Schlesisches Namenbuch/022: Unterschied zwischen den Versionen
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(von Wildenau), Weidner (von Weidenau), Lindner (von Lindenau), Eichner (von Eichenau) u. a. Diese letzteren von Baumarten hergeleiteten Namen gehen aber in der Regel auf Örtlichkeitsbezeichnungen zurück, wie Büchner, Birkner, Fichtner; dem deut. Lindner entspricht dem Wortsinn nach das slaw. Leipner (lipa-Linde). Die Häufigkeit der Erle in der slaw. Form ol##s##a und den damit gebildeten Ortsnamen Olesna, heute Ölsen, Ölsa, Öls erinnert an die vielen kleinen Wasserläufe und feuchten Niederungen der schles. Landschaft. Der rühmlichst bekannte Familienname Eisner (entrundet aus Ölsner, wie Exner aus Öchsner) hat hier seinen Ursprung. Slaw. Wortstammes sind auch Schleupner und Steudner sowie die auf Sagan und Lauban weisenden Sagner und Laubner.
Die dritte Erscheinungsweise der Endung -er als -er t, für Schlesien geradezu charakteristisch, ist noch in heutiger Mundart anzutreffen (vgl. Blüchert, Blauert)(vgl. Bahlows Ausführungen in "Teuthonista" 3 (1926), 33 - 37 nebst Prof. Teucherts Anm. S. 34).
Dies sekundäre t stammt erst aus dem 16. Jahrh. und findet sich nicht nur bei Herkunftsnamen (Steiner/Steinert von Steinau), sondern ebenso bei Berufs- und Übernamen (Weinert = Wagner, Kleinert = der Kleine). Wie Steiner(t) sind gebildet: Gruner/Grunert von Grunau, Hartert von Hartau/Harthau, -a (volkssprachlich: von der Harte!), Bieler/Biehler/Bielert/Biehlert von Bielau, Bemer/Bemert von Berna, Zwicker/Zwickert von Zwickau, Weichert von Weichau, Teichert und Tauchert von Teicha/Teichau und Taucha. An kurze, vor allem einsilbige Ortsnamen klammert sich gern das man-Suffix, das sonst in Nordwestdeutschland zu Hause ist (vgl. Carstens, Beiträge zur Geschichte der bremischen Familiennamen. Marburg 1906). Tinz/Tinzmann und Tanzmann stammen aus den Dörfern Tinz und Tanz in Niederschlesien, Enzmann aus Enz bzw. von dem Flusse Enns in Oberösterreich. Tauer/Tauermann aus Tauer bei Breslau, Tauchmann und Teichmann aus Taucha und Teicha/Teichau; letzterer auch der am Teiche wohnende. Auch Wohnstätten- und Örtlichkeits- (Flur- u. Fluß-) namen zeigen dies man nicht selten; Endemann (auch Mende = am Ende) ist der am Ende der Ortschaft oder der Straße Wohnende, Bormann/Borrmann neben Bornmann/Bornemann der am Brunnen, Bruchmann, der am Bruche (Sumpfe), Pfützner, Pfitzner, Fitzner! Lindemann (wie Lindner), der unter Linden, Hellmann (Hallmann) der in der Hölle (mhd. helle), einer verbreiteten Flurbezeichnung, Lochmann, der im Loche (nachweislich Hausname in Alt-Breslau), Grundmann (neben Gründer) der im Grunde, einem tiefen, schmalen Tale, im Gegensatz zum Bergmann (neben Berger), der auf Bergeshöhe wohnt. Der Viehweg und die Überschar/Überschaar haben zwei markante Wohnstättennamen beigesteuert: Fiebig und Überschär; Niedenzu und Niedenführ weisen auf den Tieferwohnenden hin.
Auch Schlesiens Hauptverkehrsader ist mit Oder/Odermann (vgl. Oderwald) vertreten; Reimann (vom Rhein) war unter den Stammesnamen schon genannt. Von den übrigen schles. Flüssen sind der Queis und die Görlitzer Neisse, die Katzbach und die schnelle Deichsel in Familiennamen wiederzufinden: Queiser/Queisser, Neißer, Katzbach (14. Jahrh.), Deichsel, Deichssler, Dechsel.
Bergnamen sind seltener: Riesenberger enthält noch den alten Namen der Schneekoppe (heute nur allgemein noch Riesengebirge), Kienast, Landskron und Zeisbrich sind zugleich Burgennamen. Rehorn (tschech. = Gebirge) ist der Name der südöstl. Fortsetzung des Riesengebirges auf böhm. Seite. Bei Steinberg hat man die Wahl zwischen mehreren Berg- und Ortsnamen Schlesiens.