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von ihm viele gedruckte Predigten, besonders Leichenpredigten über vornehme Personen, die auch in einer Sammlung herausgegeben sind, z. Th. über wunderliche Themata. Die Titel geben schon die Geschmacklosigkeit und den Schwulst jener Tage zu erkennen.<ref>„Geistliche Cypressenkränzlein“. Andere Titel sind z. B.: <tt>„Antidotum mortis</tt>, Gift-Latwerge wider den Tod und dessen Bitterkeit, oder Leichpredigt über Georg Johannsen, Prediger zu Hackstedt, aus Joh. 5, 24 1641; Getreuer Lehrer Rautenkränzlein oder Leichpredigt über <tt>M.</tt> Johann Moht, Pastor zu St. Marien in Flensburg, aus Daniel 12, 3 1642; Eine Handvoll Heu oder Leichpredigt über Frau Brigitta, Herrn Jürgen Balentiner's Eheliebste aus Jes. 40, 6. 7. 8 1655. Eine Sammlung Passionspredigten, die sein Enkel Stephan Jebsen 1714 herausgegeben, führt den Titel: „Jesus, der himmlische Kaufmann, wie er die Menschen durch sein Blut als geistliche Waaren erkauft.“</ref> Sehr geklagt wurde damals in unserem Lande überhaupt über die Länge und Breite der Predigten und berichtet von dem vielen Schlafen in der Kirche. So z. B. pflegte <tt>M.</tt> Andreas Tetzlevius (Pastor zu Husum 1604–1614) sieben Viertelstunden zu predigen, und es wird erzählt, es sei deshalb zu seiner Zeit eine Scheibe mit einem Zeiger unter dem Thurm in der Kirche angebracht worden, damit er sich danach richten könne. Auch versprach die Bürgerschaft dem Herrn Pastor jährlich einen fetten Schlachtochsen zu geben, wenn er die Predigten auf das gehörige Maß einschränken wolle<ref>Krafft, Jub.-Gedächtn. S. 145.</ref>. Von den Kanzeln hörte man in jener Zeit sehr häufig solches Schelten und solche persönliche Auslassungen, daß sie den Geistlichen bei der herrschenden Rohheit der Sitten von den Angegriffenen die gröbsten Mißhandlungen zuzogen. Ein merkwürdiges Zeugniß von solchen abscheulichen Mißhandlungen, welche er persönlich erlitten hatte, hat der Pastor Detlef Johannis<ref>Der Pastor Johannis (Johannsen), geb. zu Langenhorn, wurde 90 Jahre alt und starb nach 61jähriger Amtsführung; vgl. Jensen, Kirchl. Statistik I, S. 510.</ref> zu Deetzbüll (gest. 1647) durch eine plattdeutsche Einzeichnung in das Kirchenbuch hinterlassen. Es ist aufgenommen in allgemeine theologische Werke.<ref><tt>Pontoppidan, Annal. eccl. dan. IV. p. 373</tt>, Tholuck, Das kirchl. Leben des siebenzehnten Jahrh. 1861. I, S. 117. Kahnis, Der innere Gang des deutschen Protestantismus. I, S. 110.</ref> | |||
Das kirchliche Wesen hatte eine starre und todte Form angenommen, die nicht geeignet war, den Bedürfnissen des Herzens zu genügen. Man las in der Stille mehr ansprechende Bücher, zunächst in den Städten, und dann auch in denjenigen Landdistricten, wo durch etwas mehr vorgeschrittenen Schulunterricht der <noinclude> | |||
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Aktuelle Version vom 26. November 2008, 16:19 Uhr
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von ihm viele gedruckte Predigten, besonders Leichenpredigten über vornehme Personen, die auch in einer Sammlung herausgegeben sind, z. Th. über wunderliche Themata. Die Titel geben schon die Geschmacklosigkeit und den Schwulst jener Tage zu erkennen.[1] Sehr geklagt wurde damals in unserem Lande überhaupt über die Länge und Breite der Predigten und berichtet von dem vielen Schlafen in der Kirche. So z. B. pflegte M. Andreas Tetzlevius (Pastor zu Husum 1604–1614) sieben Viertelstunden zu predigen, und es wird erzählt, es sei deshalb zu seiner Zeit eine Scheibe mit einem Zeiger unter dem Thurm in der Kirche angebracht worden, damit er sich danach richten könne. Auch versprach die Bürgerschaft dem Herrn Pastor jährlich einen fetten Schlachtochsen zu geben, wenn er die Predigten auf das gehörige Maß einschränken wolle[2]. Von den Kanzeln hörte man in jener Zeit sehr häufig solches Schelten und solche persönliche Auslassungen, daß sie den Geistlichen bei der herrschenden Rohheit der Sitten von den Angegriffenen die gröbsten Mißhandlungen zuzogen. Ein merkwürdiges Zeugniß von solchen abscheulichen Mißhandlungen, welche er persönlich erlitten hatte, hat der Pastor Detlef Johannis[3] zu Deetzbüll (gest. 1647) durch eine plattdeutsche Einzeichnung in das Kirchenbuch hinterlassen. Es ist aufgenommen in allgemeine theologische Werke.[4]
Das kirchliche Wesen hatte eine starre und todte Form angenommen, die nicht geeignet war, den Bedürfnissen des Herzens zu genügen. Man las in der Stille mehr ansprechende Bücher, zunächst in den Städten, und dann auch in denjenigen Landdistricten, wo durch etwas mehr vorgeschrittenen Schulunterricht der
- ↑ „Geistliche Cypressenkränzlein“. Andere Titel sind z. B.: „Antidotum mortis, Gift-Latwerge wider den Tod und dessen Bitterkeit, oder Leichpredigt über Georg Johannsen, Prediger zu Hackstedt, aus Joh. 5, 24 1641; Getreuer Lehrer Rautenkränzlein oder Leichpredigt über M. Johann Moht, Pastor zu St. Marien in Flensburg, aus Daniel 12, 3 1642; Eine Handvoll Heu oder Leichpredigt über Frau Brigitta, Herrn Jürgen Balentiner's Eheliebste aus Jes. 40, 6. 7. 8 1655. Eine Sammlung Passionspredigten, die sein Enkel Stephan Jebsen 1714 herausgegeben, führt den Titel: „Jesus, der himmlische Kaufmann, wie er die Menschen durch sein Blut als geistliche Waaren erkauft.“
- ↑ Krafft, Jub.-Gedächtn. S. 145.
- ↑ Der Pastor Johannis (Johannsen), geb. zu Langenhorn, wurde 90 Jahre alt und starb nach 61jähriger Amtsführung; vgl. Jensen, Kirchl. Statistik I, S. 510.
- ↑ Pontoppidan, Annal. eccl. dan. IV. p. 373, Tholuck, Das kirchl. Leben des siebenzehnten Jahrh. 1861. I, S. 117. Kahnis, Der innere Gang des deutschen Protestantismus. I, S. 110.