Elbing: Unterschied zwischen den Versionen
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Ab 1775 erholte sich Elbing langsam von den Schrecken der Kriege und der Okkupationen. Friedrich II. unterstützte Elbing im Gegensatz zu Danzig durch viele Steuererleichterungen und der Handel fing wieder an, zu blühen. Napoléons Truppen besetzten 1807 die Stadt und hielten sie bis 1813. Innerhalb von vier Tagen musste Elbing eine Kontribution von 200.000 Taler erlegen. Am 8. Mai 1807 kam Napoléon I. nach Elbing und hielt eine große Truppenparade. Vom Dezember 1812 bis Januar 1813 musste Elbing 60.000 französische Mannschaften, 8.000 Offiziere und 22.000 Pferde ernähren. | Ab 1775 erholte sich Elbing langsam von den Schrecken der Kriege und der Okkupationen. Friedrich II. unterstützte Elbing im Gegensatz zu Danzig durch viele Steuererleichterungen und der Handel fing wieder an, zu blühen. Napoléons Truppen besetzten 1807 die Stadt und hielten sie bis 1813. Innerhalb von vier Tagen musste Elbing eine Kontribution von 200.000 Taler erlegen. Am 8. Mai 1807 kam Napoléon I. nach Elbing und hielt eine große Truppenparade. Vom Dezember 1812 bis Januar 1813 musste Elbing 60.000 französische Mannschaften, 8.000 Offiziere und 22.000 Pferde ernähren. | ||
1828 wurde in Elbing das erste Dampfschiff Ostpreußens gebaut. 1837 werden die Schichau-Werke gegründet. 1840 bis 1858 wurde der Oberländische Kanal zwischen Deutsch Eylau, Osterode und Elbing vom königlich Preußischen Baurat Georg Steenke gebaut. Am 23. Oktober 1844 erfolgte die Gründung der Baptistengemeinde Elbing. 1853 wurde die Eisenbahnlinie nach Königsberg fertiggestellt. 1858 bis 1918 erfolgte ein großer wirtschaftlicher Aufschwung der Stadt. Die Stadt hatte viele Fabriken: die Schichau-Werke, die jetzt auch unter anderem Lokomotiven herstellen, die Zigarrenfabrik Loeser & Wolff, eine große Brauerei und Schnapsbrennerei, eine Schokoladefabrik, eine Autofabrik, Komnick und viele andere Betriebe. In der Industriestadt Elbing erhielt die SPD stets die Mehrheit der Wählerstimmen, bei den Reichstagswahlen 1912 sogar 51 %. Laut der preußischen Volkszählung von 1905 waren in den Kreisen Elbing Stadt und Elbing Land 94.065 Personen deutschsprachig und 280 Personen polnisch- bzw. kaschubischsprachig. | 1828 wurde in Elbing das erste Dampfschiff Ostpreußens gebaut. 1837 werden die [[Schichau-Werft_(Elbing)|Schichau-Werke]] gegründet. 1840 bis 1858 wurde der Oberländische Kanal zwischen Deutsch Eylau, Osterode und Elbing vom königlich Preußischen Baurat Georg Steenke gebaut. Am 23. Oktober 1844 erfolgte die Gründung der Baptistengemeinde Elbing. 1853 wurde die Eisenbahnlinie nach Königsberg fertiggestellt. 1858 bis 1918 erfolgte ein großer wirtschaftlicher Aufschwung der Stadt. Die Stadt hatte viele Fabriken: die [[Schichau-Werft_(Elbing)|Schichau-Werke]], die jetzt auch unter anderem Lokomotiven herstellen, die Zigarrenfabrik Loeser & Wolff, eine große Brauerei und Schnapsbrennerei, eine Schokoladefabrik, eine Autofabrik, Komnick und viele andere Betriebe. In der Industriestadt Elbing erhielt die SPD stets die Mehrheit der Wählerstimmen, bei den Reichstagswahlen 1912 sogar 51 %. Laut der preußischen Volkszählung von 1905 waren in den Kreisen Elbing Stadt und Elbing Land 94.065 Personen deutschsprachig und 280 Personen polnisch- bzw. kaschubischsprachig. | ||
In der Stadt befanden sich im Jahre 1918 Bücherschätze von europäischem Rang. Das im 17. Jahrhundert gegründete Stadtarchiv besitzt viele wertvolle Pergamente aus dem 13. Jahrhundert und wertvolle historische Sammlungen aus dem 15. Jahrhundert. Die Bibliothek am Gymnasium (15.000 Bände) besitzt unter anderem ein polnisches Gesetzbuch aus dem 13. Jahrhundert. Die Bibliothek an der Nikolaikirche (gegründet vor 1403) besitzt 23 alte Handschriften und 1.478 alte theologische Werke. Die Bibliothek an der Marienkirche besitzt eine Sammlung von Musikbüchern – 520 Werke aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Die Stadtbibliothek (gegründet 1601) hat die wertvollste Sammlung: 30.000 Bände, darunter 214 Handschriften, 123 Inkunabeln und 770 Landkarten. Das Stadtmuseum beherbergt die ehemalige Bibliothek der Dominikaner, unter anderem 50 Handschriften und 15 Inkunabeln. Alle diese Bücherschätze sind seit 1945 verschollen. | In der Stadt befanden sich im Jahre 1918 Bücherschätze von europäischem Rang. Das im 17. Jahrhundert gegründete Stadtarchiv besitzt viele wertvolle Pergamente aus dem 13. Jahrhundert und wertvolle historische Sammlungen aus dem 15. Jahrhundert. Die Bibliothek am Gymnasium (15.000 Bände) besitzt unter anderem ein polnisches Gesetzbuch aus dem 13. Jahrhundert. Die Bibliothek an der Nikolaikirche (gegründet vor 1403) besitzt 23 alte Handschriften und 1.478 alte theologische Werke. Die Bibliothek an der Marienkirche besitzt eine Sammlung von Musikbüchern – 520 Werke aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Die Stadtbibliothek (gegründet 1601) hat die wertvollste Sammlung: 30.000 Bände, darunter 214 Handschriften, 123 Inkunabeln und 770 Landkarten. Das Stadtmuseum beherbergt die ehemalige Bibliothek der Dominikaner, unter anderem 50 Handschriften und 15 Inkunabeln. Alle diese Bücherschätze sind seit 1945 verschollen. | ||
* Nach dem ersten Weltkrieg | * Nach dem ersten Weltkrieg | ||
Elbing kam nach dem Ersten Weltkrieg durch die Abtrennung des größten Teils Westpreußens an Polen zu Ostpreußen. Die Weltwirtschaftskrise nach 1926 beeinflusste Elbings Situation sehr ungünstig. In den Jahren der Weimarer Republik ist Elbing eine Hochburg der KPD. Die auf Deutschlands Aufrüstung eingerichtete Politik der NSDAP brachte ab 1933 einen großen wirtschaftlichen Aufschwung für Elbing, hauptsächlich durch den Ausbau der Schichau-Werke, den Bau einer Flugzeugfabrik und die Eröffnung vieler neuen Schulen. 1937 hatte die Stadt 76.000 Einwohner. Elbing fiel 1939 an den Regierungsbezirk Danzig im Reichsgau Danzig-Westpreußen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Elbing fünf Arbeitslager für vor allem polnische Zwangsarbeiter errichtet, die dem KZ Stutthof als Außenlager unterstellt waren. Außerdem gab es im Kreis Elbing 15 weitere Zwangsarbeitslager, die für die Rüstungsproduktion arbeiteten. | Elbing kam nach dem Ersten Weltkrieg durch die Abtrennung des größten Teils Westpreußens an Polen zu Ostpreußen. Die Weltwirtschaftskrise nach 1926 beeinflusste Elbings Situation sehr ungünstig. In den Jahren der Weimarer Republik ist Elbing eine Hochburg der KPD. Die auf Deutschlands Aufrüstung eingerichtete Politik der NSDAP brachte ab 1933 einen großen wirtschaftlichen Aufschwung für Elbing, hauptsächlich durch den Ausbau der [[Schichau-Werft_(Elbing)|Schichau-Werke]], den Bau einer Flugzeugfabrik und die Eröffnung vieler neuen Schulen. 1937 hatte die Stadt 76.000 Einwohner. Elbing fiel 1939 an den Regierungsbezirk Danzig im Reichsgau Danzig-Westpreußen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Elbing fünf Arbeitslager für vor allem polnische Zwangsarbeiter errichtet, die dem KZ Stutthof als Außenlager unterstellt waren. Außerdem gab es im Kreis Elbing 15 weitere Zwangsarbeitslager, die für die Rüstungsproduktion arbeiteten. | ||
