Das Uckermärkische Archiv von Hans Wendt/006: Unterschied zwischen den Versionen
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wirt erwarb. Die Hoffnung, den Familienbesitz in neunter Generation fortführen zu können, wurde durch den ZweitenWeltkrieg und die deutsche Spaltung zunichte gemacht. 1940 wurde Wendt eingezogen und geriet bei Kriegsende in sowjetische Gefangenschaft, aus der er erst Anfang 1950 entlassen wurde. Inzwischen war der Besitz in Wallmow durch die Bodenreform enteignet worden und die Eltern heimat- und mittellos in den Westteil Berlins geflüchtet. Die folgenden Jahre waren damit ausgefüllt, sich eine neue Existenz in Berlin-Zehlendorf aufzubauen. »Zunächst arbeitete ich bei der Aufräumung Berlins und baute mir in der Freizeit einen [...] kleinen Betrieb durch Pachtung von 11 ha Acker auf, den ich aber im Laufe der Zeit – insbesondere durch Pachtung der Exklave Wüstemark – in weiteren fünf Jahren auf 350 Morgen brachte. Unter Glas zog ich 1/4 Mill. Gemüsepflanzen an, bestellte 60 Morgen Feldgemüse, Gurken und Tomaten in 3000 qm Glashäusern, hatte fünf Traktoren laufen, wurde Land los, bekam neues dazu, führte Prozesse, musste [den] Gemüsebau einstellen, richtete [eine] Hühnerfarm ein, hörte nach fünf Jahren wieder damit auf und hatte reichlich spät dann restlos die Nase voll in einer Großstadt Landwirtschaft zu betreiben. Heute [1977] habe ich noch meine Wüstemark und Weiden für eine bescheidene Araberzucht. Daneben einen kleinen Gemüseladen.«3 Wendt war zweimal verheiratet und hatte sechs Kinder. Die erste, während des Zweiten Weltkrieges geschlossene Ehe wurde wenige Jahre später in der Kriegsgefangenschaft geschieden. Aus der zweiten Ehe mit der ebenfalls aus der Uckermark stammenden Gertrud Kaune gingen vier Kinder hervor. Der älteste Sohn Hans-Peter ging nach der Wiedervereinigung nach Wallmow zurück und pachtete als Wiedereinrichter die alten Flächen des großväterlichen Betriebes, während der jüngere Bruder Christian die kleinere Landwirtschaft in Berlin mit der Araberzucht übernahm. Ungeachtet der Schwierigkeiten, die Kalter Krieg und Mauerbau hervorriefen, pflegte Wendt intensiv seine Verbindungen zur uckermärkischen Heimat. Die Pachtung der West-Berliner Exklave Wüstemark im DDR-Bezirk Potsdam bot dafür günstige Voraussetzungen. Der Landwirt besaß einen Dauerpassierschein, der es ihm ermöglichte, regelmäßig in die DDR einzureisen. Die Wiedervereinigung erlebte er nicht mehr. Er starb am 27. Februar 1988 bei einem Aufenthalt in Potsdam. Wendt war ein leidenschaftlicher Genealoge, der sich bereits als junger Mann mit der Geschichte der eigenen Familie beschäftigt hatte. Spuren davon sind an verschiedenen Stellen in seinem Nachlass zu finden. Das Interesse war aber nicht allein darauf beschränkt. Er knüpfte Kontakte zu anderen uckermärkischen Genealogen und Heimatforschern, mit denen er in regen Schriftwechsel trat, untersuchte die Geschichte seines Heimatortes Wallmow und der Auswanderung uckermärkischer Familien nach Übersee (USA und Australien), edierte das Prenzlauer Bürgerbuch4 und erforschte gemeinsam mit Johanna Oqueka die Genealogie von Hugenottenfamilien, die infolge des Potsdamer Ediktes von 1685 in die Uckermark emigriert waren. Vor allem aber trug er seine reichhaltige Sammlung zusammen, die ihm und Gleichgesinnten als Arbeitsmittel diente. Wendt war in erster Linie praktischer Familienforscher, der an der Aufstellung von Stammfolgen und Ahnenlisten interessiert war und sich mit großem Elan der systematischen Sammlung und Auswertung von genealogischen Quellen, voran den Kirchenbüchern, widmete. Eine Ver3 4 | |||
Vgl. Lebensläufe der Altherren der Höheren Landbauschule Potsdam, Typoskript, Kissingen 1977, S. 51 (= Rep. 16 Wendt Nr. 119). Die Prenzlauer Bürgerbücher 1585–1880. Von Hans Wendt unter Einbeziehung der Arbeiten von W. Münstermann und unter Mitwirkung von Johanna Oqueka und Karl Otto. Berlin: Selbstverlag 1984. | |||
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