Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/084: Unterschied zwischen den Versionen

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über den Opferdienst, der damit in Verbindung stand, und wobei auch Menschenopfer vorkommen, wissen, ist wenig geeignet, ein besonderes Interesse zu erwecken, weil uns alle Mittel abgehen, die Ideen aufzufassen, die etwa dabei mögen zu Grunde gelegen haben. Die Idee war verschwunden und alles ausgeartet. Von Götzenbildern in Häusern und Ortschaften war alles voll, wie Helmold bezeugt ''<sup>(17)</sup>''; aber dennoch wurde das Dasein eines höchsten unsichtbaren Gottes nicht geläugnet, nur freilich, daß man meinte, derselbe sorge blos für die himmlischen Angelegenheiten und habe von den irdischen sich zurückgezogen, die dann den untern Gottheiten zugefallen wären, unter welchen eine Rangordnung in sofern Statt hätte, als sie dem höchsten Gotte näher oder ferner ständen, vermöge einer angenommenen Abstammung von demselben. Nicht aber blos ein höchster guter Gott ward anerkannt, wie sehr auch das nähere Verhältniß der Erdenbewohner und der irdischen Dinge zu demselben als aufgelöst betrachtet wurde, sondern auch ein böser Gott, Zernebog, Tschernebog, der schwarze Gott, in Gegensatz zu welchem das gute Urwesen Belbog, der weiße Gott hieß, und es will scheinen, als ob man den Einflüssen des bösen Wesens mehr Wirkung auf die Welt zugeschrieben, woran sich denn natürlicherweise das Zauberwesen mit allen seinen Anhängseln anschloß. Die Annahme eines Fürsten des Lichts und der Finsterniß, wie die angedeutete Vorstellung der Abstammung der Götter von dem obersten Gott (sie wären näher oder entfernter aus seinem Blut entsprossen, sagt Helmold), weisen auf einen Zusammenhang der Religionsvorstellungen der Slaven mit dem Morgenlande hin, wo bekanntlich gerade diese Vorstellungen gangbar waren ''<sup>(18)</sup>''. Merkwürdig und als ein Rest reinerer Vorstellungen zu betrachten, ist es indessen, daß es noch Heiligthümer ohne Götzenbilder gab, wie eben jener Hain des Prove.
 
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''<sup>(17)</sup> <tt>Helmold I. 1, c. 83 (84) p. 185 edit Bangert: praeter penates et idola, quibus singula oppida redundabant, locus ille</tt> (das Heiligthum des Prove im Lande Oldenburg) <tt>sanctimonium fuit universae terrae cui flamen et feriationes et sacrificiorum varii ritus deputati fuerant.</tt> Das Sicherste, was wir über das Heidenthum der Slaven in hiesigen Gegenden wissen, verdanken wir überhaupt Helmold im angeführten Capitel und Buch I, Cap. 52 (53).''
''<sup>(18)</sup>'' <tt>Helmold p. 185.</tt>

Version vom 18. März 2008, 10:23 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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über den Opferdienst, der damit in Verbindung stand, und wobei auch Menschenopfer vorkommen, wissen, ist wenig geeignet, ein besonderes Interesse zu erwecken, weil uns alle Mittel abgehen, die Ideen aufzufassen, die etwa dabei mögen zu Grunde gelegen haben. Die Idee war verschwunden und alles ausgeartet. Von Götzenbildern in Häusern und Ortschaften war alles voll, wie Helmold bezeugt (17); aber dennoch wurde das Dasein eines höchsten unsichtbaren Gottes nicht geläugnet, nur freilich, daß man meinte, derselbe sorge blos für die himmlischen Angelegenheiten und habe von den irdischen sich zurückgezogen, die dann den untern Gottheiten zugefallen wären, unter welchen eine Rangordnung in sofern Statt hätte, als sie dem höchsten Gotte näher oder ferner ständen, vermöge einer angenommenen Abstammung von demselben. Nicht aber blos ein höchster guter Gott ward anerkannt, wie sehr auch das nähere Verhältniß der Erdenbewohner und der irdischen Dinge zu demselben als aufgelöst betrachtet wurde, sondern auch ein böser Gott, Zernebog, Tschernebog, der schwarze Gott, in Gegensatz zu welchem das gute Urwesen Belbog, der weiße Gott hieß, und es will scheinen, als ob man den Einflüssen des bösen Wesens mehr Wirkung auf die Welt zugeschrieben, woran sich denn natürlicherweise das Zauberwesen mit allen seinen Anhängseln anschloß. Die Annahme eines Fürsten des Lichts und der Finsterniß, wie die angedeutete Vorstellung der Abstammung der Götter von dem obersten Gott (sie wären näher oder entfernter aus seinem Blut entsprossen, sagt Helmold), weisen auf einen Zusammenhang der Religionsvorstellungen der Slaven mit dem Morgenlande hin, wo bekanntlich gerade diese Vorstellungen gangbar waren (18). Merkwürdig und als ein Rest reinerer Vorstellungen zu betrachten, ist es indessen, daß es noch Heiligthümer ohne Götzenbilder gab, wie eben jener Hain des Prove.


(17) Helmold I. 1, c. 83 (84) p. 185 edit Bangert: praeter penates et idola, quibus singula oppida redundabant, locus ille (das Heiligthum des Prove im Lande Oldenburg) sanctimonium fuit universae terrae cui flamen et feriationes et sacrificiorum varii ritus deputati fuerant. Das Sicherste, was wir über das Heidenthum der Slaven in hiesigen Gegenden wissen, verdanken wir überhaupt Helmold im angeführten Capitel und Buch I, Cap. 52 (53).

(18) Helmold p. 185.