Um den 23.Januar 1945 begann die Belagerung Elbings durch die Rote Armee. Die Stadt mit ihrer strategisch wichtigen Lage wird bis zum 10. Februar hartnäckig verteidigt. Am Ende liegen 60 % der Gebäudesubstanz der Stadt in Trümmern (insgesamt 5.255 Gebäude). Alle Baudenkmäler sind stark beschädigt, nur sechs Häuser in der Altstadt blieben stehen, darunter das Kramer-Zunfthaus und das Postamt. Etwa 5.000 deutsche Soldaten sind gefallen, viele Zivilisten ertranken im Frischen Haff während der panischen Flucht aus der belagerten Stadt. | Um den 23.Januar 1945 begann die Belagerung Elbings durch die Rote Armee. Die Stadt mit ihrer strategisch wichtigen Lage wird bis zum 10. Februar hartnäckig verteidigt. Am Ende liegen 60 % der Gebäudesubstanz der Stadt in Trümmern (insgesamt 5.255 Gebäude). Alle Baudenkmäler sind stark beschädigt, nur sechs Häuser in der Altstadt blieben stehen, darunter das Kramer-Zunfthaus und das Postamt. Etwa 5.000 deutsche Soldaten sind gefallen, viele Zivilisten ertranken im Frischen Haff während der panischen Flucht aus der belagerten Stadt. | ||
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Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die bis dahin zum Deutschen Reich gehörende Stadt rund 100.000 vorwiegend evangelische Einwohner deutscher Nationalität. Nachdem die Stadt im Frühjahr 1945 unter polnische Verwaltung gestellt wurde, erhielt sie die polnische Bezeichnung Elblag. Die deutschen Einwohner wurde fast vollständig vertrieben. | Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die bis dahin zum Deutschen Reich gehörende Stadt rund 100.000 vorwiegend evangelische Einwohner deutscher Nationalität. Nachdem die Stadt im Frühjahr 1945 unter polnische Verwaltung gestellt wurde, erhielt sie die polnische Bezeichnung Elblag. Die deutschen Einwohner wurde fast vollständig vertrieben. | ||
Die ersten Vertreter der kommunistischen Behörden erschienen im März 1945 in Elbing. Sämtliche Maschinen in den Fabriken, die unzerstört blieben zum Beispiel in den Schichau-Werken, wurden zwischen 1945 und 1946 demontiert und in die Sowjetunion abtransportiert. Auch Küchenherde, Kachelöfen, Badewannen, Junkers-Öfchen, Türschlösser und -klinken aus unzerstörten Privathäusern wurden dorthin verbracht. Zwischen 1946 bis 1947 erfolgte die Vertreibung der verbliebenen deutschen Bevölkerung, vor allem in die britische Besatzungszone Deutschlands. Gleichzeitig begann die Ansiedlung von Polen, die aus ihrer Heimat östlich des Bug umgesiedelt wurden bzw. im Rahmen von Auslobungsverfahren aus Zentralpolen geworben wurden. Die sowjetischen Militärbehörden gaben 1946 den Seehafen an die polnische Stadtverwaltung. Da die Ausfahrt zur Ostsee bei Baltijsk (Pillau) nunmehr unter sowjetischer Kontrolle steht, ist die Nutzung des Hafens nur sehr eingeschränkt möglich. | Die ersten Vertreter der kommunistischen Behörden erschienen im März 1945 in Elbing. Sämtliche Maschinen in den Fabriken, die unzerstört blieben zum Beispiel in den [[Schichau-Werft_(Elbing)|Schichau-Werken]], wurden zwischen 1945 und 1946 demontiert und in die Sowjetunion abtransportiert. Auch Küchenherde, Kachelöfen, Badewannen, Junkers-Öfchen, Türschlösser und -klinken aus unzerstörten Privathäusern wurden dorthin verbracht. Zwischen 1946 bis 1947 erfolgte die Vertreibung der verbliebenen deutschen Bevölkerung, vor allem in die britische Besatzungszone Deutschlands. Gleichzeitig begann die Ansiedlung von Polen, die aus ihrer Heimat östlich des Bug umgesiedelt wurden bzw. im Rahmen von Auslobungsverfahren aus Zentralpolen geworben wurden. Die sowjetischen Militärbehörden gaben 1946 den Seehafen an die polnische Stadtverwaltung. Da die Ausfahrt zur Ostsee bei Baltijsk (Pillau) nunmehr unter sowjetischer Kontrolle steht, ist die Nutzung des Hafens nur sehr eingeschränkt möglich. | ||
1948 hatte die Stadt 40.000 Einwohner. Ab 1950 begann der Wiederaufbau der Elblager Industrie. Elblag wird wieder zu einem wichtigen Zentrum der Maschinen- und Transportindustrie, außerdem besitzt die Stadt Holz-, Lebensmittel- und Textilindustrie. Die Stadt hatte 1962 81.400 Einwohner. Viele Bewohner von Elblag beteiligten sich 1970 zusammen mit Bürgern in Danzig und Stettin am Aufstand gegen die kommunistische Regierung in Polen. Elblag wurde im Zuge der Polnische Verwaltungsreform 1970 Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft. 1980 folgte ein Neuer Aufstand gegen die Kommunisten unter der Führung der Solidarnosc und Beteiligung vieler Einwohner Elblags. | 1948 hatte die Stadt 40.000 Einwohner. Ab 1950 begann der Wiederaufbau der Elblager Industrie. Elblag wird wieder zu einem wichtigen Zentrum der Maschinen- und Transportindustrie, außerdem besitzt die Stadt Holz-, Lebensmittel- und Textilindustrie. Die Stadt hatte 1962 81.400 Einwohner. Viele Bewohner von Elblag beteiligten sich 1970 zusammen mit Bürgern in Danzig und Stettin am Aufstand gegen die kommunistische Regierung in Polen. Elblag wurde im Zuge der Polnische Verwaltungsreform 1970 Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft. 1980 folgte ein Neuer Aufstand gegen die Kommunisten unter der Führung der Solidarnosc und Beteiligung vieler Einwohner Elblags. | ||
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== Politische Einteilung == | == Politische Einteilung == | ||
* | * 1818 wurde der Kreis Elbing im [[Regierungsbezirk Danzig]] der preußischen [[Provinz Westpreußen]] angelegt. | ||
* 1874 wurde die Stadt [[Elbing]] ausgegliedert, und der Kreis in [[Landkreis Elbing]] umbenannt. | |||
* 1919 wurde aus der Stadt Elbing und den restlichen Kreisen der Regierungsbezirke Danzig und Marienwerder der [[Regierungsbezirk Westpreußen]] in der [[Provinz Ostpreußen]] gebildet. | |||
* 1928 wurden einige Gutsbezirke in die Stadt [[Elbing]] eingemeindet. | |||
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== Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit == | == Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit == | ||
=== Evangelische Kirchen === | === Evangelische Kirchen === | ||
* '''St. Annen''' | |||
* '''Hl. drei Könige''' | |||
* '''Hl. Leichnam''' | |||
* '''St. Marien''' | |||
=== Katholische Kirchen === | === Katholische Kirchen === | ||
* '''St. Nikolai''' | |||
=== Andere Glaubensgemeinschaften === | |||
* Mennoniten | |||
* Baptisten | |||
* Juden | |||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
<!-- Hier: geschichtlicher Abriss --> | <!-- Hier: geschichtlicher Abriss --> | ||
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==== Kirchenbücher ==== | ==== Kirchenbücher ==== | ||
siehe: [[Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Stadtkreis Elbing (Westpr.)]] | siehe: [[Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Stadtkreis Elbing (Westpr.)]] | ||
* Speiser, W.: ''In den Kirchenbüchern in Elbing'', in: [[Familiengeschichtliche Blätter]], Jahrgang 1921, Seite 337 | |||
==== Standesamtsregister ==== | |||
* Im [[Staatsarchiv Elbing|Staatsarchiv Marienburg]]: | |||
** Titel: [https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/de/zespol/-/zespol/59682 Urzad Stanu Cywilnego w Elblagu] | |||
** Jahrgänge: 1874-1936 | |||
** Signatur: 9/574/0, Nr. 1 bis 28 | |||
Digitalisiert sind nur die Jahrgänge 1874 bis 1877. Auf der Webseite sind unter Nr 68 bis 118 weitere Scans online gestellt, allerdings sind diese [[Provinz_Westpreußen/Standesamtsregister#falsch einsortierte Standesamtsregister|von anderen Standesämtern]]! | |||
Die online gestellten Einträge sind auf [https://namensindex.org/bestand.php?aid=9&id=574 Namensindex.org] indexiert worden und können dort durchsucht werden. | |||
* Im [[Landesarchiv Berlin]] | |||
** Jahrgänge 1941 bis 1943 | |||
Diese Bestände sind von Ancestry digitalisiert und indexiert worden und können in der Sammlung "Östliche preußische Provinzen, Polen, Personenstandsregister 1874-1945" kostenpflichtig durchsucht und angezeigt werden. | |||
