Schlesisches Namenbuch/075: Unterschied zwischen den Versionen
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der Familienname Dehmel (siehe diesen!), aus der Kurz- od. Koseform Thomke (mit slaw. k-Suffix) der Familienname Domke, Dumke. - Belege: Thomas pistor 1348 Liegnitz; Thomas Geyze 1383 Liegnitz; Hans Thomas 1476 Görlitz, u. öfter ebd. Thomkonis de Piskopicz filius 1370 (##Rcht. 19); Domke de Ulbrechtsdorf 1370 (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 19); Tompke Rudil von Dompslow 1438 (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, S. 57); Petir Thomke 1372 Liegnitz. | |||
'''Tilgner''' (Liegnitz [33] Görlitz [10] Schweidnitz [8] Öls [4] Glogau [5]), (selten Tillner, Tüllner, Tilchner); auch '''Tilch''' (Schweidnitz [3] Hirschberg [30] Görlitz [5] Sagan [3]), '''Tilg''' (Habelschwerdt [5]), '''Tilger''' (Görlitz). | |||
Tschi(e)rsch (Grünberg | Diesen typisch schlesischen Familiennamen mit der bisherigen Forschung (Reichert S. 120, Weinhold und alle anderen Namenbücher) aus dem Westfälischen herzuleiten, wo telgen (tilgen) „Baumreiser“ bedeutet, verbietet sich von selber. Die altschlesischen Belege (Otilge und Ilge als Rufnamen) gestatten nur die Ableitung von Ottilie, einem nicht seltenen weiblichen Heiligennamen, der einst früh aus germanisch Odila latinisiert worden ist: Odilia war die beliebteste Heilige des Elsaß (Odilienberg!). Unsere Quellen bieten: Ottilie bocvelinne 1348 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 35), Otylie de Sagano 1364/69 Görlitz, Otilge (neben Otilie) 1370 Görlitz (Jecht, R., Beitr. z. Görlitzer Namenkde. (Neues Lausitz. Magazin 68, 1892, S. 8), Ottilie 1481 Glatz; dann metronymisch: Petrus Tylie 1315 Schweidnitz (Gantzer 204), Bartusch Tilge 1436/37 Görlitz (Wtschr. 36); mit er-Suffix: Cilie tilgenerinne 1368 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 34), Petir Tylgener 1409 Liegnitz (Stdtb. I 60 b), Clemens Tilgner 1484 Neustadt (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 6, 120). Auch in Bremen 1292 ein Fredericus filius domine Odilie (Bahlow., deut. Nbch. S. 72). Vgl. auch Edw. Schröder, Dt. Nkde. S. 90 über Ottili(g)e, Dilge(r), Dilje. Zum Wandel von mhd. lj zu lg wie in lilge „Lilie“ vgl. Michels, Mhd. Elementarbuch 3/4 § 129. Siehe auch unter Ilgner! | ||
Alles Abwandlungen des | |||
'''Tschen(t)scher''' (Liegnitz [10] Schweidnitz [2]), '''Schenscher''' (Hirschberg [8] Schweidnitz Görlitz [2]). Auch '''Tschensch''' (Görlitz), '''Tschenschke''' (Glatz), '''Tschenschel''' (Liegnitz [1]). | |||
Mit Stübler (S. 83) als Kurz- od. Koseform von Vincentius zu deuten, gebildet von der Tonsilbe, während Fietze, Vietze (siehe dort) von der Anfangssilbe sich herleitet. Vgl. auch die Ortsnamen Tschentschitz/Böhmen, Tschanschwitz Kr. Strehlen. - Beleg: Zentz Brikan, sonst Vitzentz Brikan 1545 (Urkundenbuch## Lübben, Bd. 3, S. 273 u. Anm. 5). | |||
'''Tscheuschner''' (Liegnitz [13] Görlitz [5] Schweidnitz Neisse), '''Tzeuschner''' (Görlitz [6]), '''Tz(sch)eutschler''' (Görlitz [11] Hirschberg [2]), '''Tscheuschler''' (Grünberg [2] Neusalz); '''Tschauschner''' (Brieg). | |||
Wie Leuschner von Lusche, so ist Tscheuschner (alt Czuschener) von Czusche, einem slaw. weibl. Taufnamen abgeleitet, der in Glatz 1305 (Gräbisch S. 168) und Breslau 1358 (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 36) bezeugt ist und vielleicht aus Wenczuscha gekürzt ist, da der männl. Taufname Wenczusch 1345 in Breslau begegnet und Wenczlawa 1346 ebd. - Belege: Conradus Zusche (Glatz); Hildebrandus Czuschener 1344/50 Glatz; Jurge Czuschener 1359 Glatz (Gräbisch 142); Elisabeth die alte Czeuschnerynne 1372 Glatz (Gräbisch 157); Pesco Zouschener 1360 Glatz; Petir Czüschener 1381 Sorau Land, Niccil Sczüschener 1381 ebd. Matz Tscheutzner 1546 Liegnitz; Christoff Tscheutschler 1589 Görlitz. Vgl. auch die Ortsnamen Tschausch b/Brüx (Böhmen) und Tschauschwitz Kr. Grottkau. | |||
