Landkreis Oppeln/Adressbuch 1926/VIII-IX: Unterschied zwischen den Versionen
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==== Das Mittelalter. ==== | |||
Im 10. Jahrhundert war das Gebiet des heutigen Oppelner Kreises ein Teil des Gaues der Opolini; dieser gehörte seit 999 bis 1163 abwechselnd zu Mähren, Böhmen und Polen, fiel in dem letztgenannten Jahre an die von Polen unabhängigen Herzöge aus dem Geschlecht der Piasten und wurde seit 1201 von den oberschlesischen Piastenfürsten beherrscht, die das Oppelner Land bis 1327 selbständig, von da bis zu ihrem Aussterben 1532 als Lehnsfürsten der Krone Böhmen inne hatten. Die ältesten geschichtlichen Nachrichten vom heutigen Kreisgebiet stammen aus dem Jahre 1213. Seit 1201 gehörte es zum Fürstentum Oppeln und bildete den Mittelpunkt desselben. Die damals entstehende Herrschaft Oppeln mit etwa 70 Dörfern und der gleichnamigen Stadt als Hauptort und Residenz der Herzöge entsprach in ihrem Umfang annähernd dem heutigen Gebiet des Kreises. Drei bedeutende Handelswege durchschnitten seit dem 13. Jahrhundert unsere Heimat. Die älteste bekannte Handelsstraße überschritt von Breslau her über Brieg bei Oppeln den Heimatstrom und führte über Tost—Beuthen nach Krakau, Sandomir und Kiew. Der alte Handelsweg von Venedig her und Ungarn über Ratibor und Cosel nach Oppeln und Brieg— Breslau vereinigte sich hier mit jener, nach dem Osten führenden Handelsstraße; vom Kreise aus nahmen auch Handelswege nördlich ihre Richtung nach Polen und der Ostsee hin. | |||
Als etwa 1211 die Rückwanderung deutscher Stämme nach Schlesien und Oberschlesien, die in ihrer Tragweite so bedeutende deutsche Besiedlung des oberschlesischen Landes, mit Unterstützung der Kirche und der Herzöge begann und annähernd 180 Jahre erfolgreich anhielt, kamen deutsche Bauern und Handwerker als Kolonisten aus dem mittleren und west lichen Deutschland auch in unseren Kreis und bürgerten hier deutsche Kultur und Gesittung ein. So entstanden neben den alten, schon vorhandenen Dörfern, die zum Teil wahrscheinlich auf dem Boden oder in nächster Nähe der ehemaligen vor- und frühgeschichtlichen Siedlungen erwachsen waren, neue deutsche Dörfer. Ein Teil der alten erhielt anstelle des drückenden und beschwerlichen polnischen Rechts das deutsche Recht und deutsche Siedler, so in der Zeit von 1268 bis 1336 allein etwa 20 Ortschaften unseres Kreises. Die alte Einteilung des Landes in Kastellaneien, Burgbezirke, verschwand. Die Ortschaften schlossen sich nun nicht mehr um die alte Oppelner Oderburg, sondern um die inzwischen bedeutend gewordene Stadt. Die | |||
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Spuren dieser Gruppierung der Landorte um die Stadt ist noch heut in der Kreiseinteilung erkennbar. Auch die kirchliche Ordnung des Landes erhielt eine deutsche Grundlage. An die Stelle der alten umfangreichen Pfarrsprengel mit wenigen Pfarrkirchen trat fast in jedem größeren Dorf eine Kirche mit Pfarrei. Von besonderer Bedeutung für die Hebung und Kultur des Oppelner Kreisgebietes wurde die Verlegung des Prämonstratenser-Nonnenklosters von Rybnik nach Czarnowanz im Jahre 1228. Die Hussitenkriegsleiden des 15. Jahrhunderts, die