Schlesisches Namenbuch/121: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Achtnich(t)''', Achnich(t), Ach(t)nlg (Liegnitz Breslau). | '''Achtnich(t)''', Achnich(t), Ach(t)nlg (Liegnitz Breslau). | ||
Entstellt aus „achte sein(er) nicht“; Übername des Unbekümmerten (vgl. Bahlow, H., Deutsches Namenbuch, Ein Führer durch Deutschlands FN, Neumünster 1933, S. 145). | :Entstellt aus „achte sein(er) nicht“; Übername des Unbekümmerten (vgl. Bahlow, H., Deutsches Namenbuch, Ein Führer durch Deutschlands FN, Neumünster 1933, S. 145). – Belege: Peter achtsinnicht 1415 Liegnitz; Niclos (ich)achczinnicht 1393 Breslau. | ||
'''Adler''' (Liegnitz [34] u. ö., OS seltener, Glogau [00]). | '''Adler''' (Liegnitz [34] u. ö., OS seltener, Glogau [00]). | ||
Da der süddeutsche Ursprung vom Hausnamen „zum Adler“ für Schlesien direkt nicht in Frage kommt, bliebe nur die Deutung „stolz wie ein Adler“; so z. B. in einem mhd. Klagelied auf König Ottokar von Böhmen (1278 gest.): Ein löwe an gemüete, ein adelar an güete, der werde künc ist tôt (Bartsch, Liederdichter [7] S. 378). Natürlich besteht die Möglichkeit, daß der Familienname bereits aus westdt. Mutterlande mitgebracht wurde; was wohl stark anzunehmen ist. | :Da der süddeutsche Ursprung vom Hausnamen „zum Adler“ für Schlesien direkt nicht in Frage kommt, bliebe nur die Deutung „stolz wie ein Adler“; so z. B. in einem mhd. Klagelied auf König Ottokar von Böhmen (1278 gest.): Ein löwe an gemüete, ein adelar an güete, der werde künc ist tôt (Bartsch, Liederdichter [7] S. 378). Natürlich besteht die Möglichkeit, daß der Familienname bereits aus westdt. Mutterlande mitgebracht wurde; was wohl stark anzunehmen ist. – Belege: Tycze adelar 1349/60 Breslau; Petsche adelar 1368 Liegnitz; Niclas adeler 1418 Glatz. Vgl. Cuenrat Blez der Adeler 1290 = Konrad Bletz zum Adelar 1301 (Nied, Südwestdt. Familienname, S. 48). | ||
'''Anlauf(f)''' (Liegnitz [6] Grünberg [4] Schweidnitz [3]), Antlauf (Glogau, Brieg). | '''Anlauf(f)''' (Liegnitz [6] Grünberg [4] Schweidnitz [3]), Antlauf (Glogau, Brieg). | ||
Mhd. anlouf „feindlicher Angriff“; also wohl Übername für angriffslustigen Menschen, vielleicht auch für einen Kriegsknecht. Vgl. die ähnlich gebildeten Umlauf und Zulauf (in Breslau ). | :Mhd. anlouf „feindlicher Angriff“; also wohl Übername für angriffslustigen Menschen, vielleicht auch für einen Kriegsknecht. Vgl. die ähnlich gebildeten Umlauf und Zulauf (in Breslau ). | ||
'''Ansorge''' (Schweidnitz [17] Hirschberg [11] Görlitz [10] Liegnitz [2]; OS [00]!), '''Ohn(e)sorge''' (Schweidnitz [4] Görlitz [3] Glogau [3]). | '''Ansorge''' (Schweidnitz [17] Hirschberg [11] Görlitz [10] Liegnitz [2]; OS [00]!), '''Ohn(e)sorge''' (Schweidnitz [4] Görlitz [3] Glogau [3]). | ||
