Deutsche und französische Kultur im Elsass/039: Unterschied zwischen den Versionen

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isoliert bleiben wie der Geschmack der Speise, sondern es soll in eigentümlicher Weise sich mit dem Urteil über die Zweckmässigkeit zu einer Vorstellung vereinigen, der wir mit Recht ethische Wirkungen zuschreiben.  Es kann endlich auch sein, dass ein objektiver Zweck ganz oder fast ganz verschwindet,  und  nur  der sinnliche  Eindruck  und  andererseits  die  ethische  Wirkung erstrebt wird, z. B. bei Musik und Malerei.  Sie sind die Künste  im  engeren  oder prägnanten Sinn  und  die  Höhepunkte  der sinnlichen  Kultur,  wie  Dichtung  und Wissenschaft  die Höhepunkte  der  geistigen  Kultur  bilden.  Sie  unterscheiden  sich  von  der  ihnen  nahe verwandten Dichtkunst dadurch, dass sie direkt auf die Sinne wirken, und die erzeugten Vorstellungen durch den sinnlichen Eindruck wesentlich bedingt sind, während die dichterische Wirkung  erst  durch eine Geistesthätigkeit (Vorstellung, Fantasie) seitens des Hörers  oder  Lesers  erzeugt wird.  So kommt es, dass Hand in Hand mit einer ziemlich niedrig stehenden Geisteskultur eine hoch entwickelte sinnliche Kultur gehen kann.  Dies  ist  bei  dem Elsässer  sicherlich  der Fall.  Er hat sich die wichtigen Elemente der sinnlichen Kultur seiner alten Mutternation bewahrt, noch mehr aber die hoch und vielseitig entwickelte Sinnenkultur Frankreichs sich angeeignet.  Die Domäne Deutschlands auf dem Gebiete der sinnlichen Kultur ist die Musik.  Dieses köstliche Erbteil der deutschen  Nation  hat auch  der Elsässer  treu gehütet.  Deutsche Musik ist im Elsass  immer gepflegt worden,  und  seit  der Wiedervereinigung  mit  Deutschland  hat  diese Pflege  nur noch zugenommen.  Gemeinsam bewundern die Altdeutschen und Elsässer das Genie Richard Wagners, und es ist sicher kein Zufall,  dass die einzige freie Vereinigung,  bei der sich Altdeutsche und Elsässer in gleichem Masse beteiligen und begegnen,  ein  musikalischer Verein  Strassburgs ist. Allerdings ist das Elsass in dieser Hinsicht nur der empfangende, nicht der gebende Teil gewesen, einen grossen Musiker hat es nicht hervorgebracht.  Nun ist freilich die Musik  so  ziemlich die einzige Gabe der sinnlichen Kultur, die das Elsass hauptsächlich der deutschen Nation verdankt. Bei allen übrigen Bestandteilen der sinnlichen Kultur mischen sich  deutsche  Elemente  mit französischen Einflüssen,  und die letzteren sind so sehr überwiegend und bestimmend, dass man  wohl  sagen  kann,  das Elsass  hat  den  grössten Teil seiner  sinnlichen  Kultur  aus Frankreich empfangen. Jedoch darf man nicht vergessen, dass der  Boden,  auf  dem  diese Kultur  erwachsen  ist,  eben doch ein deutscher Boden war, dass gerade das deutsche Volk noch  im vorigen  Jahrhundert und in früheren Jahrhunderten erst recht  eine  nicht verächtliche  sinnliche  Kultur  gehabt hat, und dass diese Kultur erst seit Beginn  des  19. Jahrhunderts  in  Deutschland  völlig verdorrt  ist.  Das  Elsass  besonders war seit  der ältesten Zeit die bevorzugte Stätte der sinnlichen Kultur  in Deutschland,  
isoliert bleiben wie der Geschmack der Speise, sondern es soll in eigentümlicher Weise sich mit dem Urteil über die Zweckmässigkeit zu einer Vorstellung vereinigen, der wir mit Recht ethische Wirkungen zuschreiben.  Es kann endlich auch sein, dass ein objektiver Zweck ganz oder fast ganz verschwindet,  und  nur  der sinnliche  Eindruck  und  andererseits  die  ethische  Wirkung erstrebt wird, z. B. bei Musik und Malerei.  Sie sind die Künste  im  engeren  oder prägnanten Sinn  und  die  Höhepunkte  der sinnlichen  Kultur,  wie  Dichtung  und Wissenschaft  die Höhepunkte  der  geistigen  Kultur  bilden.  Sie  unterscheiden  sich  von  der  ihnen  nahe verwandten Dichtkunst dadurch, dass sie direkt auf die Sinne wirken, und die erzeugten Vorstellungen durch den sinnlichen Eindruck wesentlich bedingt sind, während die dichterische Wirkung  erst  durch eine Geistesthätigkeit (Vorstellung, Fantasie) seitens des Hörers  oder  Lesers  erzeugt wird.  So kommt es, dass Hand in Hand mit einer ziemlich niedrig stehenden Geisteskultur eine hoch entwickelte sinnliche Kultur gehen kann.  Dies  ist  bei  dem Elsässer  sicherlich  der Fall.  Er hat sich die wichtigen Elemente der sinnlichen Kultur seiner alten Mutternation bewahrt, noch mehr aber die hoch und vielseitig entwickelte Sinnenkultur Frankreichs sich angeeignet.  Die Domäne Deutschlands auf dem Gebiete der sinnlichen Kultur ist die Musik.  Dieses köstliche Erbteil der deutschen  Nation  hat auch  der Elsässer  treu gehütet.  Deutsche Musik ist im Elsass  immer gepflegt worden,  und  seit  der Wiedervereinigung  mit  Deutschland  hat  diese Pflege  nur noch zugenommen.  Gemeinsam bewundern die Altdeutschen und Elsässer das Genie Richard Wagners, und es ist sicher kein Zufall,  dass die einzige freie Vereinigung,  bei der sich Altdeutsche und Elsässer in gleichem Masse beteiligen und begegnen,  ein  musikalischer Verein  Strassburgs ist. Allerdings ist das Elsass in dieser Hinsicht nur der empfangende, nicht der gebende Teil gewesen, einen grossen Musiker hat es nicht hervorgebracht.  Nun ist freilich die Musik  so  ziemlich die einzige Gabe der sinnlichen Kultur, die das Elsass hauptsächlich der deutschen Nation verdankt. Bei allen übrigen Bestandteilen der sinnlichen Kultur mischen sich  deutsche  Elemente  mit französischen Einflüssen,  und die letzteren sind so sehr überwiegend und bestimmend, dass man  wohl  sagen  kann,  das Elsass  hat  den  grössten Teil seiner  sinnlichen  Kultur  aus Frankreich empfangen. Jedoch darf man nicht vergessen, dass der  Boden,  auf  dem  diese Kultur  erwachsen  ist,  eben doch ein deutscher Boden war, dass gerade das deutsche Volk noch  im vorigen  Jahrhundert und in früheren Jahrhunderten erst recht  eine  nicht verächtliche  sinnliche  Kultur  gehabt hat, und dass diese Kultur erst seit Beginn  des  19. Jahrhunderts  in  Deutschland  völlig verdorrt  ist.  Das  Elsass  besonders war seit  der ältesten Zeit die bevorzugte Stätte der sinnlichen Kultur  in Deutschland,  

Version vom 13. März 2008, 13:00 Uhr

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isoliert bleiben wie der Geschmack der Speise, sondern es soll in eigentümlicher Weise sich mit dem Urteil über die Zweckmässigkeit zu einer Vorstellung vereinigen, der wir mit Recht ethische Wirkungen zuschreiben. Es kann endlich auch sein, dass ein objektiver Zweck ganz oder fast ganz verschwindet, und nur der sinnliche Eindruck und andererseits die ethische Wirkung erstrebt wird, z. B. bei Musik und Malerei. Sie sind die Künste im engeren oder prägnanten Sinn und die Höhepunkte der sinnlichen Kultur, wie Dichtung und Wissenschaft die Höhepunkte der geistigen Kultur bilden. Sie unterscheiden sich von der ihnen nahe verwandten Dichtkunst dadurch, dass sie direkt auf die Sinne wirken, und die erzeugten Vorstellungen durch den sinnlichen Eindruck wesentlich bedingt sind, während die dichterische Wirkung erst durch eine Geistesthätigkeit (Vorstellung, Fantasie) seitens des Hörers oder Lesers erzeugt wird. So kommt es, dass Hand in Hand mit einer ziemlich niedrig stehenden Geisteskultur eine hoch entwickelte sinnliche Kultur gehen kann. Dies ist bei dem Elsässer sicherlich der Fall. Er hat sich die wichtigen Elemente der sinnlichen Kultur seiner alten Mutternation bewahrt, noch mehr aber die hoch und vielseitig entwickelte Sinnenkultur Frankreichs sich angeeignet. Die Domäne Deutschlands auf dem Gebiete der sinnlichen Kultur ist die Musik. Dieses köstliche Erbteil der deutschen Nation hat auch der Elsässer treu gehütet. Deutsche Musik ist im Elsass immer gepflegt worden, und seit der Wiedervereinigung mit Deutschland hat diese Pflege nur noch zugenommen. Gemeinsam bewundern die Altdeutschen und Elsässer das Genie Richard Wagners, und es ist sicher kein Zufall, dass die einzige freie Vereinigung, bei der sich Altdeutsche und Elsässer in gleichem Masse beteiligen und begegnen, ein musikalischer Verein Strassburgs ist. Allerdings ist das Elsass in dieser Hinsicht nur der empfangende, nicht der gebende Teil gewesen, einen grossen Musiker hat es nicht hervorgebracht. Nun ist freilich die Musik so ziemlich die einzige Gabe der sinnlichen Kultur, die das Elsass hauptsächlich der deutschen Nation verdankt. Bei allen übrigen Bestandteilen der sinnlichen Kultur mischen sich deutsche Elemente mit französischen Einflüssen, und die letzteren sind so sehr überwiegend und bestimmend, dass man wohl sagen kann, das Elsass hat den grössten Teil seiner sinnlichen Kultur aus Frankreich empfangen. Jedoch darf man nicht vergessen, dass der Boden, auf dem diese Kultur erwachsen ist, eben doch ein deutscher Boden war, dass gerade das deutsche Volk noch im vorigen Jahrhundert und in früheren Jahrhunderten erst recht eine nicht verächtliche sinnliche Kultur gehabt hat, und dass diese Kultur erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts in Deutschland völlig verdorrt ist. Das Elsass besonders war seit der ältesten Zeit die bevorzugte Stätte der sinnlichen Kultur in Deutschland,

Bildunterschrift:
v. seebach: Strassburger Angelfischer.
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