mit ihren Folgen schwer auf dem oberschlesischen Bauerstand lasteten, dürften auch die hiesige Kreisgegend nicht verschont haben, obwohl die Oppelner Herzöge sich als Freunde der Hussiten zeigten. Am Ende des Mittelalters umfaßte die Herrschaft Oppeln etwa das heutige Kreisgebiet mit 68 Dörfern, deren Bewohner dem Herzog Untertan waren und für die fürstliche Haus- und Hofhaltung im Oppelner Piastenschloß umfangreiche Robot (Dienstleistung) aller Art im ganzen Herrschaftsbereich zu verrichten hatten. | |||
==== Die Zeit der Habsburger. ==== | |||
1532 ging die Herrschaft Oppeln an die Habsburgischen Fürsten von Böhmen über, die sie bis 1666 fast unausgesetzt verpfändeten, 1532—1543 an Markgraf Georg den Frommen von Brandenburg-Ansbach, 1543—1552 an dessen Sohn Georg Friedrich. Dann wurde sie anscheinend zur Abfindung siebenbürgischer Nebenbuhler des Hauses Habsburg bestimmt; 1552—1556 besaß sie pfandweise Johann Sigismund Zapolya, dessen Mutter Königin Isabella von Siebenbürgen die Vormundschaft und Regentschaft führte; 1597—98 war Sigismund Bathori, 1621—23 der Fürst Gabriel Bethlen von Siebenbürgen Pfandherr, 1645-48 König Wladislaus IV. von Polen, 1648-55 dessen Bruder Prinz Karl Ferdinand von Polen, Bischof von Breslau, schließlich 1655—66 des Königs Johann Kasimir von Polen Gemahlin Maria Ludowika, bis Kaiser Leopold I. die Oppelner Herrschaft 1666 wieder einlöste. | |||
Zur Herrschaft Oppeln gehörten 1532 genau 68 Ortschaften. 5 derselben sind inzwischen vom Erdboden verschwunden. Von den 63 bestehenden liegen heut 55 im Kreise Oppeln, 10 im Kreis Falkenberg, 1 im Brieger, 2 im Groß Strehlitzer Kreise. Die untergegangenen Dörfer lagen im Oppelner Gebiet (4) und im Falkenbergischen (1). Diese 68 Dörfer einschließlich des |
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– VIII –
Das Mittelalter.
Im 10. Jahrhundert war das Gebiet des heutigen Oppelner Kreises ein Teil des Gaues der Opolini; dieser gehörte seit 999 bis 1163 abwechselnd zu Mähren, Böhmen und Polen, fiel in dem letztgenannten Jahre an die von Polen unabhängigen Herzöge aus dem Geschlecht der Piasten und wurde seit 1201 von den oberschlesischen Piastenfürsten beherrscht, die das Oppelner Land bis 1327 selbständig, von da bis zu ihrem Aussterben 1532 als Lehnsfürsten der Krone Böhmen inne hatten. Die ältesten geschichtlichen Nachrichten vom heutigen Kreisgebiet stammen aus dem Jahre 1213. Seit 1201 gehörte es zum Fürstentum Oppeln und bildete den Mittelpunkt desselben. Die damals entstehende Herrschaft Oppeln mit etwa 70 Dörfern und der gleichnamigen Stadt als Hauptort und Residenz der Herzöge entsprach in ihrem Umfang annähernd dem heutigen Gebiet des Kreises. Drei bedeutende Handelswege durchschnitten seit dem 13. Jahrhundert unsere Heimat. Die älteste bekannte Handelsstraße überschritt von Breslau her über Brieg bei Oppeln den Heimatstrom und führte über Tost—Beuthen nach Krakau, Sandomir und Kiew. Der alte Handelsweg von Venedig her und Ungarn über Ratibor und Cosel nach Oppeln und Brieg— Breslau vereinigte sich hier mit jener, nach dem Osten führenden Handelsstraße; vom Kreise aus nahmen auch Handelswege nördlich ihre Richtung nach Polen und der Ostsee hin.