'''Tschi(e)rsch''' (Grünberg [12]), Schiersch, Tschierse; '''Tschirch''' (Görlitz [27], sonst nicht!). '''Tschierschke''' (Liegnitz [8]), -ky; Tschierske, -ky; '''Tschersich''' (Schweidnitz [7] Görlitz [3] Liegnitz Brieg). | |||
Alles Abwandlungen des Heiligennamen Georg in slawischer Lautgestalt: tschechisch Jersik, polnisch Gi(e)rzik. Der Böhmenkönig Georg Podiebrad heißt in lat. Urkunden Jersikus. Vgl. auch den Familiennamen Gierke! Siehe besonders Stübler S. 80, der darauf hinweist, daß slaw. J (G) im Anlaut bisweilen zu (T)sch wird. Die ke-Formen können auch indirekt über den Ortsname Tschierschkau (alt Tschirske) auf Georg zurückgehen. Vgl. auch den Familiennamen Tschierschwitz (Glogau [5] Schweidnitz [3] Hirschberg). Es ist erstaunlich, daß alle diese Familiennamen bisher in ihrem Ursprung nicht erkannt waren! - Belege: Jerschko von Colditz 1440. Gerßig Kreckwitz 1495/1506 (Ldbch. Schwdn.-Jauer). Vgl. Herzog Giersich von Glocz 1488; Girczik v. Cunstadt 1456 Glatz. Als Familienname: Kuba Jersickhe 1596 Bauer im Briegischen; Martinus Tzirzke 1348 Liegnitz (##Blutbuch (Liegnitz)## 35), wohl vom Ortsname. Hierher wohl auch |
Aktuelle Version vom 1. Juli 2008, 20:39 Uhr
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der Familienname Dehmel (siehe diesen!), aus der Kurz- od. Koseform Thomke (mit slaw. k-Suffix) der Familienname Domke, Dumke. - Belege: Thomas pistor 1348 Liegnitz; Thomas Geyze 1383 Liegnitz; Hans Thomas 1476 Görlitz, u. öfter ebd. Thomkonis de Piskopicz filius 1370 (##Rcht. 19); Domke de Ulbrechtsdorf 1370 (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 19); Tompke Rudil von Dompslow 1438 (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, S. 57); Petir Thomke 1372 Liegnitz.
Tilgner (Liegnitz [33] Görlitz [10] Schweidnitz [8] Öls [4] Glogau [5]), (selten Tillner, Tüllner, Tilchner); auch Tilch (Schweidnitz [3] Hirschberg [30] Görlitz [5] Sagan [3]), Tilg (Habelschwerdt [5]), Tilger (Görlitz).
Diesen typisch schlesischen Familiennamen mit der bisherigen Forschung (Reichert S. 120, Weinhold und alle anderen Namenbücher) aus dem Westfälischen herzuleiten, wo telgen (tilgen) „Baumreiser“ bedeutet, verbietet sich von selber. Die altschlesischen Belege (Otilge und Ilge als Rufnamen) gestatten nur die Ableitung von Ottilie, einem nicht seltenen weiblichen Heiligennamen, der einst früh aus germanisch Odila latinisiert worden ist: Odilia war die beliebteste Heilige des Elsaß (Odilienberg!). Unsere Quellen bieten: Ottilie bocvelinne 1348 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 35), Otylie de Sagano 1364/69 Görlitz, Otilge (neben Otilie) 1370 Görlitz (Jecht, R., Beitr. z. Görlitzer Namenkde. (Neues Lausitz. Magazin 68, 1892, S. 8), Ottilie 1481 Glatz; dann metronymisch: Petrus Tylie 1315 Schweidnitz (Gantzer 204), Bartusch Tilge 1436/37 Görlitz (Wtschr. 36); mit er-Suffix: Cilie tilgenerinne 1368 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 34), Petir Tylgener 1409 Liegnitz (Stdtb. I 60 b), Clemens Tilgner 1484 Neustadt (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 6, 120). Auch in Bremen 1292 ein Fredericus filius domine Odilie (Bahlow., deut. Nbch. S. 72). Vgl. auch Edw. Schröder, Dt. Nkde. S. 90 über Ottili(g)e, Dilge(r), Dilje. Zum Wandel von mhd. lj zu lg wie in lilge „Lilie“ vgl. Michels, Mhd. Elementarbuch 3/4 § 129. Siehe auch unter Ilgner!