==== Einwohnermeldekartei ==== | |||
Einwohnermeldeamt - Polizeiregistratur in Elbing, im Bestand des [[Staatsarchiv Danzig|Staatsarchivs Danzig]] | |||
* [http://metryki.genbaza.pl/genbaza,list,330129,1 Digitalisat] bei [[Metryki.GenBaza]] (Anmeldung erforderlich) | |||
** Nr. 1 ff Geburts-, Heirats- und Totenlisten 1829-1874 | |||
** Nr. 47 ff Geburts-, Heirats- und Totenlisten der Juden 1812-1874 | |||
** Nr. 52 ff Geburtslisten 1874-1900 | |||
** Nr. 76 ff Heiratslisten 1874-1900 | |||
** Nr. 84 ff Sterbelisten 1871-1900 | |||
** Nr. 112 ff Meldekarten der Jahre 1829 bis 1900 für die Namen von A bis Hinz. | |||
* [https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/de/zespol/-/zespol/150489 Digitalisat] bei [[Szukaj w Archiwach]] | |||
** Online sind ab Nr. 112 bis 503 die Meldekarten der Jahre 1829 bis 1900 für die Namen von A bis Kuhn. | |||
==== Heimatortskarteien ==== | ==== Heimatortskarteien ==== | ||
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==== In Digitalen Bibliotheken ==== | ==== In Digitalen Bibliotheken ==== | ||
*Behring, Wilhelm: ''Beiträge zur Geschichte der Stadt Elbing''. 2. Bände Erschienen: 1.1900 - 2.1909 {{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-202769|Kat=no}} | *Behring, Wilhelm: ''Beiträge zur Geschichte der Stadt Elbing''. 2. Bände Erschienen: 1.1900 - 2.1909 {{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-202769|Kat=no}} | ||
*Fuchs, Michael G: ''Beschreibung der Stadt Elbing und ihres Gebietes in topographischer, geschichtlicher und statistischer Hinsicht''. 3 Bände, erschienen 1818 - 1852. [https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV008715253 Digitalisate] der [[Bayerische Staatsbibliothek|Bayerischen Staatsbibliothek]] | |||
*Volckmann, Edwin: ''Die Originalurkunden des Elbinger Stadtarchivs''. Elbing 1875. {{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-176642|Kat=no}} | *Volckmann, Edwin: ''Die Originalurkunden des Elbinger Stadtarchivs''. Elbing 1875. {{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-176642|Kat=no}} | ||
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[[Staatsarchiv Elbing]] | [[Staatsarchiv Elbing]] | ||
=== Bibliotheken === | === Bibliotheken === | ||
=== | == Zeitungsmeldungen == | ||
=== Memeler Dampfboot === | |||
Memeler Dampfboot vom 04.03.1873 | Memeler Dampfboot vom 04.03.1873 | ||
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=== | === Königsberger Hartungsche Zeitung === | ||
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! Meldung | ! Meldung | ||
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| 06.10.1912 | |||
| Die Zahl der Obdachlosen | |||
| die infolge des Umzugs kein eigenes Heim auftreiben können, hat nach den „E. N. N.“ die Höhe von 148 Personen erreicht. Die Stadt hat diese Personen im Asylhaus, dem Magazingebäude und in der Turnhalle vorläufig untergebracht.<ref>Verfasser:*. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 06.10.1912, Morgen-Ausgabe 2. Blatt 470, S. 10, bereitgestellt durch [http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz]</ref> | |||
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| 07.10.1912 | | 07.10.1912 | ||
| Verbreiterung des Kraffohlkanals | | Verbreiterung des Kraffohlkanals | ||
| Aus Elbing wird uns geschrieben: Geh. Oberbaurat '''Reiße''' aus dem Ministerium für öffentliche Arbeiten und Geh. Baurat '''Mau''' = Danzig, die am Jubiläum der Firma F. Schichau teilnahmen, begaben sich Sonntag in Begleitung des Baurats '''Heefermehl''' = Elbing mit dem fiskalischem Dampfer „Holwede“ zu einer Besichtigung der zur Wasserbauinspektion Elbing gehörigen Wasserstraßen. Es wurde auch der Kraffohlkanal passiert. Bei dieser Fahrt wurde das von der Stadt Elbing entworfene Projekt für die Verbreiterung und Vertiefung des Kraffohlkanals geprüft. Es ist zu erwarten, daß der Staat zu den erheblichen Kosten eine nennenswerte Beihilfe bewilligt. <ref>Verfasser: unbekannt, Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 07.10.1912, Ausgabe 471, S. 9, bereitgestellt durch [http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz]</ref> | | Aus Elbing wird uns geschrieben: Geh. Oberbaurat '''Reiße''' aus dem Ministerium für öffentliche Arbeiten und Geh. Baurat '''Mau''' = Danzig, die am Jubiläum der Firma F. Schichau teilnahmen, begaben sich Sonntag in Begleitung des Baurats '''Heefermehl''' = Elbing mit dem fiskalischem Dampfer „Holwede“ zu einer Besichtigung der zur Wasserbauinspektion Elbing gehörigen Wasserstraßen. Es wurde auch der Kraffohlkanal passiert. Bei dieser Fahrt wurde das von der Stadt Elbing entworfene Projekt für die Verbreiterung und Vertiefung des Kraffohlkanals geprüft. Es ist zu erwarten, daß der Staat zu den erheblichen Kosten eine nennenswerte Beihilfe bewilligt. <ref>Verfasser: unbekannt, Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 07.10.1912, Ausgabe 471, S. 9, bereitgestellt durch [http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz]</ref> | ||
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| style="vertical-align:top" | 13.10.1912 | |||
| style="vertical-align:top" | Westprußisches Taubstummenheim | |||
| style="vertical-align:top" | Die Feier der Grundsteinlegung zum westpreußischen Taubstummenheim fand heute hier statt. Das Taubstummenheim wird eine Kleinkinderschule für vorschulpflichtige taubstumme Kinder, eine Hilfsschule für schwachbefähigte taubstumme Kinder, eine Fortbildungsschule für erwachsene männliche Taubstumme und eine Haushaltungsschule für erwachsene weibliche Taubstumme enthalten. Der Bau wird u. a. eenthalten: zwei Betsäle für beide Konfessionen, einen Festsaal, für welchen die Kaiserin ihr Bildnis geschenkt hat. Unterkunftsräume, Betten ec. für 100 gebrechliche und altersschwache Taubstumme, Werkstätten für Taubstumme, Werkstätten für taubstumme Handwerker ec. Der Bau ist so geplant, daß eine Erweiterungsmöglichkeit gegeben ist. Er dürft voraussichtlich im Winter 1914 vollendet werden.<ref>Verfasser: xy (unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 15.10.1912, Ausgabe 484, Morgenausgabe 1. Blatt, S. 3, bereitgestellt durch [http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz]</ref> | |||
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== Verschiedenes == | |||
<!-- === Karten === --> | <!-- === Karten === --> | ||
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==Zufallsfunde== | ==Zufallsfunde== | ||
{{Einleitung Zufallsfunde}} | |||
* [[{{PAGENAME}}/Zufallsfunde]] | * [[{{PAGENAME}}/Zufallsfunde]] | ||
==Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote== | ==Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote== | ||
{{Einleitung Forscherkontakte}} | |||
* [[{{PAGENAME}}/Forscherkontakte]] | * [[{{PAGENAME}}/Forscherkontakte]] | ||
Aktuelle Version vom 6. Januar 2024, 07:29 Uhr
Hierarchie
- bis 1919: Regional > Deutsches Reich > Preußen > Provinz Westpreußen > Regierungsbezirk Danzig > Stadtkreis Elbing
- ab 1920: Regional > Deutsches Reich > Preußen > Provinz Ostpreußen > Regierungsbezirk Westpreußen > Stadtkreis Elbing
Einleitung
Elbing liegt im prußischen Stammesgebiet Pomesania an Stelle des historischen Handelsplatzes Truso. Der Drausensee soll früher Teil des Frischen Haffs gewesen sein, und der Name dieser Bucht sei später auf den entstandenen See sowie den Handelsplatz übertragen worden sein, den der Angelsachse Wulfstan 890 als Truso (statt richtigerweise Druso) erwähnte.
