Herforder Chronik (1910)/558: Unterschied zwischen den Versionen
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sei. Für diesen großen gnadenreichen Schall (Freudenbotschaft), sage ich, sollen wir Gott danken, wie uns Paulus ein Exempel gibt bei den Römern am ersten. | |||
Dazu sollen wir auch, wie Christus uns lehret, Matthäi 9, bitten den Herrn der Erde, daß er Arbeitsleute in seine Ernte sende, d. h. daß er uns mit guten rechtschaffen guten Predigern versorge. Vor solchem Bitten zu Gott hat uns Christus ein merkliches (bemerkenswertes) Exempel gegeben, denn wie wir lesen, Lucä 6, als er wollte erwählen die zwölf Apostel, betete er zuvor die ganze Nacht zu seinem Vater auf dem Berge. Daraus vermerke, wie großes gelegen sei an guten Predigern. Aber die Welt achtet nicht groß darauf, ja sie hasset solche und wollte solcher lieber los sein. Gott aber und den rechten Christen sind rechte Prediger ein kostbar Ding, wie die Epheser an S. Paul wohl bewiesen, als er seinen Abschied von ihnen nahm Apostelgeschichte im zwanzigsten Kapitel. | |||
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'''Von den Dienern des Wortes oder Predigern.''' | |||
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Es ist zum Ersten vonnöten, wenn diese heilsame Lehre des Evangelii den Leuten vorgetragen werde, daß unter den Predikanten einer sei, dem die Sache allermeist befohlen sei, zu schaffen und zu versorgen (d. h. der da schaffe und sorge), daß einträchtige Predigt geschehe, dem Inhalt des lauteren Wortes Gottes gemäß. Denn wir wollen und müssen, mit unserm Willen oder Wissen, nicht eine Stätte geben in dieser unserer Stadt Herford den Sekten, Parteien, Absonderungen oder falscher Predigt wider das Evangelium und die Sakramente oder Obrigkeit; denn von solchen Dingen und anderen muß gelehrt werden nach dem Inhalt des Wortes Gottes. Dieser Predikant oder Superintendent, dem die Sache allermeist befohlen sei, soll in dem Münster nach der Weise wie (später) folgt, predigen, demselben müssen verschafft werden zwei geschickte, in Lehre und Leben nach der Schrift hinreichend so gelehrte Predikanten, daß sie das Volk recht lehren können, nicht allein in heimlichem Bekennen ihres Glaubens, sondern auch offenbar auf dem Predigtstuhl (Kanzel). | |||
Diese drei, nämlich der Superintendent und zwei Mithelfer sollen das Predigtamt in dem Münster folgendermaßen führen. | |||
Des Morgens um 6 Uhr oder um 5 soll ein Sermon (Predigt) gehalten werden auf dem Predigtstuhle durch einen der Kapellane eine halbe Stunde oder drei viertel von einer Stunde, über den Katechismus für das junge Volk, Knechte und Mägde. Und die Bürger sollen ihre Kinder, Knechte und Mägde fleißig dahin gehen lassen, insonderheit, da sie Lehre von Gottes Geboten, Glauben, Beten in ihren Häusern nicht lehren können, dessen sie doch vor Gott schuldig sind, zu tun. Denn führwahr, diese Lehre, ist nicht so verachtet gewesen bei den heiligen Vätern und alten frommen Christen wie zu unseren Zeiten. So hat auch S. Augustinus ein besonderes Buch von der Kinderlehre geschrieben. | |||
Der andere Kapellan soll des Nachmittags in derselben Kirche um 2 Uhr predigen über die Epistel desselben Tages, das soll umgehen die eine Woche um die andere. Zu der Hochmesse (Hauptgottesdienst) aber soll der Superintendent (über) das Evangelium predigen, desgleichen in der Woche vormittags, des Winters um 8, des Sommers um 7 Uhr am Mittwoch und Freitag. In der Woche des Donnerstags soll einer der Kapellane predigen, des Sonnabends der andere. Und diese Sermones (Predigten) in der Woche sollen kurz sein, so daß sie über drei viertel von einer Stunde nicht währen, damit die Leute wieder an die Arbeit kommen. |
Aktuelle Version vom 8. August 2018, 17:25 Uhr
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sei. Für diesen großen gnadenreichen Schall (Freudenbotschaft), sage ich, sollen wir Gott danken, wie uns Paulus ein Exempel gibt bei den Römern am ersten.