Als etwa 1211 die Rückwanderung deutscher Stämme nach Schlesien und Oberschlesien, die in ihrer Tragweite so bedeutende deutsche Besiedlung des oberschlesischen Landes, mit Unterstützung der Kirche und der Herzöge begann und annähernd 180 Jahre erfolgreich anhielt, kamen deutsche Bauern und Handwerker als Kolonisten aus dem mittleren und west lichen Deutschland auch in unseren Kreis und bürgerten hier deutsche Kultur und Gesittung ein. So entstanden neben den alten, schon vorhandenen Dörfern, die zum Teil wahrscheinlich auf dem Boden oder in nächster Nähe der ehemaligen vor- und frühgeschichtlichen Siedlungen erwachsen waren, neue deutsche Dörfer. Ein Teil der alten erhielt anstelle des drückenden und beschwerlichen polnischen Rechts das deutsche Recht und deutsche Siedler, so in der Zeit von 1268 bis 1336 allein etwa 20 Ortschaften unseres Kreises. Die alte Einteilung des Landes in Kastellaneien, Burgbezirke, verschwand. Die Ortschaften schlossen sich nun nicht mehr um die alte Oppelner Oderburg, sondern um die inzwischen bedeutend gewordene Stadt. Die
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Spuren dieser Gruppierung der Landorte um die Stadt ist noch heut in der Kreiseinteilung erkennbar. Auch die kirchliche Ordnung des Landes erhielt eine deutsche Grundlage. An die Stelle der alten umfangreichen Pfarrsprengel mit wenigen Pfarrkirchen trat fast in jedem größeren Dorf eine Kirche mit Pfarrei. Von besonderer Bedeutung für die Hebung und Kultur des Oppelner Kreisgebietes wurde die Verlegung des Prämonstratenser-Nonnenklosters von Rybnik nach Czarnowanz im Jahre 1228. Die Hussitenkriegsleiden des 15. Jahrhunderts, die mit ihren Folgen schwer auf dem oberschlesischen Bauerstand lasteten, dürften auch die hiesige Kreisgegend nicht verschont haben, obwohl die Oppelner Herzöge sich als Freunde der Hussiten zeigten. Am Ende des Mittelalters umfaßte die Herrschaft Oppeln etwa das heutige Kreisgebiet mit 68 Dörfern, deren Bewohner dem Herzog Untertan waren und für die fürstliche Haus- und Hofhaltung im Oppelner Piastenschloß umfangreiche Robot (Dienstleistung) aller Art im ganzen Herrschaftsbereich zu verrichten hatten.
Die Zeit der Habsburger.
1532 ging die Herrschaft Oppeln an die Habsburgischen Fürsten von Böhmen über, die sie bis 1666 fast unausgesetzt verpfändeten, 1532—1543 an Markgraf Georg den Frommen von Brandenburg-Ansbach, 1543—1552 an dessen Sohn Georg Friedrich. Dann wurde sie anscheinend zur Abfindung siebenbürgischer Nebenbuhler des Hauses Habsburg bestimmt; 1552—1556 besaß sie pfandweise Johann Sigismund Zapolya, dessen Mutter Königin Isabella von Siebenbürgen die Vormundschaft und Regentschaft führte; 1597—98 war Sigismund Bathori, 1621—23 der Fürst Gabriel Bethlen von Siebenbürgen Pfandherr, 1645-48 König Wladislaus IV. von Polen, 1648-55 dessen Bruder Prinz Karl Ferdinand von Polen, Bischof von Breslau, schließlich 1655—66 des Königs Johann Kasimir von Polen Gemahlin Maria Ludowika, bis Kaiser Leopold I. die Oppelner Herrschaft 1666 wieder einlöste.
Zur Herrschaft Oppeln gehörten 1532 genau 68 Ortschaften. 5 derselben sind inzwischen vom Erdboden verschwunden. Von den 63 bestehenden liegen heut 55 im Kreise Oppeln, 10 im Kreis Falkenberg, 1 im Brieger, 2 im Groß Strehlitzer Kreise. Die untergegangenen Dörfer lagen im Oppelner Gebiet (4) und im Falkenbergischen (1). Diese 68 Dörfer einschließlich des