Wischwill: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 7. Juli 2017, 21:17 Uhr

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Wappen von Wischwill

W i s c h w i l l

Kreis Pogegen (von 1920 bis 1939)
Memelland, O s t p r e u ß e n
___________________________________________

Blick zur katholischen Kiche in Wischwill


Hierarchie

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Das Ortsschild von Wischwill
Die Bahnhofstraße in Wischwill

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Einleitung

Wischwill (1490 und 1540 Wyschswylffen, 1785 auch littauisch Weszwilwens),
Kreis Ragnit, Ostpreußen.

Name

Der Name weist auf eine sumpfige Allmende, die nicht mit Schuhen zu betreten ist
sondern nur mit Pareisken, die im Sumpf nicht steckenbleiben.

  • baltisch „vyža“ = Bastsandale, die bis unters Knie geschnürt werden
  • preußisch-litauisch "viešvilas" = dem Gemeinwesen dienend, freisinnig, aufgeklärt


Allgemeine Information

Litauisch heißt der Ort Viešvilė.

Politische Einteilung

1940 ist Wischwill Gemeinde und Dorf.

Wischwill hatte vor dem Krieg etwa 1.600 Einwohner.
Im heutigen Viešvilė leben 1.045 Menschen (2001).

Der Mühlteich in Wischwill, gemalt von Paul Tiedtke

Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Kirche Wischwill

Evangelische Kirche

Seit 1517 gab es die evangelische Kirche und seit Anfang des 19. Jahrhunderts eine kleine katholische Kapelle.
Die erste ev.-luth. Kirche in Wischwill gab es schon unter Herzog Albrecht.
Am ehemaligen Standort der ev. Kirche wurde ein Gedenkkreuz errichtet.

Zugehörige Ortschaften

Das alte "Pfarrfürstentum" Wischwill, wie man es scherzweise wegen seiner riesigen Ausdehnung genannt hat, ist durch Abtrennungen sehr verkleinert worden.
Lange vor der Abzweigung der nach Westen gelegenen Ortschaften um Szugken herum, waren die nach Osten gelegenen Dörfer abgetrennt und 1845 zu einem
neuen Kirchspiel Schmalleningken vereinigt.

Zum Kirchspiel Wischwill gehörten 1912 folgende Ortschaften:

Abschruten (Ksp.Wischwill), Antuppen, Antgulbinnen, Auerhahn Forst, Baltupönen Dorf u. Forst, Kallwehlen, Leibgirren Forst, Neuhof Kassigkehmen, Pagulbinnen, Schönbruch Forst, Smalodarszen Forst, Szardehlen Forst, Uszballen, Usztilten, Wischwill Dorf u. Gut, Wolfsgrund Forst, Wolfspaß Forst.

Kirchenbücher

Die ev. luth. Kirchenbücher von Wischwill sind zum Teil als Originale in Berlin erhalten (Evangelisches Zentralarchiv Berlin), zum Teil als Verfilmungen des Reichsippenamtes, die heute in Leipzig lagern (Sächsisches Staatsarchiv Leipzig), überliefert. Diese in Leipzig lagernden Filme enthalten nur eine Art Familienbuch nach Ortschaften, in dem hauptsächlich die Taufen und Sterbefälle im Zeitraum von 1757-1835 ausgewertet wurden. Leider fehlen häufig die Verbindungen unter den chronologisch pro Ortschaft aufgeführten Familien. Diese Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden, wo noch Taufen von 1781-1800 und 1862-1876 nachgewiesen werden: Alle diese Register befinden sich auch im Original in Berlin.

Holzkreuz am ehem. Standort der ev. Pfarrkirche zu Wischwill

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Die in Berlin lagernden Bücher haben folgende Laufzeiten:

  • Taufen 1766-1800, 1830-1911
  • Heiraten 1766-1874
  • Sterbefälle 1767-1861, 1883-1916
  • Familienregister 1757-1835, 1868-1879, wohl auch 1834-1867 (Nr.3619)

Außerdem gibt es in Berlin noch Namensregister, die weiterführen können:

  • Taufen 1905-1944
  • Sterbefälle 1780-1868 (ohne Kinder), 1883-1905


siehe: Kirchbuchbestände Kreis Pogegen

Die katholische Kirche in Wischwill

Katholische Kirche

Eine katholische Gemeinde gab es in Riedelsberg, einem Ortsteil von Wischwill.
Die heutige katholische Kirche der Verwandlung Christi steht nördlich vom Ort am Waldrand. Der Neubau einer katholischen Kirche ist geplant und auf dem Grundstück, das dem alten Friedhof von Wischwill gegenüber liegt, wurde bereits ein hohes Kreuz errichtet. Hier soll nach Aussage von A. Liaudaitis die neue katholische Kirche gebaut werden

Kirchenbücher

Die kath. Kirchenbücher von Wischwill-Riedelsberg lagern im Diözesanarchiv in Allenstein; Verfilmungen sind auch bei den "Mormonen" vorhanden.

