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OCR-Text=Häuserbuch der Stadt Altenburg in Thüringen 1450 –1865
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Dennoch kann Altenburg nicht als eine Ackerbürgerstadt bezeichnet werden. In Altenburg waren zu dieser Zeit Bildschnitzer und Maler – die wohl interessantesten Handwerksberufe – mit vertreten. Dazu gehören die Gebrüder Jacob und Peter Naumann,
Um 1030 wurde das Bistum Zeitz nach Naumburg verlegt. Damit unterstand Altenburg
Georg Pfuhl, genannt Maler, Urban Rickmar und vor allem Franz Geringswalde. Sie
kirchlich diesem neugegründeten Bistum.
betrieben Schnitzwerkstätten, welche weit über Altenburg hinaus bekannt wurden.
Im 12. Jahrhundert hat sich dann Altenburg nach Westen, Richtung Johannisgraben (61)
Wohlhabende Handwerker erwerben um 1517 im böhmischen Erzgebirge vor allem im
und nach Süden, Richtung Langengasse (70)3 hin ausgedehnt.
Joachimsthaler Grubenrevier das Recht, auf eigene Kosten Erzbergwerke zu betreiben.
Um diese Zeit entstand die heute noch teilweise vorhandene zweite Stadtmauer.
Fasst parallel zur Innenstadt, entstanden außerhalb des Mauerringes mehrere Vorstädte.
Diese wurde 1204 erstmalig erwähnt.
Dazu gehört – neben dem bereits erwähnten Pauritz – das südöstlich des Schlosses gelegene Naschhausen. Hier nahmen vor allem Dienstleute, die auf dem Schloss beschäftigt
Das bereits erwähnte Dorf Pauritz wurde in diese Stadtgründung erstaunlicher Weise
waren, ihren Wohnsitz. Mit dem Bau des St. Georgen-Stiftes ziehen auch Domherren und
nicht mit einbezogen. Das unterstreicht die Vermutung, dass wohl sprachliche Gründe
Vikare nach Naschhausen. Das unterstreicht, dass Naschhausen vor allem eine deutschsprachige Ansiedlung war.
dafür die Ursache waren, die Neusiedler der Stadt sprachen vermutlich deutsch.
Weitere Wohngebiete außerhalb der Stadtmauer waren:
Der Zugang in die Stadt erfolgte durch fünf Tore (das Pauritzer Tor, das Burgtor, das
Die Teich-, die Schmöllnsche- und die Johannisvorstadt, das Weidicht, der Steg und der
Teich- oder Fischtor, das äußere und innere Schmöllnsche Tor, und das äußere und innere Johannistor) und drei Pforten (die Bergerpforte, die Klosterpforte und die Mühl- oder
Entenplan. In diesen Siedlungen lebten vor allem sozial mindergestellte Personen.
Eselspforte). Weiterhin gab es auch die Pohlheimpforte und die Pforte neben dem heutigen Casino.
Dennoch haben die Vorstädte eine gewisse Bedeutung, was besonders beim Betrachten
Außerhalb dieser Mauer entstand durch die Verordnung vom 26. Februar 1165 des Kaisers Friedrich I. Barbarossa (1165–1172) das Marienkloster auf dem Berge.
der Einwohnerzahlen deutlich wird:
Die Einweihung dieses Klosters, der Kirche »Unserer Lieben Frauen St. Marien«,
Zu Beginn der Reformation gibt es in den Vorstädten 109 Hausbesitzer und 116 Mietlinge. In der Stadt werden zu dieser Zeit 322 Hausbesitzer und 76 Mietlinge gezählt4.
erfolgte am 8. September 1172 durch den Bischof Udo II. von Naumburg. Es wurde mit
1583 wurde in der Brüdergasse (4) das Haus Nr. 7 erbaut, welches 1764 der Bürgermeister Friedrich Gotter (1642–1695) kaufte.
Augustinermönchen besetzt.
