Wisch und Umgegend/35

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Wisch und Umgegend
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Ihre Köchin verlachte sie, welche die verschwendeten Flachsgarben wieder aufhob und reinigte. In ihrem Stolz warf die hohe Frau sogar einmal einen funkelnden Ring weit ins Meer, indem sie sprach:

„Den schönsten Ring, das größte Glücke
bringt keine Tücke mir zurücke!
Das Silber, das in meinen Säcken
Kann selbst das Meer mir nicht abnecken!“

Nur wenige Wochen vergingen. Da öffnete ihre Magd einmal einen großen Dorsch. Zu ihrem Erstaunen fand sie in dem Bauch desselben den Ring ihrer Herrin. Alsobald brachte sie ihn der hohen Frau mit den Worten :

»Sieh, Frau, den Ring, den du getragen
Ihn fand ich in des Fisches Magen!«

Die Frau erbleichte. Eine bange Ahnung zog durch ihre Seele. „Ja, das Unglück schreitet schnell!” Bald kam, was sie geahnt. Eine Flut nahm ihr alle Habe. Nackt und bloß mußte sie ihr Heim verlassen. Von ihrer Köchin mußte sie sogar Hemd und Kleid leihen, um nur ihre Blöße bedecken zu können. Hemd und Kleid waren aber aus dem Flachs verfertigt, den einst die Frau nutzlos vergeudet hatte.

Ähnliche Sagen finden sich bei vielen Völkern. Selbst im Altertum kreist sie schon, und Schiller bearbeitet eine solche in seinem „Ring des Polykrates.”


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