Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs 1894/XXV
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs 1894 | |
Inhalt | |
Vorwort | |
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z | |
<<<Vorherige Seite [XXIV] |
Nächste Seite>>> [XXVI] |
Datei:Neumann 1894.djvu | |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: unkorrigiert | |
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.
|
die Katholiken beinahe alleinherrschend in den altbayrischen Landesteilen, in den ehemaligen österreichischen Gebieten des südwestlichen Deutschland (Breisgau in Baden, Teile des Württembergischen Donaukreises und vom Elsaß), in Lothringen, auf der Eifell in den Rheinprovinz und in dem nördlich vor derselben gelegenen Flachland der Regierungsbezirke Köln und Aachen, im Münsterischen, im alten Herzogtum Westfalen(Arnsberg), im Eichsfeld, in der Grafschaft Glatz, im größten Teil von Oberschlesien etc. In mehreren von diesen Gebieten hat die Gegenreformation des 16. und 17. Jahrh. die katholische Kirche Wiederhergestellt, wie in Oberschlesien, der Grafschaft Glatz, dem größten Teil des bayrischen Regierungsbezirks Oberpfalz, im Eichsfeld etc.; in andern hat sie es zum Abschluß nicht bringen können, wohl aber eine starke Mischung in der Bevölkerung hervorgerufen, wie in Niederschlesien, in den ehemaligen pfälzischen Ländern etc.; in den polnischen Ländern bildet in der Regel auch die Sprache den religiösen Gegensatz(deutsch = evangelisch, polnisch = katholisch). Ein Ausgleich zwischen den Konfessionen, hauptsächlich von den Städten ausgehend, vollzieht sich besonders seit Anfang des 19. Jahrh. So gibt es große Katholische Gemeinden in den ursprüngliche evangelischen Städten Berlin, Dresden, Hamburg, Hannover, Stuttgart etc., umgekehrt große evangelische Gemeinden in München und in den zahlreichen ehemals bischöflichen und erzbischöflichen Städten der Rheingegend.
IX.Sprachstämme, Nationalitäten.
Unter der Bevölkerung des Deutschen Reichs sind nach reiner oder gemischter Abstammung etwa 45,3 Mill. Deutsche, der Rest gehört vorwiegend (unvermischte Abstammung) nicht deutschen Volksstämmen an. Durchaus deutsch sind die kleineren Bundesstaaten. Im Königreich Sachsen gibt es noch Wenden (s. u.). 1885 (letzte Erhebung) wurden dort 49,916 Köpfe gezählt, wovon 47,134 auf die Kreish. Bautzen, 2339 auf die Kreish. Dresden entfielen; 301 gehörten der Kreish. Leipzig, 139 der Kreish. Zwickau an. Unter den preußischen Provinzen haben Westfalen, Hannover, Sachsen und Hessen-Nassau (von vereinzelten Zuwanderungen abgesehen) eine rein deutsche Bevölkerung; Gering ist auch die Zahl der Nichtdeutschen in Pommern, in der Rheinprovinz und in Brandenburg, ansehnlicher in Schleswig-Holstein(Dänen), Ost- und westpreußen, Schlesien und Posen; in der letztgenannten Provinz überwiegen die Nichtdeutschen. Nach v. Finks Angaben(„Die preußische Bevölkerung nach ihrer Muttersprache und Abstammung“) kommen (1890) für Preußen an Nichtdeutschen in Betracht:
1. Litauer (121,335, davon 33.886. im RB. Königsberg, 84,204 im RB. Gumbinnen) wohnen im nördlichen Ostpreußen zwischen Deime und der russischen Grenze. Sie sind evangelisch, bilden im Kr. Heydekrug die Mehrzahl(589,6 vom Tausend), und es kommen von ihnen in den Kreisen Memel 417,3, Tilsit 346,3, Ragnit 245,6, Niederung 212,4, Pillkallen 130,8, Labian 157,3 aufs Tausend der Bevölkerung. In kleiner Anzahl trifft man sie noch weier südlich bis zur Rominteicher Heide. Neben ihnen leben noch etwa 400 Kuren vielleicht Reste der alten Preußen, in der Gegend von Memel und zwar in einigen Dörfern im N. von dieser Stadt und in Schwarzort und Nidden auf der Kurischen Nehrung.
2. Polen (2,977,950, davon in Ostpreußen 471,943, Westpreußen 493,369, Posen 1,053,181, Schlesien 994,961 und in Pommern 11,285) bewohnen in Ostpreußen das südliche Grenzgebiet, nach N. etwa bis zu der Linie Osterode-Lötzen hinauf; sie werden hier Masuren genannt und gehören ganz überwiegend der evangelischen Kirchean; nur soweit sie in das Ermland (Allenstein, Bischofsburg) hineinreichen, sind sie katholisch. Die Stadtbevölkerung in diesem Gebiet ist mehr deutsc, die Landbevölkerung dagegen zu 80 - 90 Prozent polnisch. In Westpreußen leben Polen auf der rechten Seite der Weichsel zuerst im Anschluß an das genannte ostpreußische Gebiet im S. von der Linie Kulm - Leffen - Deutsch-Eylau, ferner, von Deutschen eingeschlossen, im Kreise Stuhm, sodann im W. von der Weichsel auf dem Hochland bis zur Linie Flatow-Schlochau und bis zur Pommerschen Grenze (hier noch 11,285 Polen in Pommern, meist im Kr. Bütow). Die westpreußischen Polen sind mit Ausnahme einiger Tausende an der Ossa im Kr. Rosenberg, in einem ehemals altpreußischen Gebiet, katholisch; ein Teil von ihnen (die Grenzlinie ist sehr unbestimmt, entweder vom Wdzyde- oder Radaunesee nach N.) wird Kaauben genannt. In Posen gibt es die wenigsten Polen in den westlichen (Meseritz 192,2 vom Tausend) und nördlichen Grenzkreisen, die meisten in dem Landstrich, der im N. durch die Linie von Wongrowitz zum Goplosee und im S. durch die Linie von Kosten über Schrimm bisAdelnau bezeichnet wird. Es haben mehr als 800 Polen vom Tausend der Bevölkerung die