenenbewahrung, Musterungen, Schießübungen im Stadtgraben, Gliederung nach den 5 Stadtquartieren. Auch seit 1806 wieder Bürgerwache, Selbstschutz auch 1848, 1919. Seit November 1813 traten zahlreiche Freiwillige ins 1. Westfälische (16.) Landwehr-Regiment (Formation Dortmund) oder als Jäger in das 1. und 2. freiwillige Jägerdetachement ein.

Garnison

1673 Garnison von 800 Brandenburgern: 4 Kompanie Dragoner, 4 Infantrie und 1 zu Pferde unter Oberst Bomsdorf. 1714: Abteilung des Kürassier-Regimentes von Beeren Nr. 2. 1714-1806 mit Unterbrechungen (besonders durch Feldzüge) einzelne Komp. des Hammschen Inf.-Rgt., das nach den jeweiligen Chefs genannt wurde (1763-82 von Wolfersdorf, zuletzt biß 1806 von Schenck). Die Soldaten stammten, soweit sie nicht Söldner waren, aus dem Kantongebiet, das die Kreise Hamm (Unna), Hörde, Wetter, Altena, Soest und die märkischen Städte umfaßte.

1814-17: Bekleidungsdepot in Unna, 1813: Kompanieort des I. Batl. des 1. Westfälischen (16.) Landwehr-Rat. 1831-32: 4. Eskadron des 10. Hns.-Rgt. 1868-72: II. Batl. (17.) des 3. Westfälischen (16.) Landwehr-Rgt. 1916 bis 1918: Ersatz-Batl. Res.-Inf.-Rgt. Nr. 15. Von 1938 bis 1945: Heereszeugamt der Panzerwaffe in Unna-Königsborn.

Siegel, Wappen, Fahne

Wappen der Stadt Unna

Wappen 1955: In Silber eine dreitürmige rote Burg, deren Hauptturm beiderseits mit einer goldenen Fahne besteckt ist, die den rot und über geschachten märkischen Balken zeigt.

Das bereits 1290 urkundliche „Sigillum burgensium in Unna" hat die Burg in einfacher Form, ab Mitte 15. Jhdt. die größere mit einer überreich geglieder ten Burg und „Sigillum maius opidanorum in Unna" als Legende. Das Sekretsiegel ist seit Ende des 14. Jh. nachweisbar.

Die Stadtfarben sind 1955 rot - weiß; irrtümlicherweise galten im 19. Jhdt. bis 1949 blau-weiß, die Farben der Schützengesellschaft, als Stadtfarben.

Finanzwesen

Münzwesen

1. Münzstätte der Grafen von der Mark. Die Grafen Engelbert III. {1347-91), Adolf III. (1391-93), Adolf IV. (1393-1417). Gerhard (1422 bis 1461) ließen hier Pfennige und deren Teilstücke, Johann II. (1481-1521) Stüber mit märkischem Wappen prägen.
2. Die Stadt schlug zu Beginn des 17. Jhdts. Kupfergeld mit Wappen auf der Vorderseite und Wertzahl auf der Rückseite. Es sind bisher Stücke zu 12 und 3 Pfg. bekannt geworden.
3. Notgeld. 1917: 5, 10, 50 Pfg. Zink; 5, 10 Pfg. Eisen. 1920: 10 Pfg. Aluminium. Folgende Ausgaben in Papier. 1918: 25, 50 Pfg. 1920: 25, 50 Pfg. 1918: 10, 20, 50 Mark. 1923: 1 Millionen. Stadt und Amt 1923: 7 Werte von 10 Milliarden bis 5 Billionen.

