Papiermühle (Mühle): Unterschied zwischen den Versionen
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* Beckmann, Prof. Johann: "Anleitung zur Technologie oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen....", Göttingen 2. Aufl. 1780. (Papiermacherey S. 107-122) | * Beckmann, Prof. Johann: "Anleitung zur Technologie oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen....", Göttingen 2. Aufl. 1780. (Papiermacherey S. 107-122) | ||
===[[Museumspädagogik Westfalen-Lippe]]=== | ===[[Museumspädagogik Westfalen-Lippe]]=== | ||
* | * LWL-Museumspädagogik, Angebote-im-Verleih: Das Leben unserer Vorfahren, Kindern nahe gebracht (Die Materialkiste enthält neben den Arbeitsmaterialien u.a. Abbildungen zur Geschichte dieser Erfindung) | ||
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Aktuelle Version vom 14. November 2021, 16:59 Uhr
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Einleitung
Papier wird 1872 als ein dünner Filz aus kurzen Fasern bezeichnet, welcher zu der Zeit besonders aus Lumpen und Spinnereiabfällen, naßgemahlenem Holz, Stroh, verschiedenen Gräsern (Esparte) usw. hergestellt wird.
Altertum
Im Altertum wurden als Papier Blätter, Papyrus, Pergament (Tierhäute) benutzt, in China durch eine Quelle aus dem Jahre 105 d. Zr. nachgewiesen. Späteres Papier bei uns ist eine Erfindung des 14. Jhdts.; ein diesem Papier ähnelndes Baumwollenpapier fertigten die Araber im 8. und 9. Jhdt.; am vollkommensten und vielseitigsten ist die folgende Papierbereitung in Japan.
Papiermühlen
Papiermühlen auf europäischen Boden entstanden in Spanien, Frankreich bei Troyes (1340), in Italien bei Fabriano (1238) und Genua (um 1433) und in der Schweiz in Basel (1433, in Zürich (1479). In Deutschland wurde die erste Papiermühle im Jahre 1390 vor den Toren Nürnbergs von dem Kaufmann Ulman Stromer (1329-1407) gegründet. Die Mühlen dienten als Antrieb der Lumpenstampfwerke und Holländer, hier wurde Wasser als Antrieb des Mühlenrades benötigt und zugleich als Werkstoff zur Papierherstellung eingesetzt.
Rohstoff Lumpen
Zur Herstellung von Papier dienten bis in das 19. Jahrhundert hinein vornehmlich Lumpen (alte abgetragene Kleider, so genannte Hadern), die meist von Lumpensammlern eingesammelt wurden. Das Lumpensammeln und das Weiterverarbeiten - eine Arbeit, für die, wie wir es heute noch in Entwicklungsländern kennen, Kinder und Frauen eingesetzt wurden- ist besonders gesundheitsgefährdend. Lumpen waren ein wertvoller Rohstoff: daher wurde in Preußen ein Lumpenmonopol eingerichtet. Im Jahre 1808 wurden in Preußen die Privilegien und Lumpenmonopole aufgehoben. Eine ziemliche Anzahl von Lumpensammlern allein in Westfalen ist aus den Lokalseiten im Westfalenlexikon 1832-1835 ersichtlich.
Aber erst viel später, im Jahre 1870, wurden die Lumpenzölle abgeschafft, nachdem in der Papierindustrie die (Ersatz-) Rohstoffe wie Holz und Stroh verstärkt eingesetzt wurden.
Lumpenverarbeitung
In mühseliger Arbeit wurden die eingesammelten Lumpen sortiert, zerstückelt, eingeweicht und danach zu einem schwachen Grad der Fäulung gebracht. Die dann angefaulten Lumpen wurden feucht in`s Geschirr oder in die Stampfmühle gebracht.
Die Stampfmühle
So eine Stampfmühle zur Papierherstellung bestand bei einer Wassermühle aus dem
- Wasserrad mit der Daumwelle
- die mit Eisen beschlagenen Stampfer oder Hämmer, welche mit ihren Schwingen in den Hinterstauden oder Hinterständern hängen und zwischen den Vorderstauden niederfallen,
- der Löcherbaum, gemeinhin mit 5, sechs bis zehn Löchern. Jedes Loch hat eine eiserne Platte als Boden. in jedes Loch fallen drey pder 4 Hämmer.
- Eine Rinne Rinne leitet Wasser in den Löcherbaum, welches durch das Sieb (oder den Kas) wieder abläuft.
