Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/019
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Dazu war denn auch eine feste innere Organisation nothwenig, die dadurch bewirkt ward, daß innerhalb des Capitels es verschiedene Aemter und Functionen gab, womit wiederum besondere Einkünfte verbunden waren. Archidiaconus, Decan oder Dechant, Propst, Cantor, Scholasticus, Thesaurarius, Structurarius waren die Bezeichnungen solcher Würden und Aemter; doch war hierin in den einzelnen Capiteln eine Verschiedenheit, und es wurden mehr oder weniger Prälaten gezählt, die Prälaten aber erlangten es, daß ihnen in gewissen Bezirken des Sprengels die geistliche Aufsicht übertragen wurde, und eben auch dadurch gewannen sie nicht allein an Einfluß, sondern auch an Einkünften. Der Archidiaconus, wo ein solcher sich fand, war der nächste nach dem Bischof, und wenn und wo es erforderlich war, dessen Stellvertreter oder General-Vicarius. Der Name Erz-Diacon weiset darauf hin, daß er anfänglich nur der erste unter den Diaconen gewesen, als der Bischof noch Pfarrer war und eine Anzahl Diaconen um sich hatte, später aber erhoben sich die Archidiaconen immer mehr, nachdem auch Priester solche Würde nicht verschmähten, und in manchen Bisthümern gab es mehrere Archidiaconen, unter welche die Aufsicht über die einzelnen Districte der Diöcese vertheilt war, daher bisweilen Archidiaconat als Bezeichnung der geistlichen Aufsicht über gewisse Kirchen gebraucht wird[1]. Der Propst Praepositus - erscheint als das Haupt des Capitels, was auch sein Name besagt, der Vorgesetzte. Er hatte in den Benedictiner-Klöstern, aus welchen die Capitel entstanden sind, und in
- ↑ Wie der Diaconus überhaupt auf einer geringeren Stufe in der Hierarchie stand als der Presbyter oder Priester, so war auch selbst der Archidiaconus anfangs geringer als der Presbyter. In einigen z. B. den ältesten Sächsischen Sprengeln gab es als Aufseher über die Priesterschaft gewisser Bezirke anfangs Erz-Priester Archi-Presbyteri. Diese aber waren schon abgeschafft, ehe bei uns die kirchliche Gestaltung eintrat, und es findet sich daher von ihnen hier keine Spur. Dagegen kamen denn die Archidiaconi auf. Das Stift Verden z. B. war in sieben Archidiaconate vertheilt, im Stifte Bremen findet sich ein Archidiaconatus Hadeleriae et Wursatiae, im Lande Hadeln und Wursten, und ein Archidiaconatus Rustringiae. - In der Englischen Kirche ist die Würde eines Archidiaconus geblieben, der dem Bischof die Prediger, nachdem er sie examinirt hat, zur Ordination präsentirt. - Sonst wird der Archidiaconus als Administrator ministerii episcopalis, und schon sehr frühe in der alten Kirche als Manus et Oculus Episcopi bezeichnet.