Handbuch der praktischen Genealogie/071: Unterschied zwischen den Versionen
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{{NE}}Am vielgestaltigsten ausgebildet war das Staatskalenderwesen in Holland und England. In Holland hatte jede Provinz und jede Landschaft, ja fast jede größere Stadt, selbst mehrere überseeische Kolonien, wenigstens in der und zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihr eigenes „Naamregister“. Das wichtigste war das „Naamregister van alle de Heeren Leeden der Regeering in de Vereenigde Provincien“, das sich auf sämtliche europäische Provinzen erstreckte; hinsichtlich der Zentralbehörden ist man aber auf den „Almanach de la Cour“ angewiesen. In England konkurrierten eine Anzahl privater Unternehmungen. Das bedeutendste Werk in England war der etwa 1730 begründete „Royal Kalendar or complete and correct annual Register for England, Scotland, Ireland and America“, der in seinem ersten Teile auch ein statistisch-chronologisches Taschenbuch und in einem seit 1747 hinzugefügten Supplementband unter anderm das Wichtigste für und über die Parlamentsmitglieder enthielt. Zu den Staatshandbüchern gehört auch der seit 1765 herausgegebene russische „Adreßkalender von den verschiedenen Gouvernements“ und der 1761 begründete schwedische „Historisk Almanach“. Am üppigsten schoß die Einrichtung der Staatskalender in dem bunten Staatengewirr des alten deutschen Reiches ins Kraut. Hier besaßen um die Mitte des 18. Jahrh. fast alle irgendwie nennenswerten reichsständischen Territorien, weltliche sowohl wie geistliche, als Abbild ihrer Souveränität solch einen Staatskalender. | {{NE}}Am vielgestaltigsten ausgebildet war das Staatskalenderwesen in Holland {{randtextre|Staatskalenderwesen in Holland und England.}} und England. In Holland hatte jede Provinz und jede Landschaft, ja fast jede größere Stadt, selbst mehrere überseeische Kolonien, wenigstens in der und zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihr eigenes „Naamregister“. Das wichtigste war das „Naamregister van alle de Heeren Leeden der Regeering in de Vereenigde Provincien“, das sich auf sämtliche europäische Provinzen erstreckte; hinsichtlich der Zentralbehörden ist man aber auf den „Almanach de la Cour“ angewiesen. In England konkurrierten eine Anzahl privater Unternehmungen. Das bedeutendste Werk in England war der etwa 1730 begründete „Royal Kalendar or complete and correct annual Register for England, Scotland, Ireland and America“, der in seinem ersten Teile auch ein statistisch-chronologisches Taschenbuch und in einem seit 1747 hinzugefügten Supplementband unter anderm das Wichtigste für und über die Parlamentsmitglieder enthielt. Zu den Staatshandbüchern gehört auch der seit 1765 herausgegebene russische „Adreßkalender von den verschiedenen Gouvernements“ und der 1761 begründete schwedische „Historisk Almanach“. Am üppigsten schoß die Einrichtung der Staatskalender in dem bunten Staatengewirr des alten deutschen Reiches ins Kraut. Hier besaßen um die Mitte des 18. Jahrh. fast alle irgendwie nennenswerten reichsständischen Territorien, weltliche sowohl wie geistliche, als Abbild ihrer Souveränität solch einen Staatskalender. | ||
{{NE}}Was verfing es auch, wenn das Land nur klein und winzig war; man ließ dann eben — besonders in den Krummstabslanden — das „grimmige Kriegsvolk“ womöglich bis zum Unteroffizier recht stattlich paradieren und führte im Hof- und Zivilstaat jedes Schneiderlein, ja jeden Lakaien und Stallburschen mit Namen auf. | {{NE}}Was verfing es auch, wenn das Land nur klein und winzig war; man ließ dann eben — besonders in den Krummstabslanden — das „grimmige Kriegsvolk“ womöglich bis zum Unteroffizier recht stattlich paradieren und führte im Hof- und Zivilstaat jedes Schneiderlein, ja jeden Lakaien und Stallburschen mit Namen auf. | ||
{{NE}}Der berühmteste unter allen Kalendern ist der „[[Gothaischer Genealogischer Hofkalender|Gothaische genealogische Hofkalender]] nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch“. In stetiger Vervollkommnung ist er bis zum 149. Jahrgang (1912) vorgeschritten. Nach dem eigentlichen Kalender nebst kalendarischen Beigaben bringt dieser Kalender ein genealogisches Jahrbuch in drei Teilen: 1. Genealogie der europäischen Regenten in alphabetischer Reihenfolge, 2. Genealogie der deutschen Standesherren in alphabetischer Reihenfolge, 3. Genealogie von anderen, nicht souveränen fürstlichen Häusern Europas in alphabetischer Reihenfolge. Darauf folgt ein diplomatisch-statistisches Jahrbuch; Reihenfolge der Staaten und Verzeichnis der obersten Zivil- und Militärbehörden der wichtigsten Staaten der Welt, einschließlich der diplomatischen Vertreter, sowie statistische Nachrichten über diese Länder. Die hier dargebotenen Beamtennamen, denen auch Vornamen beigegeben sind, stellen ein weitverzweigtes Material dar zur Geschichte bürgerlicher und adeliger Familien. Der neueste Jahrgang zählt allein 1167 Seiten mit engem Drucksatz. Daneben erscheint auch eine französische Ausgabe unter dem Titel: „[[Almanach de Gotha]]. Annuaire genealogique diplomatique et statistique. Gotha, Justus Perthes.