Kernein: Unterschied zwischen den Versionen

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== Hierarchie ==
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Regional > [[Deutschland_1939 | Deutschland]] > [[Neumark]] > [[Kreis Landsberg W.]] > Kernein


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== Einleitung ==
== Einleitung ==
===Wappen===
===Wappen===
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Wappen des Ortes xxx
Wappen des Ortes Kernein


== Allgemeine Information ==
== Allgemeine Information ==
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== Geschichtlicher Abriss ==
== Geschichtlicher Abriss ==
Urkunden über die Geschichte des Dorfes Kernein im Kreise Landsberg reichen bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts zurück. 1252 schenkte Ritter Hermann der Schütz das Dorf, das ihm von Herzog Wladislaus verliehen war, dem Abte Michael des Klosters Paradies, zu seinem eigenen und seiner Nachkommen Seelenheil. Herzog Przemyslaus bestätigte die Übergabe in der Burg Zantoch. Das Kloster legte nun bei dem Dorfe ein Gut, einen Mönchhof an; seine Stelle soll die spätere Kuhburg bezeichnen. Am 30. März 1372 übernahm die Stadt Landsberg die Nutzung der Klosterländereien für 80 Schock Groschen. Am 6. Mai 1385 belehnte der Abt Andreas von Paradies die Stadt mit diesem Klostergut, auch erhielt sie die Gerichtsbarkeit und alle Einkünfte des Dorfes. Sie zahlte dafür 300 Schock Prager Groschen und 12 Pfund Pfeffer laufenden jährlichen Zins. Die Pfefferlieferung wurde erst 1675/76 durch Zahlung einer größeren Summe Geldes abgelöst. Damit war (nach Glinik-Altensorge, Eulam, Borkow, Dechsel) nun auch das letzte der fünf südlich der Warthe gelegenen alten Dörfer Landsberger Besitz geworden. In dem Kaufvertrage wird u. a. gesagt, daß der Einäscherung der Kirche und des Pfarrhauses in Kernein nicht mehr gedacht werden sollte, die bei einem kurz vorher zwischen den Landsberger Bürgern und den Mönchen ausgebrochenen Streit in Flammen aufgegangen waren.


