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Aktuelle Version vom 23. August 2023, 15:05 Uhr
Hierarchie
Regional > Österreich-Ungarn > Vorderösterreich
Einleitung
Vorderösterreich ist ein Sammelname für die früheren Besitzungen der Habsburger westlich von Tirol und Bayern. Dieser Landesteil der Habsburgermonarchie liegt heute vor allem in der Schweiz, in Vorarlberg, im Elsass, um Belfort, im südlichen Baden-Württemberg und in Bayerisch-Schwaben.
Wappen
Vorderösterreich bzw. die Habsburger Vorlande hatte(n) kein eigenes Wappen. Das Hauswappen des Hauses Österreich, der Rot-Weiß-Rot quergestreifte Bindenschild wurde auf Darstellungen, z.B. in Regesten als Herrschaftssymbol dargestellt. Eine Bezeichnung der Habsburger Besitzungen östlich des Arlberg war auch Oberösterreich, nicht zu verwechseln mit dem Erzherzogtum ob der Enns, das dem heutigen (nach 1918) Bundesland Oberösterreich entspricht.
Allgemeine Information
Politische Einteilung
- Oberamt Breisgau
- Verwaltungssitz Freiburg im Breisgau: von Herbolzheim und Triberg im Norden über Breisach, Krozingen und Waldshut mit dem Waldvogteiamt bis Laufenburg und Rheinfelden südlich des Rheins inklusive des heutigen Fricktales und am Ostrand des Schwarzwalds mit Villingen und Bräunlingen
- Oberamt Offenburg
- Oberamt Hohenberg (ehem. Grafschaft Hohenberg)
- Verwaltungssitz Rottenburg am Neckar: Gebiete am oberen Neckar (Horb am Neckar, Oberndorf am Neckar) und am Westrand der Schwäbischen Alb (Schömberg, Spaichingen)
- Oberamt Nellenburg (ehem. Landgrafschaft Nellenburg)
- Verwaltungssitz Stockach: Gebiete vom Hegau (Tengen, Aach) und dem Nordwesten des Bodensees bis zur Donau (Mengen, Herrschaft Gutenstein, Saulgau, Gebiete in der Umgebung von Riedlingen
- Oberamt Altdorf (ehem. Landvogtei Schwaben)
- Verwaltungssitz Weingarten: Gebiete vom östlichen Nordufer des Bodensees über das Schussental (Waldsee) bis zur Ostalb (Schelklingen, die Stadt Riedlingen), außerdem im Westallgäu das Umland der Reichsstadt Leutkirch im Allgäu (Gebrazhofen)
- Oberamt Tettnang (ehem. Reichsgrafschaft Tettnang)
- Verwaltungssitz Tettnang: ein geschlossenes Gebiet am mittleren Nordufer des Bodensees um Tettnang und Wasserburg am Bodensee, das einen Teil des vormaligen Herrschaftsgebietes der Grafen von Montfort umfasste
- Oberamt Günzburg (ehem. Markgrafschaft Burgau)
- Verwaltungssitz Günzburg: dazu weitere Gebiete im heutigen bayrischen Regierungsbezirk Schwaben (Krumbach (Schwaben), Weißenhorn, Burgau, Ziemetshausen) und im heute baden-württembergischen Alb-Donau-Kreis (Ehingen)
- Oberamt Winnweiler
- Verwaltungssitz Winnweiler und Umgebung sowie einige Orte südlich von Mainz und um Kirchheimbolanden
- die Stadt Konstanz
- Vorarlberg (um 1780 Oberamt Bregenz) ist zu dieser Zeit Teil der Gefürsteten Grafschaft Tirol mit Vorarlberg.
Kirchliche Einteilung
Die kirchliche Einteilung unterscheidet sich von der staatlichen. Details finden sich bei den jeweiligen Oberämtern und deren zugehörigen Landeskirchen bzw. Bistümern. So gehörte bspw. das Oberamt Freiburg auf katholischer Seite zum damaligen Bistum Konstanz, das seinerseits 1821 in das Erzbistum Freiburg überging.
Geschichtlicher Abriss
Nach der Verlagerung ihres Besitz- und Herrschaftsschwerpunkts ins Herzogtum Österreich waren die sog. Vorlande ein zerstückeltes und kleinteiliges Anhängsel der Habsburgermonarchie. Es handelt sich um den habsburgischen Besitz im (1268 erloschenen) Herzogtum Schwaben entstandenen südwestdeutsch-habsburgerischen Länderkomplex.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurden die Gebiete zu dem zersplitterten Territorium der "vorderen Lande" bzw. "Vorlande" zusammengefaßt, seit dem 16. Jh. "Vorderösterreich" genannt.
Es bestand vor allem aus der Landgraftschaft im Oberelsaß (Sundgau), der Reichslandvogtei über die elsässische Dekapolis, der Reichslandvogtei Ortenau, dem Breisgau, dem südlichen Schwarzwald, den Waldstädten am Hochrhein sowie aus "Schwäbisch Österreich" (Markgrafschaft Burgau, Hohenberg, der Landgrafschaft Nellenburg (Oberamt Stockach), Reichslandvogtei in Ober- und Niederschwaben mit den Donaustädten. Vorarlberg war politisch nur 1752-1782 angegliedert.
1648 fielen die Gebiete und Rechtstitel im Elsaß an Frankreich. 1801-1805 kam der größte Teil des restlichen Vorderösterreich an Bayern, Württemberg und Baden und die Gebiete südlich des Rhein an die Republik Helvetien (heute Schweizerische Eidgenossenschaft).
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Die Matriken liegen meist in den Diözesan und Landesarchiven in der BRD in Freiburg, Stuttgart, Ulm, Augsburg und München.