Der Name Elbing bezieht sich auf den gleichnamigen Ilfing oder Elbing-Fluss, der zur Nogat gehört. Über die Bedeutung des Namens Elbing gehen die linguistischen Meinungen stark auseinander (gotische Ableitung oder germanische wie die Elbe usw.). Am wahrscheinlichsten dürfte eine Ableitung von der indogermanischen Wurzel el-l, ol- = fließen sein.
Die Stadt Elblag (deutsch Elbing) liegt in der Woiwodschaft Ermland-Masuren im nördlichen Polen nahe der Ostseeküste. Mit fast 130.000 Einwohnern ist sie seit 1992 Sitz einer katholischen Diözese.
Die Stadt wurde im Jahre 1237 als Elbing in Pogesanien, damals Teil des Deutschordenslandes, nahe dem altpreußischen Handelsort Truso an der Bernsteinstraße, gegründet. Diesen Ort Truso am Flusse Ilfing erwähnt schon der angelsächsische Reisende Wulfstan im Jahre 900. 1241 erhielt Elbing das Stadtrecht nach Lübischem Recht.
Elbing war zusammen mit Danzig und Thorn (Torun) eine der führenden Hansestädte im östlichen Mitteleuropa.
- Unter dem Deutschen Orden
Schon bevor der Deutsche Orden nach Preußen kam, hatten Lübecker Kaufleute in Elbing mit dem Bau einer Handelssiedlung begonnen. Vor 1238 wurde die Stadtpfarrkirche St. Nikolai erbaut. 1238 ließ Landmeister Hermann von Balk die Liebfrauenkirche und ein Dominikanerkloster errichten. Bis 1246 erfolgte große Einwanderung von Neubürgern, die vor allem aus Lübeck stammen. Elbing erhält Lübisches Recht. Es erhält auch das Privileg, seine eigene Münze zu schlagen. In den Jahren 1251 bis 1309 war Elbing die stellvertretende Hauptstadt des Ordensstaates, die Hauptstädte waren damals Akkon und später Venedig, und Sitz der Landmeister von Preußen und des Großspittlers, gleichzeitig Residenz des ermländischen Bischofs Anselm, der hier 1274 stirbt. In diesem Zeitraum erwerben die Elbinger große Handelsprivilegien bei den Königen von Polen, den Herzögen von Pommern, den skandinavischen Herrschern und sogar bei König Philipp IV. von Frankreich.
Die Kirche zum Heiligen Jakob (Filiale der Stadtpfarrkirche) entstand 1256. Die Corpus-Christikirche mit einem Aussätzigenhospital wurde 1292 erbaut. Der Orden erbaute 1300 die Befestigungen der Stadt mit 14 Wehrtürmen. Gleichzeitig entstehen neue Vorstädte außerhalb der Stadtmauer. 1314 wurde der Elbinger Stadtturm erbaut. Ab 1350 beteiligte sich die Elbinger Flotte an den Kämpfen der Hansastädte gegen norwegische und dänische Piraten in der Ostsee. Die Pest wütete 1360 in Elbing. 13.000 Einwohner starben (etwa 90 %).
1367 trat Elbing mit Kulm (Chelmno) und Thorn (Torun) der Kölner Konföderation bei. Die Kirche zur Heiligen Brigitta von Schweden wurde nach 1379 erbaut. 1397 entstand der Eidechsenbund, der Aufruhr des Adels und der Städte gegen die Herrschaft des Ordens, begann. Nach der Schlacht bei Tannenberg wurde Elbing acht Wochen lang vom polnischen Heer besetzt gehalten. Polnische Truppen belagerten 1414 das Elbinger Ordensschloss, jedoch ohne Erfolg. Die preußischen Handelsstädte, unter ihnen Elbing, und das Rittertum des Landes bildeten 1440 den Preußischen Bund, der gegen die Herrschaft des Ordens gerichtet war und einen Anschluss an Polen-Litauen als wünschenswert ansah.
Die Bürger Elbings nahmen 1453 an der Belagerung des Ordensschlosses durch die Polen teil und zerstörten das Schloss nach dessen Kapitulation. Die Ruinen des Schlosses wurden 100 Jahre später abgetragen. Ein Teil steht bis heute. Die Stadt huldigte 1454 dem Jagiellonen Polenkönig Kasimir IV.. Er und seine Nachfolger bestätigten der Stadt sämtliche alten Privilegien und verliehen viele neue. Der Städtekrieg innerhalb Preußens („Dreizehnjähriger Krieg“) für und gegen den Orden beginnt. Im Zweiter Thorner Friede von 1466 musste der Orden Pommerellen, das Culmer Land und Ermland, sowie Danzig, Elbing und Marienburg an Polen abtreten und das Preußen königlichen Anteils entstand. Für den Rest des Ordenslandes musste der Orden die polnische Oberhoheit anerkennen, dieses Land nannte man ab 1525 Herzogtum Preußen, polnisch: Prusy Ksiazece. Dieses wurde weder vom Papst noch vom Kaiser anerkannt, der 1530 einen neuen Hochmeister, Walter von Cronberg, seit 1526 Administrator Preußens, auf dem Reichstag von Augsburg mit dem Land Preußen belehnte.
Die Alte und die Neue Stadt, seit 1477 Stadtrepubliken, schlossen sich 1478 zusammen. Das Heer des letzten Hochmeisters Albrecht von Brandenburg-Ansbach belagerte 1521 vergeblich die Stadt, die Elbinger Bürger bleiben dem Preußischen Bund unter Hilfe der polnischen Krone treu. Dieser Siegestag wurde mehrere Jahrhunderte am ersten Freitag nach Sonntag Laetare als „Freudetag“ in der Stadt gefeiert.
1536 wurde das erste evangelische Gymnasium von Willem van de Voldersgraft bzw. Wilhelm Fullonius, einem Glaubensflüchtling aus Den Haag, eingerichtet. Christoph Hartknoch beschrieb in seiner Acta Borussica III dessen Leben oder Vita Guilielmi Gnaphei. In Hartknochs Arbeiten findet man auch die preußischen Städte einschließlich Elbing. Der Rektor des Elbinger Gymnasiums musste auf Grund des Erlasses des katholischen Fürstbischofs von Ermland Elbing verlassen und wurde dann Rat des Herzogs Albrecht von Preußen und Rektor und Professor der Universität Königsberg. 1576 bestätigte König Stephan Báthory das Privileg der protestantischen Schule, die bis zum Direktorat Süverns 1803 einen akademischen Anspruch hatte.
