Zigarrenfabrik

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Einleitung

Nach der Entdeckung des amerikanischen Kontinents brachten spanische und portugiesische Seeleute den Tabak zu Beginn des 16. Jahrhunderts nach Europa. Lange Zeit war das Pfeifenrauchen und das Schnupfen die am weitesten verbreitete Form des Tabakgenusses.

Typische frühere Zigarrenfabrik
Ernst Boye in Uelzen vor 1909

Name

  • Zigarre [deut.] (cigar [engl., franz.], cigarro [span.]

Geschichtliches

Die Sitte, Tabaksblätter zu Zigarren zusammenzurollen und in dieser Form zu rauchen, fanden die Entdecker Amerikas bei den Eingebornen. Durch spanische und portugiesische Seeleute kamen Tabak und Zigarren zu Beginn des 16. Jahrhunderts nach Europa, wo man anfangs die Zigarren aus Cuba bezog, bald darauf aber die eigne Fabrikation unter dem Schutz des Monopols begann. In Deutschland wurden die Zigarren zu Anfang des 18. Jahrh. durch die franz. Heere bekannt, u. 1788 errichtete Schlottmann in Hamburg die erste deut. Zigarren-Fabrik, fand aber für seine Ware anfangs wenig Absatz. Bereits acht Jahre später wurde das Zigarrenrauchen allerdings in Hamburg Mode, und seitdem hat sich dieser Industriezweig schnell entwickelt. Am bedeutendsten ist derselbe für Deutschland 1895 in Bremen, Hamburg und den damals nahegelegenen Grenzorten Hannovers, in Sachsen, Westfalen und der Mark, in Schlesien, Baden u. der Pfalz. Deutschland hatte (1891) 4.703 Zigarren-Fabriken mit 108.590 Arbeitern und 30.000 Hausarbeitern.

Zigarrenfabrikation

Bereits 1790 waren in Vlotho 6 Fabrikanten mit der Tabakfabrikation beschäftigt. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Zigarre immer beliebter. Die ersten Zigarrenfabriken in Westfalen entstanden in Minden (1826) und Vlotho (1830), wenig später erfolgten Gründungen in Herford, Bünde und Lübbecke. 1887 wurden in Vlotho in der Zigarrenfabrikation bereits 600 Arbeiter beschäftigt.


Im späten 19. Jahrhundert verlagerte sich die Zigarrenherstellung zu den Zigarrenmachern in die ländlichen Gebiete, wo sie zu einem großen Teil als Heimarbeit betrieben wurde.

Herstellung 1895

Arbeitsplatz eines Zigarrenmachers

Den schon vor der Entdeckung Amerikas auf Cuba gebräuchlichen Tabacos nachgebildete Zylinder aus Tabaksblättern, bestehen aus Einlage, Um- u. Deckblatt. Die gesündesten, festesten und in der Farbe und im Geruch schönsten Blätter dienen zum Deckblatt, während die Einlage mit dem sie zunächst umgebenden Umblatt meist aus einer geringern Sorte, aus nicht zu Deckblättern tauglichem Tabak und Abfällen vom Schneiden des Deckblattes angefertigt wird. Der sortierte Tabak wird in feuchten Kellern ausgebreitet oder mittels eines Zerstäubers (Nebelpumpe) mit Wasser befeuchtet und übereinander geschichtet, damit er gleichmässig mild und weich wird. Man benutzt hierzu auch rotierende Trommeln, in welche Wasserdampf geleitet wird, den man nach einiger Zeit durch Kühlung der Trommel kondensiert, so dass er sich auf die Blätter niederschlägt und sie feucht macht. Die gleichmässig feuchten Blätter werden von den Hauptrippen befreit, die zum Deckblatt bestimmten glatt übereinander gelegt und gepresst. Schwachrippige Blätter benutzt man zum Umblatt. Die Einlage wird dann wieder sorgfältig getrocknet, während die Decken aus feuchten Blättern geschnitten werden müssen. Die feinsten Havannazigarren (Habana-Zigarren) bestehen durchweg aus Havannatabak; feine Zigarren aus Sumatra- u. Havannadecke mit Brasil- u. Havannaeinlage; mittlere Zigarren haben feine Sumatra- u. Javadecke, Umblatt aus Domingo, Brasil, Seadleaf, Java und Einlage aus Brasil, Cuba, Havanna; billige Zigarren Sumatra-, Java- oder Carmendecke, inländische und überseeisches Umblatt u. inländische und überseeische Einlage.

Bei der Anfertigung der Zigarren nimmt der Wickelmacher die Einlage für eine Zigarre in die linke Hand, ordnet das Material und legt das Bündelchen auf das Umblatt, wickelt dies darum und rollt den Wickel auf dem Tisch, um ihm einige Festigkeit zu geben. Man benutzt auch 2-teilige Wickelformen, in welchen die Wickel 12 - 24 Sunden gepresst und dabei auf 40 - 50° erwärmt werden. Die meisten der aus so zugerichteten Wickeln hergestellten Zigarren können alsbald geraucht werden; sie brauchen weniger Lager, und bei der Fabrikation wird Tabak erspart. Der Zigarrenmacher rollt das Deckblatt um die Zigarre und hat darauf zu achten, dass die Rippen der Blätter sich möglichst der Länge nach an die Zigarre anlegen. Die Spitze erhält durch einen aus Stärkemehl u. Cichorien bestehenden Klebstoff die nötige Festigkeit. Für die Fabrikation im großen hat man auch Zigarrenwickelstühle gebaut, welche die Wickel formen und mit Umblatt versehen. Die kantigen Zigarren erhalten ihre Form durch Pressen in Kisten. Die Zigarren, welche infolge zu fester Wickelung keine Luft haben, quetscht man zwischen 2 Brettchen oder mit einer kleinen Maschine, bei welcher die Zigarren durch 2 Paar sich drehende, horizontal liegende Walzen, deren Achsen rechtwinkelig gegeneinander gerichtet sind, hindurchgehen.