Im 13. Jahrhundert wurde der Name des Dorfes Karnino oder Carnino geschrieben, polnisch Karnin. Mucke erklärt den Namen als "Ansiedlung an der Wasserrinne"; das polnische "kiernica" bedeutet "Rinnsal" oder "Quell".
Das Dorfgericht verwaltete im Auftrage der Stadt nunmehr ein Lehnschulze; 1608 wird als solcher Michael Boninke genannt. Im 18. Jahrhundert bekam der Besitzer des Lehnschulzengutes von zwei Kossäten den Zehnt, vom Krüger für jede Tonne Bier ein Quart "Kostebier"; der Lehnschulze hatte die Verpflichtung, für die Gemeinde wie üblich den Zuchtbullen und Eber "auszufüttern".
Am 5. Mai 1654 traten in Kernein Friedrich Schede und Johann Kaspar Krahmer, ersterer als Vertreter der Stadt, der andere für die südlich der Warthe gelegenen städtischen Dörfer, mit zwei Kommissaren der neumärkischen Regierung zusammen, um einen Rezeß über die Rechte und Pflichten der Untertanen der Stadt gegenüber aufzustellen, da diese infolge der langen Kriegswirren fast in Vergessenheit geraten waren. Die Bauern mußten mit Anspannung, die Kossäten mit Handarbeit dem Rat der Stadt wöchentlich zwei Tage auf den Vorwerken Alten- und Neuensorge (Berkenwerder) dienen. Sie bekamen dafür, ausgenommen in der Ernte, keine Kost, nur erhielt das Dorf, dem Herkommen gemäß, eine Tonne Dienstbier jährlich. Im August (Getreideernte) mußten die Kerneiner Bauern in Altensorge das Korn mähen und einfahren, die Kossäten harken und binden; die Bauern erhielten dafür Brot, Butter und Käse, die Kossäten nur Brot und Käse. Jeder Bauer und Kossät mußte jährlich vier Fuder Brennholz für die Schule und das Rathaus anfahren; sie waren befugt, dies Holz zu nehmen, wo sie mochten, so groß war der Holzüberschuß damals im Bruch. Man gab ihnen freies Bauholz, ebenso Raff- und Lagerholz zur Feuerung, letzteres auch zum Verkauf. Jeder Bauer mußte jährlich eine Fuhre, im Sommer fünf, im Winter drei Meilen weit, bei eigener Kost, eigenem Futter statt der Wochendienste leisten, brauchte dabei aber höchstens 8 Scheffel Roggen oder 12 Scheffel Hafer "Soldinisch Maß" aufzuladen. An Stelle der früher geleisteten Botendienste sollten Kossäten in Zukunft die Äcker der Vorwerke mit ihrem Gespann eggen. An den beiden Diensttagen mußten sie gleich nach der Ernte je 6 Scheffel dreschen und erhielten für jeden einen Pfennig Lohn. Mußten sie mehr dreschen, bekamen sie den 18. Scheffel. Die Kerneiner mußten mit den Eulamern zusammen die Schafe der Vorwerke waschen, wofür jedes Dorf eine Tonne Bier empfing. Jeder Einwohner hatte jährlich 3 Groschen zur Unterhaltung des Brückenbaues und zur Ausbesserung der Fahrdämme zu geben. Diesen vielen Verpflichtungen standen nur wenig Rechte gegenüber. Die Kerneiner waren befugt, mit ihrem Rindvieh und den Pferden bis an die Kuhburg und bei der "Dammwiese" zu hüten. 1658 wird angegeben, daß das Dorf 47 Hufen habe; davon waren zwei ohne Wirt und ganz bewachsen. So machten sich auch hier die Folgen des Dreißigjährigen Krieges noch zehn Jahre nach dem Friedensschluß bemerkbar. 1718 hatte das Dorf einen Lehnschulzen und 15 Bauern mit je 2 und 14 Kossäten mit je einer Hufe. Der Lehnschulze hieß Apitz; die übrigen Namen waren Apitz, Heese (zweimal), Nadoll, Dickmann, Wilke, Schmerse (dreimal), Bumcke (viermal), Neumann, Lehmann, Hintze (zweimal), Wunningke, Kätzke, Stentzel, Brehl, Eichberg, Scheffler, Gerlach, Rostin, Gänge, Hallasch und Nießke. Der Krüger Martin Wilcke verschänkte jährlich 100 Tonnen Bier. (Von diesen Familiennamen kommen einige noch heute in der Gemeinde vor.) Weide und Viehzucht wurden damals schon als "gut" bezeichnet, sie litten allerdings in nassen Jahren.
Wie im Dreißigjährigen, so blieb das Dorf auch im Siebenjährigen Kriege nicht verschont; besonders hatte es bei der russischen Invasion 1758 zu leiden. Ein Kommando der Russen nahm den Bauern doppelt soviel Getreide und Vieh weg, wie sie nach der zuerst verabredeten Kontribution zu liefern hatten. Dann wurde der Ort nochmals überfallen und "rein ausgeplündert". Der Lehnschulze und einige Begleiter wandten sich in ihrer Not an den Rat der Stadt, er möge ihnen zu ihrem Rechte verhelfen, und an den russischen General Fermor, er möchte sich ihre "Not und Elend jammern lassen".
