Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/020: Unterschied zwischen den Versionen
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Einem vom 26. Februar 1838 datierten Briefe an den | Einem vom 26. Februar 1838 datierten Briefe an den [[Hermannstein]]er Sohn, welcher zu jener Zeit mit seiner späteren dritten Frau, meiner Mutter, verlobt war, entnehme ich Folgendes: | ||
„Lieber Sohn! Wir hofften schon im vorigen Jahre auf einen Besuch von Dir, und da dieser nicht erfolgte: so glaubten wir gewiß, daß Du doch zu Anfang dieses Monats zur Feier Deines Geburtstages bei uns eintreffen würdest. Wir ließen deßwegen auch 2 Bretzeln backen; mit der Einen solltest Du, mit der anderen Dein Bruder Karl angebunden werden. Da Du indessen bis zum 2. d. M. nicht eintrafest: so haben wir am Abend des besagten Tages, in Gesellschaft einiger guten Freunde, doch Deinen Geburtstag gefeiert — und auf Dein Wohlsein getrunken. — Nach dieser schon so langen Erwartung auf Deine Ankunft, freut es uns nun um so mehr, daß wir demnächst, nach deiner Versicherung vom 12. d. M., auf Deinen Besuch — und zwar in Gesellschaft Deiner Geliebten, ganz sicher rechnen können. — Mein Schwager auf der Rabenau schrieb | „Lieber Sohn! Wir hofften schon im vorigen Jahre auf einen Besuch von Dir, und da dieser nicht erfolgte: so glaubten wir gewiß, daß Du doch zu Anfang dieses Monats zur Feier Deines Geburtstages bei uns eintreffen würdest. Wir ließen deßwegen auch 2 Bretzeln backen; mit der Einen solltest Du, mit der anderen Dein Bruder Karl angebunden werden. Da Du indessen bis zum 2. d. M. nicht eintrafest: so haben wir am Abend des besagten Tages, in Gesellschaft einiger guten Freunde, doch Deinen Geburtstag gefeiert — und auf Dein Wohlsein getrunken. — Nach dieser schon so langen Erwartung auf Deine Ankunft, freut es uns nun um so mehr, daß wir demnächst, nach deiner Versicherung vom 12. d. M., auf Deinen Besuch — und zwar in Gesellschaft Deiner Geliebten, ganz sicher rechnen können. — Mein Schwager auf der Rabenau schrieb mir, er hoffe, daß Du ihn demnächst besuchen — und von da nach [[Crainfeld]] reisen würdest, wo er in Deiner Gesellschaft mit hierher kommen werde. Wenn Du derowegen Deinen Hierherweg über die Rabenau einrichten willst und kannst, so gebe meiner Schwägerin den ernstlichen Wunsch zu erkennen, daß {{Sperrschrift|sie}}, sowie mein Schwager dahier erwartet würden. — Auch bemerke ich, daß ich auf Martini v. J. angefangen habe, täglich nur drei Pfeifen Tabak zu rauchen, nämlich des Morgens nach dem Kaffeetrinken eine, des Nachmittags nach dieser Arbeit eine und des Abends nach dem Essen eine. — Nur der Sonntag ist von dieser Regel ausgenommen, an welchem Tage ich vier rauche — die zweite nach gehaltener Morgenpredigt, vor dem Mittagessen. Vom 11. November v. J. bin ich diesem Vorsatz bis jetzt treu geblieben und werde auch in Zukunft dabei bleiben. — Dein Karl befindet sich wohl und hat seine besondere Freude am Lesen. Er hat zwei kleine Büchlein, „die Beatushöhle“ und „das Blumenkörbchen“ ganz durchgelesen. Daß Ihr eine Kirchenorgel bekommt, freut mich sehr! Uebrigens unseren herzlichsten Gruß von Haus zu Haus und besonders von Deinem Vater Chr. Spamer.“ | ||
Am 19. September 1838 berichtet der Vater einen erlittenen schweren Unfall, dessen Folgen der bereits | Am 19. September 1838 berichtet der Vater einen erlittenen schweren Unfall, dessen Folgen der bereits 68jährige Mann jedoch glücklich überwunden hat. Er schreibt: | ||
