Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/045: Unterschied zwischen den Versionen

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Im folgenden Jahre 1866 brachte der, glücklicher Weise rasch verlaufende, deutsche Krieg mancherlei Aufregung. Im Dill- und Lahntale fanden Truppendurchzüge und Einquartierungen seitens der beiden sich gegenüber stehenden Streitkräfte, speziell der Preußen und Badenser, statt. Die Hermannsteiner Pfarre hatte einmal mit der Gemeinde einer Abteilung Vadenser „Zugcbröd" zu liefern und später einige Zeit preußische Landwehr-Kavallerie ins Quartier zu nehmen, Hermannstein, damals noch hessisch, und Wetzlar gehörten getrennten Lagern an, und wenn auch der Verkehr zwischen den Häusern Spamer und Kellner keinerlei Störung erlitt, so stand doch ein jedes derselben auf der Seite seines Landesherrn. In den Köpfen und Herzen des hessischen Volkes wohnte noch zu fest der großdeutsche Gedanke, und war die Notwendigkeit der Au5scheidung Österreichs aus dem deutschen Bunde noch zu wenig erkannt, als daß man sich mit den: Kriege gegen letztere hätte einverstanden fühlen können. Übrigens war Chr. Spamer kein eifernder Politiker und blieb stets ruhigen Urteils in dem Widerstreit der Meinungen. — Der Friedensschluß brachte Hennannstein mit dem sogenannten hessischen Hinterlande an Preußen, und Chr. Spamer in den preußischen Untertanenverband und Staatsdienst. Hierbei wurde den nach Preußen übertretenden Pfarrern die Zusage gemacht, daß sie ohne Beeinträchtigung ihrer bisherigen Rechte aufgenommen werden sollten. — Selbstverständlich wurden durch die Annexion ihres Geburtsortes auch die drei noch unselbständigen Kinder, wie Minchen schon früher durch ihre Heirat nach Wetzlar, preußische Staatsangehörige. Auch der zeitige Pfarrvikar Reitz trat nach Preußen über und behielt seine Stelle in Hermannstein bei.
 
Ludwig hatte, nach seinem Abgange vom Gymnasium, bis zum Jahre 1861 eine zweijährige Lehrzeit in Appenborn und danach die landwirtschaftliche Schule zu Friedberg absolviert. Später war er auf verschiedenen Gütern in Hessen und Thüringen praktisch tätig und studierte in den Jahren 1866 und 1867, zur Vollendung seiner Ausbildung, drei Semester auf der land­wirtschaftlichen Akademie in Halle. Hermann fand Anfang April 1867, nach lange vergeblichem Bemühen, eine Volontärstelle auf dem Neubrücker Eisenwerk bei Finnentrop, und an: 10. Dezember genannten Jahres eine Anstellung Als technischer Direktor der Aktiengesellschaft Ilseder Hütte zu Groß-Ilsede in der Provinz Hannover. — Als nun der von Halle nach Hause zurückgekehrte Sohn Ludwig am 11. Januar 1868 zu seinem Vetter Wilhelm Steinberger, auf dessen neu-gepachtetes Klostergut Thron, übersiedelte, blieb von Chr. Spamer's Kindern wieder nur Anna im Vaterhause zurück. Doch war oder wurde es deshalb keinesweg5 stille oder eintönig in demselben. das warme Herz und der heitere Sinn des Hausvaters führten ihm und seinem lieben jüngsten Töchterchen, nach wie vor, häusig und gerne den Besuch der Wetzlarer und Gießener Verwandten und Bekannten ins Haus, und eben so gerne wurden diese Besuche von den Hermann» steinern erwidert. Manche Briefe an die auswärtigen Söhne bezeugen jene frohen Besuchstage.
 
An: 11. Mai 1868 wurde die Hochzeit Hermanns und Herminens in Burbach, im zahlreichen Kreise beiderseitiger Verwandten und Freunde, sehr vergnügt gefeiert. Chr. Spamer übergab dabei seiner Tochter Hermine eine goldene Uhr und Kette als Hochzeitsgeschenk, nebst nachfolgenden festlichen Versen an beide jungen Ehegatten:
 
Zum elften Mai 1868.
 
1-
 
Erlaubt mir Apollo den Pegasus nicht, So mache ich doch, ihm zum Trotz, ein Gedicht, Und singe zu Fuße zur Leier; Denn da ich Freund Hymen versprochen ein Lied, So liefere ich es dein Hochzeitenschmied Auch pünktlich zur heutigen Feier!

