Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/286: Unterschied zwischen den Versionen

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sah man jetzt meistens das HeIl für die Zukunft nur in der Trennung vom Königreiche; in Dänemark wollte man nichts weniger als diese Trennung. Es war aber im Königreiche, und namentlich in der Hauptstadt, dieses Bestreben nicht allein das der Regierung, sondern auch das der Volksparthei. Dieselbe war darin mit der Regierung einig, sonst freilich in ihren Bestrebungen der Regierung entgegen tretend. Die Freiheitsbestrebungen traten in der jüngeren Generation stark hervor, und das junge Dänemark war sehr rührig, indem es galt, das Volk in die Bewegung hineinzuziehen, und zugleich in Schleswig vermöge der stammverwandten Nationalität mehr Einfluß zu gewinnen. Hiezu bot zunächst die Sprache einen Anhalt dar, und darin lag die politische Bedeutung des Sprachstreites.
 
Bereits am 4. November 1836 fand ein Antrag zu Kopenhagen in der Preßfreiheits-Gesellschaft, die Wirksamkeit der Gesellschaft auf die dänisch redende Bevölkerung Schleswigs auszudehnen, lebhaften Anklang. Vom November 1836 bis März 1837 wuchs die Zahl der Gesellschaft um fast 1000 Mitglieder, vom März bis Mai um 500, so daß die Gesammtzahl jetzt 4290 betrug. Man hatte damals 19 Filialvereine und schon 30,000 Exemplare der Gesellschaftsschriften theils billig verkauft, theils unentgeltich vertheilt. Der Zweck war, Volksbildung zu befördern und dänische Sprache zu erhalten. In der Schleswig'schen Ständeversammlung ging aus Billigkeitsrücksichten 1838 der Antrag auf dänische Gerichtssprache für die Districte, wo dänische Kirchen- und Schulsprache herrsche, mit 21 gegen 18 Stimmen durch, und zugleich der Antrag, es möchte in den dänischen Schulen Gelegenheit zur Erlernung der deutschen Sprache gegeben werden. Im Mai 1839 bildete sich eine Schleswig'sche Gesellschaft, der die Kieler Professoren Paulsen und Flor beitraten, welche für die Interessen dänischer Nationalität thätig zu sein bestimmt war, und dänische Lesevereine wurden gegründet. An und für sich hatten Viele nichts dagegen. Jedoch wurde von Manchen befürchtet, daß politische Zwecke sich hinter der Sprachsache verbergen möchten. Bei dem Thronwechsel 1839 hegte die liberale Parthei in Dänemark große Hoffnungen; indessen die Politik Christians VIII. entsprach diesen Hoffnungen nicht, da die radicalen Tendenzen Hand in Hand gingen mit den nationalen.

Aktuelle Version vom 24. Januar 2009, 17:12 Uhr

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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sah man jetzt meistens das HeIl für die Zukunft nur in der Trennung vom Königreiche; in Dänemark wollte man nichts weniger als diese Trennung. Es war aber im Königreiche, und namentlich in der Hauptstadt, dieses Bestreben nicht allein das der Regierung, sondern auch das der Volksparthei. Dieselbe war darin mit der Regierung einig, sonst freilich in ihren Bestrebungen der Regierung entgegen tretend. Die Freiheitsbestrebungen traten in der jüngeren Generation stark hervor, und das junge Dänemark war sehr rührig, indem es galt, das Volk in die Bewegung hineinzuziehen, und zugleich in Schleswig vermöge der stammverwandten Nationalität mehr Einfluß zu gewinnen. Hiezu bot zunächst die Sprache einen Anhalt dar, und darin lag die politische Bedeutung des Sprachstreites.

Bereits am 4. November 1836 fand ein Antrag zu Kopenhagen in der Preßfreiheits-Gesellschaft, die Wirksamkeit der Gesellschaft auf die dänisch redende Bevölkerung Schleswigs auszudehnen, lebhaften Anklang. Vom November 1836 bis März 1837 wuchs die Zahl der Gesellschaft um fast 1000 Mitglieder, vom März bis Mai um 500, so daß die Gesammtzahl jetzt 4290 betrug. Man hatte damals 19 Filialvereine und schon 30,000 Exemplare der Gesellschaftsschriften theils billig verkauft, theils unentgeltich vertheilt. Der Zweck war, Volksbildung zu befördern und dänische Sprache zu erhalten. In der Schleswig'schen Ständeversammlung ging aus Billigkeitsrücksichten 1838 der Antrag auf dänische Gerichtssprache für die Districte, wo dänische Kirchen- und Schulsprache herrsche, mit 21 gegen 18 Stimmen durch, und zugleich der Antrag, es möchte in den dänischen Schulen Gelegenheit zur Erlernung der deutschen Sprache gegeben werden. Im Mai 1839 bildete sich eine Schleswig'sche Gesellschaft, der die Kieler Professoren Paulsen und Flor beitraten, welche für die Interessen dänischer Nationalität thätig zu sein bestimmt war, und dänische Lesevereine wurden gegründet. An und für sich hatten Viele nichts dagegen. Jedoch wurde von Manchen befürchtet, daß politische Zwecke sich hinter der Sprachsache verbergen möchten. Bei dem Thronwechsel 1839 hegte die liberale Parthei in Dänemark große Hoffnungen; indessen die Politik Christians VIII. entsprach diesen Hoffnungen nicht, da die radicalen Tendenzen Hand in Hand gingen mit den nationalen.