  • Taufen 1863-1940
  • Heiraten 1864-1940
  • Sterbefälle 1924-1928

siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Pogegen


Standesamt

Wischwill gehörte 1888 zum Standesamt Wischwill.

Standesamtsregister

Logo Leerstelle.jpg Die Standesamtsregister von Wischwill sind verschollen.


Bewohner


Geschichte

Die Wischwiller Kornmühle geht 1748 in Erbpacht an Johann Heinrich Schulz. Mühlenteich mit Staudamm und Mühlengebäude mit Wasserrad bestehen bereits seit Anfang des 18.Jahrhunderts.

Nach der Gründung des Herzogtums Preußen 1525 wurde das rechte Memelufer immer intensiver besiedelt. Unter den vielen Dörfern und Gutshöfen bildeten sich folgende wichtigere Zentren: Wischwill, Willkischken, Piktupönen und Werden, die zu Kirchspielzentren wurden.

Die Entwicklung bis Ende des 19. Jahrhunderts

Wischwill war am Anfang des 19. Jahrhunderts ein eigenartiges Konglomerat. Neben dem Kirchdorf gab es noch den adligen Gutshof, Wassermühlen, Sägewerke, eine Papierfabrik, ein Walkwerk, eine Messingschmiede und die adligen Dörfer Leibgirren und Pagulbinnen. Insgesamt gab es dort 56 Anwesen mit 496 Einwohnern. Von alters her war Wischwill als das wichtigste Industriezentrum rechtseitig der Memel bekannt.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die adlige Gemeinde Wischwill 109 Anwesen mit 470 Einwohnern. Das adlige Gut Wischwill besaß zusammen mit dem Dorf Leibgirren zur gleichen Zeit 127 Anwesen mit 533 Einwohnern. 1885 verteilten sich in der Gemeinde Wischwill auf 133 Anwesen 517 Einwohner. Auf den Ländereien des Wischwiller Gutes befanden sich außerdem in 127 Anwesen 533 Einwohner.

Die hiesige Industrie lief auf Touren. Die Sägewerke bewältigten das aus dem großen Wischwiller Wald herkommende Holz und leiteten ihre Produkte auf dem Wasserweg der Memel nach Tilsit, Königsberg und noch weiter westwärts. Die neue Chaussee an Stelle der alten Straße hat die Landverbindungen nach Tilsit, Heydekrug und Memel wesentlich verbessert. Gleichzeitig hat allerdings die große Industrie-Revolution und das rasante industrielle Wachstum in Deutschland, das auch die Städte Ostpreußens erfasste, die Bedeutung des Industrie-Standorts Wischwill gemindert.

Die in Deutschland rasch wachsende Metallindustrie mit ihrer preisgünstigeren Produktion belastete die Rolle der alten Hammerwerke in Wischwill. Mit den am Ende des 19. Jahrhunderts entlang der Memel errichteten Zellulose- und Papierfabriken mit ihren hochwertigen und preiswerten Papiererzeugnissen konnte die alte Papierfabrik Wischwills ebenfalls nicht konkurrieren. Und die besser gewordenen Verbindungen erleichterten die Anlieferung vieler preisgünstiger Erzeugnisse von überall her, die dann das hiesige Gewerbe zu anderen Erwerbsquellen verdrängten.

Die Situation um 1914

Ansicht aus Wischwill: In dem vorderen Gebäude befand sich früher die Drogerie, in dem hinteren die Raiffeisenkasse. (Foto: Kestutis Tolvaisa 2007)

Wischwill war vor dem Ersten Weltkrieg eine größere Gemeinde mit 1600 Einwohnern. Im Ortszentrum, in einem großen Parkgelände, hatte in einem stattlichen schlossartigen Gebäude das Forstamt seinen Sitz, dem acht Förstereien zugeordnet waren, die für die überaus großen Waldflächen der Umgebung verantwortlich waren.

