Deutsche Namenkunde (Kluge)/038: Unterschied zwischen den Versionen

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zurückgeht. Hierher gehören Städtenamen wie <tt>Brandenburg</tt>, <tt>Hamburg</tt>, <tt>Lüneburg</tt>, <tt>Magdeburg</tt>, <tt>Marburg</tt>, <tt>Marienburg</tt>, <tt>Merseburg</tt>, <tt>Quedlinburg</tt>, <tt>Regensburg</tt>, <tt>Rothenburg</tt>, <tt>Saarburg</tt>, <tt>Salzburg</tt>, <tt>Straßburg</tt>, <tt>Würzburg</tt>. Noch jünger ist <tt>-stadt</tt> als Grundwort. Die Grundbedeutung davon ist ‘Kaufstand, Kaufstelle’, d.&#160;h. ‘Handelsplatz’; vgl. <tt>Darmstadt</tt>, <tt>Eberstadt</tt>, <tt>Ingolstadt</tt>, <tt>Lippstadt</tt>, <tt>Neustadt</tt>, <tt>Rudolstadt</tt>, auch <tt>Helmstett</tt>. Neuzeitliche Städtegründungen verwenden als Bestimmungswort gern Namen der Landesherren: <tt>Karlsruhe</tt>, <tt>Ludwigsburg</tt>, <tt>Wilhelmshaven</tt>.


zurückgeht. Hierher gehören Städtenamen wie <tt>Brandenburg</tt>,
{{NE}}Das natürliche Aussehen unserer Ortsnamen ist eine dativische oder besser eine lokativische Form wie bei den Ländernamen (<noinclude>[[../031|oben S. 31]]</noinclude><includeonly>[[#Seite 031|oben S. 31]]</includeonly>). Durchsichtig ist der Dativ der Mehrzahl bei <tt>Sigmaringen</tt> ‘bei oder zu den Leuten des Sigmar’, <tt>Waltershausen</tt> ‘bei den Häusern Walters’, <tt>Osthofen</tt> ‘bei den Höfen des Ostens’. Deutlich sind Lokativformen auch für Ortsnamen wie <tt>Buchen</tt>, <tt>Eiben</tt>, <tt>Eichen</tt>, <tt>Ellern</tt>, <tt>Erlen</tt>, <tt>Föhren</tt>, <tt>Hülsen</tt>, <tt>Linden</tt>, <tt>Mo</tt>(<tt>o</tt>)<tt>sen</tt>, <tt>Schlehen</tt>; ihr Inhalt ist klar, es sind Siedelungen bei Waldungen und dergleichen so gut wie <tt>Buchholz</tt>, ndd. <tt>Bockholt</tt>. Bei Ortsnamen wie <tt>Altenburg</tt> und <tt>Neuenburg</tt>, auch in <tt>Weißenburg</tt> und <tt>Rothenburg</tt>, ist der dativische Ursprung durch das erste Wortglied gewährleistet, dann aber wird auch <tt>Neustadt</tt> lokativischen Ursprungs sein. — Es gibt aber auch einige Ortsnamen mit genitivischer Form, wenn es sich dabei um Genitive handelt, bei denen das Grundwort <tt>-heim</tt> oder <tt>-haus</tt> oder <tt>-dorf</tt> weggelassen ist, wie wir auch heute mit einer ähnlichen Auslassung sagen können: „ich war bei Müllers“ — „ich gehe zu Kochs“. So bedeutet eine Ortschaft <tt>Dietrichs</tt> ‘Haus oder Hof eines Dietrich’. Hierher gehört der hessische Ortsname
<tt>Hamburg</tt>, <tt>Lüneburg</tt>, <tt>Magdeburg</tt>, <tt>Marburg</tt>,
<tt>Marienburg</tt>, <tt>Merseburg</tt>, <tt>Quedlinburg</tt>, <tt>Regensburg</tt>,
<tt>Rothenburg</tt>, <tt>Saarburg</tt>, <tt>Salzburg</tt>, <tt>Straßburg</tt>, <tt>Würzburg</tt>.
Noch jünger ist <tt>-stadt</tt> als Grundwort. Die Grundbedeutung
davon ist ’Kaufstand, Kaufstelle‘, d.&#160;h. ’Handelsplatz‘;
vgl. <tt>Darmstadt</tt>, <tt>Eberstadt</tt>, <tt>Ingolstadt</tt>, <tt>Lippstadt</tt>,
<tt>Neustadt</tt>, <tt>Rudolstadt</tt>, auch <tt>Helmstett</tt>. Neuzeitliche
Städtegründungen verwenden als Bestimmungswort gern Namen der Landesherren: <tt>Karlsruhe</tt>, <tt>Ludwigsburg</tt>, <tt>Wilhelmshaven</tt>.
 
{{NE}}Das natürliche Aussehen unserer Ortsnamen ist eine  
dativische oder besser eine lokativische Form wie bei den  
Ländernamen ([[oben S. 31]]). Durchsichtig ist der Dativ  
der Mehrzahl bei <tt>Sigmaringen</tt> ’bei oder zu den Leuten  
des Sigmar‘, <tt>Waltershausen</tt> ’bei den Häusern Walters‘,  
<tt>Osthofen</tt> ’bei den Höfen des Ostens‘. Deutlich sind  
Lokativformen auch für Ortsnamen wie <tt>Buchen</tt>, <tt>Eiben</tt>,  
<tt>Eichen</tt>, <tt>Ellern</tt>, <tt>Erlen</tt>, <tt>Föhren</tt>, <tt>Hülsen</tt>, <tt>Linden</tt>, <tt>Mo</tt>(<tt>o</tt>)<tt>sen</tt>,  
<tt>Schlehen</tt>; ihr Inhalt ist klar, es sind Siedelungen bei  
Waldungen und dergleichen so gut wie <tt>Buchholz</tt>, ndd.  
<tt>Bockholt</tt>. Bei Ortsnamen wie <tt>Altenburg</tt> und <tt>Neuenburg</tt>,  
auch in <tt>Weißenburg</tt> und <tt>Rothenburg</tt>, ist der dativische  
Ursprung durch das erste Wortglied gewährleistet, dann  
aber wird auch <tt>Neustadt</tt> lokativischen Ursprungs sein. —  
Es gibt aber auch einige Ortsnamen mit genitivischer  
Form, wenn es sich dabei um Genitive handelt, bei denen  
das Grundwort <tt>-heim</tt> oder <tt>-haus</tt> oder <tt>-dorf</tt> weggelassen  
ist, wie wir auch heute mit einer ähnlichen Auslassung  
sagen können: „ich war bei Müllers“ —  
„ich gehe zu Kochs“. So bedeutet eine Ortschaft <tt>Dietrichs</tt> ’Haus oder  
Hof eines Dietrich‘. Hierher gehört der hessische Ortsname

Aktuelle Version vom 5. Februar 2012, 08:51 Uhr

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zurückgeht. Hierher gehören Städtenamen wie Brandenburg, Hamburg, Lüneburg, Magdeburg, Marburg, Marienburg, Merseburg, Quedlinburg, Regensburg, Rothenburg, Saarburg, Salzburg, Straßburg, Würzburg. Noch jünger ist -stadt als Grundwort. Die Grundbedeutung davon ist ‘Kaufstand, Kaufstelle’, d. h. ‘Handelsplatz’; vgl. Darmstadt, Eberstadt, Ingolstadt, Lippstadt, Neustadt, Rudolstadt, auch Helmstett. Neuzeitliche Städtegründungen verwenden als Bestimmungswort gern Namen der Landesherren: Karlsruhe, Ludwigsburg, Wilhelmshaven.

      Das natürliche Aussehen unserer Ortsnamen ist eine dativische oder besser eine lokativische Form wie bei den Ländernamen (oben S. 31). Durchsichtig ist der Dativ der Mehrzahl bei Sigmaringen ‘bei oder zu den Leuten des Sigmar’, Waltershausen ‘bei den Häusern Walters’, Osthofen ‘bei den Höfen des Ostens’. Deutlich sind Lokativformen auch für Ortsnamen wie Buchen, Eiben, Eichen, Ellern, Erlen, Föhren, Hülsen, Linden, Mo(o)sen, Schlehen; ihr Inhalt ist klar, es sind Siedelungen bei Waldungen und dergleichen so gut wie Buchholz, ndd. Bockholt. Bei Ortsnamen wie Altenburg und Neuenburg, auch in Weißenburg und Rothenburg, ist der dativische Ursprung durch das erste Wortglied gewährleistet, dann aber wird auch Neustadt lokativischen Ursprungs sein. — Es gibt aber auch einige Ortsnamen mit genitivischer Form, wenn es sich dabei um Genitive handelt, bei denen das Grundwort -heim oder -haus oder -dorf weggelassen ist, wie wir auch heute mit einer ähnlichen Auslassung sagen können: „ich war bei Müllers“ — „ich gehe zu Kochs“. So bedeutet eine Ortschaft Dietrichs ‘Haus oder Hof eines Dietrich’. Hierher gehört der hessische Ortsname