Die friderizianische Kolonisation brachte auch den Kerneinern wesentliche wirtschaftliche Veränderungen. 1768 wurde Groß Czettritz angelegt, zum Teil auf den sogenannten "Iden", einem Stück Land, das bisher den Kerneiner Kossäten gehörte, aber zu weit vom Dorfe lag und deswegen der neuen Kolonie zu gelegt wurde. Die Kossäten entschädigte Brenkenhoff durch beim Dorfe urbar gemachtes Land. Aus dem Eichenbestand der Zechowschen und Kerneinschen Iden und des "Trocknen Brotes" sollen 4000 Eichen geschlagen worden sein, um Platz zu schaffen zur Ansetzung von 40 Kolonistenfamilien in Groß Czettritz. 1772 wurde der zur Entwässerung angelegte Brenkenhoffkanal durch die Kerneinschen Wiesen bis an den Dechselschen Fährdamm verlängert. 1774 hatte das Dorf 237 Einwohner; 150 Jahre später waren es 530 Einwohner. Im Jahre 1784 wurden von den 34 Feuerstellen 221 Reichstaler Grundzins an die Stadt gezahlt. Der Viehbestand betrug im selben Jahre 95 Pferde, 2 Ochsen, 159 Kühe, 181 Schweine.
Über das Lehnschulzengut lesen wir in dem zwischen 1782 und 1784 ausgestellten "Neuen corpus bonorum" der Stadt Landsberg: "Im Dorfe ist ein freies Lehnschulzengut, welches gegenwärtig den Erben des Geheimrats Brenkenhoff gehört, der solches vom Vorbesitzer Hermann gekauft hat. (H. wird schon 1767 als Lehnschulze genannt.) Zu demselben gehören zwei Hufen Landes mit Schäfereiberechtigung (400 Stück), dazu die ,Höfelwiese' von 110 Morgen, welche tauschweise acquiriret sind, ohne daß darüber etwas schriftlich verhandelt worden." Das heißt also, es war eine früher zum Gut gehörige Wiese bei den während der Entwässerungsarbeiten im Warthebruch vorgenommenen Neuvermessungen der Ländereien fortgenommen und dafür die Höfelwiese dem Gute zugelegt worden. Weil Brenkenhoff nicht dauernd in Kernein sein konnte, hatte er einen Vizeschulzen mit Namen Borchert eingesetzt. Nach dem Tode Brenkenhoffs kaufte 1784 König Friedrich Wilhelm II. alle Brenkenhoffschen Güter in der Neumark und schenkte sie seiner Tochter, dann deren Mutter, der Gräfin Lichtenau. Als sie dieser 1798 entzogen wurden, übernahm der Fiskus die Verwaltung. Am 4. November 1809 wurde Gut Roßwiese zusammen mit dem Lehnschulzengut Kernein an den Bankier van Halle in Berlin verkauft; 1816 gingen sie von van Halle an Bötzig und Urban über. Letzterer veräußerte 1839 beide wieder an einen van Halle. (Nach Rehmann: Die Schicksale der Brenkenhoffschen Güter in der Neumark.)
Kirchlich wurde Kernein früher von Dechsel aus versorgt, wo es als Filial eingepfarrt war. Um 1774 kam es als Tochtergemeinde zur Konkordienkirche in Landsberg. Die Kirche wurde 1824 eingeweiht, der Turm aber erst 1828 vollendet; 1904 wurde das Gotteshaus durch den Anbau eines Altarraumes und einer Sakristei vergrößert. Im gleichen Jahre wurde das Pfarrhaus erbaut, da in Kernein schon 1900 eine Hilfspredigerstelle eingerichtet wurde. 1904 faßte man Kernein, Seidlitz und Bürgerwiesen zu einer neuen Parochie zusammen.
*
Dieser Artikel, seinerzeit in der Beilage des "Landsberger General-Anzeigers" Nr. 4/1934 erschienen, stammt aus dem Nachlaß unseres verstorbenen Heimatpfarrers Johannes Wandam und wurde mir von seinem Sohn, Dipl.-Ing. Johannes Wandam, Stuttgart, dankenswerterweise für das "Heimatblatt" übergeben.
[Anmerkung vom Hrsgeb. des "Heimatblattes"]
Quelle:
Heimatblatt für die ehemaligen Kirchengemeinden Landsberg/Warthe Stadt und Land, Band 11 (1959), S. 10 und Band 12 (1960), S. 7
Herausgeber: Kirchlicher Betreuungsdienst für die ehemaligen ostbrandenburgischen Kirchengemeinden, Kirchenkreise Landsberg(Warthe) Stadt und Land, Berlin
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[[Category:Orte in Kreis_XXX]]
[[Category:Orte in Kreis_Landsberg_W.]]