Das lang gestreckte Dorf Wischwill hatte drei Kleinbahnstationen, ein Post-, Telefon- und Telegrafenamt, sowie eine von der örtlichen Bauernvereinigung getragene Spar- und Darlehenskasse. Mehrere Güter und zahlreiche Bauernhöfe betrieben eine intensive Vieh- und Getreidewirtschaft. Seit 1767 arbeiteten hier ein Kupfer- und Eisenhammerwerk und eine Papiermanufaktur für Büttenpapier. 1840 wurde eine Papiermaschine (als erste in Ostpreußen) in Betrieb genommen. Sie nutzten, wie auch die seit Jahrhunderten bestehende Walk- und Mahlmühle, die Wasserkraft des Wischwill-Flusses.

1902 errichtete die Holzindustrie AG Wischwill ein modernes Sägewerk (mit eigener Kraftzentrale), das sich zum größten nördlich des Memelstromes entwickelte. Daneben gab es zwei weitere Sägewerke, die das Rohstoffangebot der umliegenden Wälder nutzten, sowie eine Molkerei und Käserei, drei Schmieden, mehrere Tischlereien und Stellmacherbetriebe. Es gab einige wichtige Großhandelsbetriebe für Baustoffe und Holz, sowie viele Geschäfte mit einem vielseitigen Angebot und zahlreiche kleinere Handwerkerbetriebe. Wischwill war ein Zentrum der Memelschifffahrt mit großen Lastkähnen. Zahlreiche Schifferfamilien wohnten in Wischwill, ihre so genannten Boydaks überwinterten auf der alten Memel.
Wischwill war der kulturelle und kirchliche Mittelpunkt einer großen Region beiderseits des Memelstromes.

Seit 1517 gab es die evangelische Kirche und seit Anfang des 19. Jahrhunderts eine kleine katholische Kapelle. Es gab Ärzte, Hebammen, eine Apotheke, eine freiwillige Feuerwehr, sowie fünf Gasthöfe und ein Hotel mit großem Festsaal und einer Theaterbühne. Das Vereinsleben war sehr ausgeprägt, u. a. gab es Sänger-, Theater-, Sport-, Jagd- und Anglervereine, sowie sozial tätige Frauenvereine.

Das Amtsgericht in Wischwill, Kestutis 2007
Die Schule in Wischwill, Kestutis 2007
Häuser in Wischwill, Kestutis 2007
Der Mühlteich in Wischwill, Kestutis 2007

Wischwill war Verwaltungsmittelpunkt des Amtsbezirkes mit zahlreichen kleineren Ortschaften und der eigentlichen Dorfgemeinde. Neben einer achtklassigen Volksschule gab es eine dreiklassige Gymnasialausbildung und eine Mittelschule. Im Laufe der Jahrzehnte hatte sich ein Dorfzentrum mit schönen und massiven Verwaltungs-, Geschäfts- und Wohngebäuden entwickelt. Wischwill mit der bevorzugten Lage am Memelstrom galt inmitten der Wald-, Wiesen- und Flusslandschaft als ein besonders schönes Dorf. Erster Fremdenverkehr hatte sich entwickelt und wurde später eine wichtige Erwerbsquelle. Wischwill wurde sogar behördlich anerkannter Luftkurort und als solcher bekannt und besucht von Gästen aus Memel, Kaunas, Tilsit, Königsberg und Berlin.

Ein besonderer Anziehungspunkt im urtümlichen Landschaftsgebiet des Wischwill-Flusses im Juraforst war der Waldspielplatz am verschwiegenen Hammerteich. Hierhin wanderten viele städtische Ausflugsgäste, nachdem der Memeldampfer bei Wischwill angelegt hatte.

Die Entwicklung zwischen 1918-1945

Die am rechten Ufer der Memel gelegenen Wohnorte wurden zu bedeutenden Zentren des größeren Schmuggels. Die Toleranz der litauischen Zöllner war in diesem Gebiet nicht sehr groß, und es wurde auch schon mal auf flüchtende Schmuggler geschossen.

