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"Eines der ältesten Dörfer Nassaus ist Lierschied. Urkundlich wird es bereits 845 erwähnt. Das Dorf Lyerscheyt (Lierschied) war altes Königsgut und gehörte zu dem Besitz des Königs Ludwig des Deutschen. Im Jahre 845 übergibt der Karolinger laut Schenkungsurkunde das Dorf dem Kloster Kettenbach, also an eine geistliche, kirchliche Einrichtung. Das Dorf Lierschied bestand damals aus: 17 Mansen (Bauernhöfe), 4 Aripennen (Weinberge), 1 Forst, 70 Joch bebauten und unbebauten Landes sowie 64 Hörigen. 879, als das Kloster Kettenbach nach Gemünden verlegt wurde, kam auch das Dorf zum Stift Gemünden und bildete von nun an eine besondere Stiftsvogtei. Somit gehörte aller Grundbesitz dem Stift und die Einwohner waren außerdem Hörige, Leibeigene des Stifts. Der größte und damit der bedeutendste Hof der damaligen Zeit war der sogenannte "Gemündener Stiftshof". Die zum Hof gehörenden Güter waren zum Teil an das Adelsgeschlecht derer von Allendorf, zum Teil an die Adelsherren von Hohenstein und zum Teil an die Breder von Hohenstein verliehen. Der Stiftshof, der später auf die Herren von Nordeck überging, genoß als solcher auch die Vorrechte aller geistlichen Güter. So bildete er eine Freistätte und gab jedem solange Asylrecht, bis seine Freifrist abgelaufen war. 1370 verpfändete ein Ritter namens Allendorf seine Rechte und Einkünfte an und von Lierschied an den Grafen Wilhelm 2. von Katzenellnbogen. Das kam den Grafen von Katzenellnbogen sehr gelegen, weil ihre Burg Reichenberg ganz in der Nähe lag. Nachdem die Landgrafen von Hessen das Erbe der Grafen von Katzenellnbogen angetreten hatten, gingen die Rechte des Stiftes Gemünden 1568 auf diese über. Das Dorf Lierschied war nun wieder, wie ursprünglich, weltlicher Besitz. Alle grundherrlichen und gerichtshoheitlichen Rechte wurden von nun an von den Landgrafen von Hessen ausgeübt. Die niedere Gerichtsbarkeit übertrugen sie allerdings dem Grafen Friedrich von Nordeck. Lierschied und Reichenberg weigerten sich jedoch, diese Gerichtsbarkeit der Herren von Nordeck anzuerkennen, und es kam zu langwierigen Streitigkeiten mit Hessen. Doch Landgraf Moritz von Hessen wußte geschickt alle Gegenversuche der Gemeinden zurückzuweisen. Auch als im 15. und 16. Jahrhundert die Grafen von Nassau/Dillenburg das katzenellnbogische Erbe der Landgrafen von Hessen anfochten, blieb Hessen Sieger und behielt die gesamte Niedergrafschaft in Besitz. Seit 1816 gehörte das Dorf zum Herzogtum Nassau und wurde dann 1866 preußisch. - Die vielfachen Abhängigkeitsverhältnisse, in denen sich die Bauern Lierschieds befanden, verlangten unerhört große Abgaben, die an verschiedene Grundherren zu entrichten waren. Als Abgaben werden aufgezeichnet: der Zehnt, Fastnachtshühner, Rauchhühner, Martinigänse, Bede (freiwillige Abgaben), Türkensteuer, Kontributionen, Hafer- und Kornzinsen. | |||
Das Dorf Lierschied besaß bereits im Jahre 879 eine Kirche. Der Turm der alten Kirche ist recht interessant. Wir haben es hier mit einem wehrhaften Kirchturm, einem der Bergfriedkirchtürme zu tun, wie sie am Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurden. Mit den acht Metern Seitenlänge seines quadratischen Grundrisses zeigt er die Abmessungen der quadratischen romanischen Bergfriede am Mittelrhein. Der Turm ist leider nicht in seiner ganzen Höhe erhalten geblieben; das zeigen seine ungewöhnliche Mauerstärke, seine schmalen, hochgelegenen Fenster und der zweimal rechtwinkelig gebrochene hochgelegene Eingang. Von ihm aus konnte also das Dorf verteidigt werden. - Zwei Grabmäler birgt die Kirche von Lierschied. Das eine ist das Grabdenkmal des Beumung von Hohenstein. Die Inschrift ist in gotischen Großbuchstaben ausgeführt und lautet: Anna Domini 1367,8 idus Decembris obiit Beumug de Hohinstein cuius anima requiescat in pace amen. Die Grabplatte ist aus graublauem Sandstein. Er ist typisch für die