Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/060

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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herumgetanzt hatte. So endete ein treuer Bekenner des Evangeliums, nur 36 Jahre alt[1].

Die Nachricht dieses grauenhaften Ereignisses, welche sich bald in den weitesten Kreisen verbreitete, rief die größte Bestürzung und Betrübniß hervor. Tief erschüttert war man zu Bremen in der evangelischen Gemeinde. Luther erzählte den Hergang der Schreckensthat in einer gedruckten Broschüre, welche jene Barbarei in Dithmarschen heftig angriff, und er sandte dieselbe, die zuerst in hochdeutscher, dann auch in plattdeutscher Sprache gedruckt war und daneben eine Auslegung des 10. Psalms enthielt, zum Troste an die Bremische Gemeinde[2]. Zugleich schrieb er an die tief ergriffene edle Frau Wiebe Junge und an die Meldorfer Bürger, um sie zu trösten. An dem Platze, wo Heinrich von Zütphen verbrannt wurde, ist 1825 der neue Begräbnißplatz der Heider Gemeinde angelegt, und 1830, als das Jubelfest der Augsburgischen Confession gefeiert ward, dem Märtyrer ein Monument errichtet[3].

Der Märtyrertod des ermordeten Heinrich von Zütphen erfüllte die Dithmarscher, zunächst die Meldorfer, mit tiefem Schmerz und wirkte heilsam für die Ausbreitung der Lutherischen Lehre. Nicolaus Boje predigte jetzt in Meldorf mit solchem Erfolge, daß nun bald die Mehrzahl der Gemeinde sich für die Reformation entschied, während noch kurz vorher die Leute, welche zu Boje in die Kirche gingen, durch Bewaffnete vor Ueberfall hatten geschützt werden müssen. Die Mönche, welche den Prediger Boje so viel gequält hatten, wurden 1526 gewaltsam aus ihrem Kloster vertrieben[4], nachdem ihre Effekten zum Theil verbrannt worden waren. Dieselben flüchteten sich zunächst in das Kloster zu Lunden. Im


  1. Man vgl. übrigens die Landeschronik von Neocorus II. 5, pag. 1—150. Die betreffende Literatur ist vollständiger angeführt in Lau, Reformationsgesch., S. 137.
  2. Unser unvergeßlicher Claus Harms, von Geburt und Gesinnung ein Dithmarscher, hat zum Reformationsfeste am 31. Oktober 1817 eine Geschichte des Märtyrers in plattdeutscher Sprache drucken lassen. Der Titel ist: „Den bloodtüüge för unsen glooben, Henrick van Zütphen syn saak, arbeid, lyde un dood in Dithmarschen. Kiel 1817.
  3. G. C. W. Schetelig (damals Pastor zu Heide, jetzt zu Borsfleth) gab als Beitrag zur Geschichte des Confessions-Jubiläums am 25. Juli 1830 eine Nachricht über das dem Andenken Heinrichs von Zütphen errichtete Monument heraus, welche auch eine Lebensbeschreibung des Märtyrers und eine Abbildung des Monumentes enthält. Altona 1830.
  4. Bd. II. S. 122.