Witzenhausen/Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte der Stadt Witzenhausen ==
== Geschichte der Stadt Witzenhausen ==
[[Bild: Witzenhausen alter Stich.JPG|thumb|right|410 px|<Center>'''Witzenhausen''' auf einem alten Stich von 1654</Center>]]
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Version vom 8. August 2013, 09:59 Uhr


Geschichte der Stadt Witzenhausen

Witzenhausen auf einem alten Stich von 1654
Die alte Werrabrücke in Witzenhausen

Die Anfänge der Stadt

Am Ostertage des Jahres 1225, „...in proxima pascha“, wie es in der Chronica Reinhardsbrunnensis wörtlich heißt, beginnt mit der Verleihung der Marktrechte durch Landgraf Ludwig IV. von Thüringen, dem Ehegatten der Heiligen Elisabeth, die schriftlich fixierte Stadtgeschichte. Wenn das auch zu einer Zeit geschah, da vielerorts die Phase der Stadtwerdung abgeschlossen war - als vollwertige „Civitas“ mit Mauer und allen dazugehörigen Privilegien ist Witzenhausen erst 1247 belegt - so ist doch die 1225 zum Marktort erhobene Siedlung wesentlich älter.

Zwar ist nach heutigem Erkenntnisstand die Theorie, der angelsächsische Bischof vom Büraberg habe im Jahre 743 Witzenhausen als einen von drei befestigten Höfen gegründet (Wittanhuson = Witzenhausen) erheblich ins Wanken geraten, aber dass die spätere Stadt mit dem später als „Burg“ bezeichneten Stadtviertel einen alten dörflichen Siedlungskern vereinnahmt hat, bleibt unbestritten.

Der Platz für den Marktort indes war von Landgraf Ludwig gut gewählt. Auf hochwasserfreiem Gelände oberhalb des Zusammenflusses von Werra und Gelster kreuzten sich zwei mittelalterliche Handelswege, eine Ost-West-Verbindung und eine Nord-Süd-Trasse. Noch heute kann der aufmerksame Beobachter die sich daran anlehnende Stadtgestalt deutlich erkennbar nachvollziehen. Die einsetzende Aufwärtsentwicklung wurde noch in der Phase der Stadtwerdung jäh unterbrochen. Im Verlauf einer Fehde zwischen dem Erzbistum Mainz und der Landgrafschaft Hessen wurde Witzenhausen das Ziel einer Vergeltungsaktion der bischöflichen Truppen und 1332 fast völlig dem Erdboden gleichgemacht. Unbeirrt von diesem Schlag trieben die Bürger die Entwicklung ihrer Stadt mit gesteigerter Dynamik voran, so dass Witzenhausen sehr bald schon zur unbestrittenen Metropole des Umlandes wurde.

Stadtluft macht frei

Leiterhäuschen der Feuerwache am Kirchplatz

So, wie sich die Stadt Mitte des 13. Jahrhunderts präsentierte, unterschied sie sich vom umgebenden Land durch drei wesentliche, höchst attraktive Phänomene:

  • Die Selbstverwaltung der Bürgerschaft durch einen gewählten Rat, d,h, die Ablösung der Regierung des Stadtherrn durch die Bürger selbst.
  • Die Bildung eines eigenen Rechtsbezirks. Vor dem schriftlich fixieten Stadtrecht waren alle Bürger gleich und nicht länger der Willkür von Grundherren ausgesetzt.
  • Die selbstverwaltete Stadt wurde zur mauerbewehrten Festung, die von ihren Bürgern verteidigt wurde, Für den einzelnen war damit ein Höchstmaß an Sicherheit gegeben.

Diese drei Faktoren waren für die Bewohner des Umlandes von großer Anziehungskraft. Stadtluft machte zudem frei: wer über Jahr und Tag unangefochten hinter den Mauern einer Stadt gelebt hatte, wurde der Bindungen an seinen Herren los und ledig. So kam es, dass verschiedene Dörfer (u.a. Stempelhausen und Eberhardshausen) in unmittelbarer Nähe der Stadt aufgegeben und „wüst“ wurden, die Einwohnerzahl Witzenhausens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts dagegen spürbar anstieg. Durch die 1275 erfolgte Gründung eines Klosters (zuerst Zisterzienserinnen, ab 1291 Wilhelmiten) erhielt der städtische Aufschwung zusätzliche Triebkräfte.
Die Errichtung des Klosters hatte zur Folge, dass sich im Verlauf der wichtigen west-östlichen Handelsstraße, die unmittelbar am Kloster vorbeiführte („via lapidea“/Steinstraße), Kaufleute ansiedelten, um in Witzenhausen Markt und Handel zu betreiben. Nicht umsonst bildete sich schon 1295 als erste Berufsvereinigung die „Kaufgilde“, deren Mitgliederzahl (85) allein schon die dominierende Rolle des Handels im städtischen Leben verdeutlicht. Dem Witzenhäuser Handel war allerdings nur eine bescheidene, kaum einhundertjährige Blütezeit beschieden.