Der Katalog von FamilySearch findet sich hier.
Bibliografie
- Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe, Güterkomplex), in: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999.
- Schwäbisch-Österreich (Verwaltungseinheit), in: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999.
- Franz Kreutter: Geschichte der k. k. Vorderösterreichischen Staaten. Fürstliches Reichsstift, St. Blasien 1790 (Digitalisat 1. Teil, 2. Teil).
- Ignatz de Luca: Die Vorlande. In: Geographisches Handbuch von dem Oestreichischen Staate. 2. Band Die im östreichischen Kreise gelegenen Länder. Verlag Johannes Paul Krauß, Wien 1790, S. 533–592 (Vorarlberg S. 593–600).
- Dieter Mertens: Reich und Elsaß zur Zeit Maximilians I : Untersuchungen zur Ideen- und Landesgeschichte im Südwesten des Reiches am Ausgang des Mittelalters, Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau 2006, Nachweis in der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) (Habilitationsschrift, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 27. Juni 1977, 332 Seiten, Volltext online PDF, kostenfrei, 332 Seiten, 44 MB).
- Christoph Döbeli: Die Habsburger zwischen Rhein und Donau. 2. Auflage, Erziehungsdepartement des Kantons Aargau, Aarau 1996, ISBN 3-9520690-1-9.
- Volker Himmelein, Franz Quarthal (Hrsg.): Vorderösterreich. Nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers? Die Habsburger im deutschen Südwesten. Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 1999, ISBN 3-88294-277-0 (Katalog der Landesausstellung).
- Hans Maier, Volker Press (Hrsg.): Vorderösterreich in der frühen Neuzeit. Thorbecke, Sigmaringen 1989, ISBN 3-7995-7058-6.
- Friedrich Metz (Hrsg.): Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde. 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Rombach, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-7930-9237-2.
- Franz Quarthal: Vorderösterreich. In: Meinrad Schaab, Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.) u. a.: '[Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Band 1: Allgemeine Geschichte. Teil 2: Vom Spätmittelalter bis zum Ende des alten Reiches. Hrsg. im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-91948-1, S. 587–781.
- Franz Quarthal, Gerhard Faix (Hrsg.): Die Habsburger im deutschen Südwesten. Neue Forschungen zur Geschichte Vorderösterreichs. Thorbecke, Sigmaringen 2000, ISBN 3-7995-0124-X.
- Dieter Speck: Kleine Geschichte Vorderösterreichs. G. Braun, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-7650-8554-3.
- Andreas Zekorn, Bernhard Rüth, Hans-Joachim Schuster und Edwin Ernst Weber (Hrsg.): Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Donau. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2002, ISBN 3-89669-966-0 (hrsg. im Auftrag der Landkreise Rottweil, Sigmaringen, Tuttlingen und Zollernalbkreis).
- Angelika Westermann: Die vorderösterreichischen Montanregionen in der Frühen Neuzeit (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft Nr. 202: Geschichte), Steiner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09306-4 (Habilitation Universität Kiel 2008, 395 Seiten).
Ortslexika und Karten
Ortslexika
- ShtetlSeeker auf JewishGen: Link
Karten
- Bundesamt für das Eich- und Vermessungswesen, Wien Link. Auch historische Karten!
Archive und Bibliotheken
Staatliche Archive
Die wichtigste Forschungsmöglichkeit außerhalb der Haushalte bieten die staatlichen Archive. Dort kann man in Matriken, Verkündbüchern, Seelenbeschreibungen, Grundbücher usw. Einsicht nehmen. Matriken sind Aufzeichnungen über kirchliche Handlungen wie Taufen, Trauungen, Einsegnungen sowie Kirchenein- und austritte.
Sonstige Archive
- Heraldisch genealogische Gesellschaft "Adler"
Universitätsstrasse 6/9b A-1090 Wien
Die Gesellschaft "Adler" wurde bereits 1870 gegündet. Sie verfügt über eine genealogische Spezialbibliothek, mit Todesanzeigensammlung, Wappenbildkartei, Siegelsammlung und laufende Publikationen.
Weitere lokale Archive finden Sie in den untergeordneten Seiten.
Bibliotheken
- Österreichische Nationalbibliothek, Wien Link
- Online-Katalog des Österreichischen Bibliothekenverbundes Online-Katalog
- Online-Katalog des deutschen Bibliothekenverbundes [1]
Weitere wichtige Bibliotheken finden Sie unter Wien.
Verschiedenes
Maillinglisten
- Maillinglisten auf Genealogy.net: Link
Auswanderungen
- Um 1780 siedelten die sogenannten Pfälzer Schwaben inGalizien ,vorwiegend in den Gebieten die zum Habsburger Herrschaftsbereich Königreich Galizien gehörten.
- Um 1788 gründeten die sogenannten Ersten schwäbischen Erbzinsler in der Bukowina die Kolonie Karlsberg.
- Nach Zurückdrängung der Osmanen wurde die Wojwodina mit sog. Donauschwaben wiederbesiedelt.
- Eine andere Bevölkerungsbewegung in den Vorlanden siehe Beitrag zur Einwanderung von Tirolern in die Pfalz und in angrenzende Territorien zwischen 1650 und 1750 (Daten - Fakten - Namen)
Weblinks
Historische Webseiten
- Dietmar Schiersner, Vorderösterreich, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Vorderösterreich> (23.07.2018)
Weitere Webseiten
- Artikel Vorderösterreich. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Hier sind private E-Mailadressen und Homepages von Ahnenforschern gelistet. Diese Personen bieten Information, Nachschau und teilweise auch Scan bzw. Kopien in ihre Unterlagen an. Detail bitte direkt erfragen.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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