Einen deutlichen Einwohnerzuwachs hatten Schmalleningken und Wischwill zu verzeichnen, die sich zu gut geordneten Städtchen entwickelten.
Bis Ende 1944 hatten sich somit am rechten Unterlauf der Memel folgende größere Gemeinwesen gebildet: Schmalleningken als ein über Jahrhunderte gut entwickelter Grenzort und ein großer Binnenhafen; Wischwill als ein Industrie- und Holzverarbeitungszentrum; Pogegen als eine sich schnell entwickelnde neue Kreisstadt; Heydekrug als eine bedeutende Stadt des Memeldeltas und schließlich Ruß, das schon über die Jahrhunderte hinweg als die „Hauptstadt der Fischer“ galt.

Die Entwicklung nach 1944 / 1945

Größere Rückzugsgefechte der Deutschen fanden in der Umgebung von Tilsit statt, dabei wurde ein Teil der Gebäude Pogegens zerstört. Auch in Schmalleningken und Wischwill wurden einige Gebäude beschädigt.

Die eigentliche Zerstörung aller historischen Wohnorte in diesem Gebiet begann erst in der Sowjetära. Die während der Kriegshandlungen beschädigten bedeutenden Gebäude wurden nicht mehr renoviert, sondern einfach abgetragen. So verschwanden die großen evangelisch-lutherischen Kirchen von Schmalleningken und Wischwill.

Das herrschende Regime vernichtete damit den kulturellen und historischen Nachlass dieses Gebietes. In Schmalleningken wurde der jüdische Friedhof, in Wischwill der evangelisch-lutherische Friedhof vernichtet und die dort vorhandenen Grabmale als Baumaterial verwendet.

Die heutige Situation

Wischwill Wappen.jpg

In den letzten Jahren begann eine paradoxe „Verdeutschung“ der alten Wohnorte im Memelgebiet. Die Planer dieses Gebietes, denen die städtebaulichen Traditionen der Region unbekannt geblieben sind, versuchen, der neuen Mode des Historismus folgend, die hier noch erhalten gebliebenen alten Gebäude nach solchen westdeutschen Vorbildern zu überarbeiten, die weder für das Memelgebiet noch für das ehemalige Preußisch-Litauen im ganzen genommen charakteristisch sind. Damit wird die Eigenart dieser historisch gewachsenen Wohnorte mit den für dieses Gebiet typischen Zügen ihrer Ortsbilder weiter vernichtet.

In Wischwill finden sich als Reste der vormals hier ansässigen Industrie eine Kette von Dämmen am Wischwill-Fluss. All diese Mühlen, Eisenhammerwerke, Papier- und Walkwerke, die hier an diesen Dämmen standen, wurden von dem niederfallenden Wasser der schnell fließenden Wischwill in Bewegung gebracht. Näher zur Memel hin gibt es noch Spuren der großen Sägewerke, die hier seinerzeit ihre Erzeugnisse westwärts verschifften.

In den Randgebieten Wischwills haben sich noch die Häuser erhalten, in denen seinerzeit die Wald- und Sägewerksarbeiter untergebracht waren. Auch der besonders gestaltete Stadtplan (zwei durch den Fluss getrennte Ortsteile) von Wischwill hat sich gut erhalten. Auch mehrere stattliche Häuser haben hier „überlebt“, so die alte Schule, das ehemalige Gerichtsgebäude (heute ein Kinderheim), Reste vom Anwesen des Forstamtes und einige schöne Bauten entlang der Chaussee. Am westlichen Ende von Wischwill stehen auch das vielmals
umgestaltete katholische Kirchlein und die Gebäude der alten Molkerei.

Wenn auch während der Sowjetära die Kleinbahn vernichtet wurde, so blieben in Wischwill die Reste der dazugehörenden malerischen Brücke aus roten Ziegeln über das Flüsschen, der Bahndamm (mit den zwei Wischwiller Bahnhöfen) als bedeutende Spuren davon erhalten. [3]

Geschichte des Gutes Wischwill

Wischwill Gut.jpg
Wischwill auf dem Messtischblatt

Im 13. und 14. Jahrhundert ist das Gebiet um das heutige Dorf Wischwill ein Apanagengut litauischer Großfürsten gewesen, nämlich eines Urenkels vom Großfürsten Remund, Herrschers von Uktana, Namens Wiszewiltis, dessen Schildzeichen ein Seepferdchen war; so heißen noch heute Girschunen nach dem litauischen Fürsten Girski, Gedminnen nach Gedomin usw. Herzog Albrecht hat auf einer Reise persönlich den Platz zur Kirche in Wischwill ausgesucht, durch deren Erbauung er den schnelleren Niedergang des hier noch lebenskräftigen Heidentums erhoffte.

