Taufe

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Taufe als genealogisches Datum

Im allgemeinen Sprachgebrauch der Genealogie werden die Begriffe "Taufe" und im Englischen Sprachraum "baptism" und "christening" quasi als Synonyme verwendet. Es gibt kleine Unterschiede zwischen den beiden, und - wie bei religiösen Themen üblich - dann auch gleich passende Grabenkriege über deren Bedeutung.

Der Term "baptism" (samt Verb "to baptise(BE)/baptize(AE)") bezieht sich in der Genealogie auf den Ritus des "Eintauchens" (griechisch "baptizio", lat. "baptizare") als Symbol spiritueller Reinigung zur Aufnahme in eine Gemeinde. Je nach Kirche geschieht das nur symbolisch oder tatsächlich durch Eintauchen in ein Taufbecken oder Gewässer. Beides wird gleichrangig als "baptism" bezeichnet. Die direkte deutsche Übersetzung ist "Taufe". So ist "John the Baptist" dann auch "Johannes der Täufer".

Der Term "christening" (samt Verb "to christen") bezieht sich auf den Gesamtvorgang der Aufnahme in die christliche Gemeinde oder Kirche. Der Taufritus ist dabei zumeist der wesentliche Bestandteil. Je nach Kirche gehören aber auch z.B. eine Namensgebung oder (bei älteren Täuflingen) ein persönliches Glaubensbekenntnis dazu. Andere bezeichnen nur die Taufe von Klein(st)kindern als "christening". In jedem Falle ist das deutsche Wort hierfür leider das gleiche wie für "baptism", nämlich "Taufe".

Taufe in den christlichen Kirchen

In den verbreitetesten christlichen Kirchen ist eines Bestandteil des anderen, weshalb die deutsche Sprache keine getrennten Begriffe für die beiden Vorgänge benötigt. Aus gleichem Grunde werden die Begriffe "baptism" und "christening" im Englischen meist als Synonyme verwendet. Nur in theologischem Sprachgebrauch oder bei der vergleichenden Betrachtung zweier verschiedener Kirchen wird hier zwischen den beiden Dingen unterschieden. So gibt es Personen, die von sich selbst berichten, im Laufe ihres Lebens sich mehrfach dem Ritus einer Taufe ("baptism") unterzogen zu haben, in die Kirche jedoch nur einmal aufgenommen ("christened") worden zu sein. Am anderen Ende der Skala findet man Menschen, die es für solch einen Frevel halten, mehr als einmal getauft zu werden, dass sogar die katholische und evangelische Kirche die Taufe des jeweils anderen anerkennen: dort sind "baptism" und "christening" dann synonym, da sie nur gemeinsam und nur ein einziges Mal auftreten können.

Taufe Häufigkeit im WWW

Auch in der Wahl des bevorzugten Wortes finden sich zwischen den einzelnen Kirchen unterschiedliche Standpunkte, wobei international und da in englischer Sprache der Begriff "baptism" häufiger benutzt wird. (Bei Google inden sich für "baptism": 11 Mio Treffer, "christening" 5 Mio, interessanter Weise findet die Bildersuche für "baptism" lauter Darstellungen von Wasser, die Bildersuche für "christening" lauter Einladungskarten mit Babyfotos) Für das Wort "Taufe" findet sich bei Google dagegen nur 4 Mio Treffer.

Die Taufe eines Kindes dauert nur Sekunden. Wenn jedoch zur Taufe eines Kindes geladen wird, zieht sich das Gesamtereignis über ein paar Stunden hin. Wer jemals in einer Taufe in einer ungeheizten Kirche aus dem Mittelalter beiwohnen durfte, kennt den Unterschied. Daran kann man erahnen, wie unspezifisch der deutsche Begriff ist: Das eine gibt nasse Füße, das andere kalte Knie.

Taufe im GEDCOM Standard

Bereits bei der Übersetzung des GEDCOM Standards 5.5.1 von Jörn Daub Link, für die GEDCOM-L-Arbeitsgruppe, wird auf die sprachliche Differenz zwischen englischem Originaltext und deutscher Übersetzung hingewiesen:

(Zitat) BAPM {BAPTISM}:= (Taufe) Das Ereignis der Taufe (nicht HLT), im Kindesalter oder später durchgeführt.

