Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/078: Unterschied zwischen den Versionen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1|077|102|079|unkorrigiert}}
{{Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1|077|102|079|korrigiert}}


zusammengefaßt wurden und mit den Obotriten manchmal sehr verfeindet waren.
zusammengefaßt wurden und mit den Obotriten manchmal sehr verfeindet waren.


Lange ehe der Name der Obotriten und der ihnen benachbarten Völkerschaften in der Geschichte erscheint, werden ungefähr auf diesem Gebiete in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt die Vandalen genannt. Die Ähnlichkeit dieses Namens mit dem der Wenden, unter welchem die Slavischen Völkerschaften auch dieser nördlichen Gegenden so häufig vorkommen, verleitete die älteren Chronikenschreiber Wandalen und Wenden als völlig gleichbedeutend zu nehmen ''<sup>(8)</sup>''. Dies ist aber durchaus unrichtig. Die Wandalen waren, wie aus bestimmten Zeugnissen der alten Schriftsteller, die ihrer erwähnen, so wie aus den vorkommenden Personen-Namen und sonstigen bekannten Resten ihrer Sprache aufs klarste hervorgeht, Germanischen nicht Slavischen Stammes ''<sup>(9)</sup>''. Unter ihrer Herrschaft mögen Wenden gewohnt haben, aber sie selbst waren keine Wenden, vielmehr ein herrschender Deutscher Kriegerstamm, der während der großen Bewegungen der sogenannten Völkerwanderung weiter zog und nun erst weltgeschichtliche Berühmtheit erlangte, besonders unter dem Könige Genserich, der 455 Rom plünderte und mit einer gar nicht sehr zahlreichen Schaar seiner Krieger ein großes Reich in Africa gründete, dessen Bestand aber nicht dauernd war noch sein konnte. Auch dies Volk und Reich ist längst vom Erdboden wie hinweggefegt und nur der Name der Spanischen Provinz Andalusia (<tt>Vandalitia</tt>) und der Ausdruck Vandalismus für barbarische Zerstörung von Kunstwerken erhält das Andenken der Vandalen. Sie gehen uns hier weiter nicht an.
Lange ehe der Name der Obotriten und der ihnen benachbarten Völkerschaften in der Geschichte erscheint, werden ungefähr auf diesem Gebiete in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt die Vandalen genannt. Die Ähnlichkeit dieses Namens mit dem der Wenden, unter welchem die Slavischen Völkerschaften auch dieser nördlichen Gegenden so häufig vorkommen, verleitete die älteren Chronikenschreiber Wandalen und Wenden als völlig gleichbedeutend zu nehmen .<ref> So Helmold c. 2: <tt>Ubi ergo Polonia finem facit, pervenitur ad amplissiman Slavorum provinciam, eorum qui antiquitus Wandali nunc autem Winithi sive Winuli appellantur.</tt> So heißt Albert Kranz Wendisches Geschichtsbuch <tt>Vandalia</tt>. Der Titel der Dänischen Regenten: König der Wenden ward durch <tt>rex Vandalorum</tt> im Lateinischen ausgedrückt, während früher <tt>rex Slavorum</tt>.</ref>
Dies ist aber durchaus unrichtig. Die Wandalen waren, wie aus bestimmten Zeugnissen der alten Schriftsteller, die ihrer erwähnen, so wie aus den vorkommenden Personen-Namen und sonstigen bekannten Resten ihrer Sprache aufs klarste hervorgeht, Germanischen nicht Slavischen Stammes. <ref> Schon 1659 hat Bangert in seinen Anmerkungen zum Helmold S. 6 ff. auf den Unterschied zwischen Wandalen und Wenden aufmerksam gemacht, nimmt aber noch eine Einwanderung der Wenden nach Abzug der Vandalen an.</ref> Unter ihrer Herrschaft mögen Wenden gewohnt haben, aber sie selbst waren keine Wenden, vielmehr ein herrschender Deutscher Kriegerstamm, der während der großen Bewegungen der sogenannten Völkerwanderung weiter zog und nun erst weltgeschichtliche Berühmtheit erlangte, besonders unter dem Könige Genserich, der 455 Rom plünderte und mit einer gar nicht sehr zahlreichen Schaar seiner Krieger ein großes Reich in Africa gründete, dessen Bestand aber nicht dauernd war noch sein konnte. Auch dies Volk und Reich ist längst vom Erdboden wie hinweggefegt und nur der Name der Spanischen Provinz Andalusia (<tt>Vandalitia</tt>) und der Ausdruck Vandalismus für barbarische Zerstörung von Kunstwerken erhält das Andenken der Vandalen. Sie gehen uns hier weiter nicht an.


