Schlesisches Namenbuch/022: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. September 2007, 07:59 Uhr

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Schlesisches Namenbuch
Inhaltsverzeichnis  |  Literaturverzeichnis
Benutzte Adressbücher  |  Abkürzungen
I. Taufnamen: a) altdeutsche b) slawische

II. Herkunftsnamen  |  III. Berufsnamen
IV. Übernamen

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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


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(von Wildenau), Weidner (von Weidenau), Lindner (von Lindenau), Eichner (von Eichenau) u. a. Diese letzteren von Baumarten hergeleiteten Namen gehen aber in der Regel auf Örtlichkeitsbezeichnungen zurück, wie Büchner, Birkner, Fichtner; dem deutschen Lindner entspricht dem Wortsinn nach das slawische Leipner (lipa-Linde). Die Häufigkeit der Erle in der slawischen Form olša und den damit gebildeten Ortsnamen Olešna, heute Ölsen, Ölsa, Öls erinnert an die vielen kleinen Wasserläufe und feuchten Niederungen der schlesischen Landschaft. Der rühmlichst bekannte Familienname Elsner (entrundet aus Ölsner, wie Exner aus Öchsner) hat hier seinen Ursprung. Slawischen Wortstammes sind auch Schleupner und Steudner sowie die auf Sagan und Lauban weisenden Sagner und Laubner.

Die dritte Erscheinungsweise der Endung -er als -ert, für Schlesien geradezu charakteristisch, ist noch in heutiger Mundart anzutreffen (vgl. Blüchert, Blauert)[1].

Dies sekundäre t stammt erst aus dem 16. Jh. und findet sich nicht nur bei Herkunftsnamen (Steiner(t) von Steinau), sondern ebenso bei Berufs- und Übernamen (Weinert = Wagner, Kleinert = der Kleine). Wie Steiner(t) sind gebildet: Gruner(t) von Grunau, Hartert von Hart(h)au, -a (volkssprachlich: von der Harte!), Bie(h)ler(t) von Bielau, Berner(t) von Berna, Zwicker(t) von Zwickau, Weichert von Weichau, Teichert und Tauchert von Teicha(u) und Taucha. An kurze, vor allem einsilbige Ortsnamen klammert sich gern das man-Suffix, das sonst in Nordwestdeutschland zu Hause ist [2]. Tinz(mann) und Tanzmann stammen aus den Dörfern Tinz und Tanz in Niederschlesien, Enzmann aus Enz bzw. von dem Flusse Enns in Oberösterreich. Tauer(mann) aus Tauer bei Breslau, Tauchmann und Teichmann aus Taucha und Teicha(u); letzterer auch der am Teiche wohnende. Auch Wohnstätten- und Örtlichkeits- (Flur- u. Fluß-) namen zeigen dies man nicht selten; Endemann (auch Mende = am Ende) ist der am Ende der Ortschaft oder der Straße Wohnende, Bor(r)mann neben Born(e)mann der am Brunnen, Bruchmann, der am Bruche (Sumpfe), Pfützner, -i-, Fitzner! Lindemann (wie Lindner), der unter Linden, Hellmann (Hallmann) der in der Hölle (mhd. helle), einer verbreiteten Flurbezeichnung, Lochmann, der im Loche (nachweislich Hausname in Alt-Breslau), Grundmann (neben Gründer) der im Grunde, einem tiefen, schmalen Tale, im Gegensatz zum Bergmann (neben Berger), der auf Bergeshöhe wohnt. Der Viehweg und die Überscha(a)r haben zwei markante Wohnstättennamen beigesteuert: Fiebig und Überschär; Niedenzu und Niedenführ weisen auf den Tieferwohnenden hin.

Auch Schlesiens Hauptverkehrsader ist mit Oder(mann) (vgl. Oderwald) vertreten; Reimann (vom Rhein) war unter den Stammesnamen schon genannt. Von den übrigen schlesischen Flüssen sind der Queis und die Görlitzer Neiße, die Katzbach und die schnelle Deichsel in Familiennamen wiederzufinden: Queis(s)er, Neißer, Katzbach (14. Jh.), Deichsel, -ssler, Dechsel.

Bergnamen sind seltener: Riesenberger enthält noch den alten Namen der Schneekoppe (heute nur allgemein noch Riesengebirge), Kienast, Landskron und Zeisbrich sind zugleich Burgennamen. Rehorn (tschechisch = Gebirge) ist der Name der südöstl. Fortsetzung des Riesengebirges auf böhmischer Seite. Bei Steinberg hat man die Wahl zwischen mehreren Berg- und Ortsnamen Schlesiens.


  1. Vgl. meine Ausführungen in „Teuthonista“ 3 (1926), 33-37 nebst Prof. Teucherts Anm. S. 34.
  2. Vgl. Carstens, Beiträge zur Geschichte der bremischen Familiennamen. Marburg 1906.