Tschen(t)scher (Liegnitz [10] Schweidnitz [2]), Schenscher (Hirschberg [8] Schweidnitz Görlitz [2]). Auch Tschensch (Görlitz), Tschenschke (Glatz), Tschenschel (Liegnitz [1]).
Mit Stübler (S. 83) als Kurz- od. Koseform von Vincentius zu deuten, gebildet von der Tonsilbe, während Fietze, Vietze (siehe dort) von der Anfangssilbe sich herleitet. Vgl. auch die Ortsnamen Tschentschitz/Böhmen, Tschanschwitz Kr. Strehlen. - Beleg: Zentz Brikan, sonst Vitzentz Brikan 1545 (Urkundenbuch## Lübben, Bd. 3, S. 273 u. Anm. 5).
Tscheuschner (Liegnitz [13] Görlitz [5] Schweidnitz Neisse), Tzeuschner (Görlitz [6]), Tz(sch)eutschler (Görlitz [11] Hirschberg [2]), Tscheuschler (Grünberg [2] Neusalz); Tschauschner (Brieg).
Wie Leuschner von Lusche, so ist Tscheuschner (alt Czuschener) von Czusche, einem slaw. weibl. Taufnamen abgeleitet, der in Glatz 1305 (Gräbisch S. 168) und Breslau 1358 (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 36) bezeugt ist und vielleicht aus Wenczuscha gekürzt ist, da der männl. Taufname Wenczusch 1345 in Breslau begegnet und Wenczlawa 1346 ebd. - Belege: Conradus Zusche (Glatz); Hildebrandus Czuschener 1344/50 Glatz; Jurge Czuschener 1359 Glatz (Gräbisch 142); Elisabeth die alte Czeuschnerynne 1372 Glatz (Gräbisch 157); Pesco Zouschener 1360 Glatz; Petir Czüschener 1381 Sorau Land, Niccil Sczüschener 1381 ebd. Matz Tscheutzner 1546 Liegnitz; Christoff Tscheutschler 1589 Görlitz. Vgl. auch die Ortsnamen Tschausch b/Brüx (Böhmen) und Tschauschwitz Kr. Grottkau.
Tschi(e)rsch (Grünberg [12]), Schiersch, Tschierse; Tschirch (Görlitz [27], sonst nicht!). Tschierschke (Liegnitz [8]), -ky; Tschierske, -ky; Tschersich (Schweidnitz [7] Görlitz [3] Liegnitz Brieg).
Alles Abwandlungen des Heiligennamen Georg in slawischer Lautgestalt: tschechisch Jersik, polnisch Gi(e)rzik. Der Böhmenkönig Georg Podiebrad heißt in lat. Urkunden Jersikus. Vgl. auch den Familiennamen Gierke! Siehe besonders Stübler S. 80, der darauf hinweist, daß slaw. J (G) im Anlaut bisweilen zu (T)sch wird. Die ke-Formen können auch indirekt über den Ortsname Tschierschkau (alt Tschirske) auf Georg zurückgehen. Vgl. auch den Familiennamen Tschierschwitz (Glogau [5] Schweidnitz [3] Hirschberg). Es ist erstaunlich, daß alle diese Familiennamen bisher in ihrem Ursprung nicht erkannt waren! - Belege: Jerschko von Colditz 1440. Gerßig Kreckwitz 1495/1506 (Ldbch. Schwdn.-Jauer). Vgl. Herzog Giersich von Glocz 1488; Girczik v. Cunstadt 1456 Glatz. Als Familienname: Kuba Jersickhe 1596 Bauer im Briegischen; Martinus Tzirzke 1348 Liegnitz (##Blutbuch (Liegnitz)## 35), wohl vom Ortsname. Hierher wohl auch