“ Die Einrichtung und Reichhaltigkeit ist dieselbe wie bei der deutschen Bearbeitung. | {{NE}}Der berühmteste unter allen Kalendern ist der „[[Gothaischer Genealogischer Hofkalender|Gothaische genealogische Hofkalender]] nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch“. In stetiger Vervollkommnung ist er bis zum 149. Jahrgang (1912) vorgeschritten. Nach dem eigentlichen Kalender nebst kalendarischen Beigaben bringt dieser Kalender ein genealogisches Jahrbuch in drei Teilen: 1. Genealogie der europäischen Regenten in alphabetischer Reihenfolge, 2. Genealogie der deutschen Standesherren in alphabetischer Reihenfolge, 3. Genealogie von anderen, nicht souveränen fürstlichen Häusern Europas in alphabetischer Reihenfolge. Darauf folgt ein diplomatisch-statistisches Jahrbuch; Reihenfolge der Staaten und Verzeichnis der obersten Zivil- und Militärbehörden der wichtigsten Staaten der Welt, einschließlich der diplomatischen Vertreter, sowie statistische Nachrichten über diese Länder. Die hier dargebotenen Beamtennamen, denen auch Vornamen beigegeben sind, stellen ein weitverzweigtes Material dar zur Geschichte bürgerlicher und adeliger Familien. Der neueste Jahrgang zählt allein 1167 Seiten mit engem Drucksatz. Daneben erscheint auch eine französische Ausgabe unter dem Titel: „[[Almanach de Gotha]]. Annuaire genealogique diplomatique et statistique. Gotha, Justus Perthes.“ Die Einrichtung und Reichhaltigkeit ist dieselbe wie bei der deutschen Bearbeitung. |
Version vom 20. Juli 2012, 13:01 Uhr
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Handbuch der praktischen Genealogie | |
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Band 2 Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI | |
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Am vielgestaltigsten ausgebildet war das Staatskalenderwesen in Holland Staatskalenderwesen in Holland und England. und England. In Holland hatte jede Provinz und jede Landschaft, ja fast jede größere Stadt, selbst mehrere überseeische Kolonien, wenigstens in der und zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihr eigenes „Naamregister“. Das wichtigste war das „Naamregister van alle de Heeren Leeden der Regeering in de Vereenigde Provincien“, das sich auf sämtliche europäische Provinzen erstreckte; hinsichtlich der Zentralbehörden ist man aber auf den „Almanach de la Cour“ angewiesen. In England konkurrierten eine Anzahl privater Unternehmungen. Das bedeutendste Werk in England war der etwa 1730 begründete „Royal Kalendar or complete and correct annual Register for England, Scotland, Ireland and America“, der in seinem ersten Teile auch ein statistisch-chronologisches Taschenbuch und in einem seit 1747 hinzugefügten Supplementband unter anderm das Wichtigste für und über die Parlamentsmitglieder enthielt. Zu den Staatshandbüchern gehört auch der seit 1765 herausgegebene russische „Adreßkalender von den verschiedenen Gouvernements“ und der 1761 begründete schwedische „Historisk Almanach“. Am üppigsten schoß die Einrichtung der Staatskalender in dem bunten Staatengewirr des alten deutschen Reiches ins Kraut. Hier besaßen um die Mitte des 18. Jahrh. fast alle irgendwie nennenswerten reichsständischen Territorien, weltliche sowohl wie geistliche, als Abbild ihrer Souveränität solch einen Staatskalender.
Was verfing es auch, wenn das Land nur klein und winzig war; man ließ dann eben — besonders in den Krummstabslanden — das „grimmige Kriegsvolk“ womöglich bis zum Unteroffizier recht stattlich paradieren und führte im Hof- und Zivilstaat jedes Schneiderlein, ja jeden Lakaien und Stallburschen mit Namen auf.
Der berühmteste unter allen Kalendern ist der „Gothaische genealogische Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch“. In stetiger Vervollkommnung ist er bis zum 149. Jahrgang (1912) vorgeschritten. Nach dem eigentlichen Kalender nebst kalendarischen Beigaben bringt dieser Kalender ein genealogisches Jahrbuch in drei Teilen: 1. Genealogie der europäischen Regenten in alphabetischer Reihenfolge, 2. Genealogie der deutschen Standesherren in alphabetischer Reihenfolge, 3. Genealogie von anderen, nicht souveränen fürstlichen Häusern Europas in alphabetischer Reihenfolge. Darauf folgt ein diplomatisch-statistisches Jahrbuch; Reihenfolge der Staaten und Verzeichnis der obersten Zivil- und Militärbehörden der wichtigsten Staaten der Welt, einschließlich der diplomatischen Vertreter, sowie statistische Nachrichten über diese Länder. Die hier dargebotenen Beamtennamen, denen auch Vornamen beigegeben sind, stellen ein weitverzweigtes Material dar zur Geschichte bürgerlicher und adeliger Familien. Der neueste Jahrgang zählt allein 1167 Seiten mit engem Drucksatz. Daneben erscheint auch eine französische Ausgabe unter dem Titel: „Almanach de Gotha. Annuaire genealogique diplomatique et statistique. Gotha, Justus Perthes.“ Die Einrichtung und Reichhaltigkeit ist dieselbe wie bei der deutschen Bearbeitung.