Version vom 12. Juli 2004, 17:43 Uhr


Hierarchie

Regional > Deutschland > Neumark > Kreis Landsberg W. > Kernein

Lokalisierung des Ortes Kernein innerhalb von Kreis yyy

Datei:Abbildung Karte Ort Kernein.png

Einleitung

Wappen

Datei:Wappen Kernein.png

Wappen des Ortes Kernein

Allgemeine Information

Politische Einteilung

Gemeinden, Bauerschaften, ...

Kirchliche Einteilung


Geschichtlicher Abriss

Urkunden über die Geschichte des Dorfes Kernein im Kreise Landsberg reichen bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts zurück. 1252 schenkte Ritter Hermann der Schütz das Dorf, das ihm von Herzog Wladislaus verliehen war, dem Abte Michael des Klosters Paradies, zu seinem eigenen und seiner Nachkommen Seelenheil. Herzog Przemyslaus bestätigte die Übergabe in der Burg Zantoch. Das Kloster legte nun bei dem Dorfe ein Gut, einen Mönchhof an; seine Stelle soll die spätere Kuhburg bezeichnen. Am 30. März 1372 übernahm die Stadt Landsberg die Nutzung der Klosterländereien für 80 Schock Groschen. Am 6. Mai 1385 belehnte der Abt Andreas von Paradies die Stadt mit diesem Klostergut, auch erhielt sie die Gerichtsbarkeit und alle Einkünfte des Dorfes. Sie zahlte dafür 300 Schock Prager Groschen und 12 Pfund Pfeffer laufenden jährlichen Zins. Die Pfefferlieferung wurde erst 1675/76 durch Zahlung einer größeren Summe Geldes abgelöst. Damit war (nach Glinik-Altensorge, Eulam, Borkow, Dechsel) nun auch das letzte der fünf südlich der Warthe gelegenen alten Dörfer Landsberger Besitz geworden. In dem Kaufvertrage wird u. a. gesagt, daß der Einäscherung der Kirche und des Pfarrhauses in Kernein nicht mehr gedacht werden sollte, die bei einem kurz vorher zwischen den Landsberger Bürgern und den Mönchen ausgebrochenen Streit in Flammen aufgegangen waren.

Im 13. Jahrhundert wurde der Name des Dorfes Karnino oder Carnino geschrieben, polnisch Karnin. Mucke erklärt den Namen als "Ansiedlung an der Wasserrinne"; das polnische "kiernica" bedeutet "Rinnsal" oder "Quell".

Das Dorfgericht verwaltete im Auftrage der Stadt nunmehr ein Lehnschulze; 1608 wird als solcher Michael Boninke genannt. Im 18. Jahrhundert bekam der Besitzer des Lehnschulzengutes von zwei Kossäten den Zehnt, vom Krüger für jede Tonne Bier ein Quart "Kostebier"; der Lehnschulze hatte die Verpflichtung, für die Gemeinde wie üblich den Zuchtbullen und Eber "auszufüttern".

