Landkreis Oppeln/Adressbuch 1926/VI-VII

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Landkreis Oppeln/Adressbuch 1926
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– VI –

Aus der Geschichte des Kreises Oppeln.

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Urgeschichte.

Der Kreis Oppeln liegt im Süden der schlesischen Tiefebene und gliedert sich in das Odertal, das Waldland der Malapane und des Stober, das kleine südliche Muschelkalkrückengebiet und das Acker- und Waldland der westlichen Oderseite.

Während die Urzeit die Bildung der Urgesteine brachte und darauf eine dreimalige Überflutung durch die Meere eintrat, entstand in der Triaszeit der Muschelkalk (Krappitzer Gebiet). Nach der Juraformation bildeten sich in der Kreidezeit die tonigen und kalkigen Schichten des Pläners (Oppelner Gegend). In der Tertiärzeit stiegen (bei Dembio und Chronstau) vulkanische Massen (Basalt) empor, in dem Gebiete der flachen Seen und Sümpfe im Westen und Norden des Kreises erfolgte die Bildung der Braunkohle und des Raseneisensteins. In der Diluvial- oder Eiszeit, deren Ergebnis die heutige Oberflächengestaltung des Kreises ist, sonderten sich aus den Schmelzwassern des Eises große Kies- und Sandlager rechts der Oder ab, während links der Oder Lehm und Mergel zurückblieben. Daher besitzt auch die westliche Oderseite vorwiegend fruchtbares Land, die östliche dagegen sandigen, mageren Boden. Die eiszeitlichen Ablagerungen enthalten nordische Geschiebe und Findlingssteine von den Inseln und Küsten der Ostsee, dazu zahllose Feuersteine. Das Odertal, vom Strome geformt, ist durchweg Schwemmland (Alluvium) und in der Nacheiszeit entstanden. Stellenweise durchschneidet die Oder die mächtigen Schichten der Kreideformation, die unter der Decke des Diluviums ruhen. Das linke Oderufer bildet bei Proskau und Winau eine wellige Hochfläche; auf dem rechten waldreichen Ufer steigt das Land langsam empor und weist einzelne wellige Höhenzüge auf.

Diese erdgeschichtliche Entwicklung ermöglicht seit der geschichtlichen Zeit die Verwendung der Sande und des Kalksteins zu Bauten und zur Erzeugung des Zements, während die reichen Lehmlager zur Herstellung von Ziegeln verwendet werden


– VII –

und die Raseneisenerze zur Gewinnung von Eisen in Hüttenanlagen führten. Die reichen Waldbestände liefern Holz für viele gewerbliche und industrielle Zwecke.

Vor- und Frühgeschichte.

Der Kreis Oppeln ist uraltes Siedlungs- und Kulturland.

Schon in der Steinzeit, die bis 2000 vor Christi Geburt gerechnet wird, war das Gebiet unseres Kreises bevölkert, wie zahlreiche Einzelfunde beweisen. Während der Bronzezeit, 2000—500 vor Christus, herrschte hier, die größte Siedlungsdichte der damaligen Bewohner, von denen Einzelfunde und Gräberfelder erhalten sind. Auch aus der folgenden Eisenzeit, 500 bis zum Jahre 500 der christlichen Zeitrechnung, sind Einzelfunde und Begräbnisstätten vorhanden. Die frühgermanische Zeit, 1. bis 6. nachchristliches Jahrhundert, bietet gerade in unseren Tagen eine reiche Fülle von Einzelfunden, Gräberfeldern und Siedlungsstätten.

Im letzten vorchristlichen Jahrtausend saß ein Volk illyrischen Stammes im Gebiet des heutigen Kreises, das seine Toten verbrannte und deren Asche in Urnen beisetzte. Etwa seit dem 5. Jahrhundert vor Christus rückten die ersten germanischen Siedler von der Weichselmündung her in diese Gegend vor. Ihre Kultur vermischte sich mit der Kultur der allmählich zurückweichenden Illyrer. Um 150 vor Christus zogen neue, ostgermanische Scharen ins Land, Wandalen, die bis zum 5. nachchristlichen Jahrhundert hier seßhaft blieben. In großer Zahl finden sich daher in unserem Kreise ihre Urnengräber, die einen guten Einblick in jene germanische Kultur gewähren. Schon damals bildete unser Gebiet ein wichtiges Verkehrsland, rege Handelsbeziehungen zwischen dem nördlichen Germanien und Italien nahmen ihren Weg durch unsere Gegend, die anscheinend von der sogenannten Bernsteinstraße, an der Oder entlang, durchzogen ward. Die Blüte frühgermanischer Kultur gelangte hier zu hoher Entwicklung, lange bevor slavische Völker diesen Boden betraten. Am Ende des 5. Jahrhunderts nach Christus wanderte ein Teil der oberschlesischen Wandalen südwärts bis nach Nordafrika, ein Teil verblieb in der Heimat. Zu den zurückbleibenden Stammesbrüdern gesellte sich seit dem 7. Jahrhundert nach Christus ein neues Volk von slavischem Stamm, die von Osten her ins Land kamen. Die Kulturspuren dieser Slaven (Chrobaten) sind aber so gering, daß slavische Bodenfunde erst vom 9. Jahrhundert ab nachweisbar sind.