„Lieber Sohn! Ich hatte mir vorgenommen erst nach Verlauf von etwa 8—14 Tagen an Dich zu schreiben und Dir mein Schicksal bekannt zu machen, mit dem ich heimgesucht worden bin; allein ich habe mich besonnen, und will es doch nun früher thun, damit die gewöhnlich übertreibende Fama nicht möglicher Weise die Sache auf eine vergrößerte Art früher zu Deinen Ohren bringen möge, als die Nachricht von mir bei Dir anlangt. Höre also die traurige, — und doch noch äußerst glücklich abgelaufene Begebenheit: Am 4. d. M. Nachmittags zwischen 5—6 Uhr gehe ich in die hiesige Pfarrscheuer und will zwei Gerüstbalken, welche beim Heuabladen von dem Fuhrmann aufgehoben worden waren, wieder an ihre Stelle legen (dieses habe ich alle Jahre gethan); — ich stieg also die Tennleiter hinauf auf das Gerüste. Indem ich nun mit dem rechten Fuß auf dem | „Lieber Sohn! Ich hatte mir vorgenommen erst nach Verlauf von etwa 8—14 Tagen an Dich zu schreiben und Dir mein Schicksal bekannt zu machen, mit dem ich heimgesucht worden bin; allein ich habe mich besonnen, und will es doch nun früher thun, damit die gewöhnlich übertreibende Fama nicht möglicher Weise die Sache auf eine vergrößerte Art früher zu Deinen Ohren bringen möge, als die Nachricht von mir bei Dir anlangt. Höre also die traurige, — und doch noch äußerst glücklich abgelaufene Begebenheit: Am 4. d. M. Nachmittags zwischen 5—6 Uhr gehe ich in die hiesige Pfarrscheuer und will zwei Gerüstbalken, welche beim Heuabladen von dem Fuhrmann aufgehoben worden waren, wieder an ihre Stelle legen (dieses habe ich alle Jahre gethan); — ich stieg also die Tennleiter hinauf auf das Gerüste. Indem ich nun mit dem rechten Fuß auf dem letztliegenden Gerüstbalken stand, und mit dem linken Fuß auf einen Riegel an der Seitenwand trat — und glaubte mit diesem linken Fuß einen sicheren Tritt zu thun: so hatte sich der Pantoffel, den ich anhatte, von dem Fuß handbreit verschoben, welches ich nicht gefühlt noch bemerkt hatte; der Pantoffel kam nun wohl richtig auf den Riegel, aber der Fuß war nicht gehörig darin; mithin ging der linke Fuß augenblicklich aus dem Pantoffel heraus, und ich fiel 16 Schuhe hoch von da herab in's leere Tenn. (Hätte ich Schuhe oder Stiefel angehabt, worin der Fuß nicht zurück gehen konnte, so wäre mein Tritt sicher gewesen — und ich wäre nicht gefallen.) Ich fiel nun gerade auf die <tt>posteriora</tt>, doch vorzüglich auf den rechten Theil. Es war Niemand weder in der Scheuer noch in dem Haus; meine Frau war bei dem Gerstenbinden am Rödchen beschäftigt; die Emilie und Magd waren im Feld, und der Karl war den nämlichen Tag des Morgens nach [[Schotten]] vor's Landgericht in Sachen verschiedener |
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Einem vom 26. Februar 1838 datierten Briefe an den Hermannsteiner Sohn, welcher zu jener Zeit mit seiner späteren dritten Frau, meiner Mutter, verlobt war, entnehme ich Folgendes:
