Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/081
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Gegen den letztern entscheidet sich der Herzog von Sachsen Hermann Billung, und er muß weichen. Inzwischen steigert sich der Haß zwischen den Deutschen und den Wenden immer mehr, und wächst zur erbittertsten Feindschaft. Endlich nach vielen vergeblichen Versuchen siegen, wie wir später hören werden, Reich und Kirche. Die Kämpfe aber, welche durch mehrere Jahrhunderte sich hindurchziehen, machen das Volk wild und grausam, und die Ostseewenden werden, was sie anfangs nicht waren, furchtbare Seeräuber und eine Plage der Dänischen Küsten, den Dänen nicht weniger verhaßt als den Sachsen. Mit den schwärzesten Farben werden sie geschildert, und als im zwölften Jahrhundert von Westen und Norden her die letzten tödtlichen Streiche auf sie gefallen sind, finden sie bei ihren Besiegern kein Erbarmen. Hunde benannte man sie, und als Hunde behandelte man sie. Ihr Land ward den Rittern und Prälaten zugetheilt, und in ihre Wohnsitze zogen Deutsche Ansiedler ein. Aus den Geschlechtern ihrer Häuptlinge blieben freilich in Mecklenburg und Pommern noch Fürsten, und ein Theil des Adels trat in die Reihen der Sieger mit ein, verschmolz bald mit ihnen und herrschte mit ihnen nach gleichen Grundsätzen über das übrig gebliebene Volk. Die Wendische Sprache verlor sich. Auf Rügen starb 1409 die letzte Frau, die noch Wendisch sprechen konnte. In den westlicheren Landschaften war schon früher die Sprache gänzlich ausgestorben, in Wagrien, was uns hier zunächst angeht, gewiß schon viel früher.
Einen sehr bedeutenden Einfluß bei den Slavischen Volksstämmen scheinen die Priester gehabt zu haben, vielleicht mehr als die Fürsten und sonstigen Häuptlinge ,[1] und wir erblicken bei ihnen eine fest geordnete Religionsverfassung. Es sind Priester und Heiligthümer und eben die Gemeinsamkeit derselben scheint das hauptsächlichste Band der Volksgenossenschaften gewesen zu sein, wie man z. B. aus dem Umstande abnehmen kann, daß die Stämme der Kissiner
- ↑ Wenigstens sagt Helmold dies (p. 235) von den Rügiern, der König sei bei ihnen in geringem Ansehen in Vergleich mit dem Oberpriester. Rex apud eos modicae aestimationis est comparatione flaminis. Ille enim respona perquirit et eventus sortium explorat. Ille ad nutum sortium et porro rex et populus ad illius nutum pendent.