Im Beginn des 18. Jahrhunderts war das von herrlichen Waldungen umschlossene Gut im Besitz der alten Adelsfamilie von Buchholz, deren Einkünfte bei den derzeitigen geringen Holzpreisen wohl vieles zu wünschen übrig ließen, so daß der polnische Kapiän Christoph Heinrich von Buchholz am 5. November 1740 ein Darlehen von 3000 Talern aufnehemen musste, das sein Gläubiger Amtmann Domhardt in Althof-Ragnit hypothekarisch auf Wischwill eintragen ließ.

Die Witwe des Kapitäns trat am 22. Mai 1744 das Gut ihrem Schwager in Riga Oberst Friedrich von Buchholz ab, der es aber noch im selben Jahr unter Anrechnung der Hypothek an den genannten Amtmann Johann Friedrich Domhardt (den späteren Oberpräsidenten von Domhardt) für 7150 Taler verkaufte. Schon 1730 hatte ein Jude namens Schlomka hier eine Juchtenfabrik angelegt, auch besaß dieser "Schutzjude" Krug und Fähre in Szagmanten. Zum Gute gehörten: 7 Bauern zu Weszeningken, Pagulbinnen und Leibgirren, die Vorwerke Birkenfeld, Patrapönen und Aszolienen nebst Ländereien in der Pakrebsch. Im Ort ein Krug. Patrapönen trat Domhardt dem Major von Krahn für 1100 Taler ab.Die Wischwiller Begüterung brachte schon 1758 einen jährlichen Reingewinn von 1000 Talern bei einem Gesamtwert von 15000 Talern. Nach Einverleibung des Gutes Lenken wird er Wert in den Vasallentabellen von 1771 auf 66666 Taler 60 Groschen angegeben!

Inzwischen war mit dem Anfang des Jahres 1757 eine Zeit des Schreckens für die Provinz angebrochen, die dann auch bald darauf durch die russische Invasion verwüstet und geplündert werden sollte. Auch Wischwill entging diesem traurigen Schicksal nicht, und der Zufall fügte es, dass Domhardt mit eigenen Augen zusehen musste, wie sein Gut von den Russen in Brand gesteckt wurde. Sein Biograph Jester berichtet, dass der Kammerpräsident, als er zur Leitung des Verpflegungswesens die den Apraxinschen Truppen folgenden Husaren begleitete, gerade an dem in Flammen aufgehenden Wischwill vorübergefahren sei; bei diesem schmerzlichen Anblick sprach der durch rastlose Tätigkeit und opferfreudigen Patriotismus hochverdiente Mann mit stoischer Ruhe: "Im Dienst des Königs habe ich's erworben, im Dienst des Königs verliere ich es wieder; durch Fleiß erlangte ich Vermögen, und nun werde ich wieder arm; doch der Dienst geht vor - reisen wir weiter!!-"

Das Gut lag noch Monate lang als vollständige Ruine da, weil nicht nur die Mittel, sondern auch die Zeit zur Wiederherstellung fehlten. Bei der Besitzergreifung des Landes durch die Russen hatte die Königsberger Regierung es vorgezogen, Ostpreussen zu verlassen (!), umsomehr, als der König den Befehl gegeben, daß die Beamten nebst den Kassen nach Pommern gehen sollen, nur Domhardt hatte dem entgegen den Mut gefunden, in dem unglücklichen Lande auszuharren; vergebens bat er durch den Feldmarschall Lehwald den König, wenigstens etwas reguläre Truppen in Ostpreußen zu belassen, damit dessen Bewohner nicht durch neue Unmenschlichkeiten zu Tode gepeinigt werden. Bekanntlich gab Friedrich der Große die Provinz preis, in der so die Jahrzehnte langen Mühen seines wahrhaft großen Vaters um die Kultur des Landes vernichtet wurden.

Daß Domhardt, der eine unglaublich anstrengende Tätigkeit auf seinem gefahrvollen Posten entfaltete, keine Zeit fand, sich um die Sache der eigenen Güter zu kümmern, leuchtet ein. 1771 war des Präsidenten Sohn Just Friedrich Domhardt kurze Zeit Besitzer von Wischwill, das sich um 1765 durch Erwerbung von 10 Hufen oletzkoisch königliches Bauernland vergrößert hatte; es geschah dieses im Wege eines Tausches, indem Domhardt dem Fiskus anderweitiges, im Amt Grumkowkeiten ihm gehöriges Land abtrat.

