Schlesisches Namenbuch/023: Unterschied zwischen den Versionen
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Innerhalb der Herkunftsnamen verdienen besondere Betrachtung die auf -brich; es sind alles Ortsnamen auf -berg und nicht zu verwechseln mit den altdeut. Personennamen auf -brecht (-brich), mit denen sie also äußerlich zusammenfallen (wie Ulbrich = Albrecht, Hilbrich = Helmbrecht). Für die Erklärung dieses Lautwandels (berg - berig - berig - brig), der sich auch sonst in Mitteldeutschland bis heute belegen läßt (vgl. Behaghel, Geschichte der deut. Sprache, 5. Aufl. (1928) § 125). Hierher gehören nun die schles. Familiennamen Fellbrich (neben Fellenberg), Hilzbrich neben Hilsberg, Hubrich/Hubricht, -brecht neben Hoberg/Hohberg, Herbrich/Herbricht, Herbrig (neben Herberg, Herberger), Steinbrich (neben Steinberg), Süßbrich, Weisbrich/Weissbrich, Weitzbrich und Zeisbrich (neben Zeisberg, Zeisberger), ja sogar Vorbrich (neben Vorwerk). Andererseits fehlt diese Entwicklung heute, offenbar infolge schriftsprachlicher Rückbildung, bei Goldberg (mundartl. heute Gulprich), Löwenberg (mundartl. Lammrich), als Familienname stets Lemberg!), Hirschberg (alt Hirsbrich), Grünberg (alt Grunenberg) u.a.
Wie die vielen berg-Namen gehören auch die -wald (-walde, -waldau)-Namen in der Mehrzahl dem bewaldeten Bergland oder seinen Ausläufern zur schles. Ebene hin an. Unter ihnen fallen durch Entstellung auf: Mehwald, Krautwald und Kiesewalter; es handelt sich um die mundartl. Form von Maiwaldau (alt Meienwalde) bei Hirschberg, um Krautenwalde bei Bad Landeck und um Kiesewald im Riesengebirge, welch letzteres sich durch die Parallele Lewalter = Lewald erhärten läßt. (Von Gottschald, Deutsche Namenkunde natürlich fälschlich als altgerman. Personennamen erklärt). Beim Studium dieser Namengruppe läßt sich am deutlichsten erkennen, daß alle heutigen Wald-Namen geographischen Ursprungs sind. Das wald der altgerman. Personennamen ist stets zu -old gewandelt, nur Ewald und Oswald haben infolge ihrer frühen Heiligsprechung den archaischen Lautstand bewahrt. Einen Sonderfall stellt schles. Gottwald dar; hierüber Näheres im Namenbuch.
Kapitel III. Die Berufsnamen
Erwachsen aus den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen des späten Mittelalters und sprachlich geformt durch Wortschatz und Mundart der Siedlerstämme, vermitteln uns die Berufsnamen ein anschauliches Bild der aufblühenden städtischen Kultur, der dörflichen Gemeindeverfassung und der einst gültigen Wortgeographie. Es empfiehlt sich daher, zwischen dem bäuerlichen und dem bürgerlichen Lebenskreise zu unterscheiden; denn erst durch Einordnung in ihre Ursprungsbereiche und Lebensräume werden viele dieser Namen, die uns sonst nur isoliert begegnen, wieder zu sinnvollen Gebilden.
Voranstehen mag das alteingesessene, vom Wald- und Wasserreichtum des Landes begünstigte Urgewerbe mit dem Zedler (d. i. Zeidler) als Vertreter der Waldbienenzucht, die wie die Fischerei schon in slaw. Zeit nachweisbar ist. Für die Bedeutung des Fischfangs (neben Fischer stehen Fischel und slaw. Riebke) sei auf die entsprechenden Übernamen verwiesen, wie Gründel, Lachs, Peisker usw.; das gleiche gilt für den Vogelfang in den Vogelweiden, an den der Vogel und viele Vogelnamen erinnern, wie Kolmeuse und Goldamer, Zeisig und Fröbel (slaw. Wrobel = Sperling).
Die Namen aus dem bäuerlichen Bereich spiegeln deutlich die alte Gliederung der Dorfbewohnerschaft in Vollbauern und landwirtschaftliche Hilfskräfte. Erstere sind die häufigen Gebauer (mit dem Ton auf der