Version vom 11. April 2008, 07:24 Uhr

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Im folgenden Jahre 1866 brachte der, glücklicher Weise rasch verlaufende, deutsche Krieg mancherlei Aufregung. Im Dill- und Lahntale fanden Truppendurchzüge und Einquartierungen seitens der beiden sich gegenüber stehenden Streitkräfte, speziell der Preußen und Badenser, statt. Die Hermannsteiner Pfarre hatte einmal mit der Gemeinde einer Abteilung Vadenser „Zugcbröd" zu liefern und später einige Zeit preußische Landwehr-Kavallerie ins Quartier zu nehmen, Hermannstein, damals noch hessisch, und Wetzlar gehörten getrennten Lagern an, und wenn auch der Verkehr zwischen den Häusern Spamer und Kellner keinerlei Störung erlitt, so stand doch ein jedes derselben auf der Seite seines Landesherrn. In den Köpfen und Herzen des hessischen Volkes wohnte noch zu fest der großdeutsche Gedanke, und war die Notwendigkeit der Au5scheidung Österreichs aus dem deutschen Bunde noch zu wenig erkannt, als daß man sich mit den: Kriege gegen letztere hätte einverstanden fühlen können. Übrigens war Chr. Spamer kein eifernder Politiker und blieb stets ruhigen Urteils in dem Widerstreit der Meinungen. — Der Friedensschluß brachte Hennannstein mit dem sogenannten hessischen Hinterlande an Preußen, und Chr. Spamer in den preußischen Untertanenverband und Staatsdienst. Hierbei wurde den nach Preußen übertretenden Pfarrern die Zusage gemacht, daß sie ohne Beeinträchtigung ihrer bisherigen Rechte aufgenommen werden sollten. — Selbstverständlich wurden durch die Annexion ihres Geburtsortes auch die drei noch unselbständigen Kinder, wie Minchen schon früher durch ihre Heirat nach Wetzlar, preußische Staatsangehörige. Auch der zeitige Pfarrvikar Reitz trat nach Preußen über und behielt seine Stelle in Hermannstein bei.

Ludwig hatte, nach seinem Abgange vom Gymnasium, bis zum Jahre 1861 eine zweijährige Lehrzeit in Appenborn und danach die landwirtschaftliche Schule zu Friedberg absolviert. Später war er auf verschiedenen Gütern in Hessen und Thüringen praktisch tätig und studierte in den Jahren 1866 und 1867, zur Vollendung seiner Ausbildung, drei Semester auf der land­wirtschaftlichen Akademie in Halle. Hermann fand Anfang April 1867, nach lange vergeblichem Bemühen, eine Volontärstelle auf dem Neubrücker Eisenwerk bei Finnentrop, und an: 10. Dezember genannten Jahres eine Anstellung Als technischer Direktor der Aktiengesellschaft Ilseder Hütte zu Groß-Ilsede in der Provinz Hannover. — Als nun der von Halle nach Hause zurückgekehrte Sohn Ludwig am 11. Januar 1868 zu seinem Vetter Wilhelm Steinberger, auf dessen neu-gepachtetes Klostergut Thron, übersiedelte, blieb von Chr. Spamer's Kindern wieder nur Anna im Vaterhause zurück. Doch war oder wurde es deshalb keinesweg5 stille oder eintönig in demselben. das warme Herz und der heitere Sinn des Hausvaters führten ihm und seinem lieben jüngsten Töchterchen, nach wie vor, häusig und gerne den Besuch der Wetzlarer und Gießener Verwandten und Bekannten ins Haus, und eben so gerne wurden diese Besuche von den Hermann» steinern erwidert. Manche Briefe an die auswärtigen Söhne bezeugen jene frohen Besuchstage.

An: 11. Mai 1868 wurde die Hochzeit Hermanns und Herminens in Burbach, im zahlreichen Kreise beiderseitiger Verwandten und Freunde, sehr vergnügt gefeiert. Chr. Spamer übergab dabei seiner Tochter Hermine eine goldene Uhr und Kette als Hochzeitsgeschenk, nebst nachfolgenden festlichen Versen an beide jungen Ehegatten:

Zum elften Mai 1868.

1-

Erlaubt mir Apollo den Pegasus nicht, So mache ich doch, ihm zum Trotz, ein Gedicht, Und singe zu Fuße zur Leier; Denn da ich Freund Hymen versprochen ein Lied, So liefere ich es dein Hochzeitenschmied Auch pünktlich zur heutigen Feier!