Gotter verfasste das »Erbbuch der Fürstlich Sächsischen Residenzstadt Altenburg, worinnen alle dem Rath zugehörigen Lehnstücke ordentlich verzeichnet sind«, welches er
Neben dem neuen Rathaus gehört diese Kirche – wegen der verwendeten roten Mauerziegel im Volksmund »Rote Spitzen« genannt – zu den Wahrzeichen von Altenburg.
1681 fertigstellte.
Mit der geschilderten Erweiterung der Stadt konnte der Brühl (5) seine Funktion als
Das Buch blieb bis in unsere Tage erhalten und bildete für Wilhelm Ruhland die wichtigste Grundlage bei der Erarbeitung des Häuserbuches.
Markt nicht mehr erfüllen. 1192 wird das »Novum Forum (Neuer Markt)« erwähnt. Es ist
Im Jahre 1614 erfolgte in der Kronenasse (19) der Bau des Hohlschen Brauhauses.
der neue Hauptmarkt (20). Der wesentlich kleinere Brühl hat bis heute seine ursprüngliche Form beibehalten.
Das Jahr 1632 war eines der schlimmsten Jahre des Dreißigjährigen Krieges für die
1223 erfolgte die erste Erwähnung der Nikolaikirche am Nikolaikirchhof (23). Sie ist
Stadt Altenburg, welche schwer unter Plünderungen und zwangsweisen Einquartierungen
die zweite Altenburger Stadtkirche. Das heute nicht mehr vorhandene Kirchenschiff erstreckte sich gen Westen. Der Turm war bereits vorher vorhanden und ist vermutlich
zu leiden hatte.
schon im frühen 12. Jahrhundert als Wachturm errichtet worden.
Am 16. Oktober 1632 quartierte sich Wallenstein im »Schwarzen Bär« auf dem Markt
Im Jahre 1303 wurde das Nonnenkloster des Ordens St. Mariae Magdalenae es befand
(20) ein. Herzog Bernhard von Weimar Befehlshaber der schwedischen Truppen – ließ
sich zwischen der Johannisstraße (13) und der Sporenstraße (30) – nach der Teichstraße
sich im Milkischen Hause in der Sporengasse (30) nieder und sein Bruder quartierte sich
(32) in die Nähe des Teichtores verlegt.
im Försterschen Hause auf dem Kornmarkt (18) ein.
Um 1300 haben innerhalb der Stadtmauer etwa dreitausend Personen gelebt. Das war
Am Ende des 30-jährigen Krieges wohnten 1638 nur noch 2700 Personen in Altenburg.
für die damalige Zeit eine beachtliche Einwohnerzahl.
Das ist nur noch ein knappes Drittel gegenüber vor dem Krieg.
1307 fand die Schlacht bei Lucka – zwischen dem wettinischen Markgrafen Friedrich I. (dem Freidigen) mit seinem Bruder Diezmann auf der einen Seite und dem Heer
Mit dem Tode von Friedrich Wilhelm III. zu Sachsen Altenburg am 14. April 1672
des König Albrecht I. auf der anderen Seite statt. Dabei unterlag das Heer des Königs.
erlosch die älteste Linie Sachsen-Altenburg. Das Land fiel nun an Herzog Ernst den
Der Sieg der Wettiner über den König in dieser Schlacht bringt eine jähe Wende in die
Frommen von Sachsen-Gotha.
Altenburger Geschichte. Im Jahre 1311 wird Friedrich dem Freidigen die Schutzherrschaft über das Pleißenland und damit auch über Altenburg zugesprochen, 1329 findet sie
Auf dem Brühl (5) wurde 1724 das Seckendorffsche Palais im Barockstil errichtet. Der
ihre endgültige Anerkennung durch den deutschen König.
Ratsbaumeister Johann Georg Hellbrunn errichtete es für den Reichsgrafen Friedrich
Seitdem blieb das Pleißenland mit Altenburg in den Händen der Wettiner. Im Jahre 1485
Heinrich von Seckendorff.
fand die »Leipziger Landesteilung« zwischen dem Kurfürsten Ernst und dem Herzog
4 Hans Joachim Kessler, Altenburg Gesichter und Geschichten einer Stadt, Verlagshaus Thüringen, 1994
3 Der Johannisgraben und die Langengasse werden ebenfalls im Teil II behandelt.


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Häuserbuch der Stadt Altenburg in Thüringen 1450 –1865

Um 1030 wurde das Bistum Zeitz nach Naumburg verlegt. Damit unterstand Altenburg kirchlich diesem neugegründeten Bistum. Im 12. Jahrhundert hat sich dann Altenburg nach Westen, Richtung Johannisgraben (61) und nach Süden, Richtung Langengasse (70)3 hin ausgedehnt. Um diese Zeit entstand die – heute noch teilweise vorhandene – zweite Stadtmauer. Diese wurde 1204 erstmalig erwähnt. Das bereits erwähnte Dorf Pauritz wurde in diese Stadtgründung erstaunlicher Weise nicht mit einbezogen. Das unterstreicht die Vermutung, dass wohl sprachliche Gründe dafür die Ursache waren, die Neusiedler der Stadt sprachen vermutlich deutsch. Der Zugang in die Stadt erfolgte durch fünf Tore (das Pauritzer Tor, das Burgtor, das Teich- oder Fischtor, das äußere und innere Schmöllnsche Tor, und das äußere und innere Johannistor) und drei Pforten (die Bergerpforte, die Klosterpforte und die Mühl- oder Eselspforte). Weiterhin gab es auch die Pohlheimpforte und die Pforte neben dem heutigen Casino. Außerhalb dieser Mauer entstand durch die Verordnung vom 26. Februar 1165 des Kaisers Friedrich I. Barbarossa (1165–1172) das Marienkloster auf dem Berge. Die Einweihung dieses Klosters, der Kirche »Unserer Lieben Frauen St. Marien«, erfolgte am 8. September 1172 durch den Bischof Udo II. von Naumburg. Es wurde mit Augustinermönchen besetzt. Neben dem neuen Rathaus gehört diese Kirche – wegen der verwendeten roten Mauerziegel im Volksmund »Rote Spitzen« genannt – zu den Wahrzeichen von Altenburg. Mit der geschilderten Erweiterung der Stadt konnte der Brühl (5) seine Funktion als Markt nicht mehr erfüllen. 1192 wird das »Novum Forum (Neuer Markt)« erwähnt. Es ist der neue Hauptmarkt (20). Der wesentlich kleinere Brühl hat bis heute seine ursprüngliche Form beibehalten. 1223 erfolgte die erste Erwähnung der Nikolaikirche am Nikolaikirchhof (23). Sie ist die zweite Altenburger Stadtkirche. Das heute nicht mehr vorhandene Kirchenschiff erstreckte sich gen Westen. Der Turm war bereits vorher vorhanden und ist vermutlich schon im frühen 12. Jahrhundert als Wachturm errichtet worden. Im Jahre 1303 wurde das Nonnenkloster des Ordens St. Mariae Magdalenae – es befand sich zwischen der Johannisstraße (13) und der Sporenstraße (30) – nach der Teichstraße (32) in die Nähe des Teichtores verlegt. Um 1300 haben innerhalb der Stadtmauer etwa dreitausend Personen gelebt. Das war für die damalige Zeit eine beachtliche Einwohnerzahl. 1307 fand die Schlacht bei Lucka – zwischen dem wettinischen Markgrafen Friedrich I. (dem Freidigen) mit seinem Bruder Diezmann auf der einen Seite und dem Heer des König Albrecht I. auf der anderen Seite – statt. Dabei unterlag das Heer des Königs. Der Sieg der Wettiner über den König in dieser Schlacht bringt eine jähe Wende in die Altenburger Geschichte. Im Jahre 1311 wird Friedrich dem Freidigen die Schutzherrschaft über das Pleißenland und damit auch über Altenburg zugesprochen, 1329 findet sie ihre endgültige Anerkennung durch den deutschen König. Seitdem blieb das Pleißenland mit Altenburg in den Händen der Wettiner. Im Jahre 1485 fand die »Leipziger Landesteilung« zwischen dem Kurfürsten Ernst und dem Herzog 3 Der Johannisgraben und die Langengasse werden ebenfalls im Teil II behandelt.

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