Um 1550 sicherte König Sigismund II. August der protestantischen Stadt Elbing die volle Religionsfreiheit zu. und die Kirche St. Annen entsteht. Die Lutheraner übernehmen 1577 die Nikolaikirche und somit sind auch Kirchenbücher mit Eintragungen der Elbinger Taufen, Heiraten, Tote seit dieser Zeit vorhanden. Ab 1579 unterhielt die Stadt enge Handelsbeziehungen zu England, das freien Handel in Elbing ausüben konnte. Viele englische und schottische Kaufleute kamen und wurden Bürger der Stadt Elbing. Sie organisierten sich in der Fellowship of Eastland Merchants. Die Church of Scotland gründet die Bruderschaft der Schottischen Nation in Elbing. Familiengräber mit Namen Ramsay, Slocombe konnte man noch bis 1945 auf dem St.-Marien-Friedhof in der Altstadt Elbings finden. Andere Familien aus diesem Kreis waren die Lamberts, Paynes, Lardings, Wilmsons unter anderen. Der Aufruhr der Danziger gegen König Stephan Báthory von Polen wurde 1580 von den Elbingern, die dem König treu bleiben, geschickt ausgenützt. Nun spielte Elbing eine Schlüsselrolle im polnischen Überseehandel. Durch die Nogat, die damals tiefer war als die Weichselmündung bei Danzig, ging der ganze polnische Getreideexport nach Westeuropa und der ganze Import der westlichen Luxuswaren bis weiter nach Polen.
Die Stadt zählte 1594 30.000 Einwohner, und der Umsatz von Waren, die von Elbinger Kaufleuten in diesem Jahre verkauft wurden, erreichte die für damalige Zeiten hohe Summe von 1.247.850 Talern. Die Stadtpfarrkirche wurde 1617 dem katholischen Klerus zurückgegeben.
Um 1620 trat die Stadt wegen der starken Englandverbindungen aus der Hanse aus. 1625 folgte ein neuer Ausbruch der Pest in der Stadt. 3.608 Menschen sterben. Die Truppen des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf nahmen 1626 die Stadt ein und hielten sie bis 1635 als Hauptquartier im Kampf zur Unterstützung der Evangelischen gegen die Katholischen im Dreißigjährigen Krieg. Die Schweden stahlen Preziosen, Möbel, Bücher und schickten die Beute in ihre Heimat.
1646 dokumentierte der Elbinger Stadtschreiber Daniel Barholz, dass der Elbinger Stadtrat Bernsteindreher (Paternostermacher) anstellt. Mitglieder der Familie Barholz wurden Stadtrat, Bürgermeister. Die Verarbeitung von Bernstein (preußisches Gold) war mit die wichtigste „Industrie“ jener Zeit, nicht nur zu Schmuck und kirchlichen Artikeln, sondern als Heilmittel und zur Fabrikation zum Polierlack. Die Gildemitglieder der Paternostermacher unterstanden besonderen Gesetzen. 1655 bis 1660 war eine zweite schwedische Okkupation Elbings während des Polnischen Krieges des Königs Karl X. Gustav. Er verfährt auf dieselbe Weise wie sein Onkel Gustav Adolf. Der Polenkönig Johann II. Kasimir verpfändete Elbing 1657 an den Großen Kurfürsten für die Summe von 400.000 Talern.
Kurfürst Friedrich III., der spätere König Friedrich I. von Preußen, nahm die Stadt 1698 in Besitz, da die obige Summe nicht zurückgezahlt worden war. Polen stellte 1700 die polnischen Reichskleinodien als Sicherheit für die Schuld bei Brandenburg. Friedrich III. gab die Stadt an Polen zurück. Obwohl die Schuld auf 300.000 Taler herabgesetzt worden war, hat Brandenburg im Jahre 1703 noch kein Geld erhalten; Friedrich III. ergriff aufs Neue den Besitz der Stadt, wurde aber noch im selben Jahre von Karl XII. von Schweden verjagt. Die schwedische Okkupation dauerte bis 1709. Die Stadt musste eine riesige Kontribution zahlen, wurde aber trotzdem geplündert und in Brand gesetzt.
Die Russen okkupierten 1710 bis 1712 die Stadt und raubten den verbliebenen Schweden ihre reiche Beute. Die Stadt kam 1713 zur Krone Polens (Kurfürst von Sachsen) zurück und wurde bis 1734 von sächsischen und russischen Truppen besetzt gehalten. Die Stadt huldigte 1734 dem König von Polen August III., der durch den Marienburger Woiwoden von Hutten-Czapski vertreten war. Elbing und Danzig waren von Russen und Sachsen belagert. Die Einwohnerangaben, Taufen, Heiraten, Tote, wurden vom Erzbischof von Köln, der gleichzeitig Hochmeister des Deutschen Ordens war, dokumentiert.
Der kaiserliche Mathematiker und Geograf Johann Friedrich Endersch vollendete 1755 eine Karte Ermlands mit dem Titel Tabula Geographica Episcopatum Warmiensem in Prussia Exhibens. Diese Karte zeigt Stadt und Land Elbing westlich des Ermlandes und jedes Dorf in der Gegend. Diese Karte von 1755 zeigt auch den Namen 'Prussia Orientalis (in deutsch: Ostpreußen). Endersch fertigte ebenfalls einen Kupferstich des Segelschiffes (Galiot), benannt D.Stadt Elbing (D=der Erbauer), später auch als Die Stadt Elbing bekannt, welches 1738 in Elbing erbaut wurde. Während des Siebenjährigen Krieges wurde die Stadt 1758 von russischen Truppen okkupiert und bis 1762 besetzt gehalten. 1772 folgte die Wiedervereinigung aller Teile Preußens, (die sogenannte Erste Teilung Polens), Elbing kommt an das Königreich Preußen.
Ab 1775 erholte sich Elbing langsam von den Schrecken der Kriege und der Okkupationen. Friedrich II. unterstützte Elbing im Gegensatz zu Danzig durch viele Steuererleichterungen und der Handel fing wieder an, zu blühen. Napoléons Truppen besetzten 1807 die Stadt und hielten sie bis 1813. Innerhalb von vier Tagen musste Elbing eine Kontribution von 200.000 Taler erlegen. Am 8. Mai 1807 kam Napoléon I. nach Elbing und hielt eine große Truppenparade. Vom Dezember 1812 bis Januar 1813 musste Elbing 60.000 französische Mannschaften, 8.000 Offiziere und 22.000 Pferde ernähren.
1828 wurde in Elbing das erste Dampfschiff Ostpreußens gebaut. 1837 werden die Schichau-Werke gegründet. 1840 bis 1858 wurde der Oberländische Kanal zwischen Deutsch Eylau, Osterode und Elbing vom königlich Preußischen Baurat Georg Steenke gebaut. Am 23. Oktober 1844 erfolgte die Gründung der Baptistengemeinde Elbing. 1853 wurde die Eisenbahnlinie nach Königsberg fertiggestellt. 1858 bis 1918 erfolgte ein großer wirtschaftlicher Aufschwung der Stadt. Die Stadt hatte viele Fabriken: die Schichau-Werke, die jetzt auch unter anderem Lokomotiven herstellen, die Zigarrenfabrik Loeser & Wolff, eine große Brauerei und Schnapsbrennerei, eine Schokoladefabrik, eine Autofabrik, Komnick und viele andere Betriebe. In der Industriestadt Elbing erhielt die SPD stets die Mehrheit der Wählerstimmen, bei den Reichstagswahlen 1912 sogar 51 %. Laut der preußischen Volkszählung von 1905 waren in den Kreisen Elbing Stadt und Elbing Land 94.065 Personen deutschsprachig und 280 Personen polnisch- bzw. kaschubischsprachig.
In der Stadt befanden sich im Jahre 1918 Bücherschätze von europäischem Rang. Das im 17. Jahrhundert gegründete Stadtarchiv besitzt viele wertvolle Pergamente aus dem 13. Jahrhundert und wertvolle historische Sammlungen aus dem 15. Jahrhundert. Die Bibliothek am Gymnasium (15.000 Bände) besitzt unter anderem ein polnisches Gesetzbuch aus dem 13. Jahrhundert. Die Bibliothek an der Nikolaikirche (gegründet vor 1403) besitzt 23 alte Handschriften und 1.478 alte theologische Werke. Die Bibliothek an der Marienkirche besitzt eine Sammlung von Musikbüchern – 520 Werke aus der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Die Stadtbibliothek (gegründet 1601) hat die wertvollste Sammlung: 30.000 Bände, darunter 214 Handschriften, 123 Inkunabeln und 770 Landkarten. Das Stadtmuseum beherbergt die ehemalige Bibliothek der Dominikaner, unter anderem 50 Handschriften und 15 Inkunabeln. Alle diese Bücherschätze sind seit 1945 verschollen.