Steuern

Bis ins 19. Jhdt. keine städtischen Einkommensteuer. Der Zehnte war schon im 14. Jh. zur privatrechtlichen Reallast geworden. Der Schoß wird 1419 geregelt nach dem Vermögen (Grundbesitz und Renten). Erhebung durch einen Ausschuß von 8 Personen (4 aus dem Rat und 4 aus der Gemeinheit), für auswärtige Eigentümer die höhere Forensenkontribution. Seit 1492 erwähnt der 10. Pfennig bei Erbschaft und sonstigen Zuwendungen an Auswärtige. Gebühren für Weidenutzung in der städt. Heide {früher für Bürger unentgeltlich). Abgaben von Wein und Bier (winpenninge, beyrpenninge), an denen auch der Landesherr Anteil hatte seit dem Stadtrecht von 1346. Seit 1427 allgemeine Ziese auf Nahrung, Eisen, Wolle, Flachs, Wachs (Akzisemeister), seit 1716 Akzise landesherrlich, daraus Zuschuß für städtische Ausgaben. Bürgerrechtsgeld, Einnahmen aus Höfen, Gerichtsgefälle.

Der Zehnte zu Niedermassen

Stadtgebiet

Nach dem Stadtrecht von 1346 bezeichnen „Friedepfähle" den Bereich, innerhalb dessen der städtische Gemeinbesitz (waldemeine) liegt; das wäre außerhalb der Mauern: Hibbingsen, Poikinkhusen, Höing, Brockhausen (später Königsborn), Alte Heide. Dazu seit 1339 die vom Stift Essen erworbene Neue Heide; seit 1427 die landesherrlichen Höfe „tom Rotlande“ und „ton Sinken“. Unna besaß eine besonders ausgedehnte Feldmark.

  • 1766 umfaßte das Stadtgebiet 603 Morgen und 476 ¼ Ruten; davon 514 Morgen und 120 Ruten „Bau-Land“, 80 Morgen 460 Ruten Weideland und 8 Morgen 496 ¼ Ruten Gartenland. Stadtgebiet 1858: 2.049 ha, 1951: 2.002 ha.
  • 1968 kommunale Neugliederung: Stadt Unna aus dem Amt Unna-Kamen mit den Gemeinden Afferde, Hemmerde, Lünern, Massen, Mühlhausen, Siddinghausen, Stockum, Uelzen, Westhemmerde, aus dem Amt Fröndenberg die Gemeinden Billmerich und Kessebüren.

Kirchenwesen

Bistümer seit dem Mittelalter

Erzbischof Heribert von Köln schenkte der Abtei Deutz bei deren Gründung die Pfarrkirche zu Unna. Sie gehörte zum Erzbistum Köln, Archidiakonat Dortmund, welches der Dechant zu Mariengraden in Köln innehatte; Archidiakon für Westfalen (?) war der Dompropst zu Köln. Pfarrer der Kirche war der Abt zu Deutz, der einen Pfarrverweser bestellte. 1398/99 und 1622/24 nach Besetzung Unnas durch spanische Truppen in der Stadtkirche katholischer Gottesdienst. 1629/30 durch kaiserliehe Truppen solcher in der Kirche des „Süsternhauses" (früher Barbara-, später Katharinenkapelle genannt). 1634 nach schwedischer Besetzung wieder luth. Gottesdienst in dieser. Neubegründung einer katholischen Gemeinde im Anschluß an den Religions-Generalrezeß von 1672 durch Pater Jobst Mattenkoidt, seit 1683 mit 160 Kommunikanten; bis 1699 nicht ohne Störungen durch die Lutheraner Bis 1842 Missionspfarrei; 1848 Kirchbau, 1933/34 Neubau. 1903 für Stadtteil Königsborn eine 2. kath. Kirche. Seit 1821 bei der Diözese Paderborn und dem Dekanat Kamen. 1849 sehließt sich eine Minderheit den Rongeanern oder Lichtfreunden an.

Reformation

Einführung der Reformation 1559. Nach 1592 Eindringen des Calvinisnms. Gegen diesen behaupteten die Luth. (besonders durch Philipp Nicolai 1596) die Stadtkirche. Die kleine reformierte Gemeinde erhielt vor 1615 freie Religionsübung in einem Privathause, seit 1620 in der Hospitalkirche. 1612 Unna Ort der ersten Generalsynode der luth. Prediger und Lehrer der Grafschaft Mark. Seit 1822 „Vereinigte Evangelische Kirchengemeind Unna". Das Kirchspiel Unna (mit Massen, Afferde und Uelzen) gehört zur Kreissynode Unna (Südteil des Kreises Unna). Eine 2. evangelische Kirche im Stadtteil Königsborn wurde 1905 erbaut.