„Lieber Sohn! Wir hofften schon im vorigen Jahre auf einen Besuch von Dir, und da dieser nicht erfolgte: so glaubten wir gewiß, daß Du doch zu Anfang dieses Monats zur Feier Deines Geburtstages bei uns eintreffen würdest. Wir ließen deßwegen auch 2 Bretzeln backen; mit der Einen solltest Du, mit der anderen Dein Bruder Karl angebunden werden. Da Du indessen bis zum 2. d. M. nicht eintrafest: so haben wir am Abend des besagten Tages, in Gesellschaft einiger guten Freunde, doch Deinen Geburtstag gefeiert — und auf Dein Wohlsein getrunken. — Nach dieser schon so langen Erwartung auf Deine Ankunft, freut es uns nun um so mehr, daß wir demnächst, nach deiner Versicherung vom 12. d. M., auf Deinen Besuch — und zwar in Gesellschaft Deiner Geliebten, ganz sicher rechnen können. — Mein Schwager auf der Rabenau schrieb mir, er hoffe, daß Du ihn demnächst besuchen — und von da nach Crainfeld reisen würdest, wo er in Deiner Gesellschaft mit hierher kommen werde. Wenn Du derowegen Deinen Hierherweg über die Rabenau einrichten willst und kannst, so gebe meiner Schwägerin den ernstlichen Wunsch zu erkennen, daß sie, sowie mein Schwager dahier erwartet würden. — Auch bemerke ich, daß ich auf Martini v. J. angefangen habe, täglich nur drei Pfeifen Tabak zu rauchen, nämlich des Morgens nach dem Kaffeetrinken eine, des Nachmittags nach dieser Arbeit eine und des Abends nach dem Essen eine. — Nur der Sonntag ist von dieser Regel ausgenommen, an welchem Tage ich vier rauche — die zweite nach gehaltener Morgenpredigt, vor dem Mittagessen. Vom 11. November v. J. bin ich diesem Vorsatz bis jetzt treu geblieben und werde auch in Zukunft dabei bleiben. — Dein Karl befindet sich wohl und hat seine besondere Freude am Lesen. Er hat zwei kleine Büchlein, „die Beatushöhle“ und „das Blumenkörbchen“ ganz durchgelesen. Daß Ihr eine Kirchenorgel bekommt, freut mich sehr! Uebrigens unseren herzlichsten Gruß von Haus zu Haus und besonders von Deinem Vater Chr. Spamer.“
Am 19. September 1838 berichtet der Vater einen erlittenen schweren Unfall, dessen Folgen der bereits 68jährige Mann jedoch glücklich überwunden hat. Er schreibt:
„Lieber Sohn! Ich hatte mir vorgenommen erst nach Verlauf von etwa 8—14 Tagen an Dich zu schreiben und Dir mein Schicksal bekannt zu machen, mit dem ich heimgesucht worden bin; allein ich habe mich besonnen, und will es doch nun früher thun, damit die gewöhnlich übertreibende Fama nicht möglicher Weise die Sache auf eine vergrößerte Art früher zu Deinen Ohren bringen möge, als die Nachricht von mir bei Dir anlangt. Höre also die traurige, — und doch noch äußerst glücklich abgelaufene Begebenheit: Am 4. d. M. Nachmittags zwischen 5—6 Uhr gehe ich in die hiesige Pfarrscheuer und will zwei Gerüstbalken, welche beim Heuabladen von dem Fuhrmann aufgehoben worden waren, wieder an ihre Stelle legen (dieses habe ich alle Jahre gethan); — ich stieg also die Tennleiter hinauf auf das Gerüste. Indem ich nun mit dem rechten Fuß auf dem letztliegenden Gerüstbalken stand, und mit dem linken Fuß auf einen Riegel an der Seitenwand trat — und glaubte mit diesem linken Fuß einen sicheren Tritt zu thun: so hatte sich der Pantoffel, den ich anhatte, von dem Fuß handbreit verschoben, welches ich nicht gefühlt noch bemerkt hatte; der Pantoffel kam nun wohl richtig auf den Riegel, aber der Fuß war nicht gehörig darin; mithin ging der linke Fuß augenblicklich aus dem Pantoffel heraus, und ich fiel 16 Schuhe hoch von da herab in's leere Tenn. (Hätte ich Schuhe oder Stiefel angehabt, worin der Fuß nicht zurück gehen konnte, so wäre mein Tritt sicher gewesen — und ich wäre nicht gefallen.) Ich fiel nun gerade auf die posteriora, doch vorzüglich auf den rechten Theil. Es war Niemand weder in der Scheuer noch in dem Haus; meine Frau war bei dem Gerstenbinden am Rödchen beschäftigt; die Emilie und Magd waren im Feld, und der Karl war den nämlichen Tag des Morgens nach Schotten vor's Landgericht in Sachen verschiedener