Papiermühle (Mühle): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 5. Dezember 2010, 12:55 Uhr
Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Wirtschaft > Müllerei > Papiermühle
Einleitung
Papier wird 1872 als ein dünner Filz aus kurzen Fasern bezeichnet, welcher zu der Zeit besonders aus Lumpen und Spinuereiabfällen, naßgemahlenem Holz, Stroh, verschiedenen Gräsern (Esparte) usw. hergestellt wird.
Altertum
Im Altertum wurden als Papier Blätter, Papyrus, Pergament (Tierhäute) benutzt, in China durch eine Quelle aus dem Jahre 105 d. Zr. Nachgwiesen. Späteres Papier bei uns ist eine Erfindung des 14. Jhdts.; ein diesem Papier ähnelndes Baumwollenpapier fertigten die Araber im 8. und 9. Jhdt.; am vollkommensten und vielseitigsten ist die folgende Papierbereitung in Japan.
Papiermühlen
Papiermühlen auf europäischen Boden entstanden in Spanien, Frankreich bei Troyes (1340), in Italien bei Fabriano (1238) und Genua (um 1433) und in der Schweiz in Basel (1433, in Zürich (1479). In Deutschland wurde die erste Papiermühle im Jahre 1390 vor den Toren Nürnbergs von dem Kaufmann Ulman Stromer (1329-1407) gegründet. Die Mühlen dienten als Antrieb der Lumpenstampfwerke und Holländer, hier wurde Wasser als Antrieb des Mühlenrades benötigt und zugleich als Werkstoff zur Papierherstellung eingesetzt.
Rohstoff Lumpen
Zur Herstellung von Papier dienten bis in das 19. Jahrhundert hinein vornehmlich Lumpen (alte abgetragene Kleider, so genannte Hadern), die meist von Lumpensammlern eingesammelt wurden. Eine ziemliche Anzahl von Lumpensammlern allein in Westfalen ist aus den Lokalseiten im Westfalenlexikon 1832-1835 ersichtlich.
In mühseliger Arbeit wurden die eingesammelten Lumpen gewaschen, sortiert und zerkleinert. Das Lumpensammeln und das Weiterverarbeiten - eine Arbeit, für die, wie wir es heute noch in Entwicklungsländern kennen, Kinder und Frauen eingesetzt wurden- ist besonders gesundheitsgefährdend. Lumpen waren ein wertvoller Rohstoff: daher wurde in Preußen ein Lumpenmonopol eingerichtet. Im Jahre 1808 wurden in Preußen die Privilegien und Lumpenmonopole aufgehoben. Aber erst viel später, im Jahre 1870, wurden die Lumpenzölle abgeschafft, nachdem in der Papierindustrie die (Ersatz-) Rohstoffe wie Holz und Stroh verstärkt eingesetzt wurden.
Papier im 19. Jahrhundert
Die nach der Einsammlung sortierten Lumpen werden zerschnitten, gewaschen, gefault und naß auf dem Holländer (ab ca. 1712) durch scheerenartig wirkende Messer zerteilt. Der so erzielte Halbstoff wird mit Chlor gebleicht, gewaschen und auf einem zweiten Holländer noch weiter zerkleinert. Der Ganzstoff wird dann gebläut, mit harzsaurer Tonerde gemischt (geleimt) und häufig mit Ton, Gips oder schwefelsaurem Baryt (oft bis zu 25%) versetzt.
Der breiartige Ganzstoff wird aus der Bütte auf einer siebartigen Fläche (Form) in dünner Schicht ausgebreitet (geschöpft) und der so gebildete Bogen zwischen Filzplatten gelegt (gekautscht), in Stößen gepresst und getrocknet.
Aus dem ungeleimtem Stoff erhält man so Lösch-, Fließ-, Druck-, Filtrirpapier, welches noch durch Eintauchen in alaunhaltige Leimlösung geleimt werden und später durch färben, glätten und sortieren zur Verpackung weiter behandelt werden kann.
Je nach der Bindung des Drahts in der Form erscheint das Papier gerippt oder gewebeartig (Velinpapier) oder zeigt gewünschte Wasserzeicheu.
Holländer
Um 1670 in den Niederlanden entwickelt, war der Holländer die wichtigste technische Neuerung des vorindustriellen Papiermacherhandwerks. Mit dem Holländer wurden die in Wasser eingeweichten Lumpen von einer rotierenden Messerwalze zerkleinert. Mit einem herkömmlichen Lumpenstampfwerk dauerte das Zerfasern der Lumpen ungefähr 24 Stunden. Die Arbeitszeit verkürzte sich durch den Holländer auf etwa acht bis zehn Stunden. Knapp 100 Jahre nach der Erfindung gehörten Holländermahlwerke in ganz Europa zur Standardausstattung einer Papiermühle. Allerdings wurden die Stampfwerke nicht vollständig verdrängt, denn je nach Rohstoff bzw. Produktqualität war es besser, die Lumpen mit dem langsameren und damit schonenderen Stampfwerk zu zerkleinern.
Der nebenstehend abgebildete Holländer wurde um 1900 gebaut und zuletzt in den 1960er Jahren für die Produktion von Teerpappe eingesetzt.
Papiermaschinen
Durch die Einführung der Papiermaschine nach 1800 in Deutschland, veränderte sich der Arbeitsablauf in den Papiermühlen: vom diskontinuierlichen, arbeitsteiligen Schöpfen und Ablegen der Bogen, zu einem kontinuierlichen Produktionsprozess an der Maschine, wo ein Schöpfrad und ein endloses Langsieb die Arbeit des Schöpfers und des Legers übernahmen. Dies hatte die Steigerung der Produktivität und die Verbesserung der Qualität zur Folge.
Die zunehmend eingesetzten Lumpensurrogate erfordern vor der Zerkleinerung meist chemische Behandlung zur Reinigung und Lockerung der Faser, dies wurde zunehmend mechanisiert. Das beste Papier lieferten aber zunächst noch Hanf- und Leinengespinnste.
Bei den verstärkt eingesetzten Papiermaschinen fließt der Ganzstoff durch den Knotenfänger, wo er gereinigt wird, auf die endlose, aus feinem Drahtgewebe bestehende, sich gleichmäßig fortbewegende und dabei seitwärts rüttelnde Form, wird hier durch Filtration, zuletzt unter Anwendung von Luftdruck entwässert, verläßt dann die Form und gelangt als endloses Blatt auf ein endloses Filztuch, auf welchem es zuerst kalte, dann heiße Walzen passiert. Vollständig getrocknet, wird es zwischen Walzen geglättet und zerschnitten.
Veränderungen im Berufsbild
Auch das Berufsbild des Papiermachers wandelte sich durch die Einführung der Papiermaschine grundlegend. Entwickelt wurde die Papiermaschine durch Nicolaus Louis Robert (1761-1828) im Jahre 1798l99. Die neue Maschine sollte die anstrengende Arbeit an der Bütte verbessern und beschleunigen. Eine Folge seiner Erfindung war, dass Verleger und Druckereien sich infolge der Mechanisierung in der Papierherstellung von den Forderungen der selbstbewussten Papiermacher unabhängig machen konnten. Die traditionelle soziale Ordnung der Papiermacher geriet ins Wanken.
Papiermühlen
Literatur
- Müller„Fabrikation des Papiers, ( 8. Aufl. 1862)
- Exner „Eigenschaften des Papiers (1864)