Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/275
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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hinaus, zuerst die jungen und starken als gefährlich, dann die alten und schwachen als lästig, die Kinder aus dem Waisenhause, die Gebrechlichen aus den Armenwohnungen, die Verbrecher aus den Zuchthäusern. Das Krankenhaus, worin 800 Kranke waren, mußte geräumt werden. Fast 600 der geflüchteten Kranken raffte die strenge Kälte dahin. In der ganzen Umgegend war ein unübersehbarer Jammer. Wie thätig auch die Menschenliebe des Publikums und die kraftvolle Leitung des Oberpräsidenten der Stadt Altona, v. Blücher, sich bewährte, es war nicht möglich, die erforderliche Hülfe zu schaffen.
Der Friede war freilich abgeschlossen, aber noch lange seufzte das Land unter den drückenden Verhältnissen und wurde schwer von den Nachwehen des Krieges heimgesucht. Die fremden Völker lagen noch lange in Holstein und mußten verpflegt werden. Alles war zerrüttet, der Wohlstand gesunken, der Credit verloren, die Finanzverhältnisse des Staates in den schlechtesten Umständen. Zu den unmittelbaren Kriegsübeln war die fast gänzliche Entwerthung des Papiergeldes hinzugetreten, und erst durch die Errichtung der Reichsbank am 5. Januar 1813 eine Regulirung des Geldwesens angebahnt, welche in der That auf einem Staatsbankerott basirt war und auf viele Jahre hinaus höchst drückend geworden ist, auch mittelbar auf die ganze Stimmung des Volks tiefgreifend eingewirkt hat.
Der König wohnte persönlich dem Wiener Congresse bei, und mittlerweile kam als Heilmittel gegen die unglückliche Zeit die Wiederherstellung einer ständischen Verfassung in zeitgemäßer Form, wie in anderen deutschen Ländern, auch hier zur Sprache. Als die europäischen Verhältnisse, und zunächst die deutschen, sich neu ordneten, da trat selbstverständlich König Friederich VI. dem auf dem Wiener Congresse am 8. Juni 1815 errichteten Deutschen Bunde für Holstein und Lauenburg bei. Die Bundesakte versprach im 13. Artikel die Herstellung landständischer Verfassung. Mit der von Prälaten und Ritterschaft in Schleswig-Holstein eingereichten Vorstellung begann eine Reihe von Verhandlungen, welche jedoch lange Jahre hindurch zu keinem Resultate führten.
Diese wichtige Angelegenheit wurde jedoch in zahlreichen Druckschriften besprochen, und der König berief unterm 16. Juli 1816