Tappensches Familienbuch (1889)/Vorwort: Unterschied zwischen den Versionen
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Tappensches Familienbuch (1889) | |
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Vorwort.
Mit der gegenwärtigen Herausgabe einer neuen Bearbeitung der Geschichte unserer Familie, welche mir - wie die der ersten durch die gleiche Opferwilligkeit unsers inzwischen bereits Heimgegangenen Vetters Carl in Sigmaringen - durch die Übernahme des Drucks seitens meines lieben Bruders Wi1helm ermöglicht ist, geht einer meiner lebhaftesten Wünsche in Erfüllung. Derselbe findet seine Berechtigung darin, dass seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe eine sehr bedeutende. Vermehrung des Stoffes stattgefun¬den hat, nicht nur durch fernere urkundliche Nachrichten, welche ich den Bearbeitern des städtischen Archivs zu Hildesheim, dem weil. Hr. Pacht daselbst, sowie, dem Herausgeber des Hlildesheimschen Urkundenbuchs Geh. Staatsarchivar Dr. Döbner zu Berlin zu verdanken habe, sondern auch und vornehmlich durch die Er¬mittelung einer grossen Zahl von bisher unbekannt gebliebenen Tappen’schcn Leichensermonen in den Biblio¬theken zu Hannover, Hildesheim, Göttingen und Stolberg. Durch dieses neugewonnene Material ist eine derartige Erweiterung des Inhalts der ersten Ausgabe möglich geworden, dass mir das Verlangen wohl nicht zu verargen ist, es möchte dieselbe nicht meine letzte und einzige Bearbeitung des Familienarchivs bleiben, welche ich an meine liebe Familie ausgehen lasse. Eine fernere umfangreiche Vermehrung des Materials dürfte in Zukunft auch kaum zu erwarten sein, solange nicht jemand das städtische Archiv zu Hildesheim rücksichtlich der unsere Familie betreffenden Nachrichten planmässig zu durchforschen im Stande ist.
Hinsichtlich der Art und Weise, wie für diese neue Ausgabe der Stoff von mir behandelt ist. sei bemerkt, dass ich mich während der Arbeit je länger je mehr überzeugte, dass sie ihren Zweck nicht besser erfüllen könne, als wenn ich das vorhandene Material möglichst vollständig und wörtlich zu Euch reden lasse. Alle Leichensermone, deren wir nunmehr einen recht ansehnlichen Schatz besitzen, können bei der Umsetzung in eine modernere Ausdrucksweise nur verlieren, gerade ihre Natürlichkeit, wie die Altertümlichkeit ihrer Form und Ausdrucksweise besitzen an sich einen grossen Reiz und vermögen am besten den Leser in die Zeiten und Verhältnisse zurückzuversetzen, in denen die Verstorbenen, für welche jene ein Denkmal der Liebe bilden, einst gelebt haben. Diese Leichenreden, d. h. den auf die Person des Verstorbenen und auf seine Familie bezüglichen Inhalt derselben, lasse ich daher vorzugsweise, wortgetreu zu Euch sprechen. Ebenso erschien es mir aber auch bedenklich, an der Wortfassung der vielen den verschiedensten Quellen entstammenden kurzen Nachrichten über Personen und Vorkommnisse unnötig zu ändern, da durch solche Änderungen sich nur zu leicht auch der Sinn ändert oder verschiebt. Als mein Werk an dem Werke ist daher im Wesentlichen nur das Ordnen und Zusammenstellen des vorhandenen Stoffes zu betrachten. Bei dieser Art der Behandlung erhält das Familienbuch freilich gewissermassen den Charakter einer Ruine. bei welcher dieser oder jener Turm oder Giebel als wohlerhaltenes Bauwerk noch in die Lüfte ragt, während von anderen Bauteilen nur noch Trümmer dastehen und vieles gar bis auf ein Häuflein Schutt dem Erdboden gleich geworden ist. Aber was kann eine Familiengeschichte, welche einen Zeitraum von fünf Jahrhunderten umfasst, was kann sie in Wahrheit auch anders sein als eine Ruine ? Mag die Gunst der Umstände es bewirkt halten, dass aus dem erhaltenen Material eine grössere Anzahl unserer Vorfahren der Gegenwart fast, lebenswarm wieder gegenübertritt: noch viel grösser ist die Zahl derer, bei denen dies nicht der Fall ist, von vielen ist uns kaum mehr als der Name, von manchen nicht einmal dieser erhalten geblieben !
Dass ich die Familiengeschichte nur bis zu der der Gegenwart angehörenden älteren Generation fortgeführt habe, wird einer Erläuterung nicht bedürfen. -