1767 errichtete er eine für damalige Zeit hochbedeutsame Industrie, nämlich eine Papiermühle nach holländischer Art und erwirkte vom König das Privileg, daß 15 Meilen im Umkreise keine derartige Mühle errichtet werden dürfe; ebenso erhielt er in diesem Bezirk die Bewilligung zum alleinigen Lumpensammeln! Nach sechs Freijahren entrichtete er dafür einen Zins von 40 Talern jährlich. 1777 stand der Oberpräsident in Verkaufsverhandlungen mit dem Kammerherrn von Rüdiger, und als das Geschäft sich zerschlug, verpachtete er die Wischwiller Güter aufs neue, die dadurch einen Mehrertrag von 700 Talern einbringen; ihr Wert ist 1777 40000 Taler. Daselbst befanden sich 1784 noch eine Walk-, Mahl-, Schneide- und Ölmühle und ein Kupferhammer.

Nach dem am 21. November 1781 erfolgten Ableben Domhardts erhielten seine Töchter die Wischwiller Begüterung, verkauften sie aber nach wenigen Jahren an Christian Donalitius, bisherigen Besitzer von Kurschen, ein Sohn des Amtsrats Albrecht Donalitius, der einst bei dem damaligen Generalpächter Domhardt in Althof-Ragnit Schreiber gewesen. Christian vermählte sich mit Regina Philippina Kautius aus Nassauen. Von deren 11 Kindern ist Dorothea mit dem Gutsbesitzer Dreßler auf Ablenken vermählt; nach dem Tode der Mutter übernahm der 1794 geborene Eduard Donalitius das väterliche Gut, dessen Bewirtschaftung er, bei fortwährender Kränklichkeit, seinem Neffen Eduard Kautius übergab, der den Onkel 1839 unter Übergehung anderer Erben beerbte.

Als Kautius unvermählt starb, gelangte das Gut, von dem die Vorwerke schon abgetrennt waren, in den Besitz seiner Schwester, Witwe des Papiermühlenbesitzers Riedel. Von ihr ging es auf den Gatten einer ihrer Töchter, Major Schmidt, über, der diesen Besitz nach einem Jahrzehnt, Ende des 19. Jahrhnderts, an die Fabrikbesitzer Hildebrandt verkaufte. Somit war die völlige Zersplitterung des schönen Gutes und die Abholzung seiner großen Waldflächen herbeigeführt. Der ehemalige Gutshof ist Hofstelle der neu eingerichteten Oberförsterei.[4]


Alte Ansichten

Das Mühlenwehr im Sommer 1942
Der Eisenhammerteich
Das Forstamt
Die Forstkasse
Die Schule
Blick auf die Dorfstraße
Gut Riedelsberg (Familie v. Knobloch)
Alte Mühle
Ansichtskarte
Oberfösterei am Mühlenteich
Vierklassige Schule


Gemalte Ansichten

Haus der Familie Tiedtke in Wischwill (gemalt von Paul Tiedtke)
Die Diele im Haus Tiedtke (gezeichnet von Paul Tiedtke)


Haus Tiedtke (gezeichnet von Paul Tiedtke)
Haus mit Brunnen in der Nachbarschaft (gezeichnet von Paul Tiedtke)


Verschiedenes

Memeler Dampfboot.jpg

Memeler Dampfboot

12. Dezember 1933: Bestrafungen durch den Kommandanten Von der Kommandantur wird uns mitgeteilt: Der Kommandant hat bestraft: den Angestellten bei der Wischwiller Schneidemühle Herbert Strehl, welcher deutscher Staatsangehöriger ist, mit 1000 Lit oder zwei Monaten Gefängnis und den litauischen Staatsangehörigen Paul Hirschbeck aus Wischwill mit 500 Lit oder einem Monat Gefängnis, weil sie am 23. September dieses Jahres ohne Genehmigung des Kommandanten eine Anzahl junger Leute geheim nach dem Wischwiller Walde eingeladen hatten, um mit ihnen Uebungen militärischer Art abzuhalten und Schützengräben anzulegen. Am 23. September dieses Jahres, um 6 Uhr nachmittags, stieß die Grenzpolizei auf dem Sportplatz im Wischwiller Walde auf eine Anzahl junger Leute, die im Geheimen zusammengekommen und, durch Posten gesichert, von dem deutschen Staatsangehörigen Strehl und dem litauischen Staatsangehörigen Hirschbeck, beide aus Wischwill, Instruktionen und Anweisungen erhielten, wie sie Schützengräben anzufertigen haben. Als das Eintreffen der Grenzpolizei bemerkt wurde, gaben die von ihnen ausgestellten Wachen vorher festgesetzte Warnungssignale, worauf die Erwachsenen unter dem Schutz der Dunkelheit unerkannt in dem dortigen Wald verschwanden. Strehl und Hirschbeck sowie einige minderjährige Teilnehmer wurden festgestellt.


Memeler Dampfboot vom 14.08.1930

Wischwill, 13.August – Alte Mär

Vor vielen, vielen Jahren, noch lange vor dem großen Sterben von 1709, wurde die hiesige Gegend von einer schrecklichen Seuche heimgesucht, die ungezählte Opfer forderte und „schwarzer Peter“ genannt wurde. Auch unser Dorf blieb von dieser Plage nicht verschont. Die Menschen starben familienweise dahin, ohne daß ihnen jemand hätte Hilfe bringen können. Auch die Bemühungen eines Arztes namens Zieser, der damals hier lebte, waren vergeblich. Als sich die Zahl der Einwohner immer mehr lichtete, empfand er ein Grauen vor diesem Würger und flüchtete, mit Lebensmitteln für längere Zeit versehen, in eine neben dem Ort liegende Bruchwildnis, wo er sich wochenlang verborgen hielt. Als er dann wieder ins Dorf zurückkehrte, war kein Mensch mehr am Leben. Später kamen Einwanderer und nahmen von den verödeten Ländereinen Besitz. Ein neues Geschlecht wuchs heran. Die Bruchwildnis aber blieb mit dem Namen jenes Arztes verbunden. Auch später, als er der fortschreitenden Kultur unterlag, behielt diese Flur den Namen Zieserbruch und hat sich als solcher im Volksgedächtnis erhalten bis auf den heutigen Tag. Ein Träger des Namens Zieser war um 1780 Meister in der Wischwiller Papierfabrik.


Memeler Dampfboot vom 08.08.1930

Der Altertumsfund in Wischwill von O. Schwarzien, Kerkutwethen Vertrauensmann des Memeler-Landes-Museums

Vor einigen Wochen ist, wie schon kurz gemeldet, in Wischwill ein größerer Altertumsfund gemacht worden. Fundort ist die sogenannte Schwedenschanze auf dem Gelände des Sägewerkes. Diese Schanze, in Wirklichkeit wohl ein natürlicher Berg, liegt am Südrande des Dorfes, hart an den Memelwiesen, etwa 200 Meter von der Alten Memel entfernt, und war ehemals von Wald umgeben. Sie selbst ist auch heute noch mit Laub- und Nadelbäumen bestanden, zwischen welchen zahlreiche Wacholdersträucher wuchern. Die Größe des Berges wird auf etwa 50 Aar geschätzt. Auf seinem südlichen Teil steht, umgeben von Gartenanlagen, die Villa des Sägewerkdirektors Herrn Schimanski.

Schon bei der Erbauung der Villa vor dreißig Jahren, als man den Bauplatz einebnete, sind mancherlei Altertümer zu Tage getreten, welche damals ihren Weg in das Prussia-Museum zu Königsberg fanden. Seitdem hat sich wohl niemand um diesen vorgeschichtlichen Platz bekümmert, bis nun durch Zufall (nämlich bei der Begrabung eines als tollwutverdächtig getöteten Hundes) wiederum verschiedene prähistorische Gerätschaften ans Licht gekommen sind und das Interesse der Heimatforscher auf sich gelenkt haben.

Die Fundstelle liegt auf der höchsten Erhebung des Berges. Sie lieferte folgende Stücke aus Eisen: 21 kampfunfähig gemachte, also hakenförmig umgebogene Speere mit hohlem Schaftloch, fünf schneckenförmig zusammengerollte, lange Schwerter, zum Teil mit Knauf, ein etwa 80 Zentimeter langes Schwert, auf dem noch die Scheidenspitze aus Bronze steckt, mehrere gerade und umgebogene Schwert- und Speerspitzen, vier Zaumgebisse, sechs verschieden geformte Steigbügel und ein Sporn mit Bronzedorn. Ferner wurden folgende massiv bronzene Stücke vorgefunden: 22 Schmuckringe für Hals, Arme und Finger, sowohl glatte als auch strickförmig gerollte, darunter ein besonders großer. Dieser ist kleinfingerdick, hat neun Spiralwindungen und das kolossale Gewicht von 1 Kilo und 10 Gramm. Zwei breite, glatte Armbänder, vier verschiedene Fibeln, eine Spiralfeder und mehrere andere, nicht bestimmbare Gegenstände, sowie auch das Oerende einer Nadel aus Knochen. Daß bei der Grabung viele Stücke vernichtet worden sind, wovon übrigens die zahlreich vorhandenen Bruchteile zeugen, ist bedauernswert. Umso dankbarer aber ist es zu begrüßen, daß Direktor Schimanski, den heimatkundlichen Wert der Funde erkennend, die Grube sofort schließen ließ und ein weiteres Suchen untersagt hat. Die genaue Untersuchung und Ausbeutung dieses prähistorischen Platzes soll fachmännischen Kräften vorbehalten bleiben und die bisher gemachten Funde im Museum ihren Platz finden. Noch sei erwähnt, daß Knochenreste nur in verschwindend geringer Zahl gefunden wurden, und auch diese waren so vergangen, daß sie schon bei geringer Berührung zu Staub zerfielen.

Im Volke lebt die Ueberlieferung, daß die Schwedenschanze zur Zeit der Ritter einen festen Turm getragen habe, von dessen Spitze man sich mit der Burg Ragnit durch Zeichen verständigen konnte. In ihrem Innern aber soll, wie die Sage berichtet, ein Schimmelreiter auf kopflosem Pferde sein Wesen treiben und in stürmischen Nächten, in denen er an die Oberfläche kommt, furchtsame Personen in Schrecken setzen.

Verschiedenes

Memeler Dampfboot vom 10.08.1933

Ergebnisse zu den Wahlen der Gemeindeorgane im Kreise Pogegen

Wischwill: Gemeindevorsteher wurde Gustav Lagerpusch, erster Schöffe Karl Hirschbeck, zweiter Schöffe Ernst Gerhard und Ortskassenrendant Besitzer August Lagerpusch.


Karten

Wischwill auf der Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000


Wischwill und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1862
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Wischwill, Ausschnitt von einem Messtischblatt, Stand nach 1938,
(mit nachträglich eingefügten russ. Ortsnamen).


Wischwill im Messtischblatt 0999 Baltupönen, 09100 Wischwill, 0899 Szugken und 08100 Leibgirren (1913-1937) mit den Gemeindegrenzen von 1938, Maßstab 1:25000
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Wischwill auf der Karte des Landkreises Pogegen(1920 - 1939)


Forst Wischwill im Messtischblatt 0999 Baltupönen, 09100 Wischwill, 0899 Szugken und 08100 Leibgirren (1913-1937) mit den Gemeindegrenzen von 1938, Maßstab 1:25000
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie



Persönlichkeiten

Auszug aus: Hans-Wolfgang Quassowski, Die von den Russen 1758-1762 in Ost- und Westpreußen angestellten Beamten. In: Familiengeschichtliche Blätter, 20. Jg., Heft 4 1922. (Daten nach dem russischen und gregorianischen Kalender).

Naugardt, Friedrich Michael, Stud. theol., zum Präzentor-Adjunkt in Wischwill 6./17.5.1762 [aus Gumbinnen, nach Besuch der Schule in Insterburg, 5.5.1753 an der Universität Königsberg immatrikuliert; 26.5.1769 in der Schloßkirche Königsberg zum Pfarradjunkt für Pillupönen ordiniert, später dort Pfarrer, + 18.3.1793].

Wengorovius, Johann Friedrich, Pfarrer in Wischwill, zum Pfarrer in Werden 30.9./11.10.1759 [1728 Student in Königsberg].


Literatur

Internetlinks

Offizielle Internetseiten

Teilauswertung zu Wischwill: Memelland, OFB


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>WISILLKO15EB</gov>

Quellen

  1. Michel-Katalog Deutschland-Spezial 2014 - Band 1: 1849 bis April 1945
  2. Michel-Katalog Deutschland-Spezial 2014 - Band 1: 1849 bis April 1945
  3. Quelle: Martynas Purvinas, "Historische Orte am Unterlauf der Memel", übersetzt von Gerhard Lepa, aus dem Jahrbuch Annaberger Annalen
  4. Jenny Kopp, Beiträge zur Chronik des ostpreußischen Grundbesitzes, 1913