Am 5. Mai 1654 traten in Kernein Friedrich Schede und Johann Kaspar Krahmer, ersterer als Vertreter der Stadt, der andere für die südlich der Warthe gelegenen städtischen Dörfer, mit zwei Kommissaren der neumärkischen Regierung zusammen, um einen Rezeß über die Rechte und Pflichten der Untertanen der Stadt gegenüber aufzustellen, da diese infolge der langen Kriegswirren fast in Vergessenheit geraten waren. Die Bauern mußten mit Anspannung, die Kossäten mit Handarbeit dem Rat der Stadt wöchentlich zwei Tage auf den Vorwerken Alten- und Neuensorge (Berkenwerder) dienen. Sie bekamen dafür, ausgenommen in der Ernte, keine Kost, nur erhielt das Dorf, dem Herkommen gemäß, eine Tonne Dienstbier jährlich. Im August (Getreideernte) mußten die Kerneiner Bauern in Altensorge das Korn mähen und einfahren, die Kossäten harken und binden; die Bauern erhielten dafür Brot, Butter und Käse, die Kossäten nur Brot und Käse. Jeder Bauer und Kossät mußte jährlich vier Fuder Brennholz für die Schule und das Rathaus anfahren; sie waren befugt, dies Holz zu nehmen, wo sie mochten, so groß war der Holzüberschuß damals im Bruch. Man gab ihnen freies Bauholz, ebenso Raff- und Lagerholz zur Feuerung, letzteres auch zum Verkauf. Jeder Bauer mußte jährlich eine Fuhre, im Sommer fünf, im Winter drei Meilen weit, bei eigener Kost, eigenem Futter statt der Wochendienste leisten, brauchte dabei aber höchstens 8 Scheffel Roggen oder 12 Scheffel Hafer "Soldinisch Maß" aufzuladen. An Stelle der früher geleisteten Botendienste sollten Kossäten in Zukunft die Äcker der Vorwerke mit ihrem Gespann eggen. An den beiden Diensttagen mußten sie gleich nach der Ernte je 6 Scheffel dreschen und erhielten für jeden einen Pfennig Lohn. Mußten sie mehr dreschen, bekamen sie den 18. Scheffel. Die Kerneiner mußten mit den Eulamern zusammen die Schafe der Vorwerke waschen, wofür jedes Dorf eine Tonne Bier empfing. Jeder Einwohner hatte jährlich 3 Groschen zur Unterhaltung des Brückenbaues und zur Ausbesserung der Fahrdämme zu geben. Diesen vielen Verpflichtungen standen nur wenig Rechte gegenüber. Die Kerneiner waren befugt, mit ihrem Rindvieh und den Pferden bis an die Kuhburg und bei der "Dammwiese" zu hüten. 1658 wird angegeben, daß das Dorf 47 Hufen habe; davon waren zwei ohne Wirt und ganz bewachsen. So machten sich auch hier die Folgen des Dreißigjährigen Krieges noch zehn Jahre nach dem Friedensschluß bemerkbar. 1718 hatte das Dorf einen Lehnschulzen und 15 Bauern mit je 2 und 14 Kossäten mit je einer Hufe. Der Lehnschulze hieß Apitz; die übrigen Namen waren Apitz, Heese (zweimal), Nadoll, Dickmann, Wilke, Schmerse (dreimal), Bumcke (viermal), Neumann, Lehmann, Hintze (zweimal), Wunningke, Kätzke, Stentzel, Brehl, Eichberg, Scheffler, Gerlach, Rostin, Gänge, Hallasch und Nießke. Der Krüger Martin Wilcke verschänkte jährlich 100 Tonnen Bier. (Von diesen Familiennamen kommen einige noch heute in der Gemeinde vor.) Weide und Viehzucht wurden damals schon als "gut" bezeichnet, sie litten allerdings in nassen Jahren.

Wie im Dreißigjährigen, so blieb das Dorf auch im Siebenjährigen Kriege nicht verschont; besonders hatte es bei der russischen Invasion 1758 zu leiden. Ein Kommando der Russen nahm den Bauern doppelt soviel Getreide und Vieh weg, wie sie nach der zuerst verabredeten Kontribution zu liefern hatten. Dann wurde der Ort nochmals überfallen und "rein ausgeplündert". Der Lehnschulze und einige Begleiter wandten sich in ihrer Not an den Rat der Stadt, er möge ihnen zu ihrem Rechte verhelfen, und an den russischen General Fermor, er möchte sich ihre "Not und Elend jammern lassen".

Die friderizianische Kolonisation brachte auch den Kerneinern wesentliche wirtschaftliche Veränderungen. 1768 wurde Groß Czettritz angelegt, zum Teil auf den sogenannten "Iden", einem Stück Land, das bisher den Kerneiner Kossäten gehörte, aber zu weit vom Dorfe lag und deswegen der neuen Kolonie zu gelegt wurde. Die Kossäten entschädigte Brenkenhoff durch beim Dorfe urbar gemachtes Land. Aus dem Eichenbestand der Zechowschen und Kerneinschen Iden und des "Trocknen Brotes" sollen 4000 Eichen geschlagen worden sein, um Platz zu schaffen zur Ansetzung von 40 Kolonistenfamilien in Groß Czettritz. 1772 wurde der zur Entwässerung angelegte Brenkenhoffkanal durch die Kerneinschen Wiesen bis an den Dechselschen Fährdamm verlängert. 1774 hatte das Dorf 237 Einwohner; 150 Jahre später waren es 530 Einwohner. Im Jahre 1784 wurden von den 34 Feuerstellen 221 Reichstaler Grundzins an die Stadt gezahlt. Der Viehbestand betrug im selben Jahre 95 Pferde, 2 Ochsen, 159 Kühe, 181 Schweine.

