Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/085

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Hier standen in dem sonst damals schon baumleeren Lande Oldenburg uralte Eichen. Hier war ein eingehegter Hof, den nur der Priester betreten durfte, und die, welche opfern wollten, so wie die, welche in Todesgefahr vor Verfolgern sich befanden, denn es war hier ein Asyl. Zugleich war bei diesem Heiligthum die Gerichtsstätte, wo das Volk mit dem Priester und Fürsten am zweiten Wochentage zusammenkam. - Ueber die Festtage der Slavischen Völkerschaften ist nichts vollständiges bekannt. Allgemein scheint nach den Spuren, die davon sich fast durch alle von Slaven bewohnten Länder finden, ein Frühlingsfest, ein Jahresanfang gewesen zu sein, jutro, der Morgen genannt, wovon das Osterfest in einigen Dialekten den Namen behalten, und womit man die in Böhmen, Lausitz, Schlesien, Polen u. s. w. üblich gebliebene Sitte des Todaustreibens als Volkslustbarkeit am Sonntage Lätare in Verbindung bringt.[1] Ein andres allgemeines Fest war im Herbst das Erntefest, wobei große Schmausereien Statt fanden.

Zu den religiösen Feierlichleiten fast aller Völker gehören die Todtenbestattungen. Daß die Slaven ihre Todten verbrannten, ist wohl als ausgemacht anzusehen, und es finden sich Plätze, wo in flacher Erde große Mengen von Todtenurnen beisammenstehen.[2] Der Scheiterhaufen hieß kosziol von kosz Bein; nachher ist der Name in koszel, kostel umgewandelt, zur Bezeichnung eines Heiligthums überhaupt geblieben, und in einigen Slavischen Sprachen wird damit die Kirche bezeichnet. Der Ort aber, wo die Gebeine eingegraben wurden, hieß mogila, wovon noch manche Ortsnamen z. B. Muggeln oder Mucheln im Kirchspiel Seelent hier in Wagrien. Was Joh. Petersen in der Holsten-Chronik [3] von dem


  1. S. unter andern bei Monhard, die Sonn-, Fest- und Heiligen-Tage, den Artikel Lätare S. 61 ff. Anton Versuch über die Slaven 1. Thl. S. 69 ff. 2. Thl. S. 65 ff.
  2. Die Grabstätten, welche als wirklich Slavische oder Wendische anerkannt werden müssen, sind besonders in Mecklenburg von Lisch untersucht, um die Verschiedenheiten von den Begräbnissen der Germanischen Volksstämme ins Licht zu stellen.
  3. Chronica oder Zeitbuch der Lande zu Holsten ec. ec. Ausgabe von 1599. S. 17