Rittergrabmäler unserer Gegend. Das zweite und jüngere Denkmal ist aus rotem Sandstein gefertigt. Es zeigt die Gestalt der Maria v. Hohenstein. Die Antiquaschrift heißt: Anno Domini 1554 Suntag nach Bartholomes ist gestorben die dle und dugendsame fraw Maria von Hoenstein geboren von Stein der Gott genedig sei. Daneben besitzt die Kirche noch ein drittes Denkmal. Es ist eine steinerne Urkunde der deutschen Zerrissenheit, die dem französischen Sonnenkönig seinen Ländererwerb auf unsere Kosten ermöglichte. Das unscheinbare Kirchlein von Lierschied besitzt außerdem zwei alte Glocken. Die kleine wurde im 14. oder frühen 15. Jahrhundert von dem Meister Konrad aus Mainz gegossen. Dagegen ist die größere Glocke im Jahre 1479 von dem Glockengießer Tilmann aus Hachenburg angefertigt. Beide Glocken tragen interessante Inschriften, die eine in Majuskelform, die andere in Minuskeln. | |||
Urkunden berichten uns, daß im Jahre 1769 ein Gesundbrunnen in der Gemarkung Lierschied entdeckt wurde. Lange machte diese Entdeckung und die damit verbundenen Wanderungen nach dem Heilbrunnen von sich reden." | |||
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== Genealogische und historische Quellen == | == Genealogische und historische Quellen == | ||
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<!-- Zivilstandsregister, andere Urkunden, Volkszählung, --> | <!-- Zivilstandsregister, andere Urkunden, Volkszählung, --> | ||
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== Internetlinks == | == Internetlinks == | ||
=== Offizielle Internetseiten === | === Offizielle Internetseiten === | ||
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==Zufallsfunde== | ==Zufallsfunde== | ||
{{Einleitung Zufallsfunde}} | |||
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==Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote== | ==Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote== | ||
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[[Kategorie:Ort im Rhein-Lahn-Kreis]] | [[Kategorie:Ort im Rhein-Lahn-Kreis]] | ||
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Aktuelle Version vom 2. September 2023, 08:59 Uhr
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Rheinland-Pfalz > Rhein-Lahn-Kreis > Verbandsgemeinde Loreley > Lierschied
Einleitung
Allgemeine Information
1939
"Eines der ältesten Dörfer Nassaus ist Lierschied. Urkundlich wird es bereits 845 erwähnt. Das Dorf Lyerscheyt (Lierschied) war altes Königsgut und gehörte zu dem Besitz des Königs Ludwig des Deutschen. Im Jahre 845 übergibt der Karolinger laut Schenkungsurkunde das Dorf dem Kloster Kettenbach, also an eine geistliche, kirchliche Einrichtung. Das Dorf Lierschied bestand damals aus: 17 Mansen (Bauernhöfe), 4 Aripennen (Weinberge), 1 Forst, 70 Joch bebauten und unbebauten Landes sowie 64 Hörigen. 879, als das Kloster Kettenbach nach Gemünden verlegt wurde, kam auch das Dorf zum Stift Gemünden und bildete von nun an eine besondere Stiftsvogtei. Somit gehörte aller Grundbesitz dem Stift und die Einwohner waren außerdem Hörige, Leibeigene des Stifts. Der größte und damit der bedeutendste Hof der damaligen Zeit war der sogenannte "Gemündener Stiftshof". Die zum Hof gehörenden Güter waren zum Teil an das Adelsgeschlecht derer von Allendorf, zum Teil an die Adelsherren von Hohenstein und zum Teil an die Breder von Hohenstein verliehen. Der Stiftshof, der später auf die Herren von Nordeck überging, genoß als solcher auch die Vorrechte aller geistlichen Güter. So bildete er eine Freistätte und gab jedem solange Asylrecht, bis seine Freifrist abgelaufen war. 1370 verpfändete ein Ritter namens Allendorf seine Rechte und Einkünfte an und von Lierschied an den Grafen Wilhelm 2. von Katzenellnbogen. Das kam den Grafen von Katzenellnbogen sehr gelegen, weil ihre Burg Reichenberg ganz in der Nähe lag. Nachdem die Landgrafen von Hessen das Erbe der Grafen von Katzenellnbogen