CHR {CHRISTENING}:= (Taufe) Das religiöse Ereignis (nicht HLT) ein Kind zu Taufen und/oder ihm seinen Namen zu geben [40]

[40] Die deutsche Sprache hat nur einen Begriff für "baptizing" und "christening". Im Englischen ist "baptizing" oder "baptism" (siehe BAPM) ein allgemeinerer Begriff als "christening". Für die Taufe in einer christlichen Kirche ist CHR präziser, und daher vorzuziehen. (Zitat Ende)

Diese Fußnote hätte besser ausfallen können. "Baptism" wird zwar selten für Vorgänge außerhalb des Christentums angewandt, steht als Begriff aber grundsätzlich auch für andere Taufrituale als religiösem Initiationsritus zur Verfügung. Nicht verwandt wird es indes für rituelle Waschungen anderer Art. "Christening" steht für den Gesamtvorgang des Eintritts in eine christliche Gemeinde, welcher im wesentlichen genau jenen Taufritus beinhaltet sowie ggf. eine Namensgebung. Dieser Begriff ist schon seines Wortstammes wegen nur für den christlichen Glauben reserviert, und daher spezifischer.

Letztendlich ist die Diskussion der Unterschiede zwischen "baptism" und "christening" in etwa so spannend wie die zwischen Raureif und Tau: Wenn die Sonne darauf scheint ist halt Wasser auf dem Gras. Für den nicht religiös motivierten Historiker ist es daher schlicht egal, er dürfte sich daher eher an der Kompatibilität zwischen verschiedenen Programmen orientieren, und da fällt die Wahl leicht:

GEDCOM Tags

Die Taufe in den GEDCOM-Tags sind folgende:

  • CHR - Taufe (von den meisten Programmen genutzt)
  • BAPM - Taufe (nur von wenigen Programmen genutzt)
  • CHRA - Taufe eines Erwachsenen (nur von wenigen Programmen unterstützt)
  • BAPL - Taufe HLT (nur von wenigen Programmen unterstützt, und nur für Taufriten der Mormonen zutreffend)

Es wäre mithin kein grundsätzlichen Fehler, beim GEDCOM-Import von Daten automatisch die Kennzeichen BAPM (und ggf. CHRA) zu CHR zu wandeln. BAPL ist hingegen schon wegen seiner unterschiedlichen Datenstruktur außen vor, zudem ist dieses Ereignis nicht auf die Lebenszeit der Person beschränkt.

  • Alle bearbeiteten Kennzeichen mit den Detailvereinbarungen sind hier aufgeführt.

Taufe in den Genealogie-Programmen

Programme, die sowohl CHR (christening) als auch BAPM (baptism) unterstützen, sollten nach Möglichkeit den Anwender zur Nutzung von CHR hinleiten. BAPM sollte nur von solchen Anwendern genutzt werden, die einen besonderen Wert auf die Unterschiede zwischen "baptism" und "christening" legen, und sich hoffentlich auch der Inkompatibilitäten mit anderen Produkten bewusst sind.

Die Nutzung von CHRA ist ein zweischneidiges Schwert. Es ist für Plausiblitätsprüfungen praktisch, da zwischen Geburt und Taufe sonst meist nur eine kurze Zeitspanne liegt, bei CHRA jedoch typischer Weise deutlich über 10 Jahren (die meisten Religionen zählen Personen ab etwa 13 oder 14 Jahren für "religionsmündig" und somit für "erwachsen"). Auch spiegelt es ggf. einen unterschiedlichen Ritus wider, der dann nämlich ein persönliches Glaubensbekenntnis beinhalten kann. Gleichzeitig läuft man jedoch Gefahr der Inkompatibilität mit anderen Programmen, da einige Anwendungen dieses Kennzeichen nicht verarbeiten.

Fachlich ist es in jedem Falle möglich, mehrere Taufereignisse verwalten zu wollen. Zum einen gibt es Personen die tatsächlich mehrfach getauft wurden, zum anderen gibt es Personen, deren widersprüchliche Quelllage zur Taufe dokumentiert sein will. Ob, und wie weit Programme dies zulassen ist eine Frage des Programmdesigns. Beim Import sollte ein Programm in jedem Falle darauf gefasst sein, dass auch Taufen mehrfach verzeichnet sein können, und ggf. Zweit- und Dritttaufen zu Notizen umwandeln. (leicht angepasster Beitrag in der GEDCOM-Liste vom 28.07.2014 von Jörn Daub)