Bekenntnisse

1764: 204 Kath.; 1812: 2.265 Luth., 293 Ref., 599 Kath.; 1818: 715 ev. und 163 kath. Schüler; 1903: 10.847 Ev., 5.230 Kath.; 1950: 16.517 Ev., 8.007 Kath.

Juden

1304 ein Jude nachweisbar, 1347 ein Schutzjude des Amtmanns zu Unna, 1348 ein solcher Engelberts III. Zuerst nur jährliches Schutzgeld; in der Willkür von 1419 wird auch die Schoßpflicht der Juden festgestellt. Der Rat hat das Recht des Judengeleites ausgeübt. 1660: 5 Familien. L1696 beantragte die Stadt bei der Regierung in Kleve, in Unna nur 5 oder 6 jüdische Familien zuzulassen; die Regierung verfügte daraufhin die Duldung von 7 Familien. 1723: 5 Juden als Hausbesitzer. 1737: 40, 1796: 31 Juden. Als Synagoge von 1849 bis 1938 die frühere Kapelle des Katharinenklosters verwendet. Begräbnisstätte der Juden außerhalb der Stadt vor dem Morgentor im 18. Jhdt; seit 19. Jhdt. vor dem Massener Tor. 1895: 213 Juden.

Wohlfahrtspflege

Staatliches Solbad Königsborn mit Kurgarten seit 1818. Saline seit 1873. Ev. Kranken- und Armenhaus seit 1857 (Köster-Pötter-Stiftung), 1899 neu errichtet mit verschiedenen späteren Erweiterungen. Städtisches Altersheim. Schlachthof. Wasserversorgung durch das Wasserwerk in Gelsenkirchen. Stadtentwässerung mit einer 1901/02 erbauten Kläranlage. Gaswerk seit 1860. Seit 1938 Einstellung der Eigenerzeugung und Übergang zu Ferngasbezug von der Stadt Dortmund. Elektrizitätsversorgung seit 1907 durch ein städtisches Verteilerwerk.

Bildungswesen

Schulen

1295 ein „scholasticus" aus Unna, 1320 ein „magister" Ludwig, Rektor der Schule in Unna erwähnt. 1372 verleiht Engelbert III. der Stadt seine Schule daselbst. Sie blüht besonders vom 16. bis 18. Jhdt. als Lateinschule; 1718 waren daran 4 Lehrkräfte tätig: Rektor, Konrektor, Subkonrektor und Kantor. Ab 1723 ein „teutscher Schulmeister" nachweisbar. Neben der luth. auch eine ref. und kath. Schule im 17. und 18. Jh. Dazu 1793 Errichtung einer Elementarschule für die Kinder der bei der preußischen Saline beschäftigten Familien, sogenannte Erbsälzerchule. In französischer Zeit unter Aufhebung der Konfessionsschulen 1811 eine „Gesamtbürgerschule". 1818-24 Trennung in Konfessionsschulen (2 ev. und 1 kath.). Die ev. Schule der Oberstadt wird 1824 geteilt in eine Niedere und Höhere Schule. Weitere Volksschulen 1890,1891, 1895, 1898 und 1905 begründet. – Höhere Schule bestand im 19. Jh. als Rektoratsschule, 1895 in eine städt. Realschule umgewandelt, seit 1908 als Reformrealgymnasium, verbunden mit Realschule, anerkannt, 1925-30 mit Oberrealschule verbunden. Seit 1945 neusprachliches Gymnasium, 1925 wurde die städt. Doppelanstalt mit einer staatl. Aufbauschule verbunden unter dem Gesamtnamen Pestalozzischule, -1853 in Unna „höhere Töchterschulklassen", 1862 private höhere Mädchenschule, 1894 von der Stadt übernommen und 1911 zu einem Lyzeum, 1927 zu einem Oberlyzeum entwickelt; seit 1945 Neusprachliches Mädchengymnasium mit Frauenoberschule. - 1876 Fortbildungsschule, 1902 städt. Berufsschule, seit 1936 Kreisberufsschule. 1921 begründet die Westfälische Berggewerkschaftskasse eine Bergmännische Berufsschule, 1947 der Kreis Unna eine zweijährige Handelsschule. Seit 1913 besteht eine Landwirtschaftsschule der Landwirtschaftskammer Westfalen in Unna-Königsborn. - 1907-25 bestand in Unna ein Lehrerseminar, seit 1911 verbunden mit einer Präperandie und in einem stattlichen Neubau, der späteren in der Pestalozzischule untergebracht war.

