Schlesisches Namenbuch/117: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Seiler''' (Liegnitz [15]).
'''Seiler''' (Liegnitz [15]).

Version vom 17. Juni 2008, 17:05 Uhr

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Schlesisches Namenbuch
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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


Seiler (Liegnitz [15]).

Als Berufshandwerk erst im 14. Jahrh. bezeugt und zahlenmäßig nicht gerade stark vertreten; daher mit anderen Gewerbezweigen, z. B. den Hökern, zu einer Zunft zusammengeschlossen und nebenher mit Hökerware handelnd. So liefert z. B. in Frankfurt a. M. 1422 ein gewisser Mader, seyler uff dem berge, Schnur, Lindenstränge, Kordel und Unschlitt. Im Unterschied zum Repschläger der Hafenstädte (mnd. rêp = geteertes Schiffstau) stellte der Seiler also leichtere Ware her; in Niedersachsen hieß er seelwinder (Familienname Seel(en)binder). Die Verarbeitung des Hanf- oder Flachsgarnes erfolgte im „Seilergang“ (d. h. rückwärtsgehend) auf der langgestreckten Seilerbahn (ndd. Reperbahn), die noch in Straßennamen fortlebt, auch als Seilergasse oder Seilwindergasse (Hildesheim, Hannover). Von den Berufsverwandten sind die altschles. snarmecher, snurer und garnczüger als Familienname nicht mehr belegbar, wohl aber der Zwirner (von zwir „zweimal“: gedreht). Vgl. Bahlow, Studien S. 141. Volckmann, Alte Gewerbe S. 98 f. - Belege: Petsche seyler 1372 (52) Liegnitz; Otmar seyler 1375 Breslau; Syffridus snarmecher 1348 Liegnitz; Nicol. Snarmecher textor 1393 Breslau; Herman snurer 1333 Liegnitz; Peczco garnzüger 1346 Liegnitz; Hensil Wynand der garnczüger 1397 Breslau; Joh. czwirner 1366 Breslau; Rudil g. lanifex 1363 Breslau. Vgl. auch die Übernamen Bindseil, Spannseil, Wagenseil; Hanfgarn usw.


Speer (Liegnitz [35] Görlitz [13] Hirschberg [4] Sagan- [00] OS- [00]), Spehr (Hirschberg [4]).

Hat nichts mit der gleichnamigien Waffe zu tun, sondern mit dem Gewerbe der Sporenmacher: mhd. sporaere, später Spörer, im 16. Jahrh. entrundet u. zusammengezogen zu Sperer, Speer, wie Scherer zu Scheer (s. dies!). In Görlitz 1593 George Spohrer ein Kürschner, der im selben Jahr auch als Georg Sper erscheint (Wentscher, S. 176). Ferner: Nicolaus Sporer 1368/69 Liegnitz; Frantz Spörer 1546 Liegnitz; Meister Hans ein Sperer 1560 Liegnitz. Auch Spehrer ist heute Familienname. Der dominus Hermannus dictus Sper 1307 Ratibor (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 2, 121) steht ganz vereinzelt, bedeutet vielleicht auch Sperling (spervogel).


Spindler (Liegnitz [5] Glogau [2] sonst - [00]!, Spiller (Liegnitz [5] Schweidnitz [7] Neisse Neustadt Oppeln Beuthen [4] Breslau oft), Spillner (Görlitz [1])

Der Spindelmacher, ein Drechsler (mhd. spin(n)eler). spille ist Nbf. von mhd. spinele „Spindel“. Doch gibt es auch ein Dorf Spiller Kr. Löwenberg. - Belege: Nicolasch Spindeler (Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation. Bd. 9); Hannos Spiller u. Niccil Sp. 1381 Sorau Land; Niolas Spilndreer 1410 Liegnitz (Stdbch. I 63a).


Springer (Liegnitz [30] Görlitz [15] Neustadt [5] Neisse Ratibor Oppeln [7] Brieg), Sprenger (Liegnitz [7] Görlitz [3] Haynau [4] Glogau [3] Grünberg [3] Neusalz [4]).

Mhd. Springer = Springer, Tänzer, Gaukeler, zu den „fahrenden Leuten“ gehörig. Vgl. ausführlich Bär, die alt##deut.## Tänzer und Fechter. Die mundartl. e-Form wie Steller neben Stiller, Strecker neben Stricker. - Belege: Laurentius Springer Schune 1395 Breslau; Sprynger 1407/08 Görlitz.


Stellmacher (Sagan [7] Grünberg [5] Liegnitz [2] Breslau [11] Öls [3] Görlitz [00]!) entstellt (oberschles.) Stellmach (Beuthen [9] Oppeln [7] Ratibor [8] Breslau [7] Neisse), Stallmach (Oppeln [3] Ratibor Beuthen).

Der schles.-ostmittel##deut.## Ausdruck für Wagner, Wagenbauer, urspr. wohl nur der Verfertiger der Wagengestelle. Näheres bei Kretschmer, Wortgeographie, und Bahlow, Studien S. 143. Ein Liegnitzer Vorstadtgäßchen hieß „vndir den stellemechern“ (##Schöppenbuch 1382, 37b). - Belege: Hempe Andreas stellemecher 1380 Liegnitz; Johannes st. 1339 Liegnitz; Michil furman der stellemecher 1491 Liegnitz; Jost Stelmecher 1452 Görlitz.


Strecker (Liegnitz [6] Görlitz [2] Hirschberg [3] Schweidnitz [4] Neisse), Stricker(t) (Liegnitz [3] Görlitz [4] Hirschberg [4] Öls [6]).

Mhd. stricker ist nach dem Wb. der Seiler; hier aber wörtlich der Strickende; vgl. die Familiennamen Seidenstricker u. Hasenstr. (Hosen-), e statt i mundartl. wie in Steller neben Stiller u. a. Hosenstricker (Alt-Breslau) - Belege: Strecker als Familienname in Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 103); David stricker 1565 Liegnitz; Jorge mornebesser ein Stricker 1574 Liegnitz.