angetreten hatten, gingen die Rechte des Stiftes Gemünden 1568 auf diese über. Das Dorf Lierschied war nun wieder, wie ursprünglich, weltlicher Besitz. Alle grundherrlichen und gerichtshoheitlichen Rechte wurden von nun an von den Landgrafen von Hessen ausgeübt. Die niedere Gerichtsbarkeit übertrugen sie allerdings dem Grafen Friedrich von Nordeck. Lierschied und Reichenberg weigerten sich jedoch, diese Gerichtsbarkeit der Herren von Nordeck anzuerkennen, und es kam zu langwierigen Streitigkeiten mit Hessen. Doch Landgraf Moritz von Hessen wußte geschickt alle Gegenversuche der Gemeinden zurückzuweisen. Auch als im 15. und 16. Jahrhundert die Grafen von Nassau/Dillenburg das katzenellnbogische Erbe der Landgrafen von Hessen anfochten, blieb Hessen Sieger und behielt die gesamte Niedergrafschaft in Besitz. Seit 1816 gehörte das Dorf zum Herzogtum Nassau und wurde dann 1866 preußisch. - Die vielfachen Abhängigkeitsverhältnisse, in denen sich die Bauern Lierschieds befanden, verlangten unerhört große Abgaben, die an verschiedene Grundherren zu entrichten waren. Als Abgaben werden aufgezeichnet: der Zehnt, Fastnachtshühner, Rauchhühner, Martinigänse, Bede (freiwillige Abgaben), Türkensteuer, Kontributionen, Hafer- und Kornzinsen.
Das Dorf Lierschied besaß bereits im Jahre 879 eine Kirche. Der Turm der alten Kirche ist recht interessant. Wir haben es hier mit einem wehrhaften Kirchturm, einem der Bergfriedkirchtürme zu tun, wie sie am Ende des 13. Jahrhunderts erbaut wurden. Mit den acht Metern Seitenlänge seines quadratischen Grundrisses zeigt er die Abmessungen der quadratischen romanischen Bergfriede am Mittelrhein. Der Turm ist leider nicht in seiner ganzen Höhe erhalten geblieben; das zeigen seine ungewöhnliche Mauerstärke, seine schmalen, hochgelegenen Fenster und der zweimal rechtwinkelig gebrochene hochgelegene Eingang. Von ihm aus konnte also das Dorf verteidigt werden. - Zwei Grabmäler birgt die Kirche von Lierschied. Das eine ist das Grabdenkmal des Beumung von Hohenstein. Die Inschrift ist in gotischen Großbuchstaben ausgeführt und lautet: Anna Domini 1367,8 idus Decembris obiit Beumug de Hohinstein cuius anima requiescat in pace amen. Die Grabplatte ist aus graublauem Sandstein. Er ist typisch für die Rittergrabmäler unserer Gegend. Das zweite und jüngere Denkmal ist aus rotem Sandstein gefertigt. Es zeigt die Gestalt der Maria v. Hohenstein. Die Antiquaschrift heißt: Anno Domini 1554 Suntag nach Bartholomes ist gestorben die dle und dugendsame fraw Maria von Hoenstein geboren von Stein der Gott genedig sei. Daneben besitzt die Kirche noch ein drittes Denkmal. Es ist eine steinerne Urkunde der deutschen Zerrissenheit, die dem französischen Sonnenkönig seinen Ländererwerb auf unsere Kosten ermöglichte. Das unscheinbare Kirchlein von Lierschied besitzt außerdem zwei alte Glocken. Die kleine wurde im 14. oder frühen 15. Jahrhundert von dem Meister Konrad aus Mainz gegossen. Dagegen ist die größere Glocke im Jahre 1479 von dem Glockengießer Tilmann aus Hachenburg angefertigt. Beide Glocken tragen interessante Inschriften, die eine in Majuskelform, die andere in Minuskeln.
Urkunden berichten uns, daß im Jahre 1769 ein Gesundbrunnen in der Gemarkung Lierschied entdeckt wurde. Lange machte diese Entdeckung und die damit verbundenen Wanderungen nach dem Heilbrunnen von sich reden."
Quelle: Adreßbuch für den politischen Kreis St. Goarshausen 1939
Politische Einteilung
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirchen
Katholische Kirchen
Geschichte
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Adressbücher
- Suche im Einwohnerbuch des Kreises St. Goarshausen 1926
- Suche im Adreßbuch für den politischen Kreis St. Goarshausen 1939
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
Zufallsfunde
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Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>LIEIED_W5429</gov>