- Nach dem ersten Weltkrieg
Elbing kam nach dem Ersten Weltkrieg durch die Abtrennung des größten Teils Westpreußens an Polen zu Ostpreußen. Die Weltwirtschaftskrise nach 1926 beeinflusste Elbings Situation sehr ungünstig. In den Jahren der Weimarer Republik ist Elbing eine Hochburg der KPD. Die auf Deutschlands Aufrüstung eingerichtete Politik der NSDAP brachte ab 1933 einen großen wirtschaftlichen Aufschwung für Elbing, hauptsächlich durch den Ausbau der Schichau-Werke, den Bau einer Flugzeugfabrik und die Eröffnung vieler neuen Schulen. 1937 hatte die Stadt 76.000 Einwohner. Elbing fiel 1939 an den Regierungsbezirk Danzig im Reichsgau Danzig-Westpreußen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Elbing fünf Arbeitslager für vor allem polnische Zwangsarbeiter errichtet, die dem KZ Stutthof als Außenlager unterstellt waren. Außerdem gab es im Kreis Elbing 15 weitere Zwangsarbeitslager, die für die Rüstungsproduktion arbeiteten.
Um den 23.Januar 1945 begann die Belagerung Elbings durch die Rote Armee. Die Stadt mit ihrer strategisch wichtigen Lage wird bis zum 10. Februar hartnäckig verteidigt. Am Ende liegen 60 % der Gebäudesubstanz der Stadt in Trümmern (insgesamt 5.255 Gebäude). Alle Baudenkmäler sind stark beschädigt, nur sechs Häuser in der Altstadt blieben stehen, darunter das Kramer-Zunfthaus und das Postamt. Etwa 5.000 deutsche Soldaten sind gefallen, viele Zivilisten ertranken im Frischen Haff während der panischen Flucht aus der belagerten Stadt.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die bis dahin zum Deutschen Reich gehörende Stadt rund 100.000 vorwiegend evangelische Einwohner deutscher Nationalität. Nachdem die Stadt im Frühjahr 1945 unter polnische Verwaltung gestellt wurde, erhielt sie die polnische Bezeichnung Elblag. Die deutschen Einwohner wurde fast vollständig vertrieben.
Die ersten Vertreter der kommunistischen Behörden erschienen im März 1945 in Elbing. Sämtliche Maschinen in den Fabriken, die unzerstört blieben zum Beispiel in den Schichau-Werken, wurden zwischen 1945 und 1946 demontiert und in die Sowjetunion abtransportiert. Auch Küchenherde, Kachelöfen, Badewannen, Junkers-Öfchen, Türschlösser und -klinken aus unzerstörten Privathäusern wurden dorthin verbracht. Zwischen 1946 bis 1947 erfolgte die Vertreibung der verbliebenen deutschen Bevölkerung, vor allem in die britische Besatzungszone Deutschlands. Gleichzeitig begann die Ansiedlung von Polen, die aus ihrer Heimat östlich des Bug umgesiedelt wurden bzw. im Rahmen von Auslobungsverfahren aus Zentralpolen geworben wurden. Die sowjetischen Militärbehörden gaben 1946 den Seehafen an die polnische Stadtverwaltung. Da die Ausfahrt zur Ostsee bei Baltijsk (Pillau) nunmehr unter sowjetischer Kontrolle steht, ist die Nutzung des Hafens nur sehr eingeschränkt möglich.
1948 hatte die Stadt 40.000 Einwohner. Ab 1950 begann der Wiederaufbau der Elblager Industrie. Elblag wird wieder zu einem wichtigen Zentrum der Maschinen- und Transportindustrie, außerdem besitzt die Stadt Holz-, Lebensmittel- und Textilindustrie. Die Stadt hatte 1962 81.400 Einwohner. Viele Bewohner von Elblag beteiligten sich 1970 zusammen mit Bürgern in Danzig und Stettin am Aufstand gegen die kommunistische Regierung in Polen. Elblag wurde im Zuge der Polnische Verwaltungsreform 1970 Hauptstadt der gleichnamigen Woiwodschaft. 1980 folgte ein Neuer Aufstand gegen die Kommunisten unter der Führung der Solidarnosc und Beteiligung vieler Einwohner Elblags.
Ab 1990 wurde die Altstadt unter Verwendung historistischer Bauformen, wie spitze Giebel zur Straße, Fachwerkimitation wieder aufgebaut. Nach dem Jahr 2000 stehen wieder viele Gebäude nahe aber nicht direkt an der Elblager „Waterkant“. Die Stadt wurde 1992 zum Sitz eines katholischen Bistums erhoben, das zum neugeschaffenen Erzbistum Ermland gehört. Der Hafen bekam 1994 seine Rechte als Seehafen mit eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten zurück, da die Ausfahrt zur offenen Ostsee unverändert über russisches Hoheitsgebiet durch die Pillauer Meerenge der Enklave Kaliningrad Oblast verläuft.
Elblag verlor 1998 bei der Verwaltungsreform seinen Rang als Hauptstadt einer Woiwodschaft und wird wieder Stadtkreis und Kreishauptstadt. Die Stadt erhielt 1999 den EU-Preis für Umweltpflege. Die Stadt erhielt 2000 die internationale Auszeichnung „Europäische Fahne“.
Wappen
Das Wappen zeigt in dem von Silber und goldgegitterten Rot geteilten Schild oben und unten je ein Kreuz in verwechselten Tinkturen.
Allgemeine Information
Politische Einteilung
- 1818 wurde der Kreis Elbing im Regierungsbezirk Danzig der preußischen Provinz Westpreußen angelegt.
- 1874 wurde die Stadt Elbing ausgegliedert, und der Kreis in Landkreis Elbing umbenannt.
- 1919 wurde aus der Stadt Elbing und den restlichen Kreisen der Regierungsbezirke Danzig und Marienwerder der Regierungsbezirk Westpreußen in der Provinz Ostpreußen gebildet.
- 1928 wurden einige Gutsbezirke in die Stadt Elbing eingemeindet.
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirchen
- St. Annen
- Hl. drei Könige
- Hl. Leichnam
- St. Marien
Katholische Kirchen
- St. Nikolai
Andere Glaubensgemeinschaften
- Mennoniten
- Baptisten
- Juden
Geschichte
- 1237 baute der Deutsche Ritterorden am rechten Ufer des Ilfing oder Elbing eine Burg.
- Die Stadt Elbing wurde von Lübecker und Bremer Kaufleuten angelegt und erhielt 1246 lübisches Recht.
- Das 1242 gegründete Heilig-Geist-Spital wurde später das Hauptspital des Ordens.
- Bis 1309 war Elbing Sitz eines Landmeisters und war der wichtigste Hafen des Ordens.
- In der Hanse spielte Elbing bis 1466 eine führende Rolle und trieb Handel mit Brügge, England und Frankreich.
- Die Altstadt wurde im 14. Jh. ummauert, die Neustadt wurde 1337 vom Orden gegründet und erhielt ebenfalls lübisches Recht.
- Eine neue Blütezeit erlebte Elbing durch die Ansiedlung holländischer Mennoniten und die Niederlassung der Eastland Company (1579).
- 1772 kam Elbing an Preußen und entwickelte sich zu einem Industriezentrum.
- 1807.21.Jan.. General Bernadotte zieht mit seinen Truppen in Elbing ein.
- 1866.21. Okt.. Der letzte der Verträge zwischen Preußen und 22 Staaten oder Freien Städten nördlich der Mainlinie über die Gründung des Deutschen Bundes wird unterzeichnet (Verfassungsgebung: 1. Juli 1867). Elbing im Königreich Preußen ist nun eine Gemeinde im Norddeutschen Bund.
- 1871.18. Jan.. König Wilhelm von Preußen wird im Spiegelsaal zu Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert; Gründung des II. Deutschen Kaiserreichs. Insgesamt gehen vier Königreiche, sechs Großherzogtümer, fünf Herzogtümer, sieben Fürstentümer, drei freie und Hansestädte sowie das Reichsland Elsaß-Lothringen in das Reich ein. Elbing ist nun eine Gemeinde im Deutschen Reich.
- Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt schwer zerstört, wird jedoch seit einiger Zeit liebevoll und sehenswert wieder restauriert.
- 1945.26. Jan.. Die Sowjets erreichen Elbing am Westende des Kurischen Haffs.
- 1945. 6. Febr.. Das Oberkommando der deutschen Wehrmacht berichtet von erbitterten Kämpfen um die Städte Marienburg und Elbing.
- 1945.10. Febr.. Die ostpreußische Stadt Elbing wird von der 2. Weißrussischen Front besetzt; auf Anweisung Stalins feuern 224 Geschütze einen Freudensalut von 20 Salven.
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Kirchenbücher
siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Stadtkreis Elbing (Westpr.)
- Speiser, W.: In den Kirchenbüchern in Elbing, in: Familiengeschichtliche Blätter, Jahrgang 1921, Seite 337
Standesamtsregister
- Im Staatsarchiv Marienburg:
- Titel: Urzad Stanu Cywilnego w Elblagu
- Jahrgänge: 1874-1936
- Signatur: 9/574/0, Nr. 1 bis 28
Digitalisiert sind nur die Jahrgänge 1874 bis 1877. Auf der Webseite sind unter Nr 68 bis 118 weitere Scans online gestellt, allerdings sind diese von anderen Standesämtern!
Die online gestellten Einträge sind auf Namensindex.org indexiert worden und können dort durchsucht werden.
- Im Landesarchiv Berlin
- Jahrgänge 1941 bis 1943
Diese Bestände sind von Ancestry digitalisiert und indexiert worden und können in der Sammlung "Östliche preußische Provinzen, Polen, Personenstandsregister 1874-1945" kostenpflichtig durchsucht und angezeigt werden.
Einwohnermeldekartei
Einwohnermeldeamt - Polizeiregistratur in Elbing, im Bestand des Staatsarchivs Danzig
- Digitalisat bei Metryki.GenBaza (Anmeldung erforderlich)
- Nr. 1 ff Geburts-, Heirats- und Totenlisten 1829-1874
- Nr. 47 ff Geburts-, Heirats- und Totenlisten der Juden 1812-1874
- Nr. 52 ff Geburtslisten 1874-1900
- Nr. 76 ff Heiratslisten 1874-1900
- Nr. 84 ff Sterbelisten 1871-1900
- Nr. 112 ff Meldekarten der Jahre 1829 bis 1900 für die Namen von A bis Hinz.
- Digitalisat bei Szukaj w Archiwach
- Online sind ab Nr. 112 bis 503 die Meldekarten der Jahre 1829 bis 1900 für die Namen von A bis Kuhn.
Heimatortskarteien
Historische Quellen
Bibliografie
- Volltextsuche nach Elbing in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Genealogische Bibliografie
Historische Bibliografie
- Ludwig, Karlheinz: Zur Besiedlung des Weichseldeltas durch die Mennoniten im Territorium der Stadt Elbing und in der Ökonomie Marienburg bis zur Übernahme des Gebietes durch Preußen, Marburg/Lahn 1961, 269 Seiten. Reihe: Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas, hrsg. vom Johann Gottfried Herder-Institut in Marburg.
In Digitalen Bibliotheken
- Behring, Wilhelm: Beiträge zur Geschichte der Stadt Elbing. 2. Bände Erschienen: 1.1900 - 2.1909 Digitalisat der ULB Düsseldorf
- Fuchs, Michael G: Beschreibung der Stadt Elbing und ihres Gebietes in topographischer, geschichtlicher und statistischer Hinsicht. 3 Bände, erschienen 1818 - 1852. Digitalisate der Bayerischen Staatsbibliothek
- Volckmann, Edwin: Die Originalurkunden des Elbinger Stadtarchivs. Elbing 1875. Digitalisat der ULB Düsseldorf
Archive und Bibliotheken
Archive
Bibliotheken
Zeitungsmeldungen
Memeler Dampfboot
Memeler Dampfboot vom 04.03.1873
Elbing, 26.Febr. Auf Grund des §4 der Kreisordnung vom 13.December v. J. hat der Magistrat dem Herrn Minister des Innern, dem Herrn Ober-Präsidenten v. Horn und der Königl. Regierung angezeigt, daß die Stadt Elbing fortan für sich einen eigenen Kreisverband – Stadtkreis Elbing – bilden und zu diesem Behufe aus dem bisherigen Kreisverbande ausscheiden wird. Wegen der zuvor zu treffenden Auseinandersetzung darüber, welchen Antheil die Stadt an dem gemeinsamen Aktiv- und Passiv-Vermögen des bisherigen Kreises Elbing, sowie etwa an fortdauernden Leistungen zu gemeinsamen Zwecken zu übernehmen habe, hat sich der Magistrat bereits an den Herrn Landrath Franck gewendet.
Memeler Dampfboot vom 16.03.1873
Elbing, 13. März.
Am 1. d.Mts. feierte die hiesige Liedertafel ihr 26jähriges Stiftungsfest. Außer verschiedenen Gesängen, welche für das Fest gedichtet und componirt waren, kam auch die komische Operette „Eine Nacht auf Wache“, von unserm Mitbürger Patry, Musik von Schwalm, zur Aufführung. Die durch die in dem Stücke vorkommenden comischen Scenen hervorgerufene Heiterkeit der Anwesenden, wurde noch mehr gesteigert, als vier Herren als Schwedisches Damenquartett auftraten und als Hilda Wölfsund, Amy Tiessund, Maria Ungersohn und Wilhelmine Sieglund eine (durch Garderobe) treue Copie der vor kurzem hier konzertirenden Schwedischen Damen gaben und die Gesänge: „ Jönköpings Tändstikorlabriks-Patent, Paraffinerade, Säkerhets-Tandstikor, Utan syafel och fosfor, Späl op! O Jönköping, etc.“ zum Besten gaben. Einige der Herren hatten sogar, um noch täuschender Damen copiren zu können, ihre Bärte geopfert. – […]
Der jetzt im Druck erschienene Bericht über den Stand der Gemeindeangelegenheiten pro 1872 beweist, daß unsere Stadt im steten Wachsen begriffen ist. Danach sind pro 1872 zugezogen 229 Hausstände mit 777 Köpfen und außerdem 1788 einzelne Personen, so daß der gesamte Zuzug sich auf 2565 und die Gesamt-Bevölkerung augenblicklich auf 33.489 Seelen beläuft. Da nun der Häuserbau mit der Zunahme der Bevölkerung nicht gleichen Schritt gehalten hat, so fängt die Wohnungsnoth an sich recht fühlbar zu machen und die Miethspreise sind fast um die Hälfte gestiegen. – An Mahl-und Schlachtsteuer kamen 63.445 Thlr., davon erhielt die Communal-Verwaltung als ihren Antheil 30.152 Thlr., hievon sind aber auf die Kriegsschuld 9602 Thlr. verrechnet worden. An Grundsteuer kamen auf 2387 Thlr. und an Gebäudesteuer 9496 Thlr. Der Hauptgrund der Zunahme unserer Bevölkerung ist aber der ungeheure Aufschwung unserer Industrie, denn in den großen Fabriks-Etablissements verdienen Tausende von Arbeitern ihr gutes Brod. Der Handel liegt gegenwärtig noch fast ganz still, da aber bei der jetzigen Witterung die Eröffnung der Schiffahrt zu erwarten steht, so dürfte derselbe auch bald wieder in Fluß kommen.
Memeler Dampfboot vom 20.03.1873
Herrn G. Hambruch,Direktor der hiesigen Aktiengesellschaft für Fabrikation von Eisenmaterial, ist ein Patent auf eine von ihm erfundene neue Construction eines Eisenbahnwagens ertheilt worden, welcher von dem Erfinder "hängender Doppelfederwagen" genannt wird.Die Construction hat den Zweck, die Erschütterungen des Wagens während der Fahrt, welche auf die Reisenden so außerordentlich ermüdend wirken, vollständig aufzuheben. Patente für diese Construction sind dem Erfinder bereits auch für England, Rußland und Österreich gesichert.
