Friedrich August Kludt: Unterschied zwischen den Versionen
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Nach eigenen Aufzeichnungen, aus seinem Notizbuch | Nach eigenen Aufzeichnungen, aus seinem Notizbuch. | ||
Von unseren Ur-Urgroßeltern ist nur so viel bekannt, daß sie vor 200 Jahren entweder während, oder gleich nach, dem dreißigjährigen Religionskriege 1618 - 1648 von dem Rheinlande bei Köln nach Preußen auswanderten, sich in der Gegend zwischen den Städten Posen, Schneidemühl und Bromberg ansiedelten, evangelisch - lutherischer Konfession waren und die plattdeutsche Sprache redeten. Ihre nächste Marktstätte waren Rogasen, Schocken, Schönlanke und Gnesen. Mein Urgroßvater hieß Johann Kludt und die Urgroßmutter Katharine geb. Schönfeld. Der platt oder niederdeutsche Name „Kludt“ heißt im Hochdeutschen Kloß ( z.B. Erdkloß), in den deutschen Schmieden aber soll er der Name einer Zange sein. Meine Urgroßeltern hatten 7 Söhne und zwei Töchter, unter welchen mein Großvater Johann Kludt geboren 1743 ihr jüngstes Kind und Zwillingssohn war. Da er zwölfjährig eine Vater und Mutterlose Weise wurde, und der darauf ausgebrochene siebenjährige Krieg das Land verheerte, so war er genötigt, sich sein Brot durch Dienen bei dortigen Landleute mühsam zu erwerben. Gegen das Ende des Krieges mußte er als Fuhrknecht die Russen nach Zorndorf, wo die bekannte fürchterliche Schlacht von den Preußen und Russen geschlagen wurde, begleiten, und kaufte von einem russischen Barbierer ein Rasiermesser, welches mein Vater noch jetzt aufbewahrt und benützt. Nach Beendigung des Krieges zogen viele Deutsche nach Polen, wo sie sich von den polnischen Edelleuten Landgüter kauften oder sonst ihr Unterkommen suchten, unter welchen sich auch die Familie Kludt befand. Und auf dem linken Weichselufer, nahe bei dem Städtchen Wrazlawek und Lubrawjetz, zwischen Brsestz und Plotz, niederließ. Im Jahre 1773 trat mein Großvater mit der Großmutter Katharina, geb. Dreher, geb. im Dorfe Ninke, 6 Meilen von Posen und 1 Meile von Rogasen, in den Ehestand. Sie nährten sich von Schafzucht und Handarbeit. Einer von den Brüdern des Großvaters starb ledig, und ein zweiter wurde Katholik, übersetzte seinen Familiennamen ins Polnische und nannte sich Grudzinski (sprich Grudschinki) zum großen Ärger meiner Großeltern. Da sie von den polnischen Edelleuten oft gedrängt wurden, so mußten sie ihren Wohnplatz öfters verlassen, kamen endlich in die Gegend der Städte Rostositz und Konin, und hatten folgende nach ihrem Alter gesetzte Kinder: Martin, Michael, Katharina, Johann ( mein Vater), Maria und Christoph. Sie starben, die Großmutter 41, der Goßvater 60 Jahre alt. Martin und Michael Kludt haben in Polen bei Peterkau ihre freie Landgüter und Christoph Kludt ist Schullehrer. Mein Vater Johann Kludt wurde, nach seiner eigenhändigen Lebensbeschreibung, im polnischen Dorfe Turke bei der Stadt Konin den 3/15 April 1783 geboren und in Muchlin getauft. Sieben-oder achtjährig verunglückte er aus Unkenntnis der Gefahr bei einer Mühlenschleuße in Janiszew, und ertrank im tiefen Wasser. Wer ihn gerettet hat, weiß er nicht, da er ganz allein und bewußtlos war. Weil es seinen Eltern wegen mancherlei Unglücksfällen armselig ging, so hatte es auch mein Vater schwer, und es war, zumal in polnischen Dörfern und Wäldern an einen gehörigen Schulunterricht nicht zu denken; er lernte bei seiner Mutter notdürftig lesen, besuchte im Winter von 1795-96 die Schule in dem deutschen Dorf Sporse und wurde 1796 in Großneudorf konfirmiert. Nach der Konfirmation erwachte in ihm ein unwiderstehlicher Drang zum Gebet und zum Lernen; er war so glücklich ein Rechenbüchlein, Peschkes Rechenschüler, zu bekommen, aus dem er sich im Rechnen und schreiben selbst übte. Siebzehn Jahre alt trat er bei einem Schneidermeister in die Lehre, im 20-sten Lebensjahre wurde er Schullehrer, und diente als solcher von 1802-1804 in Ladna, von 1805-1810 in Lusche, von 1811 bis 1815 in Groß-Neudorf und von 1816 bis 1819 in Lipin. Im Jahre 1803 den 23. November /5. Dezember trat er mit meiner Mutter Anna Maria, geb. Will, ebenfalls bei Posen geboren den 11/23 April 1787, gestorben in II. Malojaroslawetz den 19/31 Oktober 1848, aber damals bei ihren Eltern Adam Will und Maria, geb. Milbrot, auf ihrem Landgut im Dombjer Holand bei der Stadt Dombje wohnend, in den Ehestand. Ihre Kinder waren: | |||
== Geschwister == | == Geschwister == |
Version vom 25. Juli 2007, 04:20 Uhr
Friedrich August Kludt war 43 Jahre Lehrer in der Gemeinde Teplitz in Bessarabien.