Die anfallenden gröblich zerstampften Lumpen, nunmehr Halbzeug, werden mit dem Leerbecher in ein Leerfass gegossen und im Zeughaus in einem Zeugkasten, mit der Zeugpritsche in viereckige Haufen geschlagen, damit das Halbzeug dann abtrocknet.
Holländer
Nachdem das Halbzeug steif getrocknet war, wurde es in einen Holländer verbracht. Um 1670 in den Niederlanden entwickelt, war der Holländer die wichtigste technische Neuerung des vorindustriellen Papiermacherhandwerks. Das Wasserrad der Wassermühle trieb auch eine mit 36 matallenen Schienen beschlagene hölzerne Welle, welche in einem bedeckten Trog übrt 10 andere metallene Schienen oder über eine Platte am Kropf das Halbzeug zermalmte. Einw Rinne leitete auch hier das Wasser hinein, welches das Halbzeug über die schräge Seite des Kropfes, zwischen die Schienen hindurch spülte und welches dann durch die Scheibe wider ablief. Später wurden mit dem Holländer die in Wasser eingeweichten Lumpen von einer rotierenden und scheerenartig wirkenden MesserMesserwalze zerkleinert.
Mit einem herkömmlichen Lumpenstampfwerk dauerte das Zerfasern der Lumpen ungefähr 24 Stunden. Die Arbeitszeit verkürzte sich durch den Einsatz eines Holländers auf etwa acht bis zehn Stunden. Knapp 100 Jahre nach der Erfindung gehörten Holländermahlwerke in ganz Europa zur Standardausstattung einer Papiermühle. Allerdings wurden die Stampfwerke nicht vollständig verdrängt, denn je nach Rohstoff bzw. Produktqualität war es besser, die Lumpen mit dem langsameren und damit schonenderen Stampfwerk zu zerkleinern.
Der nebenstehend abgebildete Holländer wurde um 1900 gebaut und zuletzt in den 1960er Jahren für die Produktion von Teerpappe eingesetzt.
Im 19. Jhdt. wurder der so erzielte Halbstoff mit Chlor gebleicht, gewaschen und auf einem zweiten Holländer noch weiter zerkleinert. Der Ganzstoff wird dann gebläut, mit harzsaurer Tonerde gemischt (geleimt) und häufig mit Ton, Gips oder schwefelsaurem Baryt (oft bis zu 25%) versetzt.
Ganzzeug
Im 18. Jahrhundert wurde das Ganzzeug aus dem Holländer in den Ganzzeugkasten zur Weiterverarbeitung geleitet. Da es danach über die Zeit sich absetzen oder abtrocknen konnte, wurde es von einem Rechen in einem Kasten durch eine gezackte Stange über das Mühlenwerk hin und her gezogen oder gwquirlt und notwendiges Wasser zugeführt. Zur Weiterverarbeitung wurde das breiartige Ganzzeug dann in eine Bütte gebracht.
Papier im 19. Jahrhundert
Eine Bütte der Papiermühlen im 18. Jahrhundert war ein walzenförmiges Faß von etwa 3 Ellen (1,5 m) Durchmesser. Sie besaß einen breiten hölzernen Rand (Traufe), mit dem einem übergelegten großen und kleinen Steg undmit einer am Boden angebrachten kupfernen Blase oder Pfanne, wodurch das Wasser erwärmt werden konnte. Dies war notwendig, dami die die entstandene breiartige Papiermasse sich besser veteilte und die Arbeit in der Nässe auch bei kalter Witterung erträglich war.
Aus dieser Bütte schöpfte der Büttgegeselle oder Schöpfer, welcher in einem Büttenstuhl saß der frei auf einem Tritt stand, mit einer Form, in dünner Schicht ausgebreitet, so viel aufgelöstes Glanzzeug, wie er für einen Bogen Papier benötigte.
Diese Form bestand aus feinen parallelen Bodendrähten aus Messing, welche durch Querdrähte über den untergelegten hölzernen Stegen mit einander verbunden waren. Je nach der Bindung des Drahts in der Form erscheint das Papier gerippt oder gewebeartig (Velinpapier) oder zeigt gewünschte Wasserzeicheu (Wappen,Namen). Jede einzelne Form passte in die Falz eines Deckels oder eines beweglichen Rahmens zur Weiterbearbeitung.
Gautschen
Diese Form mit der dünnen Breimasse empfängt der Gautscher, der im Gautscherstuhl stand, die Form unter dem Quersteg hielt, an den Esel lehnte um das Wasser ablaufen zu lassen um danach jeden Bogen über einen besonderen Filz stürzte, bis zu einem Stoß von 182 Filzen und 181 Bögen, oder einen Bausch erzeugte.