Die fertigen Zigarren werden getrocknet, sorgfältig sortiert und dann verpackt. Sie gewinnen durch Ablagern infolge einer Nachgärung, auch wird empfohlen, sie in einem luftdicht verschliessbaren Kasten auszubewahren, in welchem gleichzeitig, von den Zigarren sorgfältig getrennt, gebrannter Kalk oder Chlorcalcium liegt; der Kalk zerfällt allmählich zu Pulver, indem er die in den Zigarren enthaltene Feuchtigkeit anzieht und sich löscht, und das Chlorcalcium zerfliesst, worauf das Material erneuert werden muss. Bei zu schnellem Trocknen oder zu langem Lagern verlieren die Zigarren an Aroma. Die gelben Flecke, welche häufig als Zeichen besonderer Güte der Havannazigarren angesehen worden sind, sollen sich durch schnelles Trocknen von Tautropfen in der Sonnenglut bilden und stehen dann natürlich in keinem Zusammenhang mit der Güte der Zigarren. Man ahmt sie nach durch Besprengen mit Salpetersäure, aber die mürben Flecke, welche die letztere hervorbringt, sind leicht von den echten zu unterscheiden.

Unterteilung 1895

"Kaiserlichen Versuchsanstalt für Tabaksbau" in Okahandja im damaligen Deutsch-Südwestafrika

Die Benennung der Zigarrenfaçon wird meist aus der spanischen Sprache entlehnt: Imperiales, Regalia, Trabucos, Panatelas, Conchas, Comunes, Londres, Entre actos; Virginia (namentlich in Italien u. Österreich, mit einem Strohhalm im Innern, den man vor dem Rauchen entfernt; ähnlich die Veveyzigarren in der Schweiz) etc. Nach der Färbung bezeichnet man die Sorten mit: amarillo, colorado claro, colorado, maduro, oscuro, denen die englische Bezeichnung: yellow, lightbrown, superfine brown entsprechen. Von den zahlreichen Sorten nehmen die in der Prov. Habana fabrizierten Zigarren die erste Stelle ein. Sie werden aus einem vorzügliches Rohmaterial nach einem von dem unsrigen in manchen Punkten abweichenden Verfahren höchst sorgfältig hergestellt. Man ist 1895 nicht im stande, bei uns aus eingeführtem Havannatabak gleich gute Zigarren herzustellen, und man sucht den Grund teils in der Annahme, dass ein so vorzüglicher Tabak, wie er in der Havanna verarbeitet wird, überhaupt nicht zur Ausfuhr gelange, teils in der Fermentation, welche der Tabak aus der langen Seereise erleidet, teils aber auch in dem minder sorgfältigen europäischen Verfahren.

Der Tabak fermentiert zuerst nach dem Schnitt in Haufen und dann nach der Verpackung in Seronen. Die kräftigen, schweren Sorten lässt man bisweilen 8 Monate liegen, ehe sie verarbeitet werden. Die Einlage wird feucht entrippt, in Zugluft etwas abgetrocknet und dann recht fest in Fässer verpackt, in welchen sie, mit Stengeln bedeckt, 3 - 6 Monate liegen bleibt. Diesem Verfahren soll der Tabak vor allem den angenehmen und aromatischen Geschmack verdanken. Er wird einen Tag vor der Verarbeitung aus den Fässern genommen und im Schatten abgetrocknet. Da aber die Einlage gewöhnlich von geringer Qualität ist, so lässt man das Wasser, in welches sie eingetaucht wird, einige Zeit mit sehr kräftigen Stengeln stehen und giesst dann 1 - 2 Flaschen sehr starken Wein hinzu. Von dem besten Tabak erntet man selbst in guten Jahren nur 1 % des Gesamtertrags, dazu gewinnt man 8 % erster Qualität mit einigen Fehlern, 12 % Secunda, 20 % Tertia etc. Seit längerem werden aber auf Cuba Havannazigarren aus allen möglichen Sorten eingeführter Tabake hergestellt, und die Menge dieser unechten soll die der echten noch um ein Beträchtliches übersteigen. Manilazigarren besitzen ein nicht spiralförmig, sondern der Länge nach umgelegtes und mit einem narkotischen Gummisaft angeklebtes Deckblatt.

Versuchanstalt füt Tabakbau

In Namibia ist in Okahandja noch im Jahre 2010 die Eingangstür der ehemals "Kaiserlichen Versuchsanstalt für Tabaksbau" im damaligen Deutsch-Südwestafrika am Ortsrand sichtbar, wo vor 1914 Versuche für eine eigene deutsche Tabakproduhtion unternommen wurden.

Quelle

Weblinks

Zeitlich, regionale Begrifflichkeit

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