Der ein sorgenloses Leben führt (mhd. âne = ohne), noch deutlicher in der Form Heintz Lebonsorge, Solnhofen (Mon. Boica 47). | :Der ein sorgenloses Leben führt (mhd. âne = ohne), noch deutlicher in der Form Heintz Lebonsorge, Solnhofen (Mon. Boica 47). – Belege: Sifrid ane sorge 1359 Görlitz; Hannus an(e)sorge 1382 Liegnitz. Ähnliche Bildungen aus Alt-Breslau : Anevleysch, Anetasche, Ane czunamen usw. | ||
'''Axmann''' (Görlitz [5] Breslau Ratibor [3]), Axt (Breslau). | '''Axmann''' (Görlitz [5] Breslau Ratibor [3]), Axt (Breslau). | ||
Wohl Übername für einen Zimmermann. | :Wohl Übername für einen Zimmermann. – Belege: Nicclos Ax 1388 (1372) Liegnitz; Peter mit der ax 1352 = Peter ax 1362 Breslau; Mathis Axk 1426/27 Görlitz. | ||
'''Barth''' (Görlitz [10] Liegnitz [3] Glogau [6] Schweidnitz [8] Öls [9] Beuthen [16]). | '''Barth''' (Görlitz [10] Liegnitz [3] Glogau [6] Schweidnitz [8] Öls [9] Beuthen [16]). | ||
Übername von auffallender Barttracht; seit dem 12./13. Jahrh. war das bartlose Gesicht Mode! | :Übername von auffallender Barttracht; seit dem 12./13. Jahrh. war das bartlose Gesicht Mode! – Belege: Cuntze mit dem barte 1369 Liegnitz = Cuncze bart 1382 Liegnitz. Auch in Breslau: Frenczil mit d. b. 1369. Vgl. Konrads von Würzburg epische Dichtung „Kaiser Otte mit dem Barte“ (um 1250). Die Schreibung -th 1427/28 Görlitz: Nickel Barth. VgL auch den Gatten der hl. Hedwig, Herzog Heinrich von Schlesien: „dux Henricus dictus cum barba“ 1238 gest. (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 3, 93). In Görlitz 1438: Bartil Barthanns. | ||
'''Bauch''' (Görlitz [8] Schweidnitz [8] Glatz [6] Beuthen [4] Glogau [5]). | '''Bauch''' (Görlitz [8] Schweidnitz [8] Glatz [6] Beuthen [4] Glogau [5]). | ||
Alter Spottname: Fettbauch. | :Alter Spottname: Fettbauch. – Belege: Heincze bwch, Sohn: Hannos bwch 1345 Breslau; Petrus bawch 1385 Glatz. Vgl. auch die Gebrüder Johannes, Nicolaus et Petrus „dicti Strigelbuch“ 1346 Liegnitz; Bleckebawch 1472 Glatz; Herman Crutbawch 1338 Glatz; Clememt aldbowch 1384 Liegnitz. Vgl. die Familienname Feist und Fornfeist. | ||
'''Beinlich''' (Glatz [6] Schweidnitz [4] Hirschberg [4] Beuthen [6]). | '''Beinlich''' (Glatz [6] Schweidnitz [4] Hirschberg [4] Beuthen [6]). | ||
Mhd. beinlinc „tibiale“, Hosenbein (Lexer l, 160). | :Mhd. beinlinc „tibiale“, Hosenbein (Lexer l, 160). – Beleg: Niclas Beinling von Eckirsdorf 1456 Glatz. |
Version vom 23. Mai 2011, 18:27 Uhr
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IV. Übernamen
Achtnich(t), Achnich(t), Ach(t)nlg (Liegnitz Breslau).
- Entstellt aus „achte sein(er) nicht“; Übername des Unbekümmerten (vgl. Bahlow, H., Deutsches Namenbuch, Ein Führer durch Deutschlands FN, Neumünster 1933, S. 145). – Belege: Peter achtsinnicht 1415 Liegnitz; Niclos (ich)achczinnicht 1393 Breslau.
Adler (Liegnitz [34] u. ö., OS seltener, Glogau [00]).