Leben
Friedrich August Kludt,
- 20.06 /01.06.1811 in Lusche bei Dombje, Polen
† 12.04.1897 in Friedensfeld /Bessarabien, heute Ukraine
Abstammung
Nach eigenen Aufzeichnungen, aus seinem Notizbuch.
Von unseren Ur-Urgroßeltern ist nur so viel bekannt, daß sie vor 200 Jahren entweder während, oder gleich nach, dem dreißigjährigen Religionskriege 1618 - 1648 von dem Rheinlande bei Köln nach Preußen auswanderten, sich in der Gegend zwischen den Städten Posen, Schneidemühl und Bromberg ansiedelten, evangelisch - lutherischer Konfession waren und die plattdeutsche Sprache redeten. Ihre nächste Marktstätte waren Rogasen, Schocken, Schönlanke und Gnesen. Mein Urgroßvater hieß Johann Kludt und die Urgroßmutter Katharine geb. Schönfeld. Der platt oder niederdeutsche Name „Kludt“ heißt im Hochdeutschen Kloß ( z.B. Erdkloß), in den deutschen Schmieden aber soll er der Name einer Zange sein. Meine Urgroßeltern hatten 7 Söhne und zwei Töchter, unter welchen mein Großvater Johann Kludt geboren 1743 ihr jüngstes Kind und Zwillingssohn war. Da er zwölfjährig eine Vater und Mutterlose Weise wurde, und der darauf ausgebrochene siebenjährige Krieg das Land verheerte, so war er genötigt, sich sein Brot durch Dienen bei dortigen Landleute mühsam zu erwerben. Gegen das Ende des Krieges mußte er als Fuhrknecht die Russen nach Zorndorf, wo die bekannte fürchterliche Schlacht von den Preußen und Russen geschlagen wurde, begleiten, und kaufte von einem russischen Barbierer ein Rasiermesser, welches mein Vater noch jetzt aufbewahrt und benützt. Nach Beendigung des Krieges zogen viele Deutsche nach Polen, wo sie sich von den polnischen Edelleuten Landgüter kauften oder sonst ihr Unterkommen suchten, unter welchen sich auch die Familie Kludt befand. Und auf dem linken Weichselufer, nahe bei dem Städtchen Wrazlawek und Lubrawjetz, zwischen Brsestz und Plotz, niederließ. Im Jahre 1773 trat mein Großvater mit der Großmutter Katharina, geb. Dreher, geb. im Dorfe Ninke, 6 Meilen von Posen und 1 Meile von Rogasen, in den Ehestand. Sie nährten sich von Schafzucht und Handarbeit. Einer von den Brüdern des Großvaters starb ledig, und ein zweiter wurde Katholik, übersetzte seinen Familiennamen ins Polnische und nannte sich Grudzinski (sprich Grudschinki) zum großen Ärger meiner Großeltern. Da sie von den polnischen Edelleuten oft gedrängt wurden, so mußten sie ihren Wohnplatz öfters verlassen, kamen endlich in die Gegend der Städte Rostositz und Konin, und hatten folgende nach ihrem Alter gesetzte Kinder: Martin, Michael, Katharina, Johann ( mein Vater), Maria und Christoph. Sie starben, die Großmutter 41, der Goßvater 60 Jahre alt. Martin und Michael Kludt haben in Polen bei Peterkau ihre freie Landgüter und Christoph Kludt ist Schullehrer. Mein Vater Johann Kludt wurde, nach seiner eigenhändigen Lebensbeschreibung, im polnischen Dorfe Turke bei der Stadt Konin den 3/15 April 1783 geboren und in Muchlin getauft. Sieben-oder achtjährig verunglückte er aus Unkenntnis der Gefahr bei einer Mühlenschleuße in Janiszew, und ertrank im tiefen Wasser. Wer ihn gerettet hat, weiß er nicht, da er ganz allein und bewußtlos war. Weil es seinen Eltern wegen mancherlei Unglücksfällen armselig ging, so hatte es auch mein Vater schwer, und es war, zumal in polnischen Dörfern und Wäldern an einen gehörigen Schulunterricht nicht zu denken; er lernte bei seiner Mutter notdürftig lesen, besuchte im Winter von 1795-96 die Schule in dem deutschen Dorf Sporse und wurde 1796 in Großneudorf konfirmiert. Nach der Konfirmation erwachte in ihm ein unwiderstehlicher Drang zum Gebet und zum Lernen; er war so glücklich ein Rechenbüchlein, Peschkes Rechenschüler, zu bekommen, aus dem er sich im Rechnen und schreiben selbst übte. Siebzehn Jahre alt trat er bei einem Schneidermeister in die Lehre, im 20-sten Lebensjahre wurde er Schullehrer, und diente als solcher von 1802-1804 in Ladna, von 1805-1810 in Lusche, von 1811 bis 1815 in Groß-Neudorf und von 1816 bis 1819 in Lipin. Im Jahre 1803 den 23. November /5. Dezember trat er mit meiner Mutter Anna Maria, geb. Will, ebenfalls bei Posen geboren den 11/23 April 1787, gestorben in II. Malojaroslawetz den 19/31 Oktober 1848, aber damals bei ihren Eltern Adam Will und Maria, geb. Milbrot, auf ihrem Landgut im Dombjer Holand bei der Stadt Dombje wohnend, in den Ehestand. Ihre Kinder waren: