Deutsche und französische Kultur im Elsass/046: Unterschied zwischen den Versionen

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==== II. DIE KULTUR DER ALTDEUTSCHEN. ====
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So viel über die französische Kultur der Elsässer. Verlassen wir diese Kultur zunächst, und wenden wir uns zu einer Betrachtung der deutschen Kultur der Altdeutschen im Elsass. Wie in jedem Eroberungsgebiet, so waren auch im Elsass die ersten Träger der deutschen Kultur die Soldaten. Noch heute bilden sie einen höchst wichtigen Bestandteil der altdeutschen Bevölkerung im Reichsland. Denn dieses Grenzgebiet ist ja bekanntlich mit Truppen überfüllt, und besonders die grossen Festungen Metz und Strassburg haben gewaltige Garnisonen. Bekanntlich hat das Reichsland Elsass-Lothringen kein eigenes Militär, denn das von ihm zu stellende Rekrutenkontingent wird unter alle Armeekorps des deutschen Reiches verteilt. Daher sind die Angehörigen aller im Elsass liegenden Truppenteile, Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, Altdeutsche. Alle Kontingente der deutschen Einzelstaaten stellen einzelne Regimenter zu dieser Besatzung des Reichslandes. So giebt es im Elsass preussische Regimenter aus allen Teilen des Staatsgebietes, ferner badische, württembergische und sächsische Truppen. Daher sind die meisten deutschen Stämme unter den im Elsass liegenden Heeresmassen vertreten.
So viel über die französische Kultur der Elsässer. Verlassen wir diese Kultur zunächst, und wenden wir uns zu einer Betrachtung der deutschen Kultur der Altdeutschen im Elsass. Wie in jedem Eroberungsgebiet, so waren auch im Elsass die ersten Träger der deutschen Kultur die Soldaten. Noch heute bilden sie einen höchst wichtigen Bestandteil der altdeutschen Bevölkerung im Reichsland. Denn dieses Grenzgebiet ist ja bekanntlich mit Truppen überfüllt, und besonders die grossen Festungen Metz und Strassburg haben gewaltige Garnisonen. Bekanntlich hat das Reichsland Elsass-Lothringen kein eigenes Militär, denn das von ihm zu stellende Rekrutenkontingent wird unter alle Armeekorps des deutschen Reiches verteilt. Daher sind die Angehörigen aller im Elsass liegenden Truppenteile, Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, Altdeutsche. Alle Kontingente der deutschen Einzelstaaten stellen einzelne Regimenter zu dieser Besatzung des Reichslandes. So giebt es im Elsass preussische Regimenter aus allen Teilen des Staatsgebietes, ferner badische, württembergische und sächsische Truppen. Daher sind die meisten deutschen Stämme unter den im Elsass liegenden Heeresmassen vertreten.


Den Soldaten folgten die Beamten. Von den französischen Beamten blieben nur verhältnismässig ganz wenige unter der deutschen Herrschaft im Dienst. Die ganze Gerichts- und Verwaltungsorganisation wurde neu gestaltet, und die Stellen wurden mit altdeutschen Beamten besetzt. Höhere und niedere Verwaltungsbeamte, Richter, Steuerbeamte, technische Beamte, kurz die ganze Hierarchie eines deutschen Mittelstaates entstand, und auch die weitere Ergänzung dieses Beamtenkörpers erfolgte fast ausschliesslich aus altdeutschen Kreisen. Erst in neuester Zeit sind einige alt-elsässische Notabein in leitende Verwaltungsstellen eingetreten, und es wird auch in altelsässischen Kreisen die Ergänzung des höheren Beamtentums aus der eingeborenen Bevölkerung verlangt. Bedeutsame Veränderungen in der Zusammensetzung der Beamtenschaft hat diese Bewegung bis jetzt noch nicht hervorgebracht. Auch das sehr zahlreiche Subalternbeamtentum besteht zum weitaus überwiegenden Teil aus Altdeutschen. Vielfach sind es ehemalige Soldaten, die sogenannten Militäranwärter, die in diesen Stellen eine Versorgung gefunden haben. Allerdings findet sich hier eine wenn auch unbedeutende Minorität von Altelsässern. Jedoch treten sie den unendlich viel zahlreicheren Altdeutschen gegenüber völlig zurück. So ist auch die Beamtenschaft fast homogen aus Altdeutschen zusammengesetzt.
Den Soldaten folgten die Beamten. Von den französischen Beamten blieben nur verhältnismässig ganz wenige unter der deutschen Herrschaft im Dienst. Die ganze Gerichts- und Verwaltungsorganisation wurde neu gestaltet, und die Stellen wurden mit altdeutschen Beamten besetzt. Höhere und niedere Verwaltungsbeamte, Richter, Steuerbeamte, technische Beamte, kurz die ganze Hierarchie eines deutschen Mittelstaates entstand, und auch die weitere Ergänzung dieses Beamtenkörpers erfolgte fast ausschliesslich aus altdeutschen Kreisen. Erst in neuester Zeit sind einige alt-elsässische Notabeln in leitende Verwaltungsstellen eingetreten, und es wird auch in altelsässischen Kreisen die Ergänzung des höheren Beamtentums aus der eingeborenen Bevölkerung verlangt. Bedeutsame Veränderungen in der Zusammensetzung der Beamtenschaft hat diese Bewegung bis jetzt noch nicht hervorgebracht. Auch das sehr zahlreiche Subalternbeamtentum besteht zum weitaus überwiegenden Teil aus Altdeutschen. Vielfach sind es ehemalige Soldaten, die sogenannten Militäranwärter, die in diesen Stellen eine Versorgung gefunden haben. Allerdings findet sich hier eine wenn auch unbedeutende Minorität von Altelsässern. Jedoch treten sie den unendlich viel zahlreicheren Altdeutschen gegenüber völlig zurück. So ist auch die Beamtenschaft fast homogen aus Altdeutschen zusammengesetzt.


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:A. KOERTTGÉ: Alter Turm in Kaysersberg.
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II. DIE KULTUR DER ALTDEUTSCHEN.

DIE TRÄGER DER DEUTSCHEN KULTUR.

So viel über die französische Kultur der Elsässer. Verlassen wir diese Kultur zunächst, und wenden wir uns zu einer Betrachtung der deutschen Kultur der Altdeutschen im Elsass. Wie in jedem Eroberungsgebiet, so waren auch im Elsass die ersten Träger der deutschen Kultur die Soldaten. Noch heute bilden sie einen höchst wichtigen Bestandteil der altdeutschen Bevölkerung im Reichsland. Denn dieses Grenzgebiet ist ja bekanntlich mit Truppen überfüllt, und besonders die grossen Festungen Metz und Strassburg haben gewaltige Garnisonen. Bekanntlich hat das Reichsland Elsass-Lothringen kein eigenes Militär, denn das von ihm zu stellende Rekrutenkontingent wird unter alle Armeekorps des deutschen Reiches verteilt. Daher sind die Angehörigen aller im Elsass liegenden Truppenteile, Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, Altdeutsche. Alle Kontingente der deutschen Einzelstaaten stellen einzelne Regimenter zu dieser Besatzung des Reichslandes. So giebt es im Elsass preussische Regimenter aus allen Teilen des Staatsgebietes, ferner badische, württembergische und sächsische Truppen. Daher sind die meisten deutschen Stämme unter den im Elsass liegenden Heeresmassen vertreten.

Den Soldaten folgten die Beamten. Von den französischen Beamten blieben nur verhältnismässig ganz wenige unter der deutschen Herrschaft im Dienst. Die ganze Gerichts- und Verwaltungsorganisation wurde neu gestaltet, und die Stellen wurden mit altdeutschen Beamten besetzt. Höhere und niedere Verwaltungsbeamte, Richter, Steuerbeamte, technische Beamte, kurz die ganze Hierarchie eines deutschen Mittelstaates entstand, und auch die weitere Ergänzung dieses Beamtenkörpers erfolgte fast ausschliesslich aus altdeutschen Kreisen. Erst in neuester Zeit sind einige alt-elsässische Notabeln in leitende Verwaltungsstellen eingetreten, und es wird auch in altelsässischen Kreisen die Ergänzung des höheren Beamtentums aus der eingeborenen Bevölkerung verlangt. Bedeutsame Veränderungen in der Zusammensetzung der Beamtenschaft hat diese Bewegung bis jetzt noch nicht hervorgebracht. Auch das sehr zahlreiche Subalternbeamtentum besteht zum weitaus überwiegenden Teil aus Altdeutschen. Vielfach sind es ehemalige Soldaten, die sogenannten Militäranwärter, die in diesen Stellen eine Versorgung gefunden haben. Allerdings findet sich hier eine wenn auch unbedeutende Minorität von Altelsässern. Jedoch treten sie den unendlich viel zahlreicheren Altdeutschen gegenüber völlig zurück. So ist auch die Beamtenschaft fast homogen aus Altdeutschen zusammengesetzt.

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A. KOERTTGÉ: Alter Turm in Kaysersberg.