Siebenbürger Geschichte
Geschichte Siebenbürgens
Von der Steinzeit zu den Dakern
Es war ein weiter Weg von der Besiedelung Siebenbürgens in vorgeschichtlicher Zeit bis zum Auftreffen der Kelten im 4. vorchristlichen Jahrhundert auf die hier unter griechischem Einfluß lebenden Geto-Daker, deren nun gemeinsame Kultur unter dem Begriff der La-Tène-Kultur zusammengefaßt wird. Um 80 v. Chr. wurde Siebenbürgen zur Wiege eines aggressiv expandierenden Dakerstaates unter ihrem ersten und größten König Burebista. Die folgenden Jahre waren durch militärische Auseinandersetzungen mit den Römern gekennzeichnet, die schließlich die Oberhand behielten.
Von den römischen zu den magyarischen Eroberern
Nach drei dakischen Kriegen wurde neben Muntenien, dem Banat und Oltenien Siebenbürgen unter Kaiser Trajan im Jahre 107 n. Chr. von den Römern unterworfen und als Dacia Trajana dem Römischen Reich einverleibt. Später nach einer Umstrukturierung gehörte Siebenbürgen teils zur Provincia Porolissensis (Nordteil) und teils zur Provincia Dacia Apulensis (übriges Siebenbürgen). Bereits nach etwa 150 Jahren räumten die Römer im Jahre 274 n. Chr. das Land, das nacheinander von den Ostgoten, Hunnen, Gepiden, Petschenegen, Awaren und Slawen beeinflußt oder eingenommen wurde. Im 9. Jahrhundert lag Siebenbürgen im Zentrum des Großbulgarischen Reiches. Kurz vor Ende des 9. Jahrhunderts tauchten die Magyaren in der Region auf, über die sie nach dem Sieg Stephans I. des Heiligen über Fürst Gyula im Jahr 1003 endgültig die Kontrolle erlangten.
Deutsche Besiedelung Siebenbürgens vom 12. bis 14. Jh.
Die deutsche Ostkolonisation der Karolingerzeit wurde im Südosten durch die Magyareneinfälle unterbrochen und just in Ungarn, zu dem nun auch Siebenbürgen gehörte, bald wieder fortgesetzt. Der ungarische König Geisa II. (1. Ansiedlungswelle) rief Mitte des 12. Jahrhunderts Deutsche aus Flandern und Luxemburg, sowie vom Mittel- (Moselfranken) (siehe auch Lothringen ) und Niederrhein (Niedersachsen) zur Ansiedlung in die menschenleeren südlichen Landesteile Siebenbürgens. 1211 verlieh König Andreas II. (2. Ansiedlungswelle) dem Deutschen Ritterorden das ebenfalls menschenleere Burzenland, das mit Deutschen besiedelt wurde. Den Kolonisten waren Selbstverwaltung, ihr eigenes deutsches Recht und freies Grundeigentum zugesagt. Die Rechtspflege des Hermannstädter Gaues umfaßte außer Hermannstadt sieben weitere Gerichtsstätten, von denen der Name Siebenbürgen abgeleitet ist. Der Name Transylvanien stammt aus dem Lateinischen und bezeichnet "das Land jenseits des ausgedehnten Waldgebietes" (von Pannonien aus gesehen). 1206 wurden in einer Urkunde die deutschen Siedler erstmals als "Saxones" bezeichnet. Der Begriff setzte sich in der ungarischen Kanzleisprache in der Folge durch; er ist synonym mit einem Rechtsstatus und nicht unbedingt ein Herkunftsname. Nach den Mongoleneinfällen unter Khan Kadan von 1241 und 1242 zog der ungarische König Bela IV. erneut (3. Ansiedlungswelle) Deutsche ins Land, um die verwüsteten Landesteile wiederzubevölkern. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts ist die Ansiedlung westlicher Siedlergruppen in Siebenbürgen weitgehend abgeschlossen, wiewohl auch danach bis weit ins 14. Jahrhundert hinein ungarische Adelige und sächsische Grafen Siedler auf ihre Besitzungen riefen (Binnenwanderung, 4. Ansiedlungswelle).
Politische und religiöse Einheit der Siebenbürger Sachsen
Früh schon formierte sich ein politischer Zusammenschluß der einzelnen "sächsischen" Siedlungsinseln Siebenbürgens. Der Hermannstädter Provinz gliederte sich das Burzenland an, weiterhin das Land in der Mitte um Schäßburg und das Nösnerland mit Bistritz. Schließlich bestätigte König Matthias im Jahre 1486 den Freibrief des Königs Andreas II. aus dem Jahre 1224. 1542/43 fand die Lehre Luthers zuerst in Kronstadt und dann in anderen Städten nach und nach Eingang und bereits 1572 gehörten alle ?Sachsen" der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses an.
Zwischen Osmanen und Habsburgern
Anfang des 15. Jahrhunderts machten die Türken ihre ersten Einfälle in Siebenbürgen. Als nach dem Tode Ludwigs II. in der Schlacht bei Mohacs 1526 die ungarische Königskrone auf den Habsburger Ferdinand I. überging, rief Johann Zapolya den Beistand des türkischen Sultans Soliman (Erster Türkenkrieg) an und eroberte 1530 Siebenbürgen. Für rund 150 Jahre wurde es damit faktisch unabhängig, aber den Türken tributpflichtig. Seine Fürsten, z. B. die Bathorys (1570-1630), István Bocskay (1605-1606), Gábor Bethlen (1613-1629) und György Rákóczi I. (1630-1648), lavierten geschickt zwischen den Osmanen und den Habsburgern.
In Siebenbürgen bestanden Gymnasien (Unterrichtssprache deutsch, bzw. lateinisch) schon seit Ende des Mittelalters: in Bistritz, Kronstadt (das Honterus Gymnasium, 1540), Mediasch (Stefan Ludwig Roth Gymnasium, 1912), Hermannstadt (Brukenthal; eine Schule gab es in 1380) und in Schäßburg (Bischof Teutsch Gymnasium; die "Bergschule" existiert seit mindestens 1522). Laut einer Volkszählung der Jesuiten in 1658 hatte Siebenbürgen (das Banat und ein Teil der ungarischen Tiefebene ausgeschlossen) ungefähr 860.000 Einwohner wovon ca. 80.000 deutsch sprachen.
Zwischen Ungarn und Rumänien
Herzog Karl V. von Lothringen besetzte 1687 im Vierten Türkenkrieg Siebenbürgen, verzichtete aber auf die Herrschaft. Kaiser Leopold I. erkannte 1696 die von den Türken eingesetzten Apalfys als Fürsten an. Im Frieden von Karlowitz 1699 traten die Türken Siebenbürgen offiziell an Habsburg ab, das nun Ungarn angegliedert wurde. Als östlichster Teil der Verteidigungslinie gegen die Türken wurde im Süden und im Osten die sogenannte Siebenbürger Militärgrenze errichtet, die bis 1851 bestand. 1765 wurde Siebenbürgen durch Kaiserin Maria Theresia zum Großfürstentum erhoben und unter Kaiser Josef II. 1790 mit Ungarn vereinigt. 1849 wurde es eigenes Kronland Österreichs , aber bereits 1867 Ungarn eingegliedert. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es gemäß dem Vertrag von Trianon zu Rumänien. Im Zweiten Weltkrieg wurde es von Ungarn besetzt und danach wieder an Rumänien zurückgegeben.
Am 7/8. September 1944 wurde wegen der schnell sich nähernden sowjetischen Armee die Evakuierung von 52 siebenbürgischen Gemeinschaften, zuerst die um Schäßburg, dann die um Sächsisch Regen, angeordnet und von General Artur Phleps durchgeführt. Bis zum 20. September 1944 hatten sich auch die Sachsen von Klausenburg und die Gemeinschaften des Nösnerlands dem 8-10 Wochen dauernden, über 1000 Kilometer langen Weg nach Westen durch Ungarn in die Tschechoslowakei, Österreich und Deutschland angeschlossen. Von den ungefähr 35.000 Sachsen aus dem Bereich Bistritz-Sächsisch Regen sind 22.000 zu Fuß, 10.000 mit dem Zug und der Rest in LKWs gereist. Von denen die sich am Ende des Krieges in russisch-besetzten Zonen in Deutschland oder in Österreich befanden und gezwungen wurden nach Siebenbürgen zurückzukehren, sind ca. 8.000 diesem Befehl gefolgt. Währenddessen wurden im Januar 1945 ungefähr 26.000 Sachsen (von insgesamt 70.000 bis 100.000 rumänien-deutschen Frauen im Alter von 18 bis 30, und Männer im Alter von 17 und 45) in russische Arbeitslager verschleppt (hauptsächlich ins Donez Becken um Stalino und Woroschilowgrad, 800 Kilometer südlich von Moskau), wo 15% starben. Die letzten Überlebenden kehrten erst 1951 nach Siebenbürgen zurück.
Kurze Chronik ist eine Zeittafel der Geschichte Siebenbürgens. Eine längere Beschreibung (118kb) wurde von Konrad Gündisch geschrieben.