- Da der süddeutsche Ursprung vom Hausnamen „zum Adler“ für Schlesien direkt nicht in Frage kommt, bliebe nur die Deutung „stolz wie ein Adler“; so z. B. in einem mhd. Klagelied auf König Ottokar von Böhmen (1278 gest.): Ein löwe an gemüete, ein adelar an güete, der werde künc ist tôt (Bartsch, Liederdichter [7] S. 378). Natürlich besteht die Möglichkeit, daß der Familienname bereits aus westdt. Mutterlande mitgebracht wurde; was wohl stark anzunehmen ist. – Belege: Tycze adelar 1349/60 Breslau; Petsche adelar 1368 Liegnitz; Niclas adeler 1418 Glatz. Vgl. Cuenrat Blez der Adeler 1290 = Konrad Bletz zum Adelar 1301 (Nied, Südwestdt. Familienname, S. 48).
Anlauf(f) (Liegnitz [6] Grünberg [4] Schweidnitz [3]), Antlauf (Glogau, Brieg).
- Mhd. anlouf „feindlicher Angriff“; also wohl Übername für angriffslustigen Menschen, vielleicht auch für einen Kriegsknecht. Vgl. die ähnlich gebildeten Umlauf und Zulauf (in Breslau ).
Ansorge (Schweidnitz [17] Hirschberg [11] Görlitz [10] Liegnitz [2]; OS [00]!), Ohn(e)sorge (Schweidnitz [4] Görlitz [3] Glogau [3]).
- Der ein sorgenloses Leben führt (mhd. âne = ohne), noch deutlicher in der Form Heintz Lebonsorge, Solnhofen (Mon. Boica 47). – Belege: Sifrid ane sorge 1359 Görlitz; Hannus an(e)sorge 1382 Liegnitz. Ähnliche Bildungen aus Alt-Breslau : Anevleysch, Anetasche, Ane czunamen usw.
Axmann (Görlitz [5] Breslau Ratibor [3]), Axt (Breslau).
- Wohl Übername für einen Zimmermann. – Belege: Nicclos Ax 1388 (1372) Liegnitz; Peter mit der ax 1352 = Peter ax 1362 Breslau; Mathis Axk 1426/27 Görlitz.
Barth (Görlitz [10] Liegnitz [3] Glogau [6] Schweidnitz [8] Öls [9] Beuthen [16]).
- Übername von auffallender Barttracht; seit dem 12./13. Jahrh. war das bartlose Gesicht Mode! – Belege: Cuntze mit dem barte 1369 Liegnitz = Cuncze bart 1382 Liegnitz. Auch in Breslau: Frenczil mit d. b. 1369. Vgl. Konrads von Würzburg epische Dichtung „Kaiser Otte mit dem Barte“ (um 1250). Die Schreibung -th 1427/28 Görlitz: Nickel Barth. VgL auch den Gatten der hl. Hedwig, Herzog Heinrich von Schlesien: „dux Henricus dictus cum barba“ 1238 gest. (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 3, 93). In Görlitz 1438: Bartil Barthanns.
Bauch (Görlitz [8] Schweidnitz [8] Glatz [6] Beuthen [4] Glogau [5]).
- Alter Spottname: Fettbauch. – Belege: Heincze bwch, Sohn: Hannos bwch 1345 Breslau; Petrus bawch 1385 Glatz. Vgl. auch die Gebrüder Johannes, Nicolaus et Petrus „dicti Strigelbuch“ 1346 Liegnitz; Bleckebawch 1472 Glatz; Herman Crutbawch 1338 Glatz; Clememt aldbowch 1384 Liegnitz. Vgl. die Familienname Feist und Fornfeist.
Beinlich (Glatz [6] Schweidnitz [4] Hirschberg [4] Beuthen [6]).
- Mhd. beinlinc „tibiale“, Hosenbein (Lexer l, 160). – Beleg: Niclas Beinling von Eckirsdorf 1456 Glatz.