Theater

Seit 1946 Kreisorchester; Aufführung von Oratorien, Symphoniekonzerton.

Zeitungen

  • Hellweger Anzeiger (politisch nicht gebunden) seit 1845
  • Ruhr-Hellweg-Zeitung (Zentrum) 1926 bis 1928.

Quellen, Archive

  • Stadtarchiv Unna
  • Archiv des Kreises Unna
  • Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland
  • Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (bis 2008 Staatsarchiv Münster)
  • Ehem. Preußisches Geheimes Staatsarchiv. Berlin.
  • Heimatmuseum Unna
  • Landesmuseum Münster
  • Diözesanmuseum Paderborn.

Bibliografie

  • Gebhardt, P. von: Überblick über die Geschichte der Stadt Unna bis zum Jahre 1723 und über die Quellen der folgenden Darstellung, in: Gesch. der Familie Brockhaus aus Unna, S. 74-88 (1928).
  • Hasche, E.: Unna und seine Schützen, Festbuch (1952).
  • Hatting, W.: Die kath. Pfarrgemeinde, in: 700 Jahre Stadt Unna.
  • Henkelmann H. und Nolte, E.: 700 Jahre Stadt Unna (1950).
  • Küstermann, G.: Die ev. Kirchengemeinde, in: 700 Jahre Stadt Unna. (1850).
  • Lüdecke, R.: Die Stadtrechte der Grafschaft Mark: Unna, Westfälische Stadtrechte Abt. I, Heft 3, Veröffentlichungen der Hist. Kommission Münster (1930).
  • Menadler, J.: Münzen der Grafschaft Mark, Festschrift Grafschaft Mark (1908).
  • Nolte, E.: Von den Schulen, in: 700 Jahre Stadt Unna. (1950).
  • Nordhoff, J. B.: Die Kunst-und Geschichtsdenkmäler des Kreises Hamm (1880).
  • Sauerland: Die St.-Katharina-Pfarrgemeinde zu Unna, von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (1934).
  • Schulz, K.: Festschrlft zur Einweihungsfeier der ev. Knabenschule Unna. (1929).
  • Steinen, J.D. von: Westfälische Geschichte II, S. 1065-1412 (1755).
  • Wittenbrink, G.: Zur Geschichte des höheren Schulwesens der Stadt Unna (1903).

Periodika

  • Hellweger Bote, Heimatbeilage des Hellweger Anzeigers
  • Heimatblätter für Unna und den Hellweg, bearbeitet von E. Nolte (1949 ff).

Literatur-Suche

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Historische Webseiten

Heimatforschung in Westfalen

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.


Wappen der Stadt Unna  Unna  -  ( Kreis Unna )  -  ( Regierungsbezirk Arnsberg )

Afferde   |   Billmerich   |   Hemmerde   |   Kessebüren   |   Königsborn   |   Lünern   |   Massen   |   Mühlhausen   |  Siddinghausen  |  Stockum  |  Uelzen  |  Unna-Mitte  |  Westhemmerde.


Wappen des Kreises Unna Kommunen im   ( Kreis Unna )  -  ( Regierungsbezirk Arnsberg )

Bergkamen   |   Bönen   |   Fröndenberg   |   Holzwickede   |   Kamen   |   Lünen   |   Schwerte   |   Selm   |   Unna   |   Werne.


Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.

Daten aus dem Genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>UNNNNAJO31UM</gov>