Gut Grumbkowkeiten: Unterschied zwischen den Versionen
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Am Freitag, den 19.1.1945 wurde von der Kreisleitung abends bekanntgegeben, dass alle Flüchtlinge aus dem Kreis Schloßberg, die bisher im Kreis Wehlau untergebracht waren, sich fertig machen sollen zur Weiterflucht. In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag - also vom 20. zum 21.1. - wurde dann der Befehl zum Aufbruch gegeben. Unsere Sachen wurden am Sonntag, den 21.1.1945 auf einen Gummiwagen der Domaine Grumkowsfelde geladen. Hier packten noch die Domainenverwaltung "Obege" und Kallweits ihre Sachen hinzu, so dass der Wagen gut beladen ist. Aber es werden 4 Pferde vorgespannt, die Pferde lenkt ein Pole, '''Roman Czygnusky'''. Abends um 20 Uhr ist es dann soweit, dass die Wagen des Trecks Grumkowsfelde abfahren können. Es sind zunächts nur 7 Wagen: 1. Unser Gummiwagen, 2. ein Gummiwagen mit '''Wolters''' und '''Scherats''' (2 Pferde), 3. ein Leiterwagen mit '''Mielke''', ['''Albert] Lackner''' [1966 Bochum], '''Ottenberg''', 4. ein Leiterwagen mit '''Hübscher''', '''Hermann u. Frau Blank,''' 5. ein Hehlwagen mit 30 Ltr. Hafer, 6. der Landauer Kutschwagen mit Frau '''Charlotte Müller u. Gerhard, Frl. Farnsteiner, Frau [Olga geb. Petereit] Lackner''' mit Kind und '''Hübscher''' als Kutscher 7. der kleine Spazierwagen, da fahre ich ['''Johannes Müller'''] als Treckführer, '''Emma Kallweit''' und der Polenjunge '''Henrik Ogolik'''. Zum Grumkowsfelder Treck gehört auch '''Redeleit''' mit seinem Wagen. Der Kämmerer '''Lepschies''' bleibt noch mit 4 Wagen zurück und will am nächsten morgen uns nachkommen. | Am Freitag, den 19.1.1945 wurde von der Kreisleitung abends bekanntgegeben, dass alle Flüchtlinge aus dem Kreis Schloßberg, die bisher im Kreis Wehlau untergebracht waren, sich fertig machen sollen zur Weiterflucht. In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag - also vom 20. zum 21.1. - wurde dann der Befehl zum Aufbruch gegeben. Unsere Sachen wurden am Sonntag, den 21.1.1945 auf einen Gummiwagen der Domaine Grumkowsfelde geladen. Hier packten noch die Domainenverwaltung "Obege" und Kallweits ihre Sachen hinzu, so dass der Wagen gut beladen ist. Aber es werden 4 Pferde vorgespannt, die Pferde lenkt ein Pole, '''Roman Czygnusky'''. Abends um 20 Uhr ist es dann soweit, dass die Wagen des Trecks Grumkowsfelde abfahren können. Es sind zunächts nur 7 Wagen: 1. Unser Gummiwagen, 2. ein Gummiwagen mit '''Wolters''' und '''Scherats''' (2 Pferde), 3. ein Leiterwagen mit '''Mielke''', ['''Albert] Lackner''' [1966 Bochum], '''Ottenberg''', 4. ein Leiterwagen mit '''Hübscher''', '''Hermann u. Frau Blank,''' 5. ein Hehlwagen mit 30 Ltr. Hafer, 6. der Landauer Kutschwagen mit Frau '''Charlotte Müller u. Gerhard, Frl. Farnsteiner, Frau [Olga geb. Petereit] Lackner''' mit Kind und '''Hübscher''' als Kutscher 7. der kleine Spazierwagen, da fahre ich ['''Johannes Müller'''] als Treckführer, '''Emma Kallweit''' und der Polenjunge '''Henrik Ogolik'''. Zum Grumkowsfelder Treck gehört auch '''Redeleit''' mit seinem Wagen. Der Kämmerer '''Lepschies''' bleibt noch mit 4 Wagen zurück und will am nächsten morgen uns nachkommen. | ||
So | So beginnt im Dunkeln abends die Weiterfahrt von Leissienen, das uns in den letzten drei Wochen zur 2. Heimat geworden war. Die Fahrt geht über Allenberg. Näher und näher kommt der Kanonendonner, und oft ist es uns so, als ob man schon von der russischen Artellerie beschossen würde. Die schweren Detonationen zeigen an, daß bei Wehlau die letzen Brücken über Pregel und Alle gesprengt werden. Die Straßen sind glatt; aber die Pferde haben noch scharfe Stollen, und es geht vorwärts. Doch schon vor Allenberg noch rutscht der Getreidewagen von der runden, glatten Straße in den Chausseegraben. Da zu wenig Menschen da sind, muß das schöne Futtergetreide im Graben liegen bleiben. Der Pole soll mit den beiden Pferden sich dem Kammerer anschließen. So geht die Fahrt langsam weiter über Allenberg, Gr. Engelau, Friedrichsdorf, bis wir morgens um 6 Uhr in Kl. Schönen ankommen. Nur kleinere Hindernisse, besonders das Abrutschen der schwerbeladenen Wagen Leiterwagen - mußten überwunden werden. Es schneite ziemlich stark, und es war auch noch ganz dunkel, als wir uns in Kl. Schönen Quartier suchten. Die ersten 21 km waren geschafft. Die Wagen fuhren nach einem Bauernhof, und wir fanden alle Unterkunft in einem von Flüchtlingen überfüllten Bauernhause. | ||
Nach kurzem Schlaf meistens im Sitzen und mit warmen Kaffee aufgewärmt, wird die Fahrt um 10 Uhr fortgesetzt. Auf der Straße liegt viel Schnee, und öfter müssen die Vorderpferde unseres Gummiwagens zurück, um einen Leiterwagen aus dem Straßengraben oder einem anderen Wagen den Berg heraufzuziehen. Der 2. Tag führt uns dann über Karschen, Dietrichswalde, Schönen bis Stockheim. Immer schwerer aber wird es Quartier für die Menschen und einen Stall für die Pferde zu bekommen, denn all die Orte sind von dem zurückflutenden deutschen Militär voll besetzt und die Wehrmachtsangehörigen zeigen sich den Flüchtlingen gegenüber wenig entgegenkommend. Dennoch gelingt es uns die Pferde im Stall der Schule und die Menschen im Pfarrhause unterzubringen. 25 km sind wieder zurückgelegt. Da zieht die bange Frage auf: Genügt das? Kommen die Russen nicht doch schneller vorwärts und holen uns ein? Die Straßen sind von Flüchtlingswagen und zurückflutender Wehrmacht überfüllt, zuweilen so verstopft, daß es gar nicht vorwärts geht. Mit dem Auto sind einige Flüchtlinge von Wehlau nachgekommen und bringen Kunde, daß der Russe schon in Wehlau ist und wie er da haust. Wir stehen kurz vor dem Ausbruch einer Panik! Nur die Ruhe behalten, gilt es jetzt, sonst ist alles verloren! | Nach kurzem Schlaf meistens im Sitzen und mit warmen Kaffee aufgewärmt, wird die Fahrt um 10 Uhr fortgesetzt. Auf der Straße liegt viel Schnee, und öfter müssen die Vorderpferde unseres Gummiwagens zurück, um einen Leiterwagen aus dem Straßengraben oder einem anderen Wagen den Berg heraufzuziehen. Der 2. Tag führt uns dann über Karschen, Dietrichswalde, Schönen bis Stockheim. Immer schwerer aber wird es Quartier für die Menschen und einen Stall für die Pferde zu bekommen, denn all die Orte sind von dem zurückflutenden deutschen Militär voll besetzt und die Wehrmachtsangehörigen zeigen sich den Flüchtlingen gegenüber wenig entgegenkommend. Dennoch gelingt es uns die Pferde im Stall der Schule und die Menschen im Pfarrhause unterzubringen. 25 km sind wieder zurückgelegt. Da zieht die bange Frage auf: Genügt das? Kommen die Russen nicht doch schneller vorwärts und holen uns ein? Die Straßen sind von Flüchtlingswagen und zurückflutender Wehrmacht überfüllt, zuweilen so verstopft, daß es gar nicht vorwärts geht. Mit dem Auto sind einige Flüchtlinge von Wehlau nachgekommen und bringen Kunde, daß der Russe schon in Wehlau ist und wie er da haust. Wir stehen kurz vor dem Ausbruch einer Panik! Nur die Ruhe behalten, gilt es jetzt, sonst ist alles verloren! |
Version vom 27. Februar 2011, 15:32 Uhr
Hierarchie
Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Gut Grumbkowkeiten
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Pillkallen > Gut Grumbkowkeiten
Einleitung
Gut Grumbkowkeiten, Kreis Pillkallen, Ostpreußen.
Allgemeine Information
Politische Einteilung
Gut Grumbkowkeiten
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Katholische Kirche
Standesamt
Schule
Schulklasse um 1940 im Hintergrund Lehrer Johannes Müller
Mein Großvater, Johannes Müller (*1888, †1968) war von 1934-1945 Lehrer in Grumkowsfelde
Bewohner
Verschiedenes
Flucht
Mitte Oktober 1944 wurde die Gemeinde Grumkowsfelde nach Leissienen, Kreis Wehlau umquartiert. Von dort begann die Flucht am 20.01.1945. Am Freitag, den 19.1.1945 wurde von der Kreisleitung abends bekanntgegeben, dass alle Flüchtlinge aus dem Kreis Schloßberg, die bisher im Kreis Wehlau untergebracht waren, sich fertig machen sollen zur Weiterflucht. In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag - also vom 20. zum 21.1. - wurde dann der Befehl zum Aufbruch gegeben. Unsere Sachen wurden am Sonntag, den 21.1.1945 auf einen Gummiwagen der Domaine Grumkowsfelde geladen. Hier packten noch die Domainenverwaltung "Obege" und Kallweits ihre Sachen hinzu, so dass der Wagen gut beladen ist. Aber es werden 4 Pferde vorgespannt, die Pferde lenkt ein Pole, Roman Czygnusky. Abends um 20 Uhr ist es dann soweit, dass die Wagen des Trecks Grumkowsfelde abfahren können. Es sind zunächts nur 7 Wagen: 1. Unser Gummiwagen, 2. ein Gummiwagen mit Wolters und Scherats (2 Pferde), 3. ein Leiterwagen mit Mielke, [Albert] Lackner [1966 Bochum], Ottenberg, 4. ein Leiterwagen mit Hübscher, Hermann u. Frau Blank, 5. ein Hehlwagen mit 30 Ltr. Hafer, 6. der Landauer Kutschwagen mit Frau Charlotte Müller u. Gerhard, Frl. Farnsteiner, Frau [Olga geb. Petereit] Lackner mit Kind und Hübscher als Kutscher 7. der kleine Spazierwagen, da fahre ich [Johannes Müller] als Treckführer, Emma Kallweit und der Polenjunge Henrik Ogolik. Zum Grumkowsfelder Treck gehört auch Redeleit mit seinem Wagen. Der Kämmerer Lepschies bleibt noch mit 4 Wagen zurück und will am nächsten morgen uns nachkommen.
So beginnt im Dunkeln abends die Weiterfahrt von Leissienen, das uns in den letzten drei Wochen zur 2. Heimat geworden war. Die Fahrt geht über Allenberg. Näher und näher kommt der Kanonendonner, und oft ist es uns so, als ob man schon von der russischen Artellerie beschossen würde. Die schweren Detonationen zeigen an, daß bei Wehlau die letzen Brücken über Pregel und Alle gesprengt werden. Die Straßen sind glatt; aber die Pferde haben noch scharfe Stollen, und es geht vorwärts. Doch schon vor Allenberg noch rutscht der Getreidewagen von der runden, glatten Straße in den Chausseegraben. Da zu wenig Menschen da sind, muß das schöne Futtergetreide im Graben liegen bleiben. Der Pole soll mit den beiden Pferden sich dem Kammerer anschließen. So geht die Fahrt langsam weiter über Allenberg, Gr. Engelau, Friedrichsdorf, bis wir morgens um 6 Uhr in Kl. Schönen ankommen. Nur kleinere Hindernisse, besonders das Abrutschen der schwerbeladenen Wagen Leiterwagen - mußten überwunden werden. Es schneite ziemlich stark, und es war auch noch ganz dunkel, als wir uns in Kl. Schönen Quartier suchten. Die ersten 21 km waren geschafft. Die Wagen fuhren nach einem Bauernhof, und wir fanden alle Unterkunft in einem von Flüchtlingen überfüllten Bauernhause.
Nach kurzem Schlaf meistens im Sitzen und mit warmen Kaffee aufgewärmt, wird die Fahrt um 10 Uhr fortgesetzt. Auf der Straße liegt viel Schnee, und öfter müssen die Vorderpferde unseres Gummiwagens zurück, um einen Leiterwagen aus dem Straßengraben oder einem anderen Wagen den Berg heraufzuziehen. Der 2. Tag führt uns dann über Karschen, Dietrichswalde, Schönen bis Stockheim. Immer schwerer aber wird es Quartier für die Menschen und einen Stall für die Pferde zu bekommen, denn all die Orte sind von dem zurückflutenden deutschen Militär voll besetzt und die Wehrmachtsangehörigen zeigen sich den Flüchtlingen gegenüber wenig entgegenkommend. Dennoch gelingt es uns die Pferde im Stall der Schule und die Menschen im Pfarrhause unterzubringen. 25 km sind wieder zurückgelegt. Da zieht die bange Frage auf: Genügt das? Kommen die Russen nicht doch schneller vorwärts und holen uns ein? Die Straßen sind von Flüchtlingswagen und zurückflutender Wehrmacht überfüllt, zuweilen so verstopft, daß es gar nicht vorwärts geht. Mit dem Auto sind einige Flüchtlinge von Wehlau nachgekommen und bringen Kunde, daß der Russe schon in Wehlau ist und wie er da haust. Wir stehen kurz vor dem Ausbruch einer Panik! Nur die Ruhe behalten, gilt es jetzt, sonst ist alles verloren!
... demnächst mehr gweinbergerde[at]yahoo.de
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>GRULDEKO14HT</gov>