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* Stratmann, Bodo: Holtdingsbücher und Brandregister der Lippramsdorfer Mark und die Entwicklung der Markenverkörung ab 1514 (2023) | * Stratmann, Bodo: Holtdingsbücher und Brandregister der Lippramsdorfer Mark und die Entwicklung der Markenverkörung ab 1514 (2023) | ||
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Aktuelle Version vom 23. Februar 2023, 10:10 Uhr
Regional > Sprache > Amtssprache im Fürstbistum Münster > Holtdingsbuch > Telge
Beschreibung
Telge (ndd.) = Baumsprößling, insbesondere junge Eiche oder Buche
- Telgenkamp (Kamp mit einheitlicher Telgenbepflanzung als Teil der Allmende am Rande einer Mark zur Telgenaufzucht aus Stecklingen)
- Telgenbusk (Busch mit Bestand an zu Heistern ausgewachsenen Stecklingen vor dem auspotten)
- Bedeutung: In der Nähe einer Mark wurden in Bauerschaften der Kirchspiele Kämpe zur Nachzucht von Eichen- und Buchenbäumen angelegt. Waren die Stecklinge zu Heistern ausgewachsen, mußten sie in den Marken als " Telgen" "utgepottet" (ausgepflanzt) werden.
- Ursprung: „Telge“ als Steckling Teil eines Astes als Verzweigung.
- Identisch: Telge = Zelge als Teil einer Flur mit zunächst gleicher Fruchtfolge in der Dreifelderwirtschaft.
Telgengarten im 18. Jhdt. für Eichen
Ein Baum oder Telgengarten muß auf etwas erhöhtem Grund, wo überall Luft und Sonne hinkommen kann, so angelegt werden, dass Vieh keinen Zutritt hat.
Das Erdreich sollte dem Erdreich der künftigen Anpflanzug entsprechensollte aber zumindest nicht besser sein. Der Boden sollte frei von Ortstein und gut durchlässig sein.
Bodenvorbereitung
Der Boden sollte vor der Anlage im Herbst tief umgegraben oder umgepflügt werden und im Witer so liegen bleiben. Im folgenden Frühjahr und darauf folgenden Sommer wird er jeweils wiederum umgepflügt und geeggt. Nach der Erdauflockerung im Herbst des Jahres werden die Eicheln in gemachte Reihen, Rinnen oder Furchen, welche einen Abstand von zwei Fuß halten sollen, gestreut und mit einer Egge oder Harke zwei Daumen tief unter die Erde gebracht.
Eichelsaat
Die einzustreuenden Eicheln müssen reif geworden sein, vorher auf dem Balken oder in einer Kammer dünn auseinander gestreut werden, dait sie erst braun werden, und die Nachreife bekommen. Ist dies erfolgt, so wirft man sie in ein großes weites Fass mit Wasser und entfernt die oben schwimmenden. Die Verbleibenden läßt man 2 Tage und Nächte in einer Mistlaake einweichen, damit sie bitter und gegen Mäusefraß geschützt werden. Dann werden diese Eicheln, wie beschrieben, eingesetzt.
Gartenpflege
Sind die Eicheln im Folgejahr aufgegangen, müssen sie sich frei von Unkraut entfalten können. Dazu kann ein Gartenpflug eingesetzt werden.
Verpflanzung
Sind die Telgen etwa fingerdick entwickelt, so werden sie zur Herbstzeit auf einen trockenen Grund oder aber am besten zum Frühjahr auf einen feuchten Grund verpflanzt.
Ein Jahr vor der Auspflanzung in den endgültigen Standort hebt man dort 4 Fuß breite und 3 Fuß tiefe Löcher aus und läßt die augegrabene Erde ein ganzes Jahr auseinandergestreut liegen, ausgestochene Grassoden aber umgekehrt. Die Löcher sollen einen Abstand von 10 bis 12 Fuß von einander halten.
Beschneidungen
Auch einige Jahre vor der Verpflanzung, nehme man den Telgen nach und nach die Seitenreiser mit einem scharfen Messer, am vorletzten Jahr vor der Verpflanzung nur die untersten Zweige, im letzten Jahr vor der Verpflanzung dann mehrere Zweige hinauf, den Schnitt eng am Stamm, von unten nach oben.
Ausgraben zur Umpflanzung
Beim Ausgraben der Telgen müssen die Seitenwurzeln, so weit möglich, verschont werden. Die beschädigten oder gespaltenen Wurzelteile sollten man, von oben beginnend, abschneiden. Darüber hinaus sollten kleine Faserwurzeln herausgeschnitten und das Moos am Telgenfuß entfernt werden.
Endbeschneidung
Nach der Wurzelausgrabung werden von der Telge alle übrig gebliebenen Nebenzweige bis in den Gipfel weggeschnitten, so dass die Eiche allein die Krone in der Spitze behält Stüven.
Auslese
Krumm gewachsene Telgen oder an der Rinde geschädigte Stämmchen sollte man nicht verpflanzen, ebenso die mit einem geteilten Gipfel wie eine Gabel besitzen, sie taugen nicht als Bauholz.
Alter einer Eiche nach Dicke
Die Eiche entwickelt sich je nach Boden, Pflanzdichte und Pflege (Beschneidung). Die Grundlage der Schätzangaben erfolgt in Fuß: 1 Preußischer (Rheinländischer Fuß) = 0,31 m
- Stammdicke ½ Fuß = etwa 40- 60 Jahre alt
- Stammdicke ¾ Fuß = etwa 40 – 90 Jahre alt
- Stammdicke 1 Fuß = etwa 50 – 120 Jahre alt
- Stammdicke 1 ½ Fuß = etwa 80 bis über 120 Jahre alt [1]
Danach läß sich das Alter der bei den Durchzugschäden im Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763) abgehauenen Eichen im Vest Recklinghausen erahnen und deren Pflanzzeiträume vermuten.
Eichenbaum, zeitliche Preise
- 1758 Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763) Stammdicke ¼ Fuß = 10 Stüber
- 1758 Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763) Stammdicke ½ Fuß = 30 Stüber
- 1758 Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763) Stammdicke ¾ Fuß = 40 Stüber
- 1758 Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763) Stammdicke 1 Fuß = 1 Reichstaler
- 1758 Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763) Stammdicke 1 ½ Fuß = 1 ½ Reichstaler
- 1758 Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763) Stammdicke 2 ½ Fuß = 4 Reichstaler
Quelle
- Bruchhausen, Anton: Anweisung zur Verbesserung des Ackerbaues und der Landwirtschaft des Münsterlandes (1790)
- Stratmann, Bodo: Holtdingsbücher und Brandregister der Lippramsdorfer Mark und die Entwicklung der Markenverkörung ab 1514 (2023)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Stratmann, Bodo: Gewinn- und Versterbbuch des Hauses Oatendorf 1653-1663 und Examination 1687 (Lesepauker 6, 2017)