Herforder Chronik (1910)/069: Unterschied zwischen den Versionen

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Gauzberts Nachfolger Egilbert (860-887) protestierte zwar unter dem Beifall der übrigen deutschen Bischöfe gegen die große Einbuße, welche sein Bistum infolge der kaiserlichen Privilegien zugunsten der Klöster Corvey und Herford erlitten hatte, es half aber nichts, im Gegenteil wurden den genannten bevorzugten Klöstern insofern neue Gunstbezeigungen erwiesen, als sie Befreiung von der Verpflichtung erlangten, von denjenigen Gütern, welche ihnen unmittelbar gehörten und die sie selbst bewirtschafteten, Zehntabgabe an den Bischof zu entrichten.
 
Als im Jahre 887 Egilmar den bischöflichen Stuhl zu Osnabrück bestieg, war es sein erstes Unternehmen, sowohl gegen die andauernde Zehntenverkürzung und Einbußen seines Bistums, als auch gegen manche in dieser Zeit der Not tief eingerissene Schäden innerhalb der Kirche reformierend vorzugehen. Corvey und Herford hatten nämlich mit dem Bezug der Zehnten von Meppen, Rheine und Bünde die Verpflichtung übernommen, in den genannten Kirchen die Seelsorge auszuüben, diese Pflicht indessen sehr vernachlässigt; denn Egilmar fand in seinem bischöflichen Bezirke zu Herford und Corvey große Unordnungen vor. Nach seiner Angabe waren mehrere Kirchen durch Mordtaten entweiht, andere durch gemeine Verbrechen besudelt und die Seelsorge selbst den Händen von fremdländischen Priestern, deren Ordination (priesterliche Weihe) nicht über allen Zweifel erhaben war, anvertraut. Was aber war das Ergebnis seines eifrigen Einschreitens? - Der Abt von Corvey und die Äbtissin von Herford beschwerten sich sowohl beim König Arnulf als auch beim Papst Stephan VI. über die Bedrängungen Egilmars, und so nachdrücklich war der Einfluß des für die genannten Klöster eintretenden sächsischen Adels, daß man über Egilmars Beschwerden zur Tagesordnung überging, Corvey und Herford ihre Privilegien abermals bestätigte und den Bischöfen, in deren Bezirken die Klöster lagen, empfahl, letztere nicht zu bedrücken und deren Priestern in den von ihnen verwalteten Kirchen die Feier der Messe nicht zu untersagen. Selbst die Synode deutscher Bischöfe, von den erwähnten Einflüssen bestimmt, wandte sich gegen Egilmars Klage.
 
Mit der Einsetzung des so tatkräftigen wie verschlagenen Bischofs Benno II. änderte sich die ganze Sachlage. Waren die genannten Klöster schon beständig in Not und Sorge um die ihnen verbrieften Privilegien, so sollte es ihnen unter Benno an Herz und Nieren gehen. Um die Osnabrücker Zehnten den Klöstern Corvey und Herford zu entreißen, führt er Klage bei König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. Auf denm Reichstage zu Worms am 30. Okt. 1077 legt er ältere Urkunden vor, aus denen zu ersehen, daß schon 864 Osnabrück in den unverkürzten Genuß der Zehnten wieder eingesetzt und König Arnulfs Bestätigung der Privilegien von Corvey und Herford vom Jahre 887 wieder aufgehoben war. Diese Urkunden jedoch waren, wie Wilmans überzeugend nachweist, gefälscht und von Benno zu dem Zwecke erfunden, Papst, Kaiser und alle Welt zu täuschen. - Als er nun noch urkundlich mit gleichfalls gefälschten Schriftstücken den Beweis antrat, daß auch die Päpste den Entscheidungen der Kaiser zugestimmt hätten

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Herforder Chronik (1910)
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Gauzberts Nachfolger Egilbert (860-887) protestierte zwar unter dem Beifall der übrigen deutschen Bischöfe gegen die große Einbuße, welche sein Bistum infolge der kaiserlichen Privilegien zugunsten der Klöster Corvey und Herford erlitten hatte, es half aber nichts, im Gegenteil wurden den genannten bevorzugten Klöstern insofern neue Gunstbezeigungen erwiesen, als sie Befreiung von der Verpflichtung erlangten, von denjenigen Gütern, welche ihnen unmittelbar gehörten und die sie selbst bewirtschafteten, Zehntabgabe an den Bischof zu entrichten.

Als im Jahre 887 Egilmar den bischöflichen Stuhl zu Osnabrück bestieg, war es sein erstes Unternehmen, sowohl gegen die andauernde Zehntenverkürzung und Einbußen seines Bistums, als auch gegen manche in dieser Zeit der Not tief eingerissene Schäden innerhalb der Kirche reformierend vorzugehen. Corvey und Herford hatten nämlich mit dem Bezug der Zehnten von Meppen, Rheine und Bünde die Verpflichtung übernommen, in den genannten Kirchen die Seelsorge auszuüben, diese Pflicht indessen sehr vernachlässigt; denn Egilmar fand in seinem bischöflichen Bezirke zu Herford und Corvey große Unordnungen vor. Nach seiner Angabe waren mehrere Kirchen durch Mordtaten entweiht, andere durch gemeine Verbrechen besudelt und die Seelsorge selbst den Händen von fremdländischen Priestern, deren Ordination (priesterliche Weihe) nicht über allen Zweifel erhaben war, anvertraut. Was aber war das Ergebnis seines eifrigen Einschreitens? - Der Abt von Corvey und die Äbtissin von Herford beschwerten sich sowohl beim König Arnulf als auch beim Papst Stephan VI. über die Bedrängungen Egilmars, und so nachdrücklich war der Einfluß des für die genannten Klöster eintretenden sächsischen Adels, daß man über Egilmars Beschwerden zur Tagesordnung überging, Corvey und Herford ihre Privilegien abermals bestätigte und den Bischöfen, in deren Bezirken die Klöster lagen, empfahl, letztere nicht zu bedrücken und deren Priestern in den von ihnen verwalteten Kirchen die Feier der Messe nicht zu untersagen. Selbst die Synode deutscher Bischöfe, von den erwähnten Einflüssen bestimmt, wandte sich gegen Egilmars Klage.

Mit der Einsetzung des so tatkräftigen wie verschlagenen Bischofs Benno II. änderte sich die ganze Sachlage. Waren die genannten Klöster schon beständig in Not und Sorge um die ihnen verbrieften Privilegien, so sollte es ihnen unter Benno an Herz und Nieren gehen. Um die Osnabrücker Zehnten den Klöstern Corvey und Herford zu entreißen, führt er Klage bei König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. Auf denm Reichstage zu Worms am 30. Okt. 1077 legt er ältere Urkunden vor, aus denen zu ersehen, daß schon 864 Osnabrück in den unverkürzten Genuß der Zehnten wieder eingesetzt und König Arnulfs Bestätigung der Privilegien von Corvey und Herford vom Jahre 887 wieder aufgehoben war. Diese Urkunden jedoch waren, wie Wilmans überzeugend nachweist, gefälscht und von Benno zu dem Zwecke erfunden, Papst, Kaiser und alle Welt zu täuschen. - Als er nun noch urkundlich mit gleichfalls gefälschten Schriftstücken den Beweis antrat, daß auch die Päpste den Entscheidungen der Kaiser zugestimmt hätten