Stickmustertuch

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Stickmustertuch Freilichtmuseum "Erve Kots"

Einleitung

Das nebenstehend abgebildete Stickmustertuch stammt aus dem Jahr 1859, wie uns die eingestickte Jahreszahl zeigt. Es stammt aus dem "Openluchtmuseum Erve Kots" in Lievelde (NL). Nicht auszuschließen ist, daß es nach einer älteren Vorlage gestickt wurde. Ob das Original oder dessen Vorlage seinen Ursprung im Achterhoek oder im Westmünsterland hatte, läßt sich nicht mehr feststellen.

Solche Mustertücher dienten dazu, das Sticken von Buchstaben, Zahlen und Ziermotiven zu üben, die später zum Schmücken und Kennzeichnen der Wäschestücke für die Aussteuer gebraucht wurden. Zur textilen Grundausstattung der weiblichen Aussteuer auf dem Lande gehörte noch im 19./20. Jahrhundert komplette Bettwäsche aus weißem Leinen in mehreren Garnituren, große weiße Tischdecken für feierliche Anlässe und ebensolche Geschirr- und Handtücher. Die Artikel der Aussteuer wurden zur Kennzeichnung an einer Ecke von den Mädchen mit den eigenen Initialen bestickt. Ein Problem, wenn man überhaupt nicht lesen oder schreiben konnte, denn dann benötigte man auch dafür eine Vorlage.

Einfache Initialen auf klassischem
Leinentuch in Gerstenkornbindung

Alle Mädchen auf dem Lande und den ländlich geprägten Kleinstädten konnten im 19. Jahrhundert wohl ausnahmslos spinnen, weben und stricken, Mädchen aus gut bürgerlichen Haushalten auch einige sticken. Mädchen aus nicht ganz ärmlichen Verhältnissen mit größeren Haushalten, welche sich mit der Ehe Zeit lassen konnten, häkelten dann schon für die "gute Stube" festliche Tischdecken, andere wagten sich dann auch wohl an bunt bestickte Decken, welche sie mit Motiven verzierten und zur Aussteuer in die Kiste legten.

Bis weit in die Vergangenheit ragt die Geschichte der Stickmustertücher zurück, allerdings sind wenige Tücher aus den alten Zeiten bis heute erhalten. Frühe Merk- und Übungstücher wurden in größeren bürgerlichen Haushalten in den Städten und Frauenstiften immer wieder hervorgeholt, um Stickmuster zu kopieren und auf Haushaltstextilien aller Art zu übertragen. So wurden sie als Muster oder Zeugnis handwerklichen Könnens in der Stickerei wie ein Schatz gehütet und sicher auch an Nachkommen vererbt oder Nachfolgerinnen weiter gegeben. Wer gut war und es sich leisten konnte, ließ sein eigenens Werk oder das der Mutter als Andenken rahmen und an die Wand hängen. So konnte es als textiles Zierobjekt bürgerlichen Frauen mit ihren Nadelfleiß in den Städten der Präsentation dienen.

Paramentenstickerei

Paramente sind Textilschmuck für festliche Räume, den Gottesdienst oder liturgische Zwecke der evangelischen und katholischen Kirche. Frauen in klösterlichen Einrichtungen, Damenstiften und Mädchen und Frauen aus bürgerlichen Haushalten stellten seit hunderten von Jahren diese Textilien oder liturgische Kleidung her oder repariert sie. Dabei gefragt waren immer außergewöhnliche Kenntnisse in der Häkel- und Stickarbeit, da hier besondere und ungewöhnliche Motive als Vorlagen und Muster eingesetzt wurden und heute noch werden.

Literatur

  • Gockerell, Nina: Stickmustertücher. Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums, Bd. 16, München, Dt. Kunstverlag, 1980.
  • Rosenstock, Gerda und Manfred: Alte Stickmustertücher. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Cadolzburg, Brockmann & Klett, 1995.

Museum

  • D-29333 Celle Deutsches Stickmuster-Museum Celle, Palais im Prinzengarten, Tel.: 0 51 41/38 26 26
    • Stickmustertücher und -bücher vom 17. - 20. Jahrhundert
  • NL-7475 BB Markelo Museum Eungs Schöppe Goorseweg 1a, Tel.: ++31/5 47/36 35 36/3 61 55 55
    • Trachten, Stickmustertücher.
  • NL-9698 AE Wedde Museum voor Naaldkunst, Hoofdweg 8, Tel.: ++31/5 97/56 26 14
    • Stickmustertücher u.a.