Memeler Dampfboot vom 11.04.1873
Elbing, 8.April. […] Sonst ist glücklicherweise bei uns die Arbeiterbevölkerung ruhig und unsere Industrie steht in voller Blüthe. Freilich sorgen die hiesigen Industriellen auch für ihre Arbeiter nach Kräften; so beabsichtigt die hiesige Fabrik für Leinenindustrie, welche auch ganz bedeutend vergrößert werden soll, nach den Beispiel der Actiengesellschaft für Fabrikation von Eisenbahnmaterial, Arbeiterwohnungen zu bauen. Hinsichtlich der jetzt immer drückender werdenden Wohnungsverhältnisse ist dies jedenfalls ein Beispiel, welches von allen Arbeitgebern berücksichtigt zu werden verdient. Auch in diesem Jahre sollen wieder zwei neue Fabriken hier am Orte entstehen, nämlich ein Kupferwalzwerk und eine Drahtnägelfabrik. Gerüchtweise verlautet, daß die Militärbehörden damit umgehen, hier noch ein Bataillon Infanterie in Garnison zu legen. So wünschenswerth dies in mancher Hinsicht auch wäre, so können wir uns doch nicht verhehlen, daß dann die empfindliche Noth an kleineren Wohnungen noch bedeutend erhöht würde, denn da keine Kasernen sind, so müßten die Soldaten auch alle in Bürgerquartieren untergebracht werden, was nach Aussage der Wachtmeister bei den zwei Escadrons Ulanen schon sehr schwer hält. Eine ordentliche fleißige Wittwe konnte zum 1.April auch keine Wohnung bekommen und mußte sammt ihren zwei Kindern mit allen Sachen zwei Tage auf der Straße liegen. Endlich gelang es ihr denn in einem Stalle, in welchem schon drei Familien wohnten, ein Unterkommen zu finden. So wohnen denn nun diese vier Familien in dem Stalle, welcher so groß wie ein gewöhnliches Zimmer ist, für jährlich 80 Thlr. (à Familie 20 Thlr.) und dabei ist dieser doch so schlecht, daß bei Regenwetter die Sachen der Armen gänzlich durchnässen. Von der Stadt ist schon eine Baracke erbaut, um Obdachlosen ein vorläufiges Unterkommen zu gewähren, aber in derselben wohnen schon ca. 30 Familien, diese müssen monatlich 15 und 20 Sgr. Miethe zahlen. […]
Memeler Dampfboot vom 02.05.1873
Elbing. Der hohe Sinn des Kaisers von Österreich hat auch daran gedacht, dem wenig bemittelten Lehrerstande den Besuch der diesjährigen Weltausstellung in Wien zu ermöglichen und hat zu diesem Zwecke 300 Professoren resp. Lehrer zur Zeit der Ausstellung eine 14tägige freie Unterkunft im dortigen Rudolfinum gewährt. Seitens der Königl. Regierung zu Danzig ist der hiesige Hauptlehrer Jakob Kusch für dieses Stipendium der Centralcommission in Berlin empfohlen worden.
Memeler Dampfboot vom 04.05.1873
Elbing. Die allgemeinen Bestimmungen des Cultusministers über Einrichtung, Aufgabe und Ziel der Volksschule vom 15. October v.J. finden von Ostern d. J. auch in unsern Volksschulen Anwendung. Es ist demgemäß von Seiten der hiesigen Schul-Deputation ein neuer Lehrplan aufgestellt worden, welcher sich der gegenwärtigen Organisation unseres Schulwesens, soweit es möglich, anschließt. Gegenwärtig besitzen wir 3 Bezirks-Knabenschulen mit je 5 Klassen, 3 Bezirks-Mädchenschulen mit je 5 Klassen, 1 katholische Schule mit 5 Klassen, 1 katholische Schule mit 4 Klassen, 1 Schule mit 2 Klassen. Dieser Verschiedenheit der innern Organisation ungeachtet, hat die Schuldeputation doch einen gleichmäßigen Lehrplan aufgestellt. Die städtischen Behörden haben nämlich schon seit Jahren vorausgesehen, daß bei der rapiden Zunahme unserer Bevölkerung unsere Volksschulen einer Erweiterung entgegengehen, so daß mit der Zeit alle mit 6 aufsteigenden Klassen eingerichtet werden müssen. Die neu erbauten Schulhäuser sind deshalb auch auf 6 Klassen berechnet und der neue Normalbesoldungsplan vom 15. October v. J. für 6 Lehrer an jeder Schule aufgestellt.
Memeler Dampfboot vom 10.05.1873
Elbing, 6.Mai. Endlich hat der Bau der höheren Töchterschule begonnen und das Gebäude wird, wenn es nach dem Entwurfe Reuters vollendet sein wird, bedeutend zur Verschönerung unserer Stadt beitragen. Das Opfer, welches die Commune bringt, ist für ihre Verhältnisse nicht gering, da der Bau auf ca. 70.000 Thlr. veranschlagt ist. Daher mißglückte auch eine Agitation, welche dahin wirkte, das Gebäude zurückzuziehen, da die dadurch entstehenden Kosten sich auf ca. 8.000 Thlr. belaufen würden. Diese Agitation verursachte in diesen Tagen eine nicht geringe Aufregung unter der hiesigen Bürgerschaft, da Urheber derselben sich sogar an die Regierung wegen dieser internen Angelegenheit wandte und der Bau auf Veranlassung derselben bis auf Weiteres eingestellt wurde. Doch schon am folgenden Tage gab die Regierung dem Beschlusse der Stadtverordneten ihre Zustimmung zum Weiterbau.
Königsberger Hartungsche Zeitung
Datum | Schlagwort | Meldung |
---|---|---|
06.10.1912 | Die Zahl der Obdachlosen | die infolge des Umzugs kein eigenes Heim auftreiben können, hat nach den „E. N. N.“ die Höhe von 148 Personen erreicht. Die Stadt hat diese Personen im Asylhaus, dem Magazingebäude und in der Turnhalle vorläufig untergebracht.[1] |
07.10.1912 | Verbreiterung des Kraffohlkanals | Aus Elbing wird uns geschrieben: Geh. Oberbaurat Reiße aus dem Ministerium für öffentliche Arbeiten und Geh. Baurat Mau = Danzig, die am Jubiläum der Firma F. Schichau teilnahmen, begaben sich Sonntag in Begleitung des Baurats Heefermehl = Elbing mit dem fiskalischem Dampfer „Holwede“ zu einer Besichtigung der zur Wasserbauinspektion Elbing gehörigen Wasserstraßen. Es wurde auch der Kraffohlkanal passiert. Bei dieser Fahrt wurde das von der Stadt Elbing entworfene Projekt für die Verbreiterung und Vertiefung des Kraffohlkanals geprüft. Es ist zu erwarten, daß der Staat zu den erheblichen Kosten eine nennenswerte Beihilfe bewilligt. [2] |
13.10.1912 | Westprußisches Taubstummenheim | Die Feier der Grundsteinlegung zum westpreußischen Taubstummenheim fand heute hier statt. Das Taubstummenheim wird eine Kleinkinderschule für vorschulpflichtige taubstumme Kinder, eine Hilfsschule für schwachbefähigte taubstumme Kinder, eine Fortbildungsschule für erwachsene männliche Taubstumme und eine Haushaltungsschule für erwachsene weibliche Taubstumme enthalten. Der Bau wird u. a. eenthalten: zwei Betsäle für beide Konfessionen, einen Festsaal, für welchen die Kaiserin ihr Bildnis geschenkt hat. Unterkunftsräume, Betten ec. für 100 gebrechliche und altersschwache Taubstumme, Werkstätten für Taubstumme, Werkstätten für taubstumme Handwerker ec. Der Bau ist so geplant, daß eine Erweiterungsmöglichkeit gegeben ist. Er dürft voraussichtlich im Winter 1914 vollendet werden.[3] |
Verschiedenes
Weblinks
- Stadtplan Elbing, Fotos mit Erklärungen [1]
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Weitere Webseiten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.
Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>ELBINGJO94QD</gov>
Quellen
- ↑ Verfasser:*. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 06.10.1912, Morgen-Ausgabe 2. Blatt 470, S. 10, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
- ↑ Verfasser: unbekannt, Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 07.10.1912, Ausgabe 471, S. 9, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
- ↑ Verfasser: xy (unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 15.10.1912, Ausgabe 484, Morgenausgabe 1. Blatt, S. 3, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz