Halfe: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Halfe''', auch Halbwinner genannt, war ein Pächter der ursprünglich gegen Abgabe der Hälfte des Ertrages als Pacht an den Grundherrn einen Hof bewirtschaftete.
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Häufig wurde der Halfe entsprechend des Besitzers oder der Lage seines Hofes näher bezeichnet.
==Bedeutung==
 
Der '''Halfe''' ist ein Pächter mit besonderem Pachtvertrag.
 
Bei dieser Pachtform erhält bzw. behält der Pächter einen bestimmten Betrag des Rohertrags des Grundstückes. Namengebend ist hier die Hälfte. Es gab aber auch Drittelspacht (Drittelsbau) und Viertelspacht. Dabei wird entweder ein ganzes Gut mit allem Zubehör dieser Art verpachtet, i.E. der Anwesenteilbau oder Hofteilbau, oder aber einzelne Äcker. Nicht selten hat der Pächter daneben Eigentum oder normales Pachtland, also gegen einen Geldwert gepachtetes Land. In manchen Fällen bestellt der Pächter aber auch mit seinem Gespann und Gerät das Gut des Verpächters, so dass es sich eigentlich um einen (befristeten) Arbeitsvertrag handelt, Arbeitsteilbau oder Fronbau <ref>von altdt. "fro" = Herr, Genitiv "fron" = des Herrn, also die Arbeit des bzw. für den Herrn; vgl. [[Frondienst]]</ref> genannt.
 
In der Regel erhält bzw. behält der Halfe die eine Hälfte des Rohertrages, der Eigentümer die andere. Dies wurde regional verschieden als
* Teilbau
* Halbbau
* Halbkörnerwirtschaft
* Halbpacht
* Halbscheidwirtschaft
* Halbteilwirtschaft
* Halbwinnerwirtschaft
* Halfenbau
* Halfenwirtschaft
* cultura dimidia
* bail à métaierie
* métayage {a mis friuts}
* medianeria
* mezzadria
* mezzeria
bezeichnet. <ref>{{Haberkern-Wallach}}</ref>
 
Andere seltenere Deutungen interpretieren den Halfen als einen Bauer, der die Hälfte eines bestimmten Landstriches bewirtschaftete. <ref>DEUTSCHES RECHTSWÖRTERBUCH (DRW). Wörterbuch der älteren deutschen (westgermanischen) Rechtssprache. Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Internet: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/ (07.07.2005)</ref>
 
==Älteste Vorkommen==
* 1291 wird in Schaffhausen "ein halber, der uf eines burgers wingarten sizzet" erwähnt.<ref>Der Schaffhauser Richtebrief : die ältesten Satzungen der Stadt aus dem Jahre 1291 Hrsg. von Johannes Meyer. - Schaffhausen : Brodtmann, 1857. - 54 S.</ref>
 
==Variationen==
Regional unterschiedlich heißt der Halb(e)(mann) ((Mittel-)Hochdeutsche Bezeichnung) auch Half(e)(mann) ((Mittel-)Niederdeutsche Bezeichnung). Weitere Bezeichnungen gleichen Ursprungs und anderer Sprachräume:
 
* Halbe
* Halbmann
* Halb(part)pächter
* Halbwinner
* Hallefe (Dialektform im Rheinland) <ref>[[Herbert Weffer|WEFFER, Herbert]], Von aach bes zwöllef, Ein Bönnsches Wörterbuch, Hrsg.: [[WGfF]] Bezirksgruppe Bonn, 2. Auflage, Bonn: 2000.</ref>
* Halfmann
* Hälftner
* Halfwinner
* Halfwinre
* [[Halbbauer]]
* Halbleute
* Halfleute
* métayer
* medianero
* metatiere
* Polownik
* Teilbauer
 
==Spezialfälle==
Häufig wurde der Halfe nach dem Besitzer oder der Lage des gepachteten Hofes näher bezeichnet.


Beispiele hierfür sind:
Beispiele hierfür sind:


* [[Abtshalfe]]
* [[Abtshalfe]]
* Diensthalfe (Der, der den Diensthof des Grundherrn bewirtschaftete.) [1],[2]
* Burghalfe (Der, der den Hof des Burgherrn bewirtschaftete.) <ref name=kbAlfter>Beispiele aus dem Kirchenbuch [[Alfter]]</ref> <ref name=Dietz>[[Josef Dietz|DIETZ, Josef]]; [[Norbert Zerlett|ZERLETT, Norbert]](1967): ''900 Jahre Alfter 1067-1967''. ''Festschrift''. Herausgeber: Gemeinde Alfter. Spich: G. Grote</ref>
* Burghalfe (Der, der den Hof des Burgherrn bewirtschaftete.) [1],[2]
* Commhalfe/Kommhalfe (Pächter/Bewirtschafter des Kommhofes in Düren-Gürzenich) <ref>HAKE, Ferdy, Gürzenich und seine Geschichte, Gürzenich, 1987. - S. 311f.: "'''Die Komm''' ist seit 1553 beurkundet und wird 1770 als gräflicher Hof bezeichnet. Als '''Commhalfen''' werden in den Kirchenbüchern genannt: Luther RICHARDS am 17.12.1705, Michael GETZ beim Tode am 23.8.1722, Johann HILBRAND beim Tode am 23.12.1736, seine Frau Katharina GRAß beim Tode am 1.5.1745. In den Akten des Katasteramtes wird der '''Commerhoff''' im Jahre 1808 nur noch bestehend aus Scheune, Garten und Obstgarten genannt. Der Ackerer Caspar KAYSER aus Düren wird als Besitzer erwähnt. Dieser war vermählt mit Maria Anna WEBER, Tochter des Casimir Anton WEBER und der Petronella LEERS (Pächter der Burg Binsfeld). [...] Leider wurde das im Jahre 1729 erbaute giebelständige Wohnhaus, das teils aus Fachwerk, teils aus Bruchsteinen errichtet war, im Jahre 1973 abgebrochen."</ref>
* Diensthalfe (Der, der den Diensthof des Grundherrn bewirtschaftete.) <ref name=kbAlfter /> <ref name=Dietz />
 
==Abgeleitete Familiennamen==
Die Bezeichnung Halfe und deren Ableitungen führten auch zur Bildung von Familiennamen.


Diese Bezeichnungen konnten auch zur Bildung von Familiennamen führen. Beispiele hierfür sind
Beispiele hierfür sind


* [[Halfmann (Familienname)|Halfmann]]
* [[Halfmann (Familienname)|Halfmann]]


== Benutzte Quellen/Literatur ==
<references />


 
==weiterführende Literatur==
(Bitte die Begriffsdefinition ergänzen und durch Quellenangaben untermauern sowie die Beispiellisten ergänzen! --[[Benutzer:WGRichter|WGRichter]] 16:49, 16. Jun 2005 (CEST))
* SCHUMACHER, Wilhelm, 400 [Vierhundert] Jahre Hoefe und Halfen in Muellendorf, fast eine Familiengeschichte, Siegburg, 1985.
 
* GATZEN, Wilhelm, Beiträge zur Geschichte von Halfen- und Adelsfamilien in Kurköln und im Herzogtum Jülich, Köln, 1974.
 
*[http://www.wgff.net/download/Borisch_Halfenfamilien.pdf BORISCH, Monika, Halfenfamilien in Brühl und Umgebung bis ca. 1750, Aachen 2007] ''(Juni 2014)''
Quellen/Literatur:
[1] Beispiele aus dem Kirchenbuch [[Alfter]]
[2] DIETZ, Josef; ZERLETT, Norbert(1967): ''900 Jahre Alfter 1067-1967''.
''Festschrift''. Herausgeber: Gemeinde Alfter. Spich: G. Grote


[[Kategorie:Historischer Begriff]]
[[Kategorie:Historischer Begriff]]
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Aktuelle Version vom 17. Juni 2014, 12:08 Uhr

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Bedeutung

Der Halfe ist ein Pächter mit besonderem Pachtvertrag.

Bei dieser Pachtform erhält bzw. behält der Pächter einen bestimmten Betrag des Rohertrags des Grundstückes. Namengebend ist hier die Hälfte. Es gab aber auch Drittelspacht (Drittelsbau) und Viertelspacht. Dabei wird entweder ein ganzes Gut mit allem Zubehör dieser Art verpachtet, i.E. der Anwesenteilbau oder Hofteilbau, oder aber einzelne Äcker. Nicht selten hat der Pächter daneben Eigentum oder normales Pachtland, also gegen einen Geldwert gepachtetes Land. In manchen Fällen bestellt der Pächter aber auch mit seinem Gespann und Gerät das Gut des Verpächters, so dass es sich eigentlich um einen (befristeten) Arbeitsvertrag handelt, Arbeitsteilbau oder Fronbau [1] genannt.

In der Regel erhält bzw. behält der Halfe die eine Hälfte des Rohertrages, der Eigentümer die andere. Dies wurde regional verschieden als

  • Teilbau
  • Halbbau
  • Halbkörnerwirtschaft
  • Halbpacht
  • Halbscheidwirtschaft
  • Halbteilwirtschaft
  • Halbwinnerwirtschaft
  • Halfenbau
  • Halfenwirtschaft
  • cultura dimidia
  • bail à métaierie
  • métayage {a mis friuts}
  • medianeria
  • mezzadria
  • mezzeria

bezeichnet. [2]

Andere seltenere Deutungen interpretieren den Halfen als einen Bauer, der die Hälfte eines bestimmten Landstriches bewirtschaftete. [3]

Älteste Vorkommen

  • 1291 wird in Schaffhausen "ein halber, der uf eines burgers wingarten sizzet" erwähnt.[4]

Variationen

Regional unterschiedlich heißt der Halb(e)(mann) ((Mittel-)Hochdeutsche Bezeichnung) auch Half(e)(mann) ((Mittel-)Niederdeutsche Bezeichnung). Weitere Bezeichnungen gleichen Ursprungs und anderer Sprachräume:

  • Halbe
  • Halbmann
  • Halb(part)pächter
  • Halbwinner
  • Hallefe (Dialektform im Rheinland) [5]
  • Halfmann
  • Hälftner
  • Halfwinner
  • Halfwinre
  • Halbbauer
  • Halbleute
  • Halfleute
  • métayer
  • medianero
  • metatiere
  • Polownik
  • Teilbauer

Spezialfälle

Häufig wurde der Halfe nach dem Besitzer oder der Lage des gepachteten Hofes näher bezeichnet.

Beispiele hierfür sind:

  • Abtshalfe
  • Burghalfe (Der, der den Hof des Burgherrn bewirtschaftete.) [6] [7]
  • Commhalfe/Kommhalfe (Pächter/Bewirtschafter des Kommhofes in Düren-Gürzenich) [8]
  • Diensthalfe (Der, der den Diensthof des Grundherrn bewirtschaftete.) [6] [7]

Abgeleitete Familiennamen

Die Bezeichnung Halfe und deren Ableitungen führten auch zur Bildung von Familiennamen.

Beispiele hierfür sind

Benutzte Quellen/Literatur

  1. von altdt. "fro" = Herr, Genitiv "fron" = des Herrn, also die Arbeit des bzw. für den Herrn; vgl. Frondienst
  2. HABERKERN, Eugen und WALLACH, Joseph Friedrich, Hilfswörterbuch für Historiker, Mittelalter und Neuzeit, Zwei Bände, 7. Auflage, Tübingen 1987.
  3. DEUTSCHES RECHTSWÖRTERBUCH (DRW). Wörterbuch der älteren deutschen (westgermanischen) Rechtssprache. Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Internet: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/ (07.07.2005)
  4. Der Schaffhauser Richtebrief : die ältesten Satzungen der Stadt aus dem Jahre 1291 Hrsg. von Johannes Meyer. - Schaffhausen : Brodtmann, 1857. - 54 S.
  5. WEFFER, Herbert, Von aach bes zwöllef, Ein Bönnsches Wörterbuch, Hrsg.: WGfF Bezirksgruppe Bonn, 2. Auflage, Bonn: 2000.
  6. Hochspringen nach: 6,0 6,1 Beispiele aus dem Kirchenbuch Alfter
  7. Hochspringen nach: 7,0 7,1 DIETZ, Josef; ZERLETT, Norbert(1967): 900 Jahre Alfter 1067-1967. Festschrift. Herausgeber: Gemeinde Alfter. Spich: G. Grote
  8. HAKE, Ferdy, Gürzenich und seine Geschichte, Gürzenich, 1987. - S. 311f.: "Die Komm ist seit 1553 beurkundet und wird 1770 als gräflicher Hof bezeichnet. Als Commhalfen werden in den Kirchenbüchern genannt: Luther RICHARDS am 17.12.1705, Michael GETZ beim Tode am 23.8.1722, Johann HILBRAND beim Tode am 23.12.1736, seine Frau Katharina GRAß beim Tode am 1.5.1745. In den Akten des Katasteramtes wird der Commerhoff im Jahre 1808 nur noch bestehend aus Scheune, Garten und Obstgarten genannt. Der Ackerer Caspar KAYSER aus Düren wird als Besitzer erwähnt. Dieser war vermählt mit Maria Anna WEBER, Tochter des Casimir Anton WEBER und der Petronella LEERS (Pächter der Burg Binsfeld). [...] Leider wurde das im Jahre 1729 erbaute giebelständige Wohnhaus, das teils aus Fachwerk, teils aus Bruchsteinen errichtet war, im Jahre 1973 abgebrochen."

weiterführende Literatur