Pauscht und Bogen
Jeder Pauscht (Papierstapel), mit den geschöpften Bögen zwischen den Filzplatten, wurde nun gepresst, vom Leger auseinander genommen und die Papierbögen mit einem hölzernen Kreuz im Trockenhaus oder auf dem Trockenboden aufgehangen. Das fertige Lösch-, Fließ-, Druck- oder Filtrirpapierwurde nach dem Trocknen in Bücher oder Ries (1 Ries = 20 Buch) gelegt und verkauft.
Schreibpapier
Das Schreibpapier wurde geleimt, durch Alaunwasser gezogen, getrocknet, und entweder durch den Schlagstampfer, einen eisernen Hammer von 2/3 Zentner (ca, 35 kg) oder mit einem polierten glasartigen Stein (Achat, Marmor. Glas) geglättet, danach in Bücher und Ries (1 Ries = 20 Buch) gelegt, zusammengebunden und, nachdem jeder Bogen mehr als 30 mal durch die Hand und mehr als 10 mal durch die Presse gegangen, verkauft.
Zu den gefärbten Papieren nimmt man schlechte befleckte Lumpen und gibt dem Zeug im Geschirr oder im Holländer bereits die gewünschte Farbe.
Papiermaschinen
Durch die Einführung der Papiermaschine nach 1800 in Deutschland, veränderte sich der Arbeitsablauf in den Papiermühlen: vom diskontinuierlichen, arbeitsteiligen Schöpfen und Ablegen der Bogen, zu einem kontinuierlichen Produktionsprozess an der Maschine, wo ein Schöpfrad und ein endloses Langsieb die Arbeit des Schöpfers und des Legers übernahmen. Dies hatte die Steigerung der Produktivität und die Verbesserung der Qualität zur Folge.
Die zunehmend eingesetzten Lumpensurrogate erfordern vor der Zerkleinerung meist chemische Behandlung zur Reinigung und Lockerung der Faser, dies wurde zunehmend mechanisiert. Das beste Papier lieferten aber zunächst noch Hanf- und Leinengespinnste.
Bei den verstärkt eingesetzten Papiermaschinen fließt der Ganzstoff durch den Knotenfänger, wo er gereinigt wird, auf die endlose, aus feinem Drahtgewebe bestehende, sich gleichmäßig fortbewegende und dabei seitwärts rüttelnde Form, wird hier durch Filtration, zuletzt unter Anwendung von Luftdruck entwässert, verläßt dann die Form und gelangt als endloses Blatt auf ein endloses Filztuch, auf welchem es zuerst kalte, dann heiße Walzen passiert. Vollständig getrocknet, wird es zwischen Walzen geglättet und zerschnitten.
Veränderungen im Berufsbild
Auch das Berufsbild des Papiermachers wandelte sich durch die Einführung der Papiermaschine grundlegend. Entwickelt wurde die Papiermaschine durch Nicolaus Louis Robert (1761-1828) im Jahre 1798l99. Die neue Maschine sollte die anstrengende Arbeit an der Bütte verbessern und beschleunigen. Eine Folge seiner Erfindung war, dass Verleger und Druckereien sich infolge der Mechanisierung in der Papierherstellung von den Forderungen der selbstbewussten Papiermacher unabhängig machen konnten. Die traditionelle soziale Ordnung der Papiermacher geriet ins Wanken.
Papiermühlen
- Papiermühle (Lippramsdorf-Kusenhorst)
- Papiermühle (Marl-Sickingmühle)
- Papiermühlen im Oberemsdepartement
Museum
- Basler Papiermühle, Schweizerisches Museum für Papier, Schrift und Druck
- Traditionsverein Papierfabrik Fockendorf
Literatur
- Müller„Fabrikation des Papiers, ( 8. Aufl. 1862)
- Exner „Eigenschaften des Papiers (1864)
- Beckmann, Prof. Johann: "Anleitung zur Technologie oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen....", Göttingen 2. Aufl. 1780. (Papiermacherey S. 107-122)
Museumspädagogik Westfalen-Lippe
- LWL-Museumspädagogik, Angebote-im-Verleih: Das Leben unserer Vorfahren, Kindern nahe gebracht (Die Materialkiste enthält neben den Arbeitsmaterialien u.a. Abbildungen zur Geschichte dieser Erfindung)