Dazu sollen wir auch, wie Christus uns lehret, Matthäi 9, bitten den Herrn der Erde, daß er Arbeitsleute in seine Ernte sende, d. h. daß er uns mit guten rechtschaffen guten Predigern versorge. Vor solchem Bitten zu Gott hat uns Christus ein merkliches (bemerkenswertes) Exempel gegeben, denn wie wir lesen, Lucä 6, als er wollte erwählen die zwölf Apostel, betete er zuvor die ganze Nacht zu seinem Vater auf dem Berge. Daraus vermerke, wie großes gelegen sei an guten Predigern. Aber die Welt achtet nicht groß darauf, ja sie hasset solche und wollte solcher lieber los sein. Gott aber und den rechten Christen sind rechte Prediger ein kostbar Ding, wie die Epheser an S. Paul wohl bewiesen, als er seinen Abschied von ihnen nahm Apostelgeschichte im zwanzigsten Kapitel.
Von den Dienern des Wortes oder Predigern.
Es ist zum Ersten vonnöten, wenn diese heilsame Lehre des Evangelii den Leuten vorgetragen werde, daß unter den Predikanten einer sei, dem die Sache allermeist befohlen sei, zu schaffen und zu versorgen (d. h. der da schaffe und sorge), daß einträchtige Predigt geschehe, dem Inhalt des lauteren Wortes Gottes gemäß. Denn wir wollen und müssen, mit unserm Willen oder Wissen, nicht eine Stätte geben in dieser unserer Stadt Herford den Sekten, Parteien, Absonderungen oder falscher Predigt wider das Evangelium und die Sakramente oder Obrigkeit; denn von solchen Dingen und anderen muß gelehrt werden nach dem Inhalt des Wortes Gottes. Dieser Predikant oder Superintendent, dem die Sache allermeist befohlen sei, soll in dem Münster nach der Weise wie (später) folgt, predigen, demselben müssen verschafft werden zwei geschickte, in Lehre und Leben nach der Schrift hinreichend so gelehrte Predikanten, daß sie das Volk recht lehren können, nicht allein in heimlichem Bekennen ihres Glaubens, sondern auch offenbar auf dem Predigtstuhl (Kanzel).
Diese drei, nämlich der Superintendent und zwei Mithelfer sollen das Predigtamt in dem Münster folgendermaßen führen.
Des Morgens um 6 Uhr oder um 5 soll ein Sermon (Predigt) gehalten werden auf dem Predigtstuhle durch einen der Kapellane eine halbe Stunde oder drei viertel von einer Stunde, über den Katechismus für das junge Volk, Knechte und Mägde. Und die Bürger sollen ihre Kinder, Knechte und Mägde fleißig dahin gehen lassen, insonderheit, da sie Lehre von Gottes Geboten, Glauben, Beten in ihren Häusern nicht lehren können, dessen sie doch vor Gott schuldig sind, zu tun. Denn führwahr, diese Lehre, ist nicht so verachtet gewesen bei den heiligen Vätern und alten frommen Christen wie zu unseren Zeiten. So hat auch S. Augustinus ein besonderes Buch von der Kinderlehre geschrieben.
Der andere Kapellan soll des Nachmittags in derselben Kirche um 2 Uhr predigen über die Epistel desselben Tages, das soll umgehen die eine Woche um die andere. Zu der Hochmesse (Hauptgottesdienst) aber soll der Superintendent (über) das Evangelium predigen, desgleichen in der Woche vormittags, des Winters um 8, des Sommers um 7 Uhr am Mittwoch und Freitag. In der Woche des Donnerstags soll einer der Kapellane predigen, des Sonnabends der andere. Und diese Sermones (Predigten) in der Woche sollen kurz sein, so daß sie über drei viertel von einer Stunde nicht währen, damit die Leute wieder an die Arbeit kommen.