Herforder Chronik (1910)/432: Unterschied zwischen den Versionen

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„Rheinwein zu 1 Gulden, zu {{Bruch|1|2}} Tlr. und zu 16 Mg.,<br />
Franzwein zu 12 Gr., der gewöhnliche zu 9 und 8 Gr.,<br />
das beste Fleisch zu 6 Sous, Kalb- und Hammelfleisch zu je 6 Sous,<br />
Weißbrot zu 4 Sous für 1 Pfd. 6 Lot,<br />
Roggenbrot 2 Sous,<br />
Schwarz- oder Grobbrot 1 Sol.,<br />
1 Kanne Bier 1 Sol.“
 
Je näher die Heere der Feinde heranrücken, desto größer wird die Unruhe in Herford. Schlag auf Schlag gehen die verschiedenartigsten Befehle der französischen Kriegskommissäre den Truppen voran. Auf ganzen und halben Bogen, oft nur auf handgroßen Zetteln ausgestellt, enthalten sie unter dem Firnis der französischen Höflichkeitsphrasen ungestüme, mit Androhung von Exekutionsmaßregeln abgefaßte Forderungen, die in allen Schichten der Herforder Bevölkerung fieberhafte Erregung hervorrufen.
 
So fordert der <tt>Commissaire deguerre</tt> (Kriegskommissar) Montearville, es sollen sich am 5. Juli 3 Uhr früh auf dem Markte 100 mit je vier guten Pferden oder Kühen bespannte Wagen versammeln, und in allen Häusern soll nachgesehen werden, um die dort vorhandenen Wagen, wenn nötig, mit Gewalt fortzunehmen.
 
Nach einem andern Befehle sollen um 3 Uhr morgens 10 000 vollständige Kavallerie-Rationen<ref>Tägliches Futter (für Pferde),</ref> und vormittags 6000 Pfund Reis geliefert werden.
 
Da Herford jene Forderung der Wagen und Pferde allein nicht erfüllen kann, so versucht der Magistrat die umliegenden Ämter heranzuziehen, die sich aber mit aller Macht wehren.
 
Der Amtmann Camann von Enger erwidert gereizt, daß im Engerschen Distrikt „Pferde und Wagen nicht in einer solchen Bereitschaft sind, als sich der löbl. Magistrat zu Herford <tt>imaginiret</tt> (einbildet).“ Außerdem sei die Mehrzahl der Engerschen Pferde und Wagen noch bei der alliierten Armee. Was aufzubringen möglich ist, soll abgeschickt werden.
 
Consbruch von Hiddenhausen möchte, daß die Ämter Limburg und Vlotho auch zur Stellung von Reit- und Vorspannpferden herangezogen würden, es fiele diesem Amt unmöglich, nach Herford, Bielefeld und Enger die vielen Fuhren und Reitpferde zu schaffen. Später meldet er, man wisse nicht, woher solche zu schaffen. Dabei sei noch zu beklagen, daß, wenn die bestellten Wagen marschierenden Truppen begegneten, solche nicht durchgelassen würden.
 
Kriegsrat Redecker in Vlotho hat die nötigen Befehle erlassen, berichtet aber dabei, „daß die Bauern keine Ordre parieren, sondern sich mit ihren Wagen und Pferden nahe vor der Stadt Herford verstecken“. Sie lagen dem Vernehmen nach beim Neuenbaum (vor Uffelsmeier; nicht mehr vorhanden) und im Stuckenberge, von wo sie durchaus nicht weiter in die Stadt fahren wollen.
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1759

„Rheinwein zu 1 Gulden, zu 1/2 Tlr. und zu 16 Mg.,
Franzwein zu 12 Gr., der gewöhnliche zu 9 und 8 Gr.,
das beste Fleisch zu 6 Sous, Kalb- und Hammelfleisch zu je 6 Sous,
Weißbrot zu 4 Sous für 1 Pfd. 6 Lot,
Roggenbrot 2 Sous,
Schwarz- oder Grobbrot 1 Sol.,
1 Kanne Bier 1 Sol.“

Je näher die Heere der Feinde heranrücken, desto größer wird die Unruhe in Herford. Schlag auf Schlag gehen die verschiedenartigsten Befehle der französischen Kriegskommissäre den Truppen voran. Auf ganzen und halben Bogen, oft nur auf handgroßen Zetteln ausgestellt, enthalten sie unter dem Firnis der französischen Höflichkeitsphrasen ungestüme, mit Androhung von Exekutionsmaßregeln abgefaßte Forderungen, die in allen Schichten der Herforder Bevölkerung fieberhafte Erregung hervorrufen.

So fordert der Commissaire deguerre (Kriegskommissar) Montearville, es sollen sich am 5. Juli 3 Uhr früh auf dem Markte 100 mit je vier guten Pferden oder Kühen bespannte Wagen versammeln, und in allen Häusern soll nachgesehen werden, um die dort vorhandenen Wagen, wenn nötig, mit Gewalt fortzunehmen.

Nach einem andern Befehle sollen um 3 Uhr morgens 10 000 vollständige Kavallerie-Rationen[1] und vormittags 6000 Pfund Reis geliefert werden.

Da Herford jene Forderung der Wagen und Pferde allein nicht erfüllen kann, so versucht der Magistrat die umliegenden Ämter heranzuziehen, die sich aber mit aller Macht wehren.

Der Amtmann Camann von Enger erwidert gereizt, daß im Engerschen Distrikt „Pferde und Wagen nicht in einer solchen Bereitschaft sind, als sich der löbl. Magistrat zu Herford imaginiret (einbildet).“ Außerdem sei die Mehrzahl der Engerschen Pferde und Wagen noch bei der alliierten Armee. Was aufzubringen möglich ist, soll abgeschickt werden.

Consbruch von Hiddenhausen möchte, daß die Ämter Limburg und Vlotho auch zur Stellung von Reit- und Vorspannpferden herangezogen würden, es fiele diesem Amt unmöglich, nach Herford, Bielefeld und Enger die vielen Fuhren und Reitpferde zu schaffen. Später meldet er, man wisse nicht, woher solche zu schaffen. Dabei sei noch zu beklagen, daß, wenn die bestellten Wagen marschierenden Truppen begegneten, solche nicht durchgelassen würden.

Kriegsrat Redecker in Vlotho hat die nötigen Befehle erlassen, berichtet aber dabei, „daß die Bauern keine Ordre parieren, sondern sich mit ihren Wagen und Pferden nahe vor der Stadt Herford verstecken“. Sie lagen dem Vernehmen nach beim Neuenbaum (vor Uffelsmeier; nicht mehr vorhanden) und im Stuckenberge, von wo sie durchaus nicht weiter in die Stadt fahren wollen.

  1. Tägliches Futter (für Pferde),