Über das Lehnschulzengut lesen wir in dem zwischen 1782 und 1784 ausgestellten "Neuen corpus bonorum" der Stadt Landsberg: "Im Dorfe ist ein freies Lehnschulzengut, welches gegenwärtig den Erben des Geheimrats Brenkenhoff gehört, der solches vom Vorbesitzer Hermann gekauft hat. (H. wird schon 1767 als Lehnschulze genannt.) Zu demselben gehören zwei Hufen Landes mit Schäfereiberechtigung (400 Stück), dazu die ,Höfelwiese' von 110 Morgen, welche tauschweise acquiriret sind, ohne daß darüber etwas schriftlich verhandelt worden." Das heißt also, es war eine früher zum Gut gehörige Wiese bei den während der Entwässerungsarbeiten im Warthebruch vorgenommenen Neuvermessungen der Ländereien fortgenommen und dafür die Höfelwiese dem Gute zugelegt worden. Weil Brenkenhoff nicht dauernd in Kernein sein konnte, hatte er einen Vizeschulzen mit Namen Borchert eingesetzt. Nach dem Tode Brenkenhoffs kaufte 1784 König Friedrich Wilhelm II. alle Brenkenhoffschen Güter in der Neumark und schenkte sie seiner Tochter, dann deren Mutter, der Gräfin Lichtenau. Als sie dieser 1798 entzogen wurden, übernahm der Fiskus die Verwaltung. Am 4. November 1809 wurde Gut Roßwiese zusammen mit dem Lehnschulzengut Kernein an den Bankier van Halle in Berlin verkauft; 1816 gingen sie von van Halle an Bötzig und Urban über. Letzterer veräußerte 1839 beide wieder an einen van Halle. (Nach Rehmann: Die Schicksale der Brenkenhoffschen Güter in der Neumark.)

Kirchlich wurde Kernein früher von Dechsel aus versorgt, wo es als Filial eingepfarrt war. Um 1774 kam es als Tochtergemeinde zur Konkordienkirche in Landsberg. Die Kirche wurde 1824 eingeweiht, der Turm aber erst 1828 vollendet; 1904 wurde das Gotteshaus durch den Anbau eines Altarraumes und einer Sakristei vergrößert. Im gleichen Jahre wurde das Pfarrhaus erbaut, da in Kernein schon 1900 eine Hilfspredigerstelle eingerichtet wurde. 1904 faßte man Kernein, Seidlitz und Bürgerwiesen zu einer neuen Parochie zusammen.

Dieser Artikel, seinerzeit in der Beilage des "Landsberger General-Anzeigers" Nr. 4/1934 erschienen, stammt aus dem Nachlaß unseres verstorbenen Heimatpfarrers Johannes Wandam und wurde mir von seinem Sohn, Dipl.-Ing. Johannes Wandam, Stuttgart, dankenswerterweise für das "Heimatblatt" übergeben. [Anmerkung vom Hrsgeb. des "Heimatblattes"]

Quelle: Heimatblatt für die ehemaligen Kirchengemeinden Landsberg/Warthe Stadt und Land, Band 11 (1959), S. 10 und Band 12 (1960), S. 7 Herausgeber: Kirchlicher Betreuungsdienst für die ehemaligen ostbrandenburgischen Kirchengemeinden, Kirchenkreise Landsberg(Warthe) Stadt und Land, Berlin


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Genealogische and historische Urkunden

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Andere Urkunden und Bücher

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Auswanderung und Einwanderung

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