Schlesisches Namenbuch/116: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Schreiber''' (Liegnitz [30]).
'''[[Schreiber (Familienname)|Schreiber]]''' (Liegnitz [30]).


Als mit dem 14. Jahrh. die Bildung in breitere Kreise des Bürgertums drang, blieb auch die Schreibkunst kein Monopol der Klöster mehr; nicht nur, daß geistliche und weltliche Herren ihre privaten Sekretäre brauchten oder Handschriftenhändler ganze Schreiberwerkstätten zur Befriedigung literarischer Interessen unterhielten, - mit dem Aufkommen des Städtewesens und zunehmender Verschriftlichung von Verwaltung, Handel und Verkehr entwickelte sich das Schreiberhandwerk zu einem Beruf mit recht unterschiedlicher Vorbildung: Neben den höheren, juristisch gebildeten Hof- und Stadtschreibern, erscheinen als schriber auch die Angestellten der Großkaufleute und wohlhabenderen Einzelgewerbe, also die Buch- oder Rechnungsführer: „welch cromer eynen schriber haldin wil“, heißt es z. B. im Rechnungsbuch der Breslauer Reichkrämer (1403-81), vgl. ##Korn, G., Breslauer Urkundenbuch. Breslau 1870## S. 116, und in Liegnitz  begegnet denn auch (1406) ein ratman Jorge Kromschryber. Vgl. auch Volckmann, Alte Gewerbe, S. 254. - Belege: Tile schriber 1338 Breslau; Sohn: Franczke schriber; Enkel: Tile schriber! (also wohl schon Familienname!); Nicolaus der statschryber 1385 Liegnitz; Hensil statschryber der kursener 1383 Liegnitz (Familienname); unser lantschreyber (Urkundenbuch## Liegnitz S. 77); Joh. Slewßer vnser hofeschreiber 1312 Liegnitz; Duczschriber (1420 Breslau, der „deutsche“ Schreiber, vgl. Duczman „Deutschmann“); kenczelschreyber 1499 Glatz. Ferner: Peter Raster gen. Mölschriber 1420 Breslau; quartschriber (Zollschreiber?) Breslau; weynschriber; Nicolaus köchenschryber 1380 Liegnitz; Maternus grüczenschryber 1380 Liegnitz; Haschke Grüzschreiber 1520 Liegnitz.
Als mit dem 14. Jahrh. die Bildung in breitere Kreise des Bürgertums drang, blieb auch die Schreibkunst kein Monopol der Klöster mehr; nicht nur, daß geistliche und weltliche Herren ihre privaten Sekretäre brauchten oder Handschriftenhändler ganze Schreiberwerkstätten zur Befriedigung literarischer Interessen unterhielten, - mit dem Aufkommen des Städtewesens und zunehmender Verschriftlichung von Verwaltung, Handel und Verkehr entwickelte sich das Schreiberhandwerk zu einem Beruf mit recht unterschiedlicher Vorbildung: Neben den höheren, juristisch gebildeten Hof- und Stadtschreibern, erscheinen als schriber auch die Angestellten der Großkaufleute und wohlhabenderen Einzelgewerbe, also die Buch- oder Rechnungsführer: „welch cromer eynen schriber haldin wil“, heißt es z. B. im Rechnungsbuch der Breslauer Reichkrämer (1403-81), vgl. ##Korn, G., Breslauer Urkundenbuch. Breslau 1870## S. 116, und in Liegnitz  begegnet denn auch (1406) ein ratman Jorge Kromschryber. Vgl. auch Volckmann, Alte Gewerbe, S. 254. - Belege: Tile schriber 1338 Breslau; Sohn: Franczke schriber; Enkel: Tile schriber! (also wohl schon Familienname!); Nicolaus der statschryber 1385 Liegnitz; Hensil statschryber der kursener 1383 Liegnitz (Familienname); unser lantschreyber (Urkundenbuch## Liegnitz S. 77); Joh. Slewßer vnser hofeschreiber 1312 Liegnitz; Duczschriber (1420 Breslau, der „deutsche“ Schreiber, vgl. Duczman „Deutschmann“); kenczelschreyber 1499 Glatz. Ferner: Peter Raster gen. Mölschriber 1420 Breslau; quartschriber (Zollschreiber?) Breslau; weynschriber; Nicolaus köchenschryber 1380 Liegnitz; Maternus grüczenschryber 1380 Liegnitz; Haschke Grüzschreiber 1520 Liegnitz.




'''Schröter''' (Liegnitz [33] Görlitz [53] Neusalz [8] Beuthen [6] Ratibor [7] Neisse Oppeln [2]!), -dt-, -tt-.
'''[[Schröter (Familienname)|Schröter]]''' (Liegnitz [33] Görlitz [53] Neusalz [8] Beuthen [6] Ratibor [7] Neisse Oppeln [2]!), [[Schrödter (Familienname)|-dt-]], [[Schrötter  (Familienname)|-tt-]].


1) = Schneider (mhd. schr##otaere, von schr##oten „abschneiden“). 2) = Fuhrmann, der Wein- und Bierfässer „schrotet“, d. h. von den Brauhäusern zu den Kellern der Verbraucher fährt, vgl. Joh. Hofman, birschroter 1351 Liegnitz. In den altschles. Urkunden bezeichnet das Simplex schroter stets den Zuschneider des Tuches in den Kaufkammern (vgl. meine Diss. S. 149). - Belege: Nicclos schroter 1384 Liegnitz; Alusch schroterynne 1372Lg; Heynrich der schilnde schroter 1360B; Nykel Schroter 1400/01 Görlitz; Paul Schrotter 1479/80 Görlitz. Vgl. auch Peter Möckenhayn birschröter 1501/02 Görlitz.
1) = Schneider (mhd. schrôtaere, von schrôten „abschneiden“). 2) = Fuhrmann, der Wein- und Bierfässer „schrotet“, d. h. von den Brauhäusern zu den Kellern der Verbraucher fährt, vgl. Joh. Hofman, birschroter 1351 Liegnitz. In den altschles. Urkunden bezeichnet das Simplex schroter stets den Zuschneider des Tuches in den Kaufkammern (vgl. meine Diss. S. 149). - Belege: Nicclos schroter 1384 Liegnitz; Alusch schroterynne 1372Lg; Heynrich der schilnde schroter 1360B; Nykel Schroter 1400/01 Görlitz; Paul Schrotter 1479/80 Görlitz. Vgl. auch Peter Möckenhayn birschröter 1501/02 Görlitz.




'''Schubert''' (Liegnitz [89] Görlitz [205] Beuthen [48] Oppeln [15] Ratibor [16] Neustadt [19] Neisse oft), '''Schuster''' (Görlitz [41] Liegnitz [12] Sagan [9] Beuthen [17]).
'''[[Schubert (Familienname)|Schubert]]''' (Liegnitz [89] Görlitz [205] Beuthen [48] Oppeln [15] Ratibor [16] Neustadt [19] Neisse oft), '''[[Schuster (Familienname)|Schuster]]''' (Görlitz [41] Liegnitz [12] Sagan [9] Beuthen [17]).


Der Schuhmacher. Mhd. schuochwürchte, -worchte, -würke (eigentl. „Schuhwirker“) wurde im 14./15. Jahrh. ostmittel##deut.## zu schuwort, schuwert, in Namen schließlich zu Schubert. Die Form Schuster ist jünger und süddeutscher Herkunft, auch Schumann ist nicht schlesisch. - Belege: Hannus Virczigmark schuworcht 1361 Liegnitz; Heynman der schuwort 1417/18 Liegnitz; Matis schuwert 1451 Liegnitz; Hans Schubirt 1498/99 Görlitz. Schon 1369 als Familienname: Nickil Schubort vitryber in Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 108); Close Schuberdt 1415 Glatz; Nickel Schuster 1457/58 Görlitz; Meister Caspar der schuster 1547. Liegnitz (KiBch. 2, 176).
Der Schuhmacher. Mhd. schuochwürchte, -worchte, -würke (eigentl. „Schuhwirker“) wurde im 14./15. Jahrh. ostmittel##deut.## zu schuwort, schuwert, in Namen schließlich zu Schubert. Die Form Schuster ist jünger und süddeutscher Herkunft, auch Schumann ist nicht schlesisch. - Belege: Hannus Virczigmark schuworcht 1361 Liegnitz; Heynman der schuwort 1417/18 Liegnitz; Matis schuwert 1451 Liegnitz; Hans Schubirt 1498/99 Görlitz. Schon 1369 als Familienname: Nickil Schubort vitryber in Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 108); Close Schuberdt 1415 Glatz; Nickel Schuster 1457/58 Görlitz; Meister Caspar der schuster 1547. Liegnitz (KiBch. 2, 176).

Aktuelle Version vom 20. August 2016, 18:52 Uhr

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Schlesisches Namenbuch
Inhaltsverzeichnis  |  Literaturverzeichnis
Benutzte Adressbücher  |  Abkürzungen
I. Taufnamen: a) altdeutsche b) slawische

II. Herkunftsnamen  |  III. Berufsnamen
IV. Übernamen

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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


Grafschaft Glatz über Nordmähren bis zur Lausitz und Sachsen (vgl. Ludwig Richter und Jean Paul [Friedrich Richter]). Bei der Besiedlung pflegte der Lokator des Dorfes das Scholzenamt zu erhalten, das nicht selten erblich wurde („Erbscholtisei“!). Die Abschwächung der Namensform zu Schultes, Scholtis, Scholz tritt in der Schrift erst im 15. Jahrh. in Erscheinung, ist aber in der Mundart früher anzusetzen; schon 1371 findet sich einmal scholtys (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 108). - Belege: Godinus s(c)oltetus (!) 1214 in Breslau (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 11). Nicol. Otte schultheis czum royn 1383 Liegnitz; Hannos der schultheis von Clemmerwicz 1397 Liegnitz; Nickil schultheis der messerer 1361 Breslau; Nicze sch. tabernator 1377 Breslau; Nic. scult. de Stregonia lanifex 1375 Breslau; Nic. scult. de Swarczaw tabernator 1399 Breslau; Mathes schultheys 1372 Liegnitz; Wernher seh. der fleisscher 1386 Liegnitz; Jost Schultcz 1451 Liegnitz.


Schreiber (Liegnitz [30]).

Als mit dem 14. Jahrh. die Bildung in breitere Kreise des Bürgertums drang, blieb auch die Schreibkunst kein Monopol der Klöster mehr; nicht nur, daß geistliche und weltliche Herren ihre privaten Sekretäre brauchten oder Handschriftenhändler ganze Schreiberwerkstätten zur Befriedigung literarischer Interessen unterhielten, - mit dem Aufkommen des Städtewesens und zunehmender Verschriftlichung von Verwaltung, Handel und Verkehr entwickelte sich das Schreiberhandwerk zu einem Beruf mit recht unterschiedlicher Vorbildung: Neben den höheren, juristisch gebildeten Hof- und Stadtschreibern, erscheinen als schriber auch die Angestellten der Großkaufleute und wohlhabenderen Einzelgewerbe, also die Buch- oder Rechnungsführer: „welch cromer eynen schriber haldin wil“, heißt es z. B. im Rechnungsbuch der Breslauer Reichkrämer (1403-81), vgl. ##Korn, G., Breslauer Urkundenbuch. Breslau 1870## S. 116, und in Liegnitz begegnet denn auch (1406) ein ratman Jorge Kromschryber. Vgl. auch Volckmann, Alte Gewerbe, S. 254. - Belege: Tile schriber 1338 Breslau; Sohn: Franczke schriber; Enkel: Tile schriber! (also wohl schon Familienname!); Nicolaus der statschryber 1385 Liegnitz; Hensil statschryber der kursener 1383 Liegnitz (Familienname); unser lantschreyber (Urkundenbuch## Liegnitz S. 77); Joh. Slewßer vnser hofeschreiber 1312 Liegnitz; Duczschriber (1420 Breslau, der „deutsche“ Schreiber, vgl. Duczman „Deutschmann“); kenczelschreyber 1499 Glatz. Ferner: Peter Raster gen. Mölschriber 1420 Breslau; quartschriber (Zollschreiber?) Breslau; weynschriber; Nicolaus köchenschryber 1380 Liegnitz; Maternus grüczenschryber 1380 Liegnitz; Haschke Grüzschreiber 1520 Liegnitz.


Schröter (Liegnitz [33] Görlitz [53] Neusalz [8] Beuthen [6] Ratibor [7] Neisse Oppeln [2]!), -dt-, -tt-.

1) = Schneider (mhd. schrôtaere, von schrôten „abschneiden“). 2) = Fuhrmann, der Wein- und Bierfässer „schrotet“, d. h. von den Brauhäusern zu den Kellern der Verbraucher fährt, vgl. Joh. Hofman, birschroter 1351 Liegnitz. In den altschles. Urkunden bezeichnet das Simplex schroter stets den Zuschneider des Tuches in den Kaufkammern (vgl. meine Diss. S. 149). - Belege: Nicclos schroter 1384 Liegnitz; Alusch schroterynne 1372Lg; Heynrich der schilnde schroter 1360B; Nykel Schroter 1400/01 Görlitz; Paul Schrotter 1479/80 Görlitz. Vgl. auch Peter Möckenhayn birschröter 1501/02 Görlitz.


Schubert (Liegnitz [89] Görlitz [205] Beuthen [48] Oppeln [15] Ratibor [16] Neustadt [19] Neisse oft), Schuster (Görlitz [41] Liegnitz [12] Sagan [9] Beuthen [17]).

Der Schuhmacher. Mhd. schuochwürchte, -worchte, -würke (eigentl. „Schuhwirker“) wurde im 14./15. Jahrh. ostmittel##deut.## zu schuwort, schuwert, in Namen schließlich zu Schubert. Die Form Schuster ist jünger und süddeutscher Herkunft, auch Schumann ist nicht schlesisch. - Belege: Hannus Virczigmark schuworcht 1361 Liegnitz; Heynman der schuwort 1417/18 Liegnitz; Matis schuwert 1451 Liegnitz; Hans Schubirt 1498/99 Görlitz. Schon 1369 als Familienname: Nickil Schubort vitryber in Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 108); Close Schuberdt 1415 Glatz; Nickel Schuster 1457/58 Görlitz; Meister Caspar der schuster 1547. Liegnitz (KiBch. 2, 176).