Die seßhaften Völker aber erhalten sich länger. Wir setzen
Die seßhaften Völker aber erhalten sich länger. Wir setzen


----
----
''<sup>(8)</sup> So Helmold c. 2: <tt>Ubi ergo Polonia finem facit, pervenitur ad amplissiman Slavorum provinciam, eorum qui antiquitus Wandali nunc autem Winithi sive Winuli appellantur.</tt> So heißt Albert Kranz Wendisches Geschichtsbuch <tt>Vandalia</tt>. Der Titel der Dänischen Regenten: König der Wenden ward durch <tt>rex Vandalorum</tt> im Lateinischen ausgedrückt, während früher <tt>rex Slavorum</tt>.''
<references/>
 
''<sup>(9)</sup> Schon 1659 hat Bangert in seinen Anmerkungen zum Helmold S. 6 ff. auf den Unterschied zwischen Wandalen und Wenden aufmerksam gemacht, nimmt aber noch eine Einwanderung der Wenden nach Abzug der Vandalen an.''

Aktuelle Version vom 1. April 2008, 08:13 Uhr

GenWiki - Digitale Bibliothek
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
Register  |  2. Band  |  3. Band  |  4. Band
1. Band  |  Inhalt des 1. Bandes
<<<Vorherige Seite
[077]
Nächste Seite>>>
[079]
Datei:SH-Kirchengeschichte-1.djvu
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


zusammengefaßt wurden und mit den Obotriten manchmal sehr verfeindet waren.

Lange ehe der Name der Obotriten und der ihnen benachbarten Völkerschaften in der Geschichte erscheint, werden ungefähr auf diesem Gebiete in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt die Vandalen genannt. Die Ähnlichkeit dieses Namens mit dem der Wenden, unter welchem die Slavischen Völkerschaften auch dieser nördlichen Gegenden so häufig vorkommen, verleitete die älteren Chronikenschreiber Wandalen und Wenden als völlig gleichbedeutend zu nehmen .[1] Dies ist aber durchaus unrichtig. Die Wandalen waren, wie aus bestimmten Zeugnissen der alten Schriftsteller, die ihrer erwähnen, so wie aus den vorkommenden Personen-Namen und sonstigen bekannten Resten ihrer Sprache aufs klarste hervorgeht, Germanischen nicht Slavischen Stammes. [2] Unter ihrer Herrschaft mögen Wenden gewohnt haben, aber sie selbst waren keine Wenden, vielmehr ein herrschender Deutscher Kriegerstamm, der während der großen Bewegungen der sogenannten Völkerwanderung weiter zog und nun erst weltgeschichtliche Berühmtheit erlangte, besonders unter dem Könige Genserich, der 455 Rom plünderte und mit einer gar nicht sehr zahlreichen Schaar seiner Krieger ein großes Reich in Africa gründete, dessen Bestand aber nicht dauernd war noch sein konnte. Auch dies Volk und Reich ist längst vom Erdboden wie hinweggefegt und nur der Name der Spanischen Provinz Andalusia (Vandalitia) und der Ausdruck Vandalismus für barbarische Zerstörung von Kunstwerken erhält das Andenken der Vandalen. Sie gehen uns hier weiter nicht an.

Die seßhaften Völker aber erhalten sich länger. Wir setzen


  1. So Helmold c. 2: Ubi ergo Polonia finem facit, pervenitur ad amplissiman Slavorum provinciam, eorum qui antiquitus Wandali nunc autem Winithi sive Winuli appellantur. So heißt Albert Kranz Wendisches Geschichtsbuch Vandalia. Der Titel der Dänischen Regenten: König der Wenden ward durch rex Vandalorum im Lateinischen ausgedrückt, während früher rex Slavorum.
  2. Schon 1659 hat Bangert in seinen Anmerkungen zum Helmold S. 6 ff. auf den Unterschied zwischen Wandalen und Wenden aufmerksam gemacht, nimmt aber